[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.Wenn die Begeistrung den Weg zum Himmel In Böhmen am Waldesrand auf der Höhe da harr- Wenn die Begeiſtrung den Weg zum Himmel In Böhmen am Waldesrand auf der Höhe da harr- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0244" n="234"/> <p>Wenn die Begeiſtrung den Weg zum Himmel<lb/> nimmt, dann ſchwingt ſie ſich tanzend im Flug, und<lb/> die Götterjünglinge ſtehen gereiht und freuen ſich ihrer<lb/> Kühnheit. — Und Du? — Du biſt ſtolz, daß ſie der<lb/> Liebling Deiner irdiſchen Tage iſt, die den Luftocean<lb/> mit luſtbrauſender Ungeduld durchrudert, aufſpringt mit<lb/> gleichen Füßen am Himmelsbord, und mit hoch auflo-<lb/> dernder Fackel Dir entgegen fliegt, ſie über Dir ſchwin-<lb/> gend, dann ſie hinſchleudernd in die hallenden Him-<lb/> melsräume, daß ſie dem Zufall leuchte zum Dienſt, ihr<lb/> iſt's einerlei wie; ſie liegt im Schooß des Geliebten,<lb/> und Eros, der eiferſüchtige, hält Wache, daß nicht ähn-<lb/> liche Flammen in ihrer Nähe ſich zünden.</p><lb/> <p>In Böhmen am Waldesrand auf der Höhe da harr-<lb/> teſt Du meiner und wie ich Dir entgegen kam den ſtei-<lb/> leren kürzeren Weg kletternd, da ſtandeſt Du feſt und<lb/> ruhig wie eine Säule; der Wind aber, der Bote des<lb/> heranrückenden Wetters, raſte gewaltig und wühlte in<lb/> den Falten Deines Mantels, und hob ihn und warf<lb/> ihn Dir über's Haupt und wieder herab, und wehte an<lb/> beiden Seiten ihn mir entgegen, als wolle er Dich mit<lb/> herabziehen zu mir, die ich ein kleines Weilchen unweit<lb/> Deiner Höhe ausruhte vom Steigen, um die klopfenden<lb/> Schläfe und die erhitzten Wangen zu kühlen, und dann<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0244]
Wenn die Begeiſtrung den Weg zum Himmel
nimmt, dann ſchwingt ſie ſich tanzend im Flug, und
die Götterjünglinge ſtehen gereiht und freuen ſich ihrer
Kühnheit. — Und Du? — Du biſt ſtolz, daß ſie der
Liebling Deiner irdiſchen Tage iſt, die den Luftocean
mit luſtbrauſender Ungeduld durchrudert, aufſpringt mit
gleichen Füßen am Himmelsbord, und mit hoch auflo-
dernder Fackel Dir entgegen fliegt, ſie über Dir ſchwin-
gend, dann ſie hinſchleudernd in die hallenden Him-
melsräume, daß ſie dem Zufall leuchte zum Dienſt, ihr
iſt's einerlei wie; ſie liegt im Schooß des Geliebten,
und Eros, der eiferſüchtige, hält Wache, daß nicht ähn-
liche Flammen in ihrer Nähe ſich zünden.
In Böhmen am Waldesrand auf der Höhe da harr-
teſt Du meiner und wie ich Dir entgegen kam den ſtei-
leren kürzeren Weg kletternd, da ſtandeſt Du feſt und
ruhig wie eine Säule; der Wind aber, der Bote des
heranrückenden Wetters, raſte gewaltig und wühlte in
den Falten Deines Mantels, und hob ihn und warf
ihn Dir über's Haupt und wieder herab, und wehte an
beiden Seiten ihn mir entgegen, als wolle er Dich mit
herabziehen zu mir, die ich ein kleines Weilchen unweit
Deiner Höhe ausruhte vom Steigen, um die klopfenden
Schläfe und die erhitzten Wangen zu kühlen, und dann
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