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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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spiel im Leib und wenn sie mit ihm spricht so antwor¬
tet er dem Pantalon, dem Scaramutsch, dem Hans¬
wurst, der Colombine etc. -- und so oft sie was sagt
so oft antwortet er einer andern Person vom Puppen¬
spiel und so passend, daß das Puppentheater, nem¬
lich der Pauline Magen am meisten vom Lachen er¬
schüttert wird. Er ist unerschöpflich an Witz und alles
läuft ihm nach. Daß Du nicht hier bist hat ihn merk¬
lich betroffen, er wollt ich könnt Dich bewegen zu kom¬
men, aber Du wirst die Gärten des Dyonisos nicht
verlassen wo Du jeden Morgen reife Beeren kostest die
der Gott Dir zum Fenster hinan reicht, um hier auf der
schmutzigen Mess die Bären tanzen zu sehen. Hätt der
Clemens nicht hier auf mich gewartet so hätt ich mögen
mit Dir im Rheingau bleiben, der Franz hätts wohl
erlaubt, ich hab mehrmals dran gedacht; wie schön wärs
gewesen, da wären wir herumgeschweift -- überall --
wo andre Menschen nicht hinkommen; -- oft ist ein
klein verborgen Plätzchen das Niemand kennt das Schönste
von der Welt. -- Ich sag Dir, wir hätten Quellchen
entdeckt tief im Gras und Gestein, und einsame Hütt¬
chen im Wald, und vielleicht auch Höhlen -- ich durch¬
forschel gar zu gern die Natur Schritt vor Schritt.
Ich dächt wir sähen uns auch einstweilen um, nach einem

ſpiel im Leib und wenn ſie mit ihm ſpricht ſo antwor¬
tet er dem Pantalon, dem Scaramutſch, dem Hans¬
wurſt, der Colombine ꝛc. — und ſo oft ſie was ſagt
ſo oft antwortet er einer andern Perſon vom Puppen¬
ſpiel und ſo paſſend, daß das Puppentheater, nem¬
lich der Pauline Magen am meiſten vom Lachen er¬
ſchüttert wird. Er iſt unerſchöpflich an Witz und alles
läuft ihm nach. Daß Du nicht hier biſt hat ihn merk¬
lich betroffen, er wollt ich könnt Dich bewegen zu kom¬
men, aber Du wirſt die Gärten des Dyoniſos nicht
verlaſſen wo Du jeden Morgen reife Beeren koſteſt die
der Gott Dir zum Fenſter hinan reicht, um hier auf der
ſchmutzigen Meſſ die Bären tanzen zu ſehen. Hätt der
Clemens nicht hier auf mich gewartet ſo hätt ich mögen
mit Dir im Rheingau bleiben, der Franz hätts wohl
erlaubt, ich hab mehrmals dran gedacht; wie ſchön wärs
geweſen, da wären wir herumgeſchweift — überall —
wo andre Menſchen nicht hinkommen; — oft iſt ein
klein verborgen Plätzchen das Niemand kennt das Schönſte
von der Welt. — Ich ſag Dir, wir hätten Quellchen
entdeckt tief im Gras und Geſtein, und einſame Hütt¬
chen im Wald, und vielleicht auch Höhlen — ich durch¬
forſchel gar zu gern die Natur Schritt vor Schritt.
Ich dächt wir ſähen uns auch einſtweilen um, nach einem

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[2/0016] ſpiel im Leib und wenn ſie mit ihm ſpricht ſo antwor¬ tet er dem Pantalon, dem Scaramutſch, dem Hans¬ wurſt, der Colombine ꝛc. — und ſo oft ſie was ſagt ſo oft antwortet er einer andern Perſon vom Puppen¬ ſpiel und ſo paſſend, daß das Puppentheater, nem¬ lich der Pauline Magen am meiſten vom Lachen er¬ ſchüttert wird. Er iſt unerſchöpflich an Witz und alles läuft ihm nach. Daß Du nicht hier biſt hat ihn merk¬ lich betroffen, er wollt ich könnt Dich bewegen zu kom¬ men, aber Du wirſt die Gärten des Dyoniſos nicht verlaſſen wo Du jeden Morgen reife Beeren koſteſt die der Gott Dir zum Fenſter hinan reicht, um hier auf der ſchmutzigen Meſſ die Bären tanzen zu ſehen. Hätt der Clemens nicht hier auf mich gewartet ſo hätt ich mögen mit Dir im Rheingau bleiben, der Franz hätts wohl erlaubt, ich hab mehrmals dran gedacht; wie ſchön wärs geweſen, da wären wir herumgeſchweift — überall — wo andre Menſchen nicht hinkommen; — oft iſt ein klein verborgen Plätzchen das Niemand kennt das Schönſte von der Welt. — Ich ſag Dir, wir hätten Quellchen entdeckt tief im Gras und Geſtein, und einſame Hütt¬ chen im Wald, und vielleicht auch Höhlen — ich durch¬ forſchel gar zu gern die Natur Schritt vor Schritt. Ich dächt wir ſähen uns auch einſtweilen um, nach einem

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/16>, abgerufen am 21.11.2024.