macht mir Freude, sorge daß mir nichts verloren gehe, wenns nur Deiner Gesundheit nicht schadet, so schreibe doch jeden Abend, darum bittet der Dämon der mirs zuflüstert und gern alles von Dir bewahren will.
Wo soll ich mit Deinem Kanarienvogel hin? Ich nehme ihn mit in fremde Lande, es wird nicht viel Mühe machen, ich kann ihn niemand anvertrauen so wenig wie Dich. -- Apropos! Wenn ich nun auch eifersüch¬ tig sein wollte auf die Prinzeß mit der Du immer Hand in Hand gehst? Hast Du Dich je von mir an der Hand führen lassen, wenn wir draußen waren? -- summtest umher wie eine wilde Hummel durch alle Gebüsche und ließst mich allein nachsteigen? Was vermag doch diese Fürstlichkeit über Dich daß Du Dich so zahm an der Hand führen läßt im Freien? -- Dein Vogel ist mir eben so zahm geworden, daß er mir in den Mund pickt, das ist nicht anders als Liebe zu mir, ich weiß nicht, ob er mir jetzt nicht mehr zuthunlich ist wie Dir, grad wie Du mit der Kurprinzeß. -- Ich war in Sor¬ gen um ihn, denn wie ich einmal zur Gartenthür hin¬ ausging flog er mir nach in den Garten, aber wie er eine Weile unter den Bäumen herum geflattert war, setzte er sich mir auf den Kopf und ließ sich ruhig wie¬ der hinein tragen, ich war recht froh, denn ich hätte
macht mir Freude, ſorge daß mir nichts verloren gehe, wenns nur Deiner Geſundheit nicht ſchadet, ſo ſchreibe doch jeden Abend, darum bittet der Dämon der mirs zuflüſtert und gern alles von Dir bewahren will.
Wo ſoll ich mit Deinem Kanarienvogel hin? Ich nehme ihn mit in fremde Lande, es wird nicht viel Mühe machen, ich kann ihn niemand anvertrauen ſo wenig wie Dich. — Apropos! Wenn ich nun auch eiferſüch¬ tig ſein wollte auf die Prinzeß mit der Du immer Hand in Hand gehſt? Haſt Du Dich je von mir an der Hand führen laſſen, wenn wir draußen waren? — ſummteſt umher wie eine wilde Hummel durch alle Gebüſche und ließſt mich allein nachſteigen? Was vermag doch dieſe Fürſtlichkeit über Dich daß Du Dich ſo zahm an der Hand führen läßt im Freien? — Dein Vogel iſt mir eben ſo zahm geworden, daß er mir in den Mund pickt, das iſt nicht anders als Liebe zu mir, ich weiß nicht, ob er mir jetzt nicht mehr zuthunlich iſt wie Dir, grad wie Du mit der Kurprinzeß. — Ich war in Sor¬ gen um ihn, denn wie ich einmal zur Gartenthür hin¬ ausging flog er mir nach in den Garten, aber wie er eine Weile unter den Bäumen herum geflattert war, ſetzte er ſich mir auf den Kopf und ließ ſich ruhig wie¬ der hinein tragen, ich war recht froh, denn ich hätte
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macht mir Freude, ſorge daß mir nichts verloren gehe,
wenns nur Deiner Geſundheit nicht ſchadet, ſo ſchreibe
doch jeden Abend, darum bittet der Dämon der mirs
zuflüſtert und gern alles von Dir bewahren will.
Wo ſoll ich mit Deinem Kanarienvogel hin? Ich
nehme ihn mit in fremde Lande, es wird nicht viel Mühe
machen, ich kann ihn niemand anvertrauen ſo wenig
wie Dich. — Apropos! Wenn ich nun auch eiferſüch¬
tig ſein wollte auf die Prinzeß mit der Du immer Hand
in Hand gehſt? Haſt Du Dich je von mir an der Hand
führen laſſen, wenn wir draußen waren? — ſummteſt
umher wie eine wilde Hummel durch alle Gebüſche
und ließſt mich allein nachſteigen? Was vermag doch
dieſe Fürſtlichkeit über Dich daß Du Dich ſo zahm an
der Hand führen läßt im Freien? — Dein Vogel iſt
mir eben ſo zahm geworden, daß er mir in den Mund
pickt, das iſt nicht anders als Liebe zu mir, ich weiß
nicht, ob er mir jetzt nicht mehr zuthunlich iſt wie Dir,
grad wie Du mit der Kurprinzeß. — Ich war in Sor¬
gen um ihn, denn wie ich einmal zur Gartenthür hin¬
ausging flog er mir nach in den Garten, aber wie er
eine Weile unter den Bäumen herum geflattert war,
ſetzte er ſich mir auf den Kopf und ließ ſich ruhig wie¬
der hinein tragen, ich war recht froh, denn ich hätte
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/127>, abgerufen am 04.12.2024.
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