Speculationen, so studier ich die Woche zweimal mit Hofmann Musik, nicht mehr Generalbaß, er meint ich werd den von selbst in mich kriegen, ich soll lie¬ ber meine Melodieen aufschreiben, auf die er einen Werth legt, und mir gern zuhört wenn ich Abends sing, auch hat er mehrere Gänge mir abgehört und sie aufgeschrieben, und letzt hat er im Conzert phan¬ tasirt blos auf Thema die er von mir erlauschte, drum, es war nur auch so wunderlich, es stand mir die ganze Musik so spöttisch gegenüber, ich wußt gar nicht was ich dazu sagen sollt, ich hatte es nicht errathen, am Morgen frug er wie mirs gefallen hätt, ich sagt es sei mir gewesen als müsse ich ihm immer voranlau¬ fen, und wisse schon alles wies kommen werde; es sei gewesen als haben seine Phantasieen einen Ver¬ stand den ich begreife. -- "Ja das war weil es Ihre eignen Wege waren, die Sie gegangen sind;" und seitdem will er daß ich aufschreiben lerne, das ist mir viel schwerer als alles andre, kein Gedanke hält eine Minute fest, und gelingt mirs an einem Ende ihn zu fassen, dann reißt er mitten entzwei und ich kann das andre nicht dazu finden so wie es an¬ fänglich aus meinem Geist hervorgegangen war, dann
Speculationen, ſo ſtudier ich die Woche zweimal mit Hofmann Muſik, nicht mehr Generalbaß, er meint ich werd den von ſelbſt in mich kriegen, ich ſoll lie¬ ber meine Melodieen aufſchreiben, auf die er einen Werth legt, und mir gern zuhört wenn ich Abends ſing, auch hat er mehrere Gänge mir abgehört und ſie aufgeſchrieben, und letzt hat er im Conzert phan¬ taſirt blos auf Thema die er von mir erlauſchte, drum, es war nur auch ſo wunderlich, es ſtand mir die ganze Muſik ſo ſpöttiſch gegenüber, ich wußt gar nicht was ich dazu ſagen ſollt, ich hatte es nicht errathen, am Morgen frug er wie mirs gefallen hätt, ich ſagt es ſei mir geweſen als müſſe ich ihm immer voranlau¬ fen, und wiſſe ſchon alles wies kommen werde; es ſei geweſen als haben ſeine Phantaſieen einen Ver¬ ſtand den ich begreife. — „Ja das war weil es Ihre eignen Wege waren, die Sie gegangen ſind;“ und ſeitdem will er daß ich aufſchreiben lerne, das iſt mir viel ſchwerer als alles andre, kein Gedanke hält eine Minute feſt, und gelingt mirs an einem Ende ihn zu faſſen, dann reißt er mitten entzwei und ich kann das andre nicht dazu finden ſo wie es an¬ fänglich aus meinem Geiſt hervorgegangen war, dann
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Speculationen, ſo ſtudier ich die Woche zweimal mit
Hofmann Muſik, nicht mehr Generalbaß, er meint
ich werd den von ſelbſt in mich kriegen, ich ſoll lie¬
ber meine Melodieen aufſchreiben, auf die er einen
Werth legt, und mir gern zuhört wenn ich Abends
ſing, auch hat er mehrere Gänge mir abgehört und
ſie aufgeſchrieben, und letzt hat er im Conzert phan¬
taſirt blos auf Thema die er von mir erlauſchte, drum,
es war nur auch ſo wunderlich, es ſtand mir die ganze
Muſik ſo ſpöttiſch gegenüber, ich wußt gar nicht was
ich dazu ſagen ſollt, ich hatte es nicht errathen, am
Morgen frug er wie mirs gefallen hätt, ich ſagt es
ſei mir geweſen als müſſe ich ihm immer voranlau¬
fen, und wiſſe ſchon alles wies kommen werde; es
ſei geweſen als haben ſeine Phantaſieen einen Ver¬
ſtand den ich begreife. — „Ja das war weil es
Ihre eignen Wege waren, die Sie gegangen ſind;“
und ſeitdem will er daß ich aufſchreiben lerne, das
iſt mir viel ſchwerer als alles andre, kein Gedanke
hält eine Minute feſt, und gelingt mirs an einem
Ende ihn zu faſſen, dann reißt er mitten entzwei und
ich kann das andre nicht dazu finden ſo wie es an¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/330>, abgerufen am 22.11.2024.
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