wollte mich üben die Wahrheit sagen zu können, ohne daß sie beleidigt, er war mit dem Brief zufrieden und hat mir mancherlei darauf erwiedert, wär ich nicht in das heftige Herzklopfen gerathen wegen den Tyrolern, so wär ich vielleicht in eine philosophische Correspondenz gerathen und gewiß drinn stecken geblieben; dort auf den Bergen aber nicht, da hätt ich meine Sache durch- gefochten.
Schelling seh ich auch selten, er hat etwas an sich, das will mir nicht behagen, und dies Etwas ist seine Frau, die mich eifersüchtig machen will auf Dich, sie ist in Briefwechsel mit einer Pauline G. aus Jena, von dieser erzählt sie mir immer, wie lieb Du sie hast, wie liebenswürdige Briefe Du ihr schreibst etc., ich höre zu und werde krank davon, und dann ärgert mich die Frau. -- Ach, es ist auch einerlei, ich kann nicht wollen daß Du mich am liebsten hast, aber es soll sich nie- mand unterstehen seine Rechte mit mir zu messen in der Liebe zu Dir.
Bettine.
wollte mich üben die Wahrheit ſagen zu können, ohne daß ſie beleidigt, er war mit dem Brief zufrieden und hat mir mancherlei darauf erwiedert, wär ich nicht in das heftige Herzklopfen gerathen wegen den Tyrolern, ſo wär ich vielleicht in eine philoſophiſche Correſpondenz gerathen und gewiß drinn ſtecken geblieben; dort auf den Bergen aber nicht, da hätt ich meine Sache durch- gefochten.
Schelling ſeh ich auch ſelten, er hat etwas an ſich, das will mir nicht behagen, und dies Etwas iſt ſeine Frau, die mich eiferſüchtig machen will auf Dich, ſie iſt in Briefwechſel mit einer Pauline G. aus Jena, von dieſer erzählt ſie mir immer, wie lieb Du ſie haſt, wie liebenswürdige Briefe Du ihr ſchreibſt ꝛc., ich höre zu und werde krank davon, und dann ärgert mich die Frau. — Ach, es iſt auch einerlei, ich kann nicht wollen daß Du mich am liebſten haſt, aber es ſoll ſich nie- mand unterſtehen ſeine Rechte mit mir zu meſſen in der Liebe zu Dir.
Bettine.
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wollte mich üben die Wahrheit ſagen zu können, ohne
daß ſie beleidigt, er war mit dem Brief zufrieden und
hat mir mancherlei darauf erwiedert, wär ich nicht in
das heftige Herzklopfen gerathen wegen den Tyrolern,
ſo wär ich vielleicht in eine philoſophiſche Correſpondenz
gerathen und gewiß drinn ſtecken geblieben; dort auf
den Bergen aber nicht, da hätt ich meine Sache durch-
gefochten.
Schelling ſeh ich auch ſelten, er hat etwas an ſich,
das will mir nicht behagen, und dies Etwas iſt ſeine
Frau, die mich eiferſüchtig machen will auf Dich, ſie iſt
in Briefwechſel mit einer Pauline G. aus Jena, von
dieſer erzählt ſie mir immer, wie lieb Du ſie haſt, wie
liebenswürdige Briefe Du ihr ſchreibſt ꝛc., ich höre zu
und werde krank davon, und dann ärgert mich die
Frau. — Ach, es iſt auch einerlei, ich kann nicht wollen
daß Du mich am liebſten haſt, aber es ſoll ſich nie-
mand unterſtehen ſeine Rechte mit mir zu meſſen in der
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/51>, abgerufen am 21.11.2024.
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