[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.aufthun: sie wachsen nicht hinein; aber die Liebe? -- aufthun: ſie wachſen nicht hinein; aber die Liebe? — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0216" n="206"/> aufthun: ſie wachſen nicht hinein; aber die Liebe? —<lb/> wie wär's wenn die ihre Blüthenkrone da oben als<lb/> Teppich zu Deinen Füßen ausbreite? Wenn ſie hinauf-<lb/> ſtrebte fort und fort, bis ihr Wipfel anſtieß an den<lb/> Schemel Deiner Füße, und dort alle Blüthen entfaltend,<lb/> ihren Duft <choice><sic>nm</sic><corr>um</corr></choice> Dich ſchwenkend: — wär' das nicht<lb/> auch zu den Himmelsfreuden zu zählen? — Ich hab'<lb/> Vertrauen, daß Du mich hörſt, daß mein Ruf aufwärts<lb/> gehe zu Dir. — Hier auf Erden da war's nicht mög-<lb/> lich. Das Marktgewühl des alltäglichen Lebens ließ<lb/> die Sehnſucht nicht durchdringen, keine einſame vertrau-<lb/> liche Zeit kam ihr zu Hülfe, ich ſelbſt ſagte mir hundert-<lb/> mal: es iſt alles verloren. — Herr! der mich hört, dem<lb/> ich vertraue, daß er mich höre: gieb Antwort. — Seit<lb/> ſie Dich todt ſagen klopft mir das Herz vor heimlicher<lb/> Erwartung. Es iſt als hätteſt Du mich dahin beſtellt<lb/> um mich zu überraſchen wie ſonſt im Garten, wo Du<lb/> aus umbuſchten Nebenwegen hervortratſt, den reifen<lb/> Apfel in der Hand, den ich dann vor Dir herwarf, um<lb/> Dich den Weg zu lenken in die Laube, wo die große<lb/> Kugel am Boden lag. Da ſagteſt Du: „Da liegt die<lb/> Welt zu deinen Füßen, und doch liegſt <hi rendition="#g">du</hi> mir zu Fü-<lb/> ßen.“ — Ja die Welt und ich wir lagen zu Deinen<lb/> Füßen, jene kalte Welt über der erhaben Du ſtandeſt,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [206/0216]
aufthun: ſie wachſen nicht hinein; aber die Liebe? —
wie wär's wenn die ihre Blüthenkrone da oben als
Teppich zu Deinen Füßen ausbreite? Wenn ſie hinauf-
ſtrebte fort und fort, bis ihr Wipfel anſtieß an den
Schemel Deiner Füße, und dort alle Blüthen entfaltend,
ihren Duft um Dich ſchwenkend: — wär' das nicht
auch zu den Himmelsfreuden zu zählen? — Ich hab'
Vertrauen, daß Du mich hörſt, daß mein Ruf aufwärts
gehe zu Dir. — Hier auf Erden da war's nicht mög-
lich. Das Marktgewühl des alltäglichen Lebens ließ
die Sehnſucht nicht durchdringen, keine einſame vertrau-
liche Zeit kam ihr zu Hülfe, ich ſelbſt ſagte mir hundert-
mal: es iſt alles verloren. — Herr! der mich hört, dem
ich vertraue, daß er mich höre: gieb Antwort. — Seit
ſie Dich todt ſagen klopft mir das Herz vor heimlicher
Erwartung. Es iſt als hätteſt Du mich dahin beſtellt
um mich zu überraſchen wie ſonſt im Garten, wo Du
aus umbuſchten Nebenwegen hervortratſt, den reifen
Apfel in der Hand, den ich dann vor Dir herwarf, um
Dich den Weg zu lenken in die Laube, wo die große
Kugel am Boden lag. Da ſagteſt Du: „Da liegt die
Welt zu deinen Füßen, und doch liegſt du mir zu Fü-
ßen.“ — Ja die Welt und ich wir lagen zu Deinen
Füßen, jene kalte Welt über der erhaben Du ſtandeſt,
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