[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.auf dich, so wollen wir recht nächtlich und bequem sein Damals lieber Freund sagte ich Dir die Wahrheit 9**
auf dich, ſo wollen wir recht nächtlich und bequem ſein Damals lieber Freund ſagte ich Dir die Wahrheit 9**
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0211" n="201"/> auf dich, ſo wollen wir recht nächtlich und bequem ſein<lb/> und recht feinwollig will ich gegen dich ſein, denn du<lb/> ſollſt mir heute beichten.“ Da kniete ich vor Dir auf<lb/> dem Schemel und umfaßte Dich und Du mich. Da<lb/> ſagteſt Du: „Vertrau mir doch und ſag mir alles was<lb/> in Deinem Herzen Gewalt geübt hat, Du weißt ich hab<lb/> Dich nie verrathen, kein Wort, kein Laut von dem was<lb/> Deine Leidenſchaft zu mir geraſt hat, iſt je über meine<lb/> Lippen gekommen, ſo ſag' mir doch, denn es iſt nicht<lb/> möglich, daß dein Herz dieſe ganze Zeit über ſo ruhig<lb/> war, ſag' mir doch wer war's, kenne ich ihn? — und<lb/> wie war's? Was haſt du noch alles gelernt und er-<lb/> fahren was Dich meiner vergeſſen machte?“ —</p><lb/> <p>Damals lieber Freund ſagte ich Dir die Wahrheit<lb/> wie ich Dir betheuerte, daß mein Herz ganz ſtill gewe-<lb/> ſen ſei, daß nichts ſeitdem mich berührt habe, denn in<lb/> demſelben Augenblick war mir alles Wahn gegen Dich,<lb/> und bleiches Schattenbild die ganze Welt, und abge-<lb/> ſchiednes todtes ſchien mir des Schickſals Loos in Dei-<lb/> ner Nähe, ich konnte es ſagen mit vollem Bewußtſein,<lb/> daß ich Deiner Schönheit gebunden ſei, denn ich ſah<lb/> Dich ja an. — Du aber ruhteſt nicht und wollteſt<lb/> durchaus wiſſen die Geſchichte, die ich mich vergebens<lb/> bemühte zu erfinden, denn ich ſchämte mich beinah, daß<lb/> <fw place="bottom" type="sig">9**</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [201/0211]
auf dich, ſo wollen wir recht nächtlich und bequem ſein
und recht feinwollig will ich gegen dich ſein, denn du
ſollſt mir heute beichten.“ Da kniete ich vor Dir auf
dem Schemel und umfaßte Dich und Du mich. Da
ſagteſt Du: „Vertrau mir doch und ſag mir alles was
in Deinem Herzen Gewalt geübt hat, Du weißt ich hab
Dich nie verrathen, kein Wort, kein Laut von dem was
Deine Leidenſchaft zu mir geraſt hat, iſt je über meine
Lippen gekommen, ſo ſag' mir doch, denn es iſt nicht
möglich, daß dein Herz dieſe ganze Zeit über ſo ruhig
war, ſag' mir doch wer war's, kenne ich ihn? — und
wie war's? Was haſt du noch alles gelernt und er-
fahren was Dich meiner vergeſſen machte?“ —
Damals lieber Freund ſagte ich Dir die Wahrheit
wie ich Dir betheuerte, daß mein Herz ganz ſtill gewe-
ſen ſei, daß nichts ſeitdem mich berührt habe, denn in
demſelben Augenblick war mir alles Wahn gegen Dich,
und bleiches Schattenbild die ganze Welt, und abge-
ſchiednes todtes ſchien mir des Schickſals Loos in Dei-
ner Nähe, ich konnte es ſagen mit vollem Bewußtſein,
daß ich Deiner Schönheit gebunden ſei, denn ich ſah
Dich ja an. — Du aber ruhteſt nicht und wollteſt
durchaus wiſſen die Geſchichte, die ich mich vergebens
bemühte zu erfinden, denn ich ſchämte mich beinah, daß
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