Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

muß. -- "Aber sagen Sie, sind Sie gescheut? -- Wie
wollen sie Mitleid haben mit gemalten Bildern?" --
Ei Sie habens ja auch mit mir! -- "Nun ja, aber die
Bilder empfinden's doch nicht." -- Ei ich empfind's
auch nicht. -- "Aber bei Gott ich bemitleide Sie,-- --
Sie sind auf dem Weg närrisch zu werden." --

Ich hätt Dir die Dummheiten nicht erzählt, wenns
nicht einen großen Lärm gegeben hätt, der Clemens
wollte das vom guten Bostel nicht haben, sie redeten
so heftig hin und her von Schelmufsky und dem Gro߬
mogul, und im kleinen Häuschen, wo sie zusammen
hingegangen waren, ward es so laut, daß es sich von
Weitem wie Streit anhörte, ich ging hinunter und
wartete bis der Bostel herauskam, der war ganz er¬
hitzt, ich nahm alles auf mich, und bat um Verzeihung,
daß ich so unartig gewesen sei, und was weiß ich, was
ich alles sagte, bis er endlich versprach, mit dem Cle¬
mens nicht mehr bös zu sein, und wenn ich meine Un¬
art eingestehe, so wolle er mir verzeihen. -- Ich ge¬
stand alles zu, dachte aber doch heimlich, was der vor
ein possierlicher Kerl wär; der Clemens kam dazu, da
ward von beiden Seiten die Schuld auf mich gescho¬
ben; ich ließ es ohne Widerspruch geschehen und be¬

muß. — „Aber ſagen Sie, ſind Sie geſcheut? — Wie
wollen ſie Mitleid haben mit gemalten Bildern?“ —
Ei Sie habens ja auch mit mir! — „Nun ja, aber die
Bilder empfinden's doch nicht.“ — Ei ich empfind's
auch nicht. — „Aber bei Gott ich bemitleide Sie,— —
Sie ſind auf dem Weg närriſch zu werden.“ —

Ich hätt Dir die Dummheiten nicht erzählt, wenns
nicht einen großen Lärm gegeben hätt, der Clemens
wollte das vom guten Boſtel nicht haben, ſie redeten
ſo heftig hin und her von Schelmufsky und dem Gro߬
mogul, und im kleinen Häuschen, wo ſie zuſammen
hingegangen waren, ward es ſo laut, daß es ſich von
Weitem wie Streit anhörte, ich ging hinunter und
wartete bis der Boſtel herauskam, der war ganz er¬
hitzt, ich nahm alles auf mich, und bat um Verzeihung,
daß ich ſo unartig geweſen ſei, und was weiß ich, was
ich alles ſagte, bis er endlich verſprach, mit dem Cle¬
mens nicht mehr bös zu ſein, und wenn ich meine Un¬
art eingeſtehe, ſo wolle er mir verzeihen. — Ich ge¬
ſtand alles zu, dachte aber doch heimlich, was der vor
ein poſſierlicher Kerl wär; der Clemens kam dazu, da
ward von beiden Seiten die Schuld auf mich geſcho¬
ben; ich ließ es ohne Widerſpruch geſchehen und be¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0029" n="13"/>
muß. &#x2014; &#x201E;Aber &#x017F;agen Sie, &#x017F;ind Sie ge&#x017F;cheut? &#x2014; Wie<lb/>
wollen &#x017F;ie Mitleid haben mit gemalten Bildern?&#x201C; &#x2014;<lb/>
Ei Sie habens ja auch mit mir! &#x2014; &#x201E;Nun ja, aber die<lb/>
Bilder empfinden's doch nicht.&#x201C; &#x2014; Ei ich empfind's<lb/>
auch nicht. &#x2014; &#x201E;Aber bei Gott ich bemitleide Sie,&#x2014; &#x2014;<lb/>
Sie &#x017F;ind auf dem Weg närri&#x017F;ch zu werden.&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
          <p>Ich hätt Dir die Dummheiten nicht erzählt, wenns<lb/>
nicht einen großen Lärm gegeben hätt, der Clemens<lb/>
wollte das vom guten Bo&#x017F;tel nicht haben, &#x017F;ie redeten<lb/>
&#x017F;o heftig hin und her von Schelmufsky und dem Gro߬<lb/>
mogul, und im kleinen Häuschen, wo &#x017F;ie zu&#x017F;ammen<lb/>
hingegangen waren, ward es &#x017F;o laut, daß es &#x017F;ich von<lb/>
Weitem wie Streit anhörte, ich ging hinunter und<lb/>
wartete bis der Bo&#x017F;tel herauskam, der war ganz er¬<lb/>
hitzt, ich nahm alles auf mich, und bat um Verzeihung,<lb/>
daß ich &#x017F;o unartig gewe&#x017F;en &#x017F;ei, und was weiß ich, was<lb/>
ich alles &#x017F;agte, bis er endlich ver&#x017F;prach, mit dem Cle¬<lb/>
mens nicht mehr bös zu &#x017F;ein, und wenn ich meine Un¬<lb/>
art einge&#x017F;tehe, &#x017F;o wolle er mir verzeihen. &#x2014; Ich ge¬<lb/>
&#x017F;tand alles zu, dachte aber doch heimlich, was der vor<lb/>
ein po&#x017F;&#x017F;ierlicher Kerl wär; der Clemens kam dazu, da<lb/>
ward von beiden Seiten die Schuld auf mich ge&#x017F;cho¬<lb/>
ben; ich ließ es ohne Wider&#x017F;pruch ge&#x017F;chehen und be¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0029] muß. — „Aber ſagen Sie, ſind Sie geſcheut? — Wie wollen ſie Mitleid haben mit gemalten Bildern?“ — Ei Sie habens ja auch mit mir! — „Nun ja, aber die Bilder empfinden's doch nicht.“ — Ei ich empfind's auch nicht. — „Aber bei Gott ich bemitleide Sie,— — Sie ſind auf dem Weg närriſch zu werden.“ — Ich hätt Dir die Dummheiten nicht erzählt, wenns nicht einen großen Lärm gegeben hätt, der Clemens wollte das vom guten Boſtel nicht haben, ſie redeten ſo heftig hin und her von Schelmufsky und dem Gro߬ mogul, und im kleinen Häuschen, wo ſie zuſammen hingegangen waren, ward es ſo laut, daß es ſich von Weitem wie Streit anhörte, ich ging hinunter und wartete bis der Boſtel herauskam, der war ganz er¬ hitzt, ich nahm alles auf mich, und bat um Verzeihung, daß ich ſo unartig geweſen ſei, und was weiß ich, was ich alles ſagte, bis er endlich verſprach, mit dem Cle¬ mens nicht mehr bös zu ſein, und wenn ich meine Un¬ art eingeſtehe, ſo wolle er mir verzeihen. — Ich ge¬ ſtand alles zu, dachte aber doch heimlich, was der vor ein poſſierlicher Kerl wär; der Clemens kam dazu, da ward von beiden Seiten die Schuld auf mich geſcho¬ ben; ich ließ es ohne Widerſpruch geſchehen und be¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/29
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/29>, abgerufen am 21.11.2024.