[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.Seele wie durch eine Pforte in meinem Geist, eindringt, Dem Freund. Du willst ich soll Dir mehr noch von ihm sagen, Seele wie durch eine Pforte in meinem Geiſt, eindringt, Dem Freund. Du willſt ich ſoll Dir mehr noch von ihm ſagen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0237" n="227"/> Seele wie durch eine Pforte in meinem Geiſt, eindringt,<lb/> ſich miſcht und verbindet mit einer Natur, die vorher<lb/> unberührt war, mit ihr neue Gefühle, neue Gedanken,<lb/> neue Fähigkeiten erzeugt! — iſt es nicht auch ein Traum,<lb/> der den grünen Teppich unter Deinen Füßen ausbreitet<lb/> und ihn mit goldnen Blumen ſtickt? — und alle Schön-<lb/> heit, die Dich rührt, iſt ſie nicht Traum? alles was Du<lb/> haben möchteſt, träumſt Du nicht gleich Dich in ſeinen<lb/> Beſitz? — Ach, und wenn Du ſo geträumt haſt, mußt<lb/> Du dann es nicht wahr machen oder ſterben vor Sehn-<lb/> ſucht? — Und iſt der Traum im Traum nicht jene freie<lb/> Willkühr unſeres Geiſtes, die alles giebt was die Seele<lb/> fordert? Der Spiegel dem Spiegel gegenüber, die Seele<lb/> inmitten, er zeigt ihre Unendlichkeit in ewiger Verklärung.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <opener> <salute>Dem Freund.</salute> </opener><lb/> <p>Du willſt ich ſoll Dir mehr noch von ihm ſagen,<lb/> alles? — wie kann ich's? — gar zu ſchmerzlich wär's<lb/> von ihm getrennt alle Liebe zu wiederholen; nein! wenn<lb/> mir's wird, daß ich ihn ſelbſt ſeh und ſpreche, wie mir's<lb/> in dieſen beiden Tagen erging, wenn ich zu ihm bitten<lb/> kann wie ſonſt, wenn ich hoffen kann, daß er mir wie-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [227/0237]
Seele wie durch eine Pforte in meinem Geiſt, eindringt,
ſich miſcht und verbindet mit einer Natur, die vorher
unberührt war, mit ihr neue Gefühle, neue Gedanken,
neue Fähigkeiten erzeugt! — iſt es nicht auch ein Traum,
der den grünen Teppich unter Deinen Füßen ausbreitet
und ihn mit goldnen Blumen ſtickt? — und alle Schön-
heit, die Dich rührt, iſt ſie nicht Traum? alles was Du
haben möchteſt, träumſt Du nicht gleich Dich in ſeinen
Beſitz? — Ach, und wenn Du ſo geträumt haſt, mußt
Du dann es nicht wahr machen oder ſterben vor Sehn-
ſucht? — Und iſt der Traum im Traum nicht jene freie
Willkühr unſeres Geiſtes, die alles giebt was die Seele
fordert? Der Spiegel dem Spiegel gegenüber, die Seele
inmitten, er zeigt ihre Unendlichkeit in ewiger Verklärung.
Dem Freund.
Du willſt ich ſoll Dir mehr noch von ihm ſagen,
alles? — wie kann ich's? — gar zu ſchmerzlich wär's
von ihm getrennt alle Liebe zu wiederholen; nein! wenn
mir's wird, daß ich ihn ſelbſt ſeh und ſpreche, wie mir's
in dieſen beiden Tagen erging, wenn ich zu ihm bitten
kann wie ſonſt, wenn ich hoffen kann, daß er mir wie-
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