sonst kannst Du nimmer glücklich werden. Dies wars oder doch was ganz ähnliches, was Du mir vor vier Wochen geschrieben, und daß Du fühlest die Musik sei der Urgeist aller Elemente, und sie allein wecke den Geist im Menschen, und Geist könne nur Musik sein, und was dergleichen prahlerische Gedanken mehr wa¬ ren die wie ich sehe aber gänzlich aus Deinen Kopf verschwunden sind. -- Wo ist nun Dein musikalischer Urgeist jetzt hin? -- ich will Deinem Lebensweg gar nicht in den Weg treten, aber daß Du dem Geist der Dir auf geheimen Wegen entgegen kommt, den Du so liebst daß Du meinst in allem sei nur Er es den Du je lieben werdest, daß Du dem zu Lieb nicht einmal eine Kunst üben willst, Dich zu nichts anstrengen, kein Buch lesen; nur spazieren gehen, auf Dächer klettern und über die Hecken auf Nebelpfaden umherschweifen, schwe¬ bende Religionen zu erfinden, das ist ein wahrer Jam¬ mer! wie gerne wollte ich alles an Dir versuchen was Clemens als meine Pflicht mir vorhält, aber Du stehst mir ja doch nicht Rede, und haspelst wie ein Schmet¬ terling über Dich selber hinaus. -- Wie lang bleibst Du noch draußen. -- Die Tonie läßt Dir sagen, sie werde Dich am Mittwoch abholen Abends um halb
ſonſt kannſt Du nimmer glücklich werden. Dies wars oder doch was ganz ähnliches, was Du mir vor vier Wochen geſchrieben, und daß Du fühleſt die Muſik ſei der Urgeiſt aller Elemente, und ſie allein wecke den Geiſt im Menſchen, und Geiſt könne nur Muſik ſein, und was dergleichen prahleriſche Gedanken mehr wa¬ ren die wie ich ſehe aber gänzlich aus Deinen Kopf verſchwunden ſind. — Wo iſt nun Dein muſikaliſcher Urgeiſt jetzt hin? — ich will Deinem Lebensweg gar nicht in den Weg treten, aber daß Du dem Geiſt der Dir auf geheimen Wegen entgegen kommt, den Du ſo liebſt daß Du meinſt in allem ſei nur Er es den Du je lieben werdeſt, daß Du dem zu Lieb nicht einmal eine Kunſt üben willſt, Dich zu nichts anſtrengen, kein Buch leſen; nur ſpazieren gehen, auf Dächer klettern und über die Hecken auf Nebelpfaden umherſchweifen, ſchwe¬ bende Religionen zu erfinden, das iſt ein wahrer Jam¬ mer! wie gerne wollte ich alles an Dir verſuchen was Clemens als meine Pflicht mir vorhält, aber Du ſtehſt mir ja doch nicht Rede, und haspelſt wie ein Schmet¬ terling über Dich ſelber hinaus. — Wie lang bleibſt Du noch draußen. — Die Tonie läßt Dir ſagen, ſie werde Dich am Mittwoch abholen Abends um halb
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ſonſt kannſt Du nimmer glücklich werden. Dies wars
oder doch was ganz ähnliches, was Du mir vor vier
Wochen geſchrieben, und daß Du fühleſt die Muſik
ſei der Urgeiſt aller Elemente, und ſie allein wecke den
Geiſt im Menſchen, und Geiſt könne nur Muſik ſein,
und was dergleichen prahleriſche Gedanken mehr wa¬
ren die wie ich ſehe aber gänzlich aus Deinen Kopf
verſchwunden ſind. — Wo iſt nun Dein muſikaliſcher
Urgeiſt jetzt hin? — ich will Deinem Lebensweg gar
nicht in den Weg treten, aber daß Du dem Geiſt der
Dir auf geheimen Wegen entgegen kommt, den Du ſo
liebſt daß Du meinſt in allem ſei nur Er es den
Du je lieben werdeſt, daß Du dem zu Lieb nicht einmal
eine Kunſt üben willſt, Dich zu nichts anſtrengen, kein
Buch leſen; nur ſpazieren gehen, auf Dächer klettern und
über die Hecken auf Nebelpfaden umherſchweifen, ſchwe¬
bende Religionen zu erfinden, das iſt ein wahrer Jam¬
mer! wie gerne wollte ich alles an Dir verſuchen was
Clemens als meine Pflicht mir vorhält, aber Du ſtehſt
mir ja doch nicht Rede, und haspelſt wie ein Schmet¬
terling über Dich ſelber hinaus. — Wie lang bleibſt
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/310>, abgerufen am 22.11.2024.
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