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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.

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ist dann aber ihre Frucht? -- Die Wirkung auf unser
Inneres ist ihre Frucht.

Zum Denken des wahren Geistes gehört die Un-
schuld. Nur mit der unschuldigen Psyche beredet sich
der Geist.

Der Geist stellt die erkrankte Unschuld her. Die
Frucht des Geistes genießen, macht unschuldig, das ist
die Wirkung der Frucht.

Das Sinnliche ist Symbol des Geistigen, ist Spie-
gel einer noch nicht in die geistige Erfahrung getretnen
Wahrheit.

Geistige Erfahrung ist gebornes Leben. Wenn wir
Besitzer der geistigen Wahrheit sind, dann ist das Sinn-
liche aufgelöst.

Alles Sinnliche ist unverstanden, durch sein Ver-
stehen wird es geistig.

Geistige Entwicklung macht große Schmerzen, sie
ist der Beweis, wie sehr der Geist mit dem Physischen
zusammenhängt.

Der Geist, der keine Schmerzen macht, ist Leben
nach der Geburt.

Oft stirbt der Geist, sein Tod ist Sünde. Aber er
ersteht wieder zum Leben; die Auferstehung von den
Todten macht Schmerzen.

iſt dann aber ihre Frucht? — Die Wirkung auf unſer
Inneres iſt ihre Frucht.

Zum Denken des wahren Geiſtes gehört die Un-
ſchuld. Nur mit der unſchuldigen Pſyche beredet ſich
der Geiſt.

Der Geiſt ſtellt die erkrankte Unſchuld her. Die
Frucht des Geiſtes genießen, macht unſchuldig, das iſt
die Wirkung der Frucht.

Das Sinnliche iſt Symbol des Geiſtigen, iſt Spie-
gel einer noch nicht in die geiſtige Erfahrung getretnen
Wahrheit.

Geiſtige Erfahrung iſt gebornes Leben. Wenn wir
Beſitzer der geiſtigen Wahrheit ſind, dann iſt das Sinn-
liche aufgelöſt.

Alles Sinnliche iſt unverſtanden, durch ſein Ver-
ſtehen wird es geiſtig.

Geiſtige Entwicklung macht große Schmerzen, ſie
iſt der Beweis, wie ſehr der Geiſt mit dem Phyſiſchen
zuſammenhängt.

Der Geiſt, der keine Schmerzen macht, iſt Leben
nach der Geburt.

Oft ſtirbt der Geiſt, ſein Tod iſt Sünde. Aber er
erſteht wieder zum Leben; die Auferſtehung von den
Todten macht Schmerzen.

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[139/0149] iſt dann aber ihre Frucht? — Die Wirkung auf unſer Inneres iſt ihre Frucht. Zum Denken des wahren Geiſtes gehört die Un- ſchuld. Nur mit der unſchuldigen Pſyche beredet ſich der Geiſt. Der Geiſt ſtellt die erkrankte Unſchuld her. Die Frucht des Geiſtes genießen, macht unſchuldig, das iſt die Wirkung der Frucht. Das Sinnliche iſt Symbol des Geiſtigen, iſt Spie- gel einer noch nicht in die geiſtige Erfahrung getretnen Wahrheit. Geiſtige Erfahrung iſt gebornes Leben. Wenn wir Beſitzer der geiſtigen Wahrheit ſind, dann iſt das Sinn- liche aufgelöſt. Alles Sinnliche iſt unverſtanden, durch ſein Ver- ſtehen wird es geiſtig. Geiſtige Entwicklung macht große Schmerzen, ſie iſt der Beweis, wie ſehr der Geiſt mit dem Phyſiſchen zuſammenhängt. Der Geiſt, der keine Schmerzen macht, iſt Leben nach der Geburt. Oft ſtirbt der Geiſt, ſein Tod iſt Sünde. Aber er erſteht wieder zum Leben; die Auferſtehung von den Todten macht Schmerzen.

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Zitationshilfe: [Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/149>, abgerufen am 24.11.2024.