Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

der ewig sein soll, wenn er sich nicht ihrer bemächtigt
und sich zur Nahrung nimmt; denn das ist das Böse,
daß das Zeitliche, Irdische, das ewige Himmlische ver¬
schlingt, das Gute aber ist, wenn das ewige Himm¬
lische das Irdische in sich umwandelt, und alles zu
Gott in ihm macht.

Gott aber hat das Zeitliche nicht in sich, denn sein
Sein ist die Umwandlung des Zeitlichen ins Himm¬
lische, weil er aber ist, so ist die Ewigkeit.

Die Vernunft aber ist eine Säule, festgepflanzt in
dem Menschen, sie ist aber ewig, und also eine Stütze
des Himmels, und wie sie eingegraben ist in uns und
mit uns eins ist, so geht ihr Haupt in die Wolken,
und in ihrer Wurzel liegt die Zeit, aber wie sich aus
dem Stoff der Geist entwickelt, so entwickelt sich die
Ewigkeit aus dieser Zeit, und steigt in der Vernunft
zur Ewigkeit, und der Mensch wird durch die Vernunft
aus einem Irdischen ein Himmlisches.

der ewig ſein ſoll, wenn er ſich nicht ihrer bemächtigt
und ſich zur Nahrung nimmt; denn das iſt das Böſe,
daß das Zeitliche, Irdiſche, das ewige Himmliſche ver¬
ſchlingt, das Gute aber iſt, wenn das ewige Himm¬
liſche das Irdiſche in ſich umwandelt, und alles zu
Gott in ihm macht.

Gott aber hat das Zeitliche nicht in ſich, denn ſein
Sein iſt die Umwandlung des Zeitlichen ins Himm¬
liſche, weil er aber iſt, ſo iſt die Ewigkeit.

Die Vernunft aber iſt eine Säule, feſtgepflanzt in
dem Menſchen, ſie iſt aber ewig, und alſo eine Stütze
des Himmels, und wie ſie eingegraben iſt in uns und
mit uns eins iſt, ſo geht ihr Haupt in die Wolken,
und in ihrer Wurzel liegt die Zeit, aber wie ſich aus
dem Stoff der Geiſt entwickelt, ſo entwickelt ſich die
Ewigkeit aus dieſer Zeit, und ſteigt in der Vernunft
zur Ewigkeit, und der Menſch wird durch die Vernunft
aus einem Irdiſchen ein Himmliſches.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0058" n="42"/>
der ewig &#x017F;ein &#x017F;oll, wenn er &#x017F;ich nicht ihrer bemächtigt<lb/>
und &#x017F;ich zur Nahrung nimmt; denn das i&#x017F;t das Bö&#x017F;e,<lb/>
daß das Zeitliche, Irdi&#x017F;che, das ewige Himmli&#x017F;che ver¬<lb/>
&#x017F;chlingt, das Gute aber i&#x017F;t, wenn das ewige Himm¬<lb/>
li&#x017F;che das Irdi&#x017F;che in &#x017F;ich umwandelt, und alles zu<lb/>
Gott in ihm macht.</p><lb/>
          <p>Gott aber hat das Zeitliche nicht in &#x017F;ich, denn &#x017F;ein<lb/>
Sein i&#x017F;t die Umwandlung des Zeitlichen ins Himm¬<lb/>
li&#x017F;che, weil er aber i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t die Ewigkeit.</p><lb/>
          <p>Die Vernunft aber i&#x017F;t eine Säule, fe&#x017F;tgepflanzt in<lb/>
dem Men&#x017F;chen, &#x017F;ie i&#x017F;t aber ewig, und al&#x017F;o eine Stütze<lb/>
des Himmels, und wie &#x017F;ie eingegraben i&#x017F;t in uns und<lb/>
mit uns eins i&#x017F;t, &#x017F;o geht ihr Haupt in die Wolken,<lb/>
und in ihrer Wurzel liegt die Zeit, aber wie &#x017F;ich aus<lb/>
dem Stoff der Gei&#x017F;t entwickelt, &#x017F;o entwickelt &#x017F;ich die<lb/>
Ewigkeit aus die&#x017F;er Zeit, und &#x017F;teigt in der Vernunft<lb/>
zur Ewigkeit, und der Men&#x017F;ch wird durch die Vernunft<lb/>
aus einem Irdi&#x017F;chen ein Himmli&#x017F;ches.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0058] der ewig ſein ſoll, wenn er ſich nicht ihrer bemächtigt und ſich zur Nahrung nimmt; denn das iſt das Böſe, daß das Zeitliche, Irdiſche, das ewige Himmliſche ver¬ ſchlingt, das Gute aber iſt, wenn das ewige Himm¬ liſche das Irdiſche in ſich umwandelt, und alles zu Gott in ihm macht. Gott aber hat das Zeitliche nicht in ſich, denn ſein Sein iſt die Umwandlung des Zeitlichen ins Himm¬ liſche, weil er aber iſt, ſo iſt die Ewigkeit. Die Vernunft aber iſt eine Säule, feſtgepflanzt in dem Menſchen, ſie iſt aber ewig, und alſo eine Stütze des Himmels, und wie ſie eingegraben iſt in uns und mit uns eins iſt, ſo geht ihr Haupt in die Wolken, und in ihrer Wurzel liegt die Zeit, aber wie ſich aus dem Stoff der Geiſt entwickelt, ſo entwickelt ſich die Ewigkeit aus dieſer Zeit, und ſteigt in der Vernunft zur Ewigkeit, und der Menſch wird durch die Vernunft aus einem Irdiſchen ein Himmliſches.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/58
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/58>, abgerufen am 23.11.2024.