Lieb noch eine Weile bei der Geschichte, so wie Du es jetzt treibst kann es Dir nicht lästig fallen, wenn sie auch jetzt Dir noch nicht viel Ausbeute giebt, so weißt Du sie doch ins Kunstgeflecht Deines Tags zu verwen¬ den, ich seh Dich bald, George hat mir versprochen, mich im Gick mit hinauszunehmen, verbring Deine Nächte nicht ohne Schlaf, klettre nicht auf die Dächer und Bäume, daß Du den Hals nicht brichst, und denk, daß dies der Weg nicht ist, Deine Gesundheit zu stär¬ ken. Was sagt denn die Großmama dazu, ist sie da¬ mit zufrieden? --
Dem Clemens will ich gern von Deinen Briefen an mich nichts sagen, weil Du es nicht willst, und ich fühl auch, das es nicht sein kann, es wär Störung ohne Gewinn, er sieht Dich so ganz anders, ohne daß er Dich falsch beurtheilt, nur sieht er in jedem Farbenstrahl Deines Wesens, wie Diamanten, die er meint fassen zu müssen und doch nicht erfassen kann, weil es eben nur Strahlenbrechen Deiner Phantasie ist, die ihn und jeden verwirrt. Glaubst Du denn, daß ich ruhig bin, wenn Du so mit mir sprichst, von einem zum andern springst, daß ich Dich jeden Augenblick aus dem Auge verliere. Du hebst mich aus den Angeln mit Deinen Wunder¬ lichkeiten! -- Doch ich will nicht freveln! -- Dein La¬
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Lieb noch eine Weile bei der Geſchichte, ſo wie Du es jetzt treibſt kann es Dir nicht läſtig fallen, wenn ſie auch jetzt Dir noch nicht viel Ausbeute giebt, ſo weißt Du ſie doch ins Kunſtgeflecht Deines Tags zu verwen¬ den, ich ſeh Dich bald, George hat mir verſprochen, mich im Gick mit hinauszunehmen, verbring Deine Nächte nicht ohne Schlaf, klettre nicht auf die Dächer und Bäume, daß Du den Hals nicht brichſt, und denk, daß dies der Weg nicht iſt, Deine Geſundheit zu ſtär¬ ken. Was ſagt denn die Großmama dazu, iſt ſie da¬ mit zufrieden? —
Dem Clemens will ich gern von Deinen Briefen an mich nichts ſagen, weil Du es nicht willſt, und ich fühl auch, das es nicht ſein kann, es wär Störung ohne Gewinn, er ſieht Dich ſo ganz anders, ohne daß er Dich falſch beurtheilt, nur ſieht er in jedem Farbenſtrahl Deines Weſens, wie Diamanten, die er meint faſſen zu müſſen und doch nicht erfaſſen kann, weil es eben nur Strahlenbrechen Deiner Phantaſie iſt, die ihn und jeden verwirrt. Glaubſt Du denn, daß ich ruhig bin, wenn Du ſo mit mir ſprichſt, von einem zum andern ſpringſt, daß ich Dich jeden Augenblick aus dem Auge verliere. Du hebſt mich aus den Angeln mit Deinen Wunder¬ lichkeiten! — Doch ich will nicht freveln! — Dein La¬
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Lieb noch eine Weile bei der Geſchichte, ſo wie Du es
jetzt treibſt kann es Dir nicht läſtig fallen, wenn ſie
auch jetzt Dir noch nicht viel Ausbeute giebt, ſo weißt
Du ſie doch ins Kunſtgeflecht Deines Tags zu verwen¬
den, ich ſeh Dich bald, George hat mir verſprochen,
mich im Gick mit hinauszunehmen, verbring Deine
Nächte nicht ohne Schlaf, klettre nicht auf die Dächer
und Bäume, daß Du den Hals nicht brichſt, und denk,
daß dies der Weg nicht iſt, Deine Geſundheit zu ſtär¬
ken. Was ſagt denn die Großmama dazu, iſt ſie da¬
mit zufrieden? —
Dem Clemens will ich gern von Deinen Briefen an
mich nichts ſagen, weil Du es nicht willſt, und ich fühl
auch, das es nicht ſein kann, es wär Störung ohne
Gewinn, er ſieht Dich ſo ganz anders, ohne daß er
Dich falſch beurtheilt, nur ſieht er in jedem Farbenſtrahl
Deines Weſens, wie Diamanten, die er meint faſſen zu
müſſen und doch nicht erfaſſen kann, weil es eben nur
Strahlenbrechen Deiner Phantaſie iſt, die ihn und jeden
verwirrt. Glaubſt Du denn, daß ich ruhig bin, wenn
Du ſo mit mir ſprichſt, von einem zum andern ſpringſt,
daß ich Dich jeden Augenblick aus dem Auge verliere.
Du hebſt mich aus den Angeln mit Deinen Wunder¬
lichkeiten! — Doch ich will nicht freveln! — Dein La¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/211>, abgerufen am 23.11.2024.
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