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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.

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hast Du den Vortheil, sie zu finden und Dich zugleich
in sie aufzulösen.

In Deinem Innern wirst Du ein lebendiges Bewe-
gen wahrnehmen, wie das Bewegen des Wassers, es
ist nichts als ein Bewegen, sich in die Wahrheit auf-
zulösen.

Alles Leben lös't sich in eine höhere Wahrheit auf,
geht in eine höhere Wahrheit über, wär' es anders, so
wär' es Sterben.

Schönheit ist eine Auflösung der sinnlichen An-
schauung in eine höhere Wahrheit; Schönheit stirbt
nicht, sie ist Geist.

Alle Disharmonie ist Unwahrheit. --

Wenn Du schlafen willst, so ergieb Dich Deinem
innern Mond. Schlaf' in dem Mondlicht Deiner Na-
tur! Ich glaub', das erzieht und nährt Deinen inneren
Menschen, wie das Mondlicht den Geist der Pflanze
ernährt und befördert.

Wer von selbst seinen Geist der Natur unterwirft,
für den giebt es keinen Tod.

Der Geist muß so mächtig werden, daß er den Tod
des Leibes nicht empfindet.

Der Geist braucht nicht zu denken, und kann doch
mächtig sein, blos durch die Reinheit des Willens.

haſt Du den Vortheil, ſie zu finden und Dich zugleich
in ſie aufzulöſen.

In Deinem Innern wirſt Du ein lebendiges Bewe-
gen wahrnehmen, wie das Bewegen des Waſſers, es
iſt nichts als ein Bewegen, ſich in die Wahrheit auf-
zulöſen.

Alles Leben löſ't ſich in eine höhere Wahrheit auf,
geht in eine höhere Wahrheit über, wär' es anders, ſo
wär' es Sterben.

Schönheit iſt eine Auflöſung der ſinnlichen An-
ſchauung in eine höhere Wahrheit; Schönheit ſtirbt
nicht, ſie iſt Geiſt.

Alle Disharmonie iſt Unwahrheit. —

Wenn Du ſchlafen willſt, ſo ergieb Dich Deinem
innern Mond. Schlaf' in dem Mondlicht Deiner Na-
tur! Ich glaub', das erzieht und nährt Deinen inneren
Menſchen, wie das Mondlicht den Geiſt der Pflanze
ernährt und befördert.

Wer von ſelbſt ſeinen Geiſt der Natur unterwirft,
für den giebt es keinen Tod.

Der Geiſt muß ſo mächtig werden, daß er den Tod
des Leibes nicht empfindet.

Der Geiſt braucht nicht zu denken, und kann doch
mächtig ſein, blos durch die Reinheit des Willens.

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[142/0152] haſt Du den Vortheil, ſie zu finden und Dich zugleich in ſie aufzulöſen. In Deinem Innern wirſt Du ein lebendiges Bewe- gen wahrnehmen, wie das Bewegen des Waſſers, es iſt nichts als ein Bewegen, ſich in die Wahrheit auf- zulöſen. Alles Leben löſ't ſich in eine höhere Wahrheit auf, geht in eine höhere Wahrheit über, wär' es anders, ſo wär' es Sterben. Schönheit iſt eine Auflöſung der ſinnlichen An- ſchauung in eine höhere Wahrheit; Schönheit ſtirbt nicht, ſie iſt Geiſt. Alle Disharmonie iſt Unwahrheit. — Wenn Du ſchlafen willſt, ſo ergieb Dich Deinem innern Mond. Schlaf' in dem Mondlicht Deiner Na- tur! Ich glaub', das erzieht und nährt Deinen inneren Menſchen, wie das Mondlicht den Geiſt der Pflanze ernährt und befördert. Wer von ſelbſt ſeinen Geiſt der Natur unterwirft, für den giebt es keinen Tod. Der Geiſt muß ſo mächtig werden, daß er den Tod des Leibes nicht empfindet. Der Geiſt braucht nicht zu denken, und kann doch mächtig ſein, blos durch die Reinheit des Willens.

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Zitationshilfe: [Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/152>, abgerufen am 12.05.2024.