Dich her, was in seiner Gegenwart man nie wagt, wo man immer stillschweigt, mir ists oft peinlich gewe¬ sen über Dich urtheilen zu hören, jetzt aber hab ich diese kleinliche Ängstlichkeit überwunden. Gestern war Ebel, St. Clair, Link, die Lotte und ich im kleinen Cabinett bei der Tonie, da ich weiß, wie weit die Pfeile vom Ziele ablenken, die man gegen Dich schnellt, so hat ich keine Furcht um Dich, Ebel ist nicht aus persönlichem Wider¬ willen, sondern aus Abgeneigtheit seiner Natur, wider Dich. Und weil er während dem Hiersein von Cle¬ mens immer am meisten erdulden mußte, da er aus Zaghaftigkeit seinem Eifer nie auszuweichen wagte, so ists ihm nicht zu verdenken, daß er jetzt mit vollem Ge¬ nuß sich schadlos halte. St. Clair schüttelte mit dem Kopf und sah mich an, weil die Lotte perorirte: gänzli¬ cher Mangel an historischem Sinn und gar keine Logik beweise, daß du ein Narr seist. Er sagte: Gebt ihr eine Fahne in die Hand und laßt sie uns voranschreiten, so führt sie uns sicher, trotz ihrem Mangel an historischem Sinn, zu einem gesunden Wendepunkt der Geschichte. Möcht Ihr mit Eurer Logik in Gefahr schweben, so wird sie ihr entgehen lehren, so unlogisch sie's nach Eu¬ rer Weise auch anfangen würde. Und geht doch, sagte er, mit Eurem Weisheitsurtheil über ein Naturkind,
Dich her, was in ſeiner Gegenwart man nie wagt, wo man immer ſtillſchweigt, mir iſts oft peinlich gewe¬ ſen über Dich urtheilen zu hören, jetzt aber hab ich dieſe kleinliche Ängſtlichkeit überwunden. Geſtern war Ebel, St. Clair, Link, die Lotte und ich im kleinen Cabinett bei der Tonie, da ich weiß, wie weit die Pfeile vom Ziele ablenken, die man gegen Dich ſchnellt, ſo hat ich keine Furcht um Dich, Ebel iſt nicht aus perſönlichem Wider¬ willen, ſondern aus Abgeneigtheit ſeiner Natur, wider Dich. Und weil er während dem Hierſein von Cle¬ mens immer am meiſten erdulden mußte, da er aus Zaghaftigkeit ſeinem Eifer nie auszuweichen wagte, ſo iſts ihm nicht zu verdenken, daß er jetzt mit vollem Ge¬ nuß ſich ſchadlos halte. St. Clair ſchüttelte mit dem Kopf und ſah mich an, weil die Lotte perorirte: gänzli¬ cher Mangel an hiſtoriſchem Sinn und gar keine Logik beweiſe, daß du ein Narr ſeiſt. Er ſagte: Gebt ihr eine Fahne in die Hand und laßt ſie uns voranſchreiten, ſo führt ſie uns ſicher, trotz ihrem Mangel an hiſtoriſchem Sinn, zu einem geſunden Wendepunkt der Geſchichte. Möcht Ihr mit Eurer Logik in Gefahr ſchweben, ſo wird ſie ihr entgehen lehren, ſo unlogiſch ſie's nach Eu¬ rer Weiſe auch anfangen würde. Und geht doch, ſagte er, mit Eurem Weisheitsurtheil über ein Naturkind,
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Dich her, was in ſeiner Gegenwart man nie wagt,
wo man immer ſtillſchweigt, mir iſts oft peinlich gewe¬
ſen über Dich urtheilen zu hören, jetzt aber hab ich dieſe
kleinliche Ängſtlichkeit überwunden. Geſtern war Ebel,
St. Clair, Link, die Lotte und ich im kleinen Cabinett bei
der Tonie, da ich weiß, wie weit die Pfeile vom Ziele
ablenken, die man gegen Dich ſchnellt, ſo hat ich keine
Furcht um Dich, Ebel iſt nicht aus perſönlichem Wider¬
willen, ſondern aus Abgeneigtheit ſeiner Natur, wider
Dich. Und weil er während dem Hierſein von Cle¬
mens immer am meiſten erdulden mußte, da er aus
Zaghaftigkeit ſeinem Eifer nie auszuweichen wagte, ſo
iſts ihm nicht zu verdenken, daß er jetzt mit vollem Ge¬
nuß ſich ſchadlos halte. St. Clair ſchüttelte mit dem
Kopf und ſah mich an, weil die Lotte perorirte: gänzli¬
cher Mangel an hiſtoriſchem Sinn und gar keine Logik
beweiſe, daß du ein Narr ſeiſt. Er ſagte: Gebt ihr eine
Fahne in die Hand und laßt ſie uns voranſchreiten, ſo
führt ſie uns ſicher, trotz ihrem Mangel an hiſtoriſchem
Sinn, zu einem geſunden Wendepunkt der Geſchichte.
Möcht Ihr mit Eurer Logik in Gefahr ſchweben, ſo
wird ſie ihr entgehen lehren, ſo unlogiſch ſie's nach Eu¬
rer Weiſe auch anfangen würde. Und geht doch, ſagte
er, mit Eurem Weisheitsurtheil über ein Naturkind,
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/224>, abgerufen am 23.11.2024.
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