aufthun: sie wachsen nicht hinein; aber die Liebe? -- wie wär's wenn die ihre Blüthenkrone da oben als Teppich zu Deinen Füßen ausbreite? Wenn sie hinauf- strebte fort und fort, bis ihr Wipfel anstieß an den Schemel Deiner Füße, und dort alle Blüthen entfaltend, ihren Duft um Dich schwenkend: -- wär' das nicht auch zu den Himmelsfreuden zu zählen? -- Ich hab' Vertrauen, daß Du mich hörst, daß mein Ruf aufwärts gehe zu Dir. -- Hier auf Erden da war's nicht mög- lich. Das Marktgewühl des alltäglichen Lebens ließ die Sehnsucht nicht durchdringen, keine einsame vertrau- liche Zeit kam ihr zu Hülfe, ich selbst sagte mir hundert- mal: es ist alles verloren. -- Herr! der mich hört, dem ich vertraue, daß er mich höre: gieb Antwort. -- Seit sie Dich todt sagen klopft mir das Herz vor heimlicher Erwartung. Es ist als hättest Du mich dahin bestellt um mich zu überraschen wie sonst im Garten, wo Du aus umbuschten Nebenwegen hervortratst, den reifen Apfel in der Hand, den ich dann vor Dir herwarf, um Dich den Weg zu lenken in die Laube, wo die große Kugel am Boden lag. Da sagtest Du: "Da liegt die Welt zu deinen Füßen, und doch liegst du mir zu Fü- ßen." -- Ja die Welt und ich wir lagen zu Deinen Füßen, jene kalte Welt über der erhaben Du standest,
aufthun: ſie wachſen nicht hinein; aber die Liebe? — wie wär's wenn die ihre Blüthenkrone da oben als Teppich zu Deinen Füßen ausbreite? Wenn ſie hinauf- ſtrebte fort und fort, bis ihr Wipfel anſtieß an den Schemel Deiner Füße, und dort alle Blüthen entfaltend, ihren Duft um Dich ſchwenkend: — wär' das nicht auch zu den Himmelsfreuden zu zählen? — Ich hab' Vertrauen, daß Du mich hörſt, daß mein Ruf aufwärts gehe zu Dir. — Hier auf Erden da war's nicht mög- lich. Das Marktgewühl des alltäglichen Lebens ließ die Sehnſucht nicht durchdringen, keine einſame vertrau- liche Zeit kam ihr zu Hülfe, ich ſelbſt ſagte mir hundert- mal: es iſt alles verloren. — Herr! der mich hört, dem ich vertraue, daß er mich höre: gieb Antwort. — Seit ſie Dich todt ſagen klopft mir das Herz vor heimlicher Erwartung. Es iſt als hätteſt Du mich dahin beſtellt um mich zu überraſchen wie ſonſt im Garten, wo Du aus umbuſchten Nebenwegen hervortratſt, den reifen Apfel in der Hand, den ich dann vor Dir herwarf, um Dich den Weg zu lenken in die Laube, wo die große Kugel am Boden lag. Da ſagteſt Du: „Da liegt die Welt zu deinen Füßen, und doch liegſt du mir zu Fü- ßen.“ — Ja die Welt und ich wir lagen zu Deinen Füßen, jene kalte Welt über der erhaben Du ſtandeſt,
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aufthun: ſie wachſen nicht hinein; aber die Liebe? —
wie wär's wenn die ihre Blüthenkrone da oben als
Teppich zu Deinen Füßen ausbreite? Wenn ſie hinauf-
ſtrebte fort und fort, bis ihr Wipfel anſtieß an den
Schemel Deiner Füße, und dort alle Blüthen entfaltend,
ihren Duft um Dich ſchwenkend: — wär' das nicht
auch zu den Himmelsfreuden zu zählen? — Ich hab'
Vertrauen, daß Du mich hörſt, daß mein Ruf aufwärts
gehe zu Dir. — Hier auf Erden da war's nicht mög-
lich. Das Marktgewühl des alltäglichen Lebens ließ
die Sehnſucht nicht durchdringen, keine einſame vertrau-
liche Zeit kam ihr zu Hülfe, ich ſelbſt ſagte mir hundert-
mal: es iſt alles verloren. — Herr! der mich hört, dem
ich vertraue, daß er mich höre: gieb Antwort. — Seit
ſie Dich todt ſagen klopft mir das Herz vor heimlicher
Erwartung. Es iſt als hätteſt Du mich dahin beſtellt
um mich zu überraſchen wie ſonſt im Garten, wo Du
aus umbuſchten Nebenwegen hervortratſt, den reifen
Apfel in der Hand, den ich dann vor Dir herwarf, um
Dich den Weg zu lenken in die Laube, wo die große
Kugel am Boden lag. Da ſagteſt Du: „Da liegt die
Welt zu deinen Füßen, und doch liegſt du mir zu Fü-
ßen.“ — Ja die Welt und ich wir lagen zu Deinen
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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/216>, abgerufen am 09.05.2024.
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