Ein Zusammenfassen all Deiner Geisteskräfte als woll¬ test Du den Geist der Trauer in mir beschwören. -- -- Als der Ephraim heut kam, ich war gar nicht geneigt zum Lernen; -- ich vergaß ihn zu grüßen, da er doch eben von der Reise gekommen war, er sprach aber von selbst von seinen Enkeln allen, er saß und ich stand am Tisch; aber weil er so freundlich immer meine Stille durch sanfte melodische Mittheilungen anglänzte wie sanfter Abendschein eine Wolke anleuchtet! -- die Wolke war so weich geworden von dem Leuchten der scheiden¬ den Sonne daß sie weinen mußte; ich traute nicht den Mann anzuschauen den alles Schicksal zur Schönheit reifte; -- und sein Leben eine lautere Sprache mit dem Göttlichen. -- Denn was konnt ich vorbringen warum ich so war? -- Ich sagte, bleibt noch, als er glaubte ich wollt gern allein sein; -- denn, sagt ich: die Wände da sagen Du bist für nichts auf Erden, wenn ich allein bin. -- Aber wenn Ihr da seid, so thun sich die Wände auf und ich seh hinaus in den unendlichen Osten. Ich nahm seine Hand in die meine die er festhielt, und nun sprachen wir von seinen Kindern, denn ich wollt mich nicht so hingehn lassen, es ist auch einerlei von was man mit ihm spricht, denn sein Wesen und sein Spre¬ chen ist geistige Menschheit und so heilströmend ist diese
Ein Zuſammenfaſſen all Deiner Geiſteskräfte als woll¬ teſt Du den Geiſt der Trauer in mir beſchwören. — — Als der Ephraim heut kam, ich war gar nicht geneigt zum Lernen; — ich vergaß ihn zu grüßen, da er doch eben von der Reiſe gekommen war, er ſprach aber von ſelbſt von ſeinen Enkeln allen, er ſaß und ich ſtand am Tiſch; aber weil er ſo freundlich immer meine Stille durch ſanfte melodiſche Mittheilungen anglänzte wie ſanfter Abendſchein eine Wolke anleuchtet! — die Wolke war ſo weich geworden von dem Leuchten der ſcheiden¬ den Sonne daß ſie weinen mußte; ich traute nicht den Mann anzuſchauen den alles Schickſal zur Schönheit reifte; — und ſein Leben eine lautere Sprache mit dem Göttlichen. — Denn was konnt ich vorbringen warum ich ſo war? — Ich ſagte, bleibt noch, als er glaubte ich wollt gern allein ſein; — denn, ſagt ich: die Wände da ſagen Du biſt für nichts auf Erden, wenn ich allein bin. — Aber wenn Ihr da ſeid, ſo thun ſich die Wände auf und ich ſeh hinaus in den unendlichen Oſten. Ich nahm ſeine Hand in die meine die er feſthielt, und nun ſprachen wir von ſeinen Kindern, denn ich wollt mich nicht ſo hingehn laſſen, es iſt auch einerlei von was man mit ihm ſpricht, denn ſein Weſen und ſein Spre¬ chen iſt geiſtige Menſchheit und ſo heilſtrömend iſt dieſe
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Ein Zuſammenfaſſen all Deiner Geiſteskräfte als woll¬
teſt Du den Geiſt der Trauer in mir beſchwören. — —
Als der Ephraim heut kam, ich war gar nicht geneigt
zum Lernen; — ich vergaß ihn zu grüßen, da er doch
eben von der Reiſe gekommen war, er ſprach aber von
ſelbſt von ſeinen Enkeln allen, er ſaß und ich ſtand am
Tiſch; aber weil er ſo freundlich immer meine Stille
durch ſanfte melodiſche Mittheilungen anglänzte wie
ſanfter Abendſchein eine Wolke anleuchtet! — die Wolke
war ſo weich geworden von dem Leuchten der ſcheiden¬
den Sonne daß ſie weinen mußte; ich traute nicht den
Mann anzuſchauen den alles Schickſal zur Schönheit
reifte; — und ſein Leben eine lautere Sprache mit dem
Göttlichen. — Denn was konnt ich vorbringen warum
ich ſo war? — Ich ſagte, bleibt noch, als er glaubte ich
wollt gern allein ſein; — denn, ſagt ich: die Wände da
ſagen Du biſt für nichts auf Erden, wenn ich allein
bin. — Aber wenn Ihr da ſeid, ſo thun ſich die Wände
auf und ich ſeh hinaus in den unendlichen Oſten. Ich
nahm ſeine Hand in die meine die er feſthielt, und nun
ſprachen wir von ſeinen Kindern, denn ich wollt mich
nicht ſo hingehn laſſen, es iſt auch einerlei von was
man mit ihm ſpricht, denn ſein Weſen und ſein Spre¬
chen iſt geiſtige Menſchheit und ſo heilſtrömend iſt dieſe
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/295>, abgerufen am 23.11.2024.
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