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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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Der Sommer in der Stadt, -- es bedroht mich ganz
dämonisch, den hellen Himmel zu versäumen. -- Meine
Spaziergänge um das Eschenheimer Thor ertödten mich
gänzlich. Auch die Engländer wollen Euch diese Woche
noch besuchen, alles geht fort.

Schreib mir viel, auch über meine Sachen, ich
schicke dann mehr. Daß ich als Narciß mich gegen
Dich verschanze, besser wie im Gespräch, wo Du immer
recht behältst, mußt Du Dir gefallen lassen, so mein
ichs, und so hab ich Recht und Du hast Unrecht; und
ich meine, Du könntest immer zufrieden sein damit, so
empfunden zu sein durch Deine eigne frische Natur,
daß Du meiner sicher bist. Wer im Ganzen etwas
sein kann, der wird sich auch fühlbar zu machen wissen,
und so wird der Wandel nirgend anders als bei der
Treue heimkehren, denn sie ist die Heimath. Du bist
ja auch heute nicht was Du gestern gewesen, und doch
bist Du eine ewige Folge Deiner selbst. Mir scheint
es noch außerdem höchst verkehrt durch selbstisches Be¬
stehen auf dem, was nur wie Sonnenschein vorüberge¬
hendes Geschenk der Götter ist, dem Geist die Freiheit
zu verkümmern. Treue wächst in dem Geist auf der
liebt, gedeiht sie zu einem starken Baum, so wird kein
Eisen so scharf sein, ihn auszurotten, aber ehe die

Der Sommer in der Stadt, — es bedroht mich ganz
dämoniſch, den hellen Himmel zu verſäumen. — Meine
Spaziergänge um das Eſchenheimer Thor ertödten mich
gänzlich. Auch die Engländer wollen Euch dieſe Woche
noch beſuchen, alles geht fort.

Schreib mir viel, auch über meine Sachen, ich
ſchicke dann mehr. Daß ich als Narciß mich gegen
Dich verſchanze, beſſer wie im Geſpräch, wo Du immer
recht behältſt, mußt Du Dir gefallen laſſen, ſo mein
ichs, und ſo hab ich Recht und Du haſt Unrecht; und
ich meine, Du könnteſt immer zufrieden ſein damit, ſo
empfunden zu ſein durch Deine eigne friſche Natur,
daß Du meiner ſicher biſt. Wer im Ganzen etwas
ſein kann, der wird ſich auch fühlbar zu machen wiſſen,
und ſo wird der Wandel nirgend anders als bei der
Treue heimkehren, denn ſie iſt die Heimath. Du biſt
ja auch heute nicht was Du geſtern geweſen, und doch
biſt Du eine ewige Folge Deiner ſelbſt. Mir ſcheint
es noch außerdem höchſt verkehrt durch ſelbſtiſches Be¬
ſtehen auf dem, was nur wie Sonnenſchein vorüberge¬
hendes Geſchenk der Götter iſt, dem Geiſt die Freiheit
zu verkümmern. Treue wächſt in dem Geiſt auf der
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[44/0060] Der Sommer in der Stadt, — es bedroht mich ganz dämoniſch, den hellen Himmel zu verſäumen. — Meine Spaziergänge um das Eſchenheimer Thor ertödten mich gänzlich. Auch die Engländer wollen Euch dieſe Woche noch beſuchen, alles geht fort. Schreib mir viel, auch über meine Sachen, ich ſchicke dann mehr. Daß ich als Narciß mich gegen Dich verſchanze, beſſer wie im Geſpräch, wo Du immer recht behältſt, mußt Du Dir gefallen laſſen, ſo mein ichs, und ſo hab ich Recht und Du haſt Unrecht; und ich meine, Du könnteſt immer zufrieden ſein damit, ſo empfunden zu ſein durch Deine eigne friſche Natur, daß Du meiner ſicher biſt. Wer im Ganzen etwas ſein kann, der wird ſich auch fühlbar zu machen wiſſen, und ſo wird der Wandel nirgend anders als bei der Treue heimkehren, denn ſie iſt die Heimath. Du biſt ja auch heute nicht was Du geſtern geweſen, und doch biſt Du eine ewige Folge Deiner ſelbſt. Mir ſcheint es noch außerdem höchſt verkehrt durch ſelbſtiſches Be¬ ſtehen auf dem, was nur wie Sonnenſchein vorüberge¬ hendes Geſchenk der Götter iſt, dem Geiſt die Freiheit zu verkümmern. Treue wächſt in dem Geiſt auf der liebt, gedeiht ſie zu einem ſtarken Baum, ſo wird kein Eiſen ſo ſcharf ſein, ihn auszurotten, aber ehe die

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/60>, abgerufen am 23.11.2024.