[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.Nein ich will Dich nicht nennen, Du den ich rufe: Er murmelt nur, der Bach; er plätschert, er lispelt, Ich bin nicht mehr müde, ich will nicht mehr schla- Ich denke mir Dein Haus, die Treppe, daß die Nein ich will Dich nicht nennen, Du den ich rufe: Er murmelt nur, der Bach; er plätſchert, er lispelt, Ich bin nicht mehr müde, ich will nicht mehr ſchla- Ich denke mir Dein Haus, die Treppe, daß die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0014" n="4"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Nein ich will Dich nicht nennen, Du den ich rufe:<lb/> gieb mir Gehör! Du hörſt Dich ja gern beſchwätzen —<lb/> ſo hör' auch mir zu; nicht wie jene, die <hi rendition="#g">von</hi> Dir, <hi rendition="#g">über</hi><lb/> Dich ſchwätzen, <hi rendition="#g">zu</hi> Dir, in Deinem Anſchauen ſammeln<lb/> ſich meine Gedanken; wie der Quell, der das Geſtein<lb/> ſpaltet und niederrauſcht durchs Schattenthal, Blum'<lb/> um Blume anhaucht; ſo hauch' ich Dich an, ſüßer<lb/> Freund!</p><lb/> <p>Er murmelt nur, der Bach; er plätſchert, er lispelt,<lb/> wenige Melodieen wechſeln ſeinen Lauf; aber vernimm's<lb/> mit freundlichem Ohr, da wirſt Du jauchzen hören;<lb/> Klagen, Bitten und Trotzen, und noch wirſt Du hören<lb/> und empfinden, Geheimniſſe, feierliche, leuchtende, die<lb/> nur <hi rendition="#g">der</hi> verſteht, der die Liebe hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Ich bin nicht mehr müde, ich will nicht mehr ſchla-<lb/> fen, der Mond iſt aufgegangen mir gegenüber, Wol-<lb/> ken jagen und decken ihn, immer wieder leuchtet er<lb/> mich an.</p><lb/> <p>Ich denke mir Dein Haus, die Treppe, daß <hi rendition="#g">die</hi><lb/> im Schatten liege, und daß ich an dieſer Treppe ſitze,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0014]
Nein ich will Dich nicht nennen, Du den ich rufe:
gieb mir Gehör! Du hörſt Dich ja gern beſchwätzen —
ſo hör' auch mir zu; nicht wie jene, die von Dir, über
Dich ſchwätzen, zu Dir, in Deinem Anſchauen ſammeln
ſich meine Gedanken; wie der Quell, der das Geſtein
ſpaltet und niederrauſcht durchs Schattenthal, Blum'
um Blume anhaucht; ſo hauch' ich Dich an, ſüßer
Freund!
Er murmelt nur, der Bach; er plätſchert, er lispelt,
wenige Melodieen wechſeln ſeinen Lauf; aber vernimm's
mit freundlichem Ohr, da wirſt Du jauchzen hören;
Klagen, Bitten und Trotzen, und noch wirſt Du hören
und empfinden, Geheimniſſe, feierliche, leuchtende, die
nur der verſteht, der die Liebe hat.
Ich bin nicht mehr müde, ich will nicht mehr ſchla-
fen, der Mond iſt aufgegangen mir gegenüber, Wol-
ken jagen und decken ihn, immer wieder leuchtet er
mich an.
Ich denke mir Dein Haus, die Treppe, daß die
im Schatten liege, und daß ich an dieſer Treppe ſitze,
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