als wolltest Du von mir scheiden. Du sagst zwar was ich von Dir schreibe habe Dich gerührt, darum seist Du mir näher gerückt, und es ist auch eine tiefe Harmonie in dem was Du von Dir sagst, mit meinem Gefühl von Dir, aber mich machts traurig daß Du willst ich soll dem Clemens mehr schreiben, ich soll Dir heilige Ver¬ sprechungen geben meiner Natur treu zu bleiben, und am meisten thut mirs weh daß Du so deutlich die Verschiedenheit unserer Geisteswege bezeichnest, und Dir den angestreng¬ ten dornenvollen aneignest, von mir aber sagst, ich dürfe mich nicht bemühen, ich sei in dem Land von Milch und Honig. Soll ich nicht mit Dir sein, soll meine Milch und Honig, meine Früchte nicht Dir darbringen, für wen fließt dann diese Milch und Honig? -- Ach wenn nur diese Dreieinigkeit fortbesteht zwischen Dir und mir und dem Geist der dem einen und dem andern mit¬ theilt für beide, so bin ich befriedigt für immer, und mag mir geschehen was da will, nur das Schicksal soll sich mir nicht aufdrängen was diese Dreiheit scheidet. -- Mit Deinem Brief ging ich auf die Warte. -- Zu wem soll ich gehen, mit wem soll ich sprechen von Dir? -- Mit welcher Sehnsucht ging ich hinauf, und die Sterne! -- wie verwirrte mich da oben ihr Drängen um mich her,
als wollteſt Du von mir ſcheiden. Du ſagſt zwar was ich von Dir ſchreibe habe Dich gerührt, darum ſeiſt Du mir näher gerückt, und es iſt auch eine tiefe Harmonie in dem was Du von Dir ſagſt, mit meinem Gefühl von Dir, aber mich machts traurig daß Du willſt ich ſoll dem Clemens mehr ſchreiben, ich ſoll Dir heilige Ver¬ ſprechungen geben meiner Natur treu zu bleiben, und am meiſten thut mirs weh daß Du ſo deutlich die Verſchiedenheit unſerer Geiſteswege bezeichneſt, und Dir den angeſtreng¬ ten dornenvollen aneigneſt, von mir aber ſagſt, ich dürfe mich nicht bemühen, ich ſei in dem Land von Milch und Honig. Soll ich nicht mit Dir ſein, ſoll meine Milch und Honig, meine Früchte nicht Dir darbringen, für wen fließt dann dieſe Milch und Honig? — Ach wenn nur dieſe Dreieinigkeit fortbeſteht zwiſchen Dir und mir und dem Geiſt der dem einen und dem andern mit¬ theilt für beide, ſo bin ich befriedigt für immer, und mag mir geſchehen was da will, nur das Schickſal ſoll ſich mir nicht aufdrängen was dieſe Dreiheit ſcheidet. — Mit Deinem Brief ging ich auf die Warte. — Zu wem ſoll ich gehen, mit wem ſoll ich ſprechen von Dir? — Mit welcher Sehnſucht ging ich hinauf, und die Sterne! — wie verwirrte mich da oben ihr Drängen um mich her,
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als wollteſt Du von mir ſcheiden. Du ſagſt zwar was
ich von Dir ſchreibe habe Dich gerührt, darum ſeiſt Du
mir näher gerückt, und es iſt auch eine tiefe Harmonie
in dem was Du von Dir ſagſt, mit meinem Gefühl
von Dir, aber mich machts traurig daß Du willſt ich
ſoll dem Clemens mehr ſchreiben, ich ſoll Dir heilige Ver¬
ſprechungen geben meiner Natur treu zu bleiben, und am
meiſten thut mirs weh daß Du ſo deutlich die Verſchiedenheit
unſerer Geiſteswege bezeichneſt, und Dir den angeſtreng¬
ten dornenvollen aneigneſt, von mir aber ſagſt, ich dürfe
mich nicht bemühen, ich ſei in dem Land von Milch und
Honig. Soll ich nicht mit Dir ſein, ſoll meine Milch
und Honig, meine Früchte nicht Dir darbringen, für
wen fließt dann dieſe Milch und Honig? — Ach wenn
nur dieſe Dreieinigkeit fortbeſteht zwiſchen Dir und mir
und dem Geiſt der dem einen und dem andern mit¬
theilt für beide, ſo bin ich befriedigt für immer, und mag
mir geſchehen was da will, nur das Schickſal ſoll
ſich mir nicht aufdrängen was dieſe Dreiheit ſcheidet.
— Mit Deinem Brief ging ich auf die Warte. — Zu
wem ſoll ich gehen, mit wem ſoll ich ſprechen von Dir? —
Mit welcher Sehnſucht ging ich hinauf, und die Sterne! —
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/173>, abgerufen am 21.11.2024.
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