res Bett. Möris grub den See Möris, die schädlichen Überschwemmungen des Nils zu hindern. -- Dann folgt Sesotris der Eroberer, der sich selbst entleibte." -- Warum? -- War er schön?-- hat er geliebt?-- war er jung? -- war er melancholisch? -- auf all dies er¬ folgt vom Lehrer keine Antwort, nur die Bemerkung, er möge wohl eher alt zu denken sein. -- Ich demon¬ strire ihm vor, daß er jung war, blos um das Rad der Zeit in Schwung zu bringen, das im Geschichtskoth der Langenweil immer stecken bleibt. -- Es rumpelte auch noch über den Busiris, der Thebä erbaute, Psamtichus, der die getheilten Staaten unter seine Flügel nahm, dann die Kriege mit Babylonien, Nebucadnezar, dems der Cambyses Cyrus Sohn wieder abnimmt. Die Ägyp¬ ter vereinen sich mit Lybien, machen sich wieder frei, kriegen mit den Persern, bis Alexander dem Streit und zu meinem Vergnügen dieser Geschichte ein End macht. -- Das ist der Inhalt der ersten Stunde, Du siehst, daß ich aufgepaßt hab. Hätt ich aber den Sporn nicht gehabt, Jagd auf die Langeweile zu machen, und Dir zu zeigen, wie unnütz es ist, die Asche, von der die Natur nicht einmal das Salz verbrauchen kann, wieder anzufachen, es giebt doch keine Gluth mehr; ich dächte wir ließen einstweilen die alten Herrscher in ihren Py¬
res Bett. Möris grub den See Möris, die ſchädlichen Überſchwemmungen des Nils zu hindern. — Dann folgt Seſotris der Eroberer, der ſich ſelbſt entleibte.“ — Warum? — War er ſchön?— hat er geliebt?— war er jung? — war er melancholiſch? — auf all dies er¬ folgt vom Lehrer keine Antwort, nur die Bemerkung, er möge wohl eher alt zu denken ſein. — Ich demon¬ ſtrire ihm vor, daß er jung war, blos um das Rad der Zeit in Schwung zu bringen, das im Geſchichtskoth der Langenweil immer ſtecken bleibt. — Es rumpelte auch noch über den Buſiris, der Thebä erbaute, Pſamtichus, der die getheilten Staaten unter ſeine Flügel nahm, dann die Kriege mit Babylonien, Nebucadnezar, dems der Cambyſes Cyrus Sohn wieder abnimmt. Die Ägyp¬ ter vereinen ſich mit Lybien, machen ſich wieder frei, kriegen mit den Perſern, bis Alexander dem Streit und zu meinem Vergnügen dieſer Geſchichte ein End macht. — Das iſt der Inhalt der erſten Stunde, Du ſiehſt, daß ich aufgepaßt hab. Hätt ich aber den Sporn nicht gehabt, Jagd auf die Langeweile zu machen, und Dir zu zeigen, wie unnütz es iſt, die Aſche, von der die Natur nicht einmal das Salz verbrauchen kann, wieder anzufachen, es giebt doch keine Gluth mehr; ich dächte wir ließen einſtweilen die alten Herrſcher in ihren Py¬
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res Bett. Möris grub den See Möris, die ſchädlichen
Überſchwemmungen des Nils zu hindern. — Dann folgt
Seſotris der Eroberer, der ſich ſelbſt entleibte.“ —
Warum? — War er ſchön?— hat er geliebt?— war
er jung? — war er melancholiſch? — auf all dies er¬
folgt vom Lehrer keine Antwort, nur die Bemerkung,
er möge wohl eher alt zu denken ſein. — Ich demon¬
ſtrire ihm vor, daß er jung war, blos um das Rad der
Zeit in Schwung zu bringen, das im Geſchichtskoth der
Langenweil immer ſtecken bleibt. — Es rumpelte auch
noch über den Buſiris, der Thebä erbaute, Pſamtichus,
der die getheilten Staaten unter ſeine Flügel nahm,
dann die Kriege mit Babylonien, Nebucadnezar, dems
der Cambyſes Cyrus Sohn wieder abnimmt. Die Ägyp¬
ter vereinen ſich mit Lybien, machen ſich wieder frei,
kriegen mit den Perſern, bis Alexander dem Streit und
zu meinem Vergnügen dieſer Geſchichte ein End macht.
— Das iſt der Inhalt der erſten Stunde, Du ſiehſt,
daß ich aufgepaßt hab. Hätt ich aber den Sporn nicht
gehabt, Jagd auf die Langeweile zu machen, und Dir
zu zeigen, wie unnütz es iſt, die Aſche, von der die
Natur nicht einmal das Salz verbrauchen kann, wieder
anzufachen, es giebt doch keine Gluth mehr; ich dächte
wir ließen einſtweilen die alten Herrſcher in ihren Py¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/183>, abgerufen am 25.11.2024.
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