Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

lich bemerken daß sie noch ganz entzückt davon waren,
das Lachen war heut ihr einzig Exercitium, und wir
beiden wie zwei unsichtbare Schutzgöttinnen hinter den
gefrornen Fenstern freuten uns der heiteren Laune un¬
serer Lieblinge.

Bettine.

An die Bettine.

Wenn Du Recht behalten willst so hast Du gewiß
Recht, ich will auch nicht noch einmal wiederholen daß
ich scherzte, denn dies ist ja grade doppelte Sünde, weil
der ganze Scherz sich nicht zwischen uns beiden eignet, Du
kannst es von mir am wenigsten ertragen, daß ich falsch
in die Saiten greife, -- es war ein Erdenscherz und kein
luftiger leichter, und es war noch dazu ein Nothanker,
ich war verwirrt geworden durch das Reisen hin und
her vom Rhein zum Neckar und dann zum alten Haus¬
halt; da ist mir so manches verronnen was mir lieb
und leid ist, der Winter hat mich auch doppelt hier be¬
troffen.

Clemens hat mir geschrieben. Wie ein böser
Traum sind mir manche bittere und trübe Erinnerungen

lich bemerken daß ſie noch ganz entzückt davon waren,
das Lachen war heut ihr einzig Exercitium, und wir
beiden wie zwei unſichtbare Schutzgöttinnen hinter den
gefrornen Fenſtern freuten uns der heiteren Laune un¬
ſerer Lieblinge.

Bettine.

An die Bettine.

Wenn Du Recht behalten willſt ſo haſt Du gewiß
Recht, ich will auch nicht noch einmal wiederholen daß
ich ſcherzte, denn dies iſt ja grade doppelte Sünde, weil
der ganze Scherz ſich nicht zwiſchen uns beiden eignet, Du
kannſt es von mir am wenigſten ertragen, daß ich falſch
in die Saiten greife, — es war ein Erdenſcherz und kein
luftiger leichter, und es war noch dazu ein Nothanker,
ich war verwirrt geworden durch das Reiſen hin und
her vom Rhein zum Neckar und dann zum alten Haus¬
halt; da iſt mir ſo manches verronnen was mir lieb
und leid iſt, der Winter hat mich auch doppelt hier be¬
troffen.

Clemens hat mir geſchrieben. Wie ein böſer
Traum ſind mir manche bittere und trübe Erinnerungen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="letter">
          <p><pb facs="#f0142" n="128"/>
lich bemerken daß &#x017F;ie noch ganz entzückt davon waren,<lb/>
das Lachen war heut ihr einzig Exercitium, und wir<lb/>
beiden wie zwei un&#x017F;ichtbare Schutzgöttinnen hinter den<lb/>
gefrornen Fen&#x017F;tern freuten uns der heiteren Laune un¬<lb/>
&#x017F;erer Lieblinge.</p><lb/>
          <p rendition="#right">Bettine.</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>An die Bettine.<lb/></head>
          <p>Wenn Du Recht behalten will&#x017F;t &#x017F;o ha&#x017F;t Du gewiß<lb/>
Recht, ich will auch nicht noch einmal wiederholen daß<lb/>
ich &#x017F;cherzte, denn dies i&#x017F;t ja grade doppelte Sünde, weil<lb/>
der ganze Scherz &#x017F;ich nicht zwi&#x017F;chen uns beiden eignet, Du<lb/>
kann&#x017F;t es von mir am wenig&#x017F;ten ertragen, daß ich fal&#x017F;ch<lb/>
in die Saiten greife, &#x2014; es war ein Erden&#x017F;cherz und kein<lb/>
luftiger leichter, und es war noch dazu ein Nothanker,<lb/>
ich war verwirrt geworden durch das Rei&#x017F;en hin und<lb/>
her vom Rhein zum Neckar und dann zum alten Haus¬<lb/>
halt; da i&#x017F;t mir &#x017F;o manches verronnen was mir lieb<lb/>
und leid i&#x017F;t, der Winter hat mich auch doppelt hier be¬<lb/>
troffen.</p><lb/>
          <p>Clemens hat mir ge&#x017F;chrieben. Wie ein bö&#x017F;er<lb/>
Traum &#x017F;ind mir manche bittere und trübe Erinnerungen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0142] lich bemerken daß ſie noch ganz entzückt davon waren, das Lachen war heut ihr einzig Exercitium, und wir beiden wie zwei unſichtbare Schutzgöttinnen hinter den gefrornen Fenſtern freuten uns der heiteren Laune un¬ ſerer Lieblinge. Bettine. An die Bettine. Wenn Du Recht behalten willſt ſo haſt Du gewiß Recht, ich will auch nicht noch einmal wiederholen daß ich ſcherzte, denn dies iſt ja grade doppelte Sünde, weil der ganze Scherz ſich nicht zwiſchen uns beiden eignet, Du kannſt es von mir am wenigſten ertragen, daß ich falſch in die Saiten greife, — es war ein Erdenſcherz und kein luftiger leichter, und es war noch dazu ein Nothanker, ich war verwirrt geworden durch das Reiſen hin und her vom Rhein zum Neckar und dann zum alten Haus¬ halt; da iſt mir ſo manches verronnen was mir lieb und leid iſt, der Winter hat mich auch doppelt hier be¬ troffen. Clemens hat mir geſchrieben. Wie ein böſer Traum ſind mir manche bittere und trübe Erinnerungen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/142
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/142>, abgerufen am 23.11.2024.