Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.Jauchzt die Fluth hernieder silberschäumend Wallt gelassen nach verbrauster Jugend, Wiegt der Sterne Bild im Wogenspiegel. Hängt der Adler, ruhend hoch in Lüften Unbeweglich wie in tiefem Schlummer; Regt kein Zweig sich, schweigen alle Winde. Lächelnd mühelos in Götterrhythmen, Wie den Nebel Himmelsglanz durchschreitet, Schreitet Helios schwebend über Fluren. Feucht vom Zauberthau der heilgen Lippen, Strömt sein Lied den Geist von allen Geistern, Strömt die Kraft von allen Kräften nieder In der Zeiten Schicksalsmelodieen; Die harmonisch in einander spielen Wie in Blumen hell und dunkle Farben. Und verjüngter Weisheit frische Gipfel, Hebt er aus dem Chaos alter Lügen Aufwärts zu dem Geist der Ideale. Wiegt dann sanft die Blumen an dem Ufer, Die sein Lied von süßem Schlummer weckte, Wieder durch ein süßes Lied in Schlummer. Hätt ich nicht gesehen und gestaunet, Hätt ich nicht dem Göttlichen gelauschet Und ich säh den heilgen Glanz der Blumen. Säh des frühen Morgens Lebensfülle Die Natur wie neugeboren athmet, Wüßt ich doch es ist kein Traum gewesen. Jauchzt die Fluth hernieder ſilberſchäumend Wallt gelaſſen nach verbrauſter Jugend, Wiegt der Sterne Bild im Wogenſpiegel. Hängt der Adler, ruhend hoch in Lüften Unbeweglich wie in tiefem Schlummer; Regt kein Zweig ſich, ſchweigen alle Winde. Lächelnd mühelos in Götterrhythmen, Wie den Nebel Himmelsglanz durchſchreitet, Schreitet Helios ſchwebend über Fluren. Feucht vom Zauberthau der heilgen Lippen, Strömt ſein Lied den Geiſt von allen Geiſtern, Strömt die Kraft von allen Kräften nieder In der Zeiten Schickſalsmelodieen; Die harmoniſch in einander ſpielen Wie in Blumen hell und dunkle Farben. Und verjüngter Weisheit friſche Gipfel, Hebt er aus dem Chaos alter Lügen Aufwärts zu dem Geiſt der Ideale. Wiegt dann ſanft die Blumen an dem Ufer, Die ſein Lied von ſüßem Schlummer weckte, Wieder durch ein ſüßes Lied in Schlummer. Hätt ich nicht geſehen und geſtaunet, Hätt ich nicht dem Göttlichen gelauſchet Und ich ſäh den heilgen Glanz der Blumen. Säh des frühen Morgens Lebensfülle Die Natur wie neugeboren athmet, Wüßt ich doch es iſt kein Traum geweſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0160" n="146"/> <lg n="2"> <l>Jauchzt die Fluth hernieder ſilberſchäumend</l><lb/> <l>Wallt gelaſſen nach verbrauſter Jugend,</l><lb/> <l>Wiegt der Sterne Bild im Wogenſpiegel.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Hängt der Adler, ruhend hoch in Lüften</l><lb/> <l>Unbeweglich wie in tiefem Schlummer;</l><lb/> <l>Regt kein Zweig ſich, ſchweigen alle Winde.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Lächelnd mühelos in Götterrhythmen,</l><lb/> <l>Wie den Nebel Himmelsglanz durchſchreitet,</l><lb/> <l>Schreitet Helios ſchwebend über Fluren.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Feucht vom Zauberthau der heilgen Lippen,</l><lb/> <l>Strömt ſein Lied den Geiſt von allen Geiſtern,</l><lb/> <l>Strömt die Kraft von allen Kräften nieder</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>In der Zeiten Schickſalsmelodieen;</l><lb/> <l>Die harmoniſch in einander ſpielen</l><lb/> <l>Wie in Blumen hell und dunkle Farben.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Und verjüngter Weisheit friſche Gipfel,</l><lb/> <l>Hebt er aus dem Chaos alter Lügen</l><lb/> <l>Aufwärts zu dem Geiſt der Ideale.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Wiegt dann ſanft die Blumen an dem Ufer,</l><lb/> <l>Die ſein Lied von ſüßem Schlummer weckte,</l><lb/> <l>Wieder durch ein ſüßes Lied in Schlummer.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Hätt ich nicht geſehen und geſtaunet,</l><lb/> <l>Hätt ich nicht dem Göttlichen gelauſchet</l><lb/> <l>Und ich ſäh den heilgen Glanz der Blumen.</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Säh des frühen Morgens Lebensfülle</l><lb/> <l>Die Natur wie neugeboren athmet,</l><lb/> <l>Wüßt ich doch es iſt kein Traum geweſen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [146/0160]
Jauchzt die Fluth hernieder ſilberſchäumend
Wallt gelaſſen nach verbrauſter Jugend,
Wiegt der Sterne Bild im Wogenſpiegel.
Hängt der Adler, ruhend hoch in Lüften
Unbeweglich wie in tiefem Schlummer;
Regt kein Zweig ſich, ſchweigen alle Winde.
Lächelnd mühelos in Götterrhythmen,
Wie den Nebel Himmelsglanz durchſchreitet,
Schreitet Helios ſchwebend über Fluren.
Feucht vom Zauberthau der heilgen Lippen,
Strömt ſein Lied den Geiſt von allen Geiſtern,
Strömt die Kraft von allen Kräften nieder
In der Zeiten Schickſalsmelodieen;
Die harmoniſch in einander ſpielen
Wie in Blumen hell und dunkle Farben.
Und verjüngter Weisheit friſche Gipfel,
Hebt er aus dem Chaos alter Lügen
Aufwärts zu dem Geiſt der Ideale.
Wiegt dann ſanft die Blumen an dem Ufer,
Die ſein Lied von ſüßem Schlummer weckte,
Wieder durch ein ſüßes Lied in Schlummer.
Hätt ich nicht geſehen und geſtaunet,
Hätt ich nicht dem Göttlichen gelauſchet
Und ich ſäh den heilgen Glanz der Blumen.
Säh des frühen Morgens Lebensfülle
Die Natur wie neugeboren athmet,
Wüßt ich doch es iſt kein Traum geweſen.
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