Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Und ich seh mit kaltem Grausen
Daß ich ohne Führer bin.
Ich sah ihn blässer, immer blässer werden,
Und es begrub die Nacht mir den Gefährten.

In Wasserfluthen hör ich Feuer zischen
Seh wie sich brausend Elemente mischen,
Wie, was die Ordnung trennet, sich vereint.
Ich seh, wie Ost und West sich hier umpfangen,
Der laue Süd spielt um Boreas Wangen,
Das Feindliche umarmet seinen Feind
Und reißt ihn fort in seinen starken Armen:
Das Kalte muß in Feuersgluth erwarmen.
Tiefer führen noch die Pfade
Mich hinab, zu dem Gestade
Wo die Ruhe wohnt,
Wo des Lebens Farben bleichen,
Wo die Elemente schweigen
Und der Friede thront.
Erdgeister.
Wer hieß herab dich in die Tiefe steigen
Und unterbrechen unser ewig Schweigen?
Wandrer.
Der rege Trieb: die Wahrheit zu ergründen!

Und ich ſeh mit kaltem Grauſen
Daß ich ohne Führer bin.
Ich ſah ihn bläſſer, immer bläſſer werden,
Und es begrub die Nacht mir den Gefährten.

In Waſſerfluthen hör ich Feuer ziſchen
Seh wie ſich brauſend Elemente miſchen,
Wie, was die Ordnung trennet, ſich vereint.
Ich ſeh, wie Oſt und Weſt ſich hier umpfangen,
Der laue Süd ſpielt um Boreas Wangen,
Das Feindliche umarmet ſeinen Feind
Und reißt ihn fort in ſeinen ſtarken Armen:
Das Kalte muß in Feuersgluth erwarmen.
Tiefer führen noch die Pfade
Mich hinab, zu dem Geſtade
Wo die Ruhe wohnt,
Wo des Lebens Farben bleichen,
Wo die Elemente ſchweigen
Und der Friede thront.
Erdgeiſter.
Wer hieß herab dich in die Tiefe ſteigen
Und unterbrechen unſer ewig Schweigen?
Wandrer.
Der rege Trieb: die Wahrheit zu ergründen!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="9">
              <pb facs="#f0360" n="344"/>
              <l>Und ich &#x017F;eh mit kaltem Grau&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Daß ich ohne Führer bin.</l><lb/>
              <l>Ich &#x017F;ah ihn blä&#x017F;&#x017F;er, immer blä&#x017F;&#x017F;er werden,</l><lb/>
              <l>Und es begrub die Nacht mir den Gefährten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>In Wa&#x017F;&#x017F;erfluthen hör ich Feuer zi&#x017F;chen</l><lb/>
              <l>Seh wie &#x017F;ich brau&#x017F;end Elemente mi&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Wie, was die Ordnung trennet, &#x017F;ich vereint.</l><lb/>
              <l>Ich &#x017F;eh, wie O&#x017F;t und We&#x017F;t &#x017F;ich hier umpfangen,</l><lb/>
              <l>Der laue Süd &#x017F;pielt um Boreas Wangen,</l><lb/>
              <l>Das Feindliche umarmet &#x017F;einen Feind</l><lb/>
              <l>Und reißt ihn fort in &#x017F;einen &#x017F;tarken Armen:</l><lb/>
              <l>Das Kalte muß in Feuersgluth erwarmen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Tiefer führen noch die Pfade</l><lb/>
              <l>Mich hinab, zu dem Ge&#x017F;tade</l><lb/>
              <l>Wo die Ruhe wohnt,</l><lb/>
              <l>Wo des Lebens Farben bleichen,</l><lb/>
              <l>Wo die Elemente &#x017F;chweigen</l><lb/>
              <l>Und der Friede thront.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head><hi rendition="#g">Erdgei&#x017F;ter</hi>.</head><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Wer hieß herab dich in die Tiefe &#x017F;teigen</l><lb/>
              <l>Und unterbrechen un&#x017F;er ewig Schweigen?</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head><hi rendition="#g">Wandrer</hi>.</head><lb/>
            <lg n="12">
              <l>Der rege Trieb: die Wahrheit zu ergründen!</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0360] Und ich ſeh mit kaltem Grauſen Daß ich ohne Führer bin. Ich ſah ihn bläſſer, immer bläſſer werden, Und es begrub die Nacht mir den Gefährten. In Waſſerfluthen hör ich Feuer ziſchen Seh wie ſich brauſend Elemente miſchen, Wie, was die Ordnung trennet, ſich vereint. Ich ſeh, wie Oſt und Weſt ſich hier umpfangen, Der laue Süd ſpielt um Boreas Wangen, Das Feindliche umarmet ſeinen Feind Und reißt ihn fort in ſeinen ſtarken Armen: Das Kalte muß in Feuersgluth erwarmen. Tiefer führen noch die Pfade Mich hinab, zu dem Geſtade Wo die Ruhe wohnt, Wo des Lebens Farben bleichen, Wo die Elemente ſchweigen Und der Friede thront. Erdgeiſter. Wer hieß herab dich in die Tiefe ſteigen Und unterbrechen unſer ewig Schweigen? Wandrer. Der rege Trieb: die Wahrheit zu ergründen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/360
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/360>, abgerufen am 16.07.2024.