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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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können sie wohl zur Wiederaufweckung von tausenderlei
Dingen dienen die Du dann auch wieder in ihrem Zu-
sammenhang finden wirst, die Liebesgeschichten aus Of-
fenbach mit einem gewissen Gretchen, die nächtlichen
Spaziergänge und was dergleichen mehr hat deine Mut-
ter nie im Zusammenhang erzählt, und Gott weiß ich
hab mich auch gescheut danach zu fragen.

Bettine.
An Goethe.

Was mich so lange gefangen hielt, war die Musik,
ungeschnittne Federn, schlechtes Papier, dicke Tinte, es
treffen immer viel Umstände zusammen.

Am 4. December war kalt und schauerlich Wetter,
es wechselte ab im Schneien, Regnen und Eisen . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
was hab' ich nun besseres zu thun als Dein Herz
warm zu halten, die Unterweste hab' ich so schmeichelnd
warm gemacht als mir nur möglich. Denk' an mich.

Ich habe des Fürsten Radziwill seine Musik aus
dem Faust gehört, das Lied vom Schäfer ist so einzig
lebendig, darstellend, kurz, alle löbliche Eigenschaften
besitzend, daß es gewiß nimmermehr so trefflich kann
componirt werden. Das Chor: "drinnen sitzt einer ge-

können ſie wohl zur Wiederaufweckung von tauſenderlei
Dingen dienen die Du dann auch wieder in ihrem Zu-
ſammenhang finden wirſt, die Liebesgeſchichten aus Of-
fenbach mit einem gewiſſen Gretchen, die nächtlichen
Spaziergänge und was dergleichen mehr hat deine Mut-
ter nie im Zuſammenhang erzählt, und Gott weiß ich
hab mich auch geſcheut danach zu fragen.

Bettine.
An Goethe.

Was mich ſo lange gefangen hielt, war die Muſik,
ungeſchnittne Federn, ſchlechtes Papier, dicke Tinte, es
treffen immer viel Umſtände zuſammen.

Am 4. December war kalt und ſchauerlich Wetter,
es wechſelte ab im Schneien, Regnen und Eiſen . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
was hab' ich nun beſſeres zu thun als Dein Herz
warm zu halten, die Unterweſte hab' ich ſo ſchmeichelnd
warm gemacht als mir nur möglich. Denk' an mich.

Ich habe des Fürſten Radziwill ſeine Muſik aus
dem Fauſt gehört, das Lied vom Schäfer iſt ſo einzig
lebendig, darſtellend, kurz, alle löbliche Eigenſchaften
beſitzend, daß es gewiß nimmermehr ſo trefflich kann
componirt werden. Das Chor: „drinnen ſitzt einer ge-

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[281/0291] können ſie wohl zur Wiederaufweckung von tauſenderlei Dingen dienen die Du dann auch wieder in ihrem Zu- ſammenhang finden wirſt, die Liebesgeſchichten aus Of- fenbach mit einem gewiſſen Gretchen, die nächtlichen Spaziergänge und was dergleichen mehr hat deine Mut- ter nie im Zuſammenhang erzählt, und Gott weiß ich hab mich auch geſcheut danach zu fragen. Bettine. An Goethe. Was mich ſo lange gefangen hielt, war die Muſik, ungeſchnittne Federn, ſchlechtes Papier, dicke Tinte, es treffen immer viel Umſtände zuſammen. Am 4. December war kalt und ſchauerlich Wetter, es wechſelte ab im Schneien, Regnen und Eiſen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . was hab' ich nun beſſeres zu thun als Dein Herz warm zu halten, die Unterweſte hab' ich ſo ſchmeichelnd warm gemacht als mir nur möglich. Denk' an mich. Ich habe des Fürſten Radziwill ſeine Muſik aus dem Fauſt gehört, das Lied vom Schäfer iſt ſo einzig lebendig, darſtellend, kurz, alle löbliche Eigenſchaften beſitzend, daß es gewiß nimmermehr ſo trefflich kann componirt werden. Das Chor: „drinnen ſitzt einer ge-

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/291>, abgerufen am 23.11.2024.