[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.dann lief es noch mehrere Terrassen hinab, immer in dann lief es noch mehrere Terraſſen hinab, immer in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0070" n="60"/> dann lief es noch mehrere Terraſſen hinab, immer in<lb/> ſteinerne Becken geſammelt, wo es denn unter der Erde<lb/> bis zur Mauer kam, die den tiefſten alle andern um-<lb/> gebenden Garten einſchloß, und von da ſich in's Thal<lb/> ergoß, denn auch dieſer letzte Garten lag noch auf einer<lb/> ziemlichen Höhe; da floß es in einem Bach weiter, ich<lb/> weiß nicht wohin. So ſah ich denn von oben hinab<lb/> ſeinem Stürzen, ſeinem Sprudlen, ſeinem ruhigen Lauf<lb/> zu; ich ſah, wie es ſich ſammelte und kunſtreich empor-<lb/> ſprang und in feinen Strahlen umherſpielte; es ver-<lb/> barg ſich, es kam aber wieder und eilte wieder eine<lb/> hohe Treppe hinab; ich eilte ihm nach, ich fand es im<lb/> klaren Brunnen von dunklen Tannen umgeben in denen<lb/> die Nachtigallen hauſten; da war es ſo traulich, da<lb/> ſpielte ich mit bloßen Füßen in dem kühlen Waſſer. —<lb/> Und dann lief's weiter verborgen, und wie es ſich au-<lb/> ßerhalb der Mauer hinabſtürzte, das ſah ich mit an<lb/> und konnte es nicht weiter verfolgen, ich mußt' es halt<lb/> dahin laufen laſſen. — Ach es kam ja Welle auf Welle<lb/> nach, es ſtrömte unaufhaltſam die Treppe hinab; der<lb/> Waſſerſtrahl im Springbrunnen ſpielte Tag und Nacht<lb/> und verſiegte nimmer, aber da wo es mir entlief, da<lb/> grade ſehnte ſich mein Herz nach ihm, und da konnte<lb/> ich nicht mit; und wenn ich nun Freiheit gehabt <hi rendition="#g">hätte</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0070]
dann lief es noch mehrere Terraſſen hinab, immer in
ſteinerne Becken geſammelt, wo es denn unter der Erde
bis zur Mauer kam, die den tiefſten alle andern um-
gebenden Garten einſchloß, und von da ſich in's Thal
ergoß, denn auch dieſer letzte Garten lag noch auf einer
ziemlichen Höhe; da floß es in einem Bach weiter, ich
weiß nicht wohin. So ſah ich denn von oben hinab
ſeinem Stürzen, ſeinem Sprudlen, ſeinem ruhigen Lauf
zu; ich ſah, wie es ſich ſammelte und kunſtreich empor-
ſprang und in feinen Strahlen umherſpielte; es ver-
barg ſich, es kam aber wieder und eilte wieder eine
hohe Treppe hinab; ich eilte ihm nach, ich fand es im
klaren Brunnen von dunklen Tannen umgeben in denen
die Nachtigallen hauſten; da war es ſo traulich, da
ſpielte ich mit bloßen Füßen in dem kühlen Waſſer. —
Und dann lief's weiter verborgen, und wie es ſich au-
ßerhalb der Mauer hinabſtürzte, das ſah ich mit an
und konnte es nicht weiter verfolgen, ich mußt' es halt
dahin laufen laſſen. — Ach es kam ja Welle auf Welle
nach, es ſtrömte unaufhaltſam die Treppe hinab; der
Waſſerſtrahl im Springbrunnen ſpielte Tag und Nacht
und verſiegte nimmer, aber da wo es mir entlief, da
grade ſehnte ſich mein Herz nach ihm, und da konnte
ich nicht mit; und wenn ich nun Freiheit gehabt hätte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |