denken daß ich ganz alles mit sei was ich sah, -- solche Purpurwogen durchwallten mich, -- und es war ein Reich¬ thum den ich in mir ahnte, und es war mir alles durch Dich geschenkt! -- ja ich zweifle nicht, es ist ein Kern, ein edler in mir, der wurzelt, und der mich mir selber wiedergiebt. Du hast diesen Kern in mich gebildet, Muth! umsichtige Heiterkeit sind seine ersten Blüthen gewesen, und jeden Tag will er mehr Blüthen treiben, wie der Baum inmitten wohlthätiger Natur! -- alles Schicksal nehm ich hin wie Wind und Wetter, und kanns tragen, denn Du hast mich gesund gemacht, -- aber wenn ich nun ausgerissen wär aus dem Boden, das wird doch nicht sein? -- nein das kann niemals wahr werden. O kein Erdbeben! das den Berg verschlinge dessen Gipfel den schwachen Stamm trägt -- blühend weit hinaus in die Ferne! -- und so wohl sich fühlt, weil er alle Güte der Sonne empfindet, weil ihm alle Echo erklingen von den weiten Bergen, und weil er so weit umher die la¬ chende Natur beherrscht, weil er so hoch steht so ein¬ sam, so glücklich, und alles allein weil er in Deinen Busen gepflanzt ist. --
Dann bin ich schlafen gegangen wie ich so weit geschrieben hatte, und hab vergessen auf den Thurm zu gehen, wo ich doch den ganzen Tag unruhig danach
denken daß ich ganz alles mit ſei was ich ſah, — ſolche Purpurwogen durchwallten mich, — und es war ein Reich¬ thum den ich in mir ahnte, und es war mir alles durch Dich geſchenkt! — ja ich zweifle nicht, es iſt ein Kern, ein edler in mir, der wurzelt, und der mich mir ſelber wiedergiebt. Du haſt dieſen Kern in mich gebildet, Muth! umſichtige Heiterkeit ſind ſeine erſten Blüthen geweſen, und jeden Tag will er mehr Blüthen treiben, wie der Baum inmitten wohlthätiger Natur! — alles Schickſal nehm ich hin wie Wind und Wetter, und kanns tragen, denn Du haſt mich geſund gemacht, — aber wenn ich nun ausgeriſſen wär aus dem Boden, das wird doch nicht ſein? — nein das kann niemals wahr werden. O kein Erdbeben! das den Berg verſchlinge deſſen Gipfel den ſchwachen Stamm trägt — blühend weit hinaus in die Ferne! — und ſo wohl ſich fühlt, weil er alle Güte der Sonne empfindet, weil ihm alle Echo erklingen von den weiten Bergen, und weil er ſo weit umher die la¬ chende Natur beherrſcht, weil er ſo hoch ſteht ſo ein¬ ſam, ſo glücklich, und alles allein weil er in Deinen Buſen gepflanzt iſt. —
Dann bin ich ſchlafen gegangen wie ich ſo weit geſchrieben hatte, und hab vergeſſen auf den Thurm zu gehen, wo ich doch den ganzen Tag unruhig danach
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denken daß ich ganz alles mit ſei was ich ſah, — ſolche
Purpurwogen durchwallten mich, — und es war ein Reich¬
thum den ich in mir ahnte, und es war mir alles durch
Dich geſchenkt! — ja ich zweifle nicht, es iſt ein Kern,
ein edler in mir, der wurzelt, und der mich mir ſelber
wiedergiebt. Du haſt dieſen Kern in mich gebildet, Muth!
umſichtige Heiterkeit ſind ſeine erſten Blüthen geweſen,
und jeden Tag will er mehr Blüthen treiben, wie der
Baum inmitten wohlthätiger Natur! — alles Schickſal
nehm ich hin wie Wind und Wetter, und kanns tragen,
denn Du haſt mich geſund gemacht, — aber wenn ich
nun ausgeriſſen wär aus dem Boden, das wird doch
nicht ſein? — nein das kann niemals wahr werden.
O kein Erdbeben! das den Berg verſchlinge deſſen Gipfel
den ſchwachen Stamm trägt — blühend weit hinaus in
die Ferne! — und ſo wohl ſich fühlt, weil er alle Güte
der Sonne empfindet, weil ihm alle Echo erklingen von
den weiten Bergen, und weil er ſo weit umher die la¬
chende Natur beherrſcht, weil er ſo hoch ſteht ſo ein¬
ſam, ſo glücklich, und alles allein weil er in Deinen
Buſen gepflanzt iſt. —
Dann bin ich ſchlafen gegangen wie ich ſo weit
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/273>, abgerufen am 24.11.2024.
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