Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.Mit sehnsuchtsvollem Blick schaut er am Mittelmeere Franke. Mädchen! ach! von gleichem Wunsch betrogen, Wähnt' ich: Schönes berg' die Ferne nur, Doch umsonst durchsegelt' ich die Wogen, Hat auch diese Ahnung mir gelogen Die du, Mädchen, jetzt in mir erweckt. -- Mädchen. Fremdling! kannst du diese Sehnsucht deuten? Fühlst du dieses unbestimmte Leiden? Dieses Wünschen ohne Wunsch? Franke. Ja ich fühl ein Sehnen, fühl ein Leiden. Doch jetzt kann ich diese Wünsche deuten, Und ich weiß, was dieses Streben will. Nicht an fernen Ufern, nicht in Schlachten! Wissenschaften! nicht an eurer Hand, Nicht im bunten Land der Phantasien! Mit ſehnſuchtsvollem Blick ſchaut er am Mittelmeere Franke. Mädchen! ach! von gleichem Wunſch betrogen, Wähnt' ich: Schönes berg' die Ferne nur, Doch umſonſt durchſegelt' ich die Wogen, Hat auch dieſe Ahnung mir gelogen Die du, Mädchen, jetzt in mir erweckt. — Mädchen. Fremdling! kannſt du dieſe Sehnſucht deuten? Fühlſt du dieſes unbeſtimmte Leiden? Dieſes Wünſchen ohne Wunſch? Franke. Ja ich fühl ein Sehnen, fühl ein Leiden. Doch jetzt kann ich dieſe Wünſche deuten, Und ich weiß, was dieſes Streben will. Nicht an fernen Ufern, nicht in Schlachten! Wiſſenſchaften! nicht an eurer Hand, Nicht im bunten Land der Phantaſien! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg> <pb facs="#f0319" n="305"/> <l>Mit ſehnſuchtsvollem Blick ſchaut er am Mittelmeere</l><lb/> <l>Hinüber in das vielgeliebte Land.</l><lb/> <l>Und ſeufzend ſehn' auch ich hinüber</l><lb/> <l>Nach jenen blüthenreichen Küſten mich.</l><lb/> <l>Erkranket ruht mein Geiſt auf jener blauen Ferne,</l><lb/> <l>Und ſchöne Träume tragen mich dahin.</l><lb/> <l>Sag', wogt nicht ſchöner dort der Strom des Lebens?</l><lb/> <l>Sehnt dort die kranke Bruſt <hi rendition="#g">auch</hi> ſich vergebens?</l> </lg><lb/> <p><hi rendition="#g">Franke</hi>.</p><lb/> <lg> <l>Mädchen! ach! von gleichem Wunſch betrogen,</l><lb/> <l>Wähnt' ich: Schönes berg' die Ferne nur,</l><lb/> <l>Doch umſonſt durchſegelt' ich die Wogen,</l><lb/> <l>Hat auch dieſe Ahnung mir gelogen</l><lb/> <l>Die du, Mädchen, jetzt in mir erweckt. —</l> </lg><lb/> <p> <hi rendition="#g">Mädchen.</hi> </p><lb/> <lg> <l>Fremdling! kannſt du dieſe Sehnſucht deuten?</l><lb/> <l>Fühlſt du dieſes unbeſtimmte Leiden?</l><lb/> <l>Dieſes Wünſchen ohne Wunſch?</l> </lg><lb/> <p><hi rendition="#g">Franke</hi>.</p><lb/> <lg> <l>Ja ich fühl ein Sehnen, fühl ein Leiden.</l><lb/> <l>Doch jetzt kann ich dieſe Wünſche deuten,</l><lb/> <l>Und ich weiß, was dieſes Streben will.</l><lb/> <l>Nicht an fernen Ufern, nicht in Schlachten!</l><lb/> <l>Wiſſenſchaften! nicht an eurer Hand,</l><lb/> <l>Nicht im bunten Land der Phantaſien!</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [305/0319]
Mit ſehnſuchtsvollem Blick ſchaut er am Mittelmeere
Hinüber in das vielgeliebte Land.
Und ſeufzend ſehn' auch ich hinüber
Nach jenen blüthenreichen Küſten mich.
Erkranket ruht mein Geiſt auf jener blauen Ferne,
Und ſchöne Träume tragen mich dahin.
Sag', wogt nicht ſchöner dort der Strom des Lebens?
Sehnt dort die kranke Bruſt auch ſich vergebens?
Franke.
Mädchen! ach! von gleichem Wunſch betrogen,
Wähnt' ich: Schönes berg' die Ferne nur,
Doch umſonſt durchſegelt' ich die Wogen,
Hat auch dieſe Ahnung mir gelogen
Die du, Mädchen, jetzt in mir erweckt. —
Mädchen.
Fremdling! kannſt du dieſe Sehnſucht deuten?
Fühlſt du dieſes unbeſtimmte Leiden?
Dieſes Wünſchen ohne Wunſch?
Franke.
Ja ich fühl ein Sehnen, fühl ein Leiden.
Doch jetzt kann ich dieſe Wünſche deuten,
Und ich weiß, was dieſes Streben will.
Nicht an fernen Ufern, nicht in Schlachten!
Wiſſenſchaften! nicht an eurer Hand,
Nicht im bunten Land der Phantaſien!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |