ein kurzes Wort hin, nickt freundlich zu unbedeutenden Dingen, hält die Hände auf dem Rücken, das macht sich alles; nur zuweilen speit er aus, und zwar herzhaft, das trifft nicht, da geht die ganze Illusion zum Teufel.
Die Verwirrung, die das Magische in jeder Kunst bei den Philistern veranlaßt, ist bei der Musik auf den höchsten Grad gestiegen; Zelter zum Beispiel läßt nichts die Mauth passiren was er nicht schon versteht und ei- gentlich ist das doch nur Musik was grade da beginnt, wo der Verstand nicht mehr ausreicht, und die ewig vernichtenden Quergeister, die es so gut meinen, wenn sie zuförderst das Verständliche in der Kunst fordern: daß die nicht begreifen daß sie das höchste Element ei- ner göttlichen Sprache herabwürdigen, wenn sie es nur mit dem ausfüllen was sie verstehen, indem sie ja doch nur das Gemeine verstehen, und daß sie höhere Offen- barung nie erfahren wenn sie ewig gescheuter sein wollen, wie ihre Botschafter die Phantasie und die Begeistrung. Obschon in der Musik die Zauberformeln ewig lebendig sind, so spricht sie der Philister vor Schreck, sie nicht zu verstehen, oft nur halb oft rückwärts aus, und nun stehen die sonst so beweglichen, blitzenden, naßkalt, lang- wierig, beschwerlich, und freilich unverständlich im Weg.
Dagegen ist der Begeisterte ein anderer: mit heim-
ein kurzes Wort hin, nickt freundlich zu unbedeutenden Dingen, hält die Hände auf dem Rücken, das macht ſich alles; nur zuweilen ſpeit er aus, und zwar herzhaft, das trifft nicht, da geht die ganze Illuſion zum Teufel.
Die Verwirrung, die das Magiſche in jeder Kunſt bei den Philiſtern veranlaßt, iſt bei der Muſik auf den höchſten Grad geſtiegen; Zelter zum Beiſpiel läßt nichts die Mauth paſſiren was er nicht ſchon verſteht und ei- gentlich iſt das doch nur Muſik was grade da beginnt, wo der Verſtand nicht mehr ausreicht, und die ewig vernichtenden Quergeiſter, die es ſo gut meinen, wenn ſie zuförderſt das Verſtändliche in der Kunſt fordern: daß die nicht begreifen daß ſie das höchſte Element ei- ner göttlichen Sprache herabwürdigen, wenn ſie es nur mit dem ausfüllen was ſie verſtehen, indem ſie ja doch nur das Gemeine verſtehen, und daß ſie höhere Offen- barung nie erfahren wenn ſie ewig geſcheuter ſein wollen, wie ihre Botſchafter die Phantaſie und die Begeiſtrung. Obſchon in der Muſik die Zauberformeln ewig lebendig ſind, ſo ſpricht ſie der Philiſter vor Schreck, ſie nicht zu verſtehen, oft nur halb oft rückwärts aus, und nun ſtehen die ſonſt ſo beweglichen, blitzenden, naßkalt, lang- wierig, beſchwerlich, und freilich unverſtändlich im Weg.
Dagegen iſt der Begeiſterte ein anderer: mit heim-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0293"n="283"/>
ein kurzes Wort hin, nickt freundlich zu unbedeutenden<lb/>
Dingen, hält die Hände auf dem Rücken, das macht<lb/>ſich alles; nur zuweilen ſpeit er aus, und zwar herzhaft,<lb/>
das trifft nicht, da geht die ganze Illuſion zum Teufel.</p><lb/><p>Die Verwirrung, die das Magiſche in jeder Kunſt<lb/>
bei den Philiſtern veranlaßt, iſt bei der Muſik auf den<lb/>
höchſten Grad geſtiegen; Zelter zum Beiſpiel läßt nichts<lb/>
die Mauth paſſiren was er nicht ſchon verſteht und ei-<lb/>
gentlich iſt das doch nur Muſik was grade da beginnt,<lb/>
wo der Verſtand nicht mehr ausreicht, und die ewig<lb/>
vernichtenden Quergeiſter, die es ſo gut meinen, wenn<lb/>ſie zuförderſt das Verſtändliche in der Kunſt fordern:<lb/>
daß die nicht begreifen daß ſie das höchſte Element ei-<lb/>
ner göttlichen Sprache herabwürdigen, wenn ſie es nur<lb/>
mit dem ausfüllen was ſie verſtehen, indem ſie ja doch<lb/>
nur das Gemeine verſtehen, und daß ſie höhere Offen-<lb/>
barung nie erfahren wenn ſie ewig geſcheuter ſein wollen,<lb/>
wie ihre Botſchafter die Phantaſie und die Begeiſtrung.<lb/>
Obſchon in der Muſik die Zauberformeln ewig lebendig<lb/>ſind, ſo ſpricht ſie der Philiſter vor Schreck, ſie nicht<lb/>
zu verſtehen, oft nur halb oft rückwärts aus, und nun<lb/>ſtehen die ſonſt ſo beweglichen, blitzenden, naßkalt, lang-<lb/>
wierig, beſchwerlich, und freilich unverſtändlich im Weg.</p><lb/><p>Dagegen iſt der Begeiſterte ein anderer: mit heim-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[283/0293]
ein kurzes Wort hin, nickt freundlich zu unbedeutenden
Dingen, hält die Hände auf dem Rücken, das macht
ſich alles; nur zuweilen ſpeit er aus, und zwar herzhaft,
das trifft nicht, da geht die ganze Illuſion zum Teufel.
Die Verwirrung, die das Magiſche in jeder Kunſt
bei den Philiſtern veranlaßt, iſt bei der Muſik auf den
höchſten Grad geſtiegen; Zelter zum Beiſpiel läßt nichts
die Mauth paſſiren was er nicht ſchon verſteht und ei-
gentlich iſt das doch nur Muſik was grade da beginnt,
wo der Verſtand nicht mehr ausreicht, und die ewig
vernichtenden Quergeiſter, die es ſo gut meinen, wenn
ſie zuförderſt das Verſtändliche in der Kunſt fordern:
daß die nicht begreifen daß ſie das höchſte Element ei-
ner göttlichen Sprache herabwürdigen, wenn ſie es nur
mit dem ausfüllen was ſie verſtehen, indem ſie ja doch
nur das Gemeine verſtehen, und daß ſie höhere Offen-
barung nie erfahren wenn ſie ewig geſcheuter ſein wollen,
wie ihre Botſchafter die Phantaſie und die Begeiſtrung.
Obſchon in der Muſik die Zauberformeln ewig lebendig
ſind, ſo ſpricht ſie der Philiſter vor Schreck, ſie nicht
zu verſtehen, oft nur halb oft rückwärts aus, und nun
ſtehen die ſonſt ſo beweglichen, blitzenden, naßkalt, lang-
wierig, beſchwerlich, und freilich unverſtändlich im Weg.
Dagegen iſt der Begeiſterte ein anderer: mit heim-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/293>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.