hing, daß ich alles verantworten müßt, ob ich da nicht zwischen Begeistrung und Furcht schwanken würde; aber wenn ich Euch an der Seite hätt dann wollt ich mei¬ ner Entschlossenheit gewiß sein. -- "Warum? -- trauen Sie mir so viel Muth zu? -- hab ich ihn doch noch nie bewiesen, und vielleicht noch nicht Gelegenheit gehabt ihn zu proben, denn des Juden Weg ist, sich zwischen Dorn und Disteln durchzuschleichen, mit denen der Christ ihm die Straßen verhackt und er muß sich scheuen daß die Hunde wach werden die in die Dornen hinein ihn verfolgen daß er nicht mehr vor- noch rückwärts weiß, und oft im Schweiß seiner Mühen zu Grunde geht, und was noch trauriger ist, -- seinen Gott nicht mehr im eignen Herzen findet," -- und er faltete seine Hände und verfärbte sich, -- er ist eine fein organisirte Seele, -- es bewegte mich, ich sagte: Ich hab nicht an Euren Muth dabei gedacht, aber mir deucht in Euer Antlitz zu sehen das würde meine zerstreuten Gedanken sam¬ meln, und meine Entschlossenheit festmachen wie einen Pfeiler, denn ich würde nie vor Euch beschämt stehen wollen; und dann fühl ich daß Ihr in der Gefahr wach¬ sen würdet, denn Ihr würdet gewaltig sein wo es des Geistes bedürfte, weil böse Leidenschaften in Euch ab¬ wesend sind und Euren Geist nicht hindern gegenwärtig
zu
hing, daß ich alles verantworten müßt, ob ich da nicht zwiſchen Begeiſtrung und Furcht ſchwanken würde; aber wenn ich Euch an der Seite hätt dann wollt ich mei¬ ner Entſchloſſenheit gewiß ſein. — „Warum? — trauen Sie mir ſo viel Muth zu? — hab ich ihn doch noch nie bewieſen, und vielleicht noch nicht Gelegenheit gehabt ihn zu proben, denn des Juden Weg iſt, ſich zwiſchen Dorn und Diſteln durchzuſchleichen, mit denen der Chriſt ihm die Straßen verhackt und er muß ſich ſcheuen daß die Hunde wach werden die in die Dornen hinein ihn verfolgen daß er nicht mehr vor- noch rückwärts weiß, und oft im Schweiß ſeiner Mühen zu Grunde geht, und was noch trauriger iſt, — ſeinen Gott nicht mehr im eignen Herzen findet,“ — und er faltete ſeine Hände und verfärbte ſich, — er iſt eine fein organiſirte Seele, — es bewegte mich, ich ſagte: Ich hab nicht an Euren Muth dabei gedacht, aber mir deucht in Euer Antlitz zu ſehen das würde meine zerſtreuten Gedanken ſam¬ meln, und meine Entſchloſſenheit feſtmachen wie einen Pfeiler, denn ich würde nie vor Euch beſchämt ſtehen wollen; und dann fühl ich daß Ihr in der Gefahr wach¬ ſen würdet, denn Ihr würdet gewaltig ſein wo es des Geiſtes bedürfte, weil böſe Leidenſchaften in Euch ab¬ weſend ſind und Euren Geiſt nicht hindern gegenwärtig
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hing, daß ich alles verantworten müßt, ob ich da nicht
zwiſchen Begeiſtrung und Furcht ſchwanken würde; aber
wenn ich Euch an der Seite hätt dann wollt ich mei¬
ner Entſchloſſenheit gewiß ſein. — „Warum? — trauen
Sie mir ſo viel Muth zu? — hab ich ihn doch noch nie
bewieſen, und vielleicht noch nicht Gelegenheit gehabt
ihn zu proben, denn des Juden Weg iſt, ſich zwiſchen
Dorn und Diſteln durchzuſchleichen, mit denen der Chriſt
ihm die Straßen verhackt und er muß ſich ſcheuen
daß die Hunde wach werden die in die Dornen hinein
ihn verfolgen daß er nicht mehr vor- noch rückwärts
weiß, und oft im Schweiß ſeiner Mühen zu Grunde geht,
und was noch trauriger iſt, — ſeinen Gott nicht mehr
im eignen Herzen findet,“ — und er faltete ſeine Hände
und verfärbte ſich, — er iſt eine fein organiſirte Seele,
— es bewegte mich, ich ſagte: Ich hab nicht an Euren
Muth dabei gedacht, aber mir deucht in Euer Antlitz
zu ſehen das würde meine zerſtreuten Gedanken ſam¬
meln, und meine Entſchloſſenheit feſtmachen wie einen
Pfeiler, denn ich würde nie vor Euch beſchämt ſtehen
wollen; und dann fühl ich daß Ihr in der Gefahr wach¬
ſen würdet, denn Ihr würdet gewaltig ſein wo es des
Geiſtes bedürfte, weil böſe Leidenſchaften in Euch ab¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/230>, abgerufen am 24.11.2024.
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