der Lehm zu sein den ein Gott bildend mit Füßen tritt, und was ich in Dir gewahr werde ist das gährende Feuer was seine übersinnliche Berührung stark in Dich einknetet. Lassen wir Dich also jenem über, der Dich bereitet wird Dich auch bilden. -- Ich muß mich selber bilden und machen so gut ichs kann. Das kleine Ge¬ dicht, was ich hier für Clemens sende hab ich mit inner¬ lichem Schauen gemacht, es giebt eine Wahrheit der Dichtung, an die hab ich bisher geglaubt. Diese irdische Welt, die uns verdrießlich ist, von uns zu stoßen wie den alten Sauerteig, in ein neues Leben aufzu¬ streben, in dem die Seele ihre höheren Eigenschaften nicht mehr verläugnen darf, dazu hielt ich die Poesie geeignet; denn liebliche Begebenheiten, reinere An¬ schauungen vom Alltagsleben scheiden, das ist nicht ihr letztes Ziel; wir bedürfen der Form, unsere sinnliche Natur einem gewaltigen Organismus zuzubilden, eine Harmonie zu begründen in der der Geist ungehindert einst ein höheres Thatenleben führt, wozu er jetzt nur gleichsam gelockt wird durch Poesie, denn schöne und große Thaten sind auch Poesie, und Offenbarung ist auch Poesie, ich fühle und bekenne alles mit Dir was Du dem Ebel auf der Spazierfahrt entgegnetest und ich begreife es in Dir als Dein nothwendigstes Element,
der Lehm zu ſein den ein Gott bildend mit Füßen tritt, und was ich in Dir gewahr werde iſt das gährende Feuer was ſeine überſinnliche Berührung ſtark in Dich einknetet. Laſſen wir Dich alſo jenem über, der Dich bereitet wird Dich auch bilden. — Ich muß mich ſelber bilden und machen ſo gut ichs kann. Das kleine Ge¬ dicht, was ich hier für Clemens ſende hab ich mit inner¬ lichem Schauen gemacht, es giebt eine Wahrheit der Dichtung, an die hab ich bisher geglaubt. Dieſe irdiſche Welt, die uns verdrießlich iſt, von uns zu ſtoßen wie den alten Sauerteig, in ein neues Leben aufzu¬ ſtreben, in dem die Seele ihre höheren Eigenſchaften nicht mehr verläugnen darf, dazu hielt ich die Poeſie geeignet; denn liebliche Begebenheiten, reinere An¬ ſchauungen vom Alltagsleben ſcheiden, das iſt nicht ihr letztes Ziel; wir bedürfen der Form, unſere ſinnliche Natur einem gewaltigen Organismus zuzubilden, eine Harmonie zu begründen in der der Geiſt ungehindert einſt ein höheres Thatenleben führt, wozu er jetzt nur gleichſam gelockt wird durch Poeſie, denn ſchöne und große Thaten ſind auch Poeſie, und Offenbarung iſt auch Poeſie, ich fühle und bekenne alles mit Dir was Du dem Ebel auf der Spazierfahrt entgegneteſt und ich begreife es in Dir als Dein nothwendigſtes Element,
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der Lehm zu ſein den ein Gott bildend mit Füßen tritt,
und was ich in Dir gewahr werde iſt das gährende
Feuer was ſeine überſinnliche Berührung ſtark in Dich
einknetet. Laſſen wir Dich alſo jenem über, der Dich
bereitet wird Dich auch bilden. — Ich muß mich ſelber
bilden und machen ſo gut ichs kann. Das kleine Ge¬
dicht, was ich hier für Clemens ſende hab ich mit inner¬
lichem Schauen gemacht, es giebt eine Wahrheit der
Dichtung, an die hab ich bisher geglaubt. Dieſe irdiſche
Welt, die uns verdrießlich iſt, von uns zu ſtoßen
wie den alten Sauerteig, in ein neues Leben aufzu¬
ſtreben, in dem die Seele ihre höheren Eigenſchaften
nicht mehr verläugnen darf, dazu hielt ich die Poeſie
geeignet; denn liebliche Begebenheiten, reinere An¬
ſchauungen vom Alltagsleben ſcheiden, das iſt nicht ihr
letztes Ziel; wir bedürfen der Form, unſere ſinnliche
Natur einem gewaltigen Organismus zuzubilden, eine
Harmonie zu begründen in der der Geiſt ungehindert
einſt ein höheres Thatenleben führt, wozu er jetzt nur
gleichſam gelockt wird durch Poeſie, denn ſchöne und
große Thaten ſind auch Poeſie, und Offenbarung iſt
auch Poeſie, ich fühle und bekenne alles mit Dir was
Du dem Ebel auf der Spazierfahrt entgegneteſt und ich
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/251>, abgerufen am 24.11.2024.
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