nicht aus nichts geschaffen, er hat sie aus dem Geist geschaffen, das lern ich vom Dichter, von Dir, Gott ist Poet, -- ja -- so begreif ich ihn -- heut las ich bei der Großmama aus dem Hemstruis vor: der Choi¬ seil sagte, il faut que Dieu ait la figure de l'homme comme il l'a cree d'apres son immage, der d'Allaris meinte: C'est fort singulier monsieur de se figurer la figure de Dieu avec un visage humain, comme celui la est fait pour des besoin et des fonctions terrestres au¬ quelles dieu ne doit avoir aucun raport, en raison de sa force et de son grand courage le monde entier de¬ vrait s'en aller en poussiere si par exemble le bon Dieu s'amusait une seule foix a eternuer de bon coeur. -- Wenn Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen, so begreife ich dies so, Gott hat eine Per¬ sönlichkeit die kann aber er selbst nur fassen, denn er steht sich selbst allein gegenüber, aber als Poet ver¬ schwindet ihm seine Persönlichkeit, sie löst sich auf in die Erfindung seiner Erzeugung. So ist Gott persön¬ lich und auch nicht. Der Dichter stellt dies dar -- der ist persönlich und auch nicht, eben ganz nach Gottes Ebenbild, denn er erschafft mit dem Geist was ganz außer dem sinnlichen Dasein liegt, und doch ist es sinn¬ lich da es die Sinne fassen, und sich hierdurch gewiegt
nicht aus nichts geſchaffen, er hat ſie aus dem Geiſt geſchaffen, das lern ich vom Dichter, von Dir, Gott iſt Poet, — ja — ſo begreif ich ihn — heut las ich bei der Großmama aus dem Hemſtruis vor: der Choi¬ ſeil ſagte, il faut que Dieu ait la figure de l'homme comme il l'a créé d'après son immage, der d'Allaris meinte: C'est fort singulier monsieur de se figurer la figure de Dieu avec un visage humain, comme celui la est fait pour des besoin et des fonctions terrestres au¬ quelles dieu ne doit avoir aucun raport, en raison de sa force et de son grand courage le monde entier de¬ vrait s'en aller en poussière si par exemble le bon Dieu s'amusait une seule foix a eternuer de bon coeur. — Wenn Gott den Menſchen nach ſeinem Ebenbild geſchaffen, ſo begreife ich dies ſo, Gott hat eine Per¬ ſönlichkeit die kann aber er ſelbſt nur faſſen, denn er ſteht ſich ſelbſt allein gegenüber, aber als Poet ver¬ ſchwindet ihm ſeine Perſönlichkeit, ſie löſt ſich auf in die Erfindung ſeiner Erzeugung. So iſt Gott perſön¬ lich und auch nicht. Der Dichter ſtellt dies dar — der iſt perſönlich und auch nicht, eben ganz nach Gottes Ebenbild, denn er erſchafft mit dem Geiſt was ganz außer dem ſinnlichen Daſein liegt, und doch iſt es ſinn¬ lich da es die Sinne faſſen, und ſich hierdurch gewiegt
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geſchaffen, das lern ich vom Dichter, von Dir, Gott iſt
Poet, — ja — ſo begreif ich ihn — heut las ich bei
der Großmama aus dem Hemſtruis vor: der Choi¬
ſeil ſagte, il faut que Dieu ait la figure de l'homme
comme il l'a créé d'après son immage, der d'Allaris
meinte: C'est fort singulier monsieur de se figurer la
figure de Dieu avec un visage humain, comme celui la
est fait pour des besoin et des fonctions terrestres au¬
quelles dieu ne doit avoir aucun raport, en raison de
sa force et de son grand courage le monde entier de¬
vrait s'en aller en poussière si par exemble le bon
Dieu s'amusait une seule foix a eternuer de bon coeur.
— Wenn Gott den Menſchen nach ſeinem Ebenbild
geſchaffen, ſo begreife ich dies ſo, Gott hat eine Per¬
ſönlichkeit die kann aber er ſelbſt nur faſſen, denn er
ſteht ſich ſelbſt allein gegenüber, aber als Poet ver¬
ſchwindet ihm ſeine Perſönlichkeit, ſie löſt ſich auf in
die Erfindung ſeiner Erzeugung. So iſt Gott perſön¬
lich und auch nicht. Der Dichter ſtellt dies dar — der
iſt perſönlich und auch nicht, eben ganz nach Gottes
Ebenbild, denn er erſchafft mit dem Geiſt was ganz
außer dem ſinnlichen Daſein liegt, und doch iſt es ſinn¬
lich da es die Sinne faſſen, und ſich hierdurch gewiegt
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/267>, abgerufen am 25.11.2024.
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