erhaltung zu belohnen, durch den Jud Hirsch der morgen nach Offenbach geht; wenn mirs nur nicht bis morgen aus den Gedanken kommt wie der Parapluie, ein Fehler den ich mit allen hohen Häuptern gemein hab. -- Die Großmama war mir sehr freundlich, wir sprachen von Dir, sie will daß Du sie besuchst wenn Du zurückkehrst. Ich sagte ihr daß ich, wenn sie es erlaube, nach Marburg gehen werde mit der Meline, diese kleine Ehrfurchtsbezeu¬ gung um ihre Einwilligung zu bitten schmeichelte ihr sehr, sie gab mir ihren besten Segen dazu, nannte mich "Tochter ihrer Max, Kindele, Mädele," ringelte mein Haar während sie sprach, erzählte im schwäbischen Dia¬ lect, was sie nur in heiterer Weichherzigkeit thut, und einem Ehrfurcht mit ihrer Liebenswürdigkeit einflößt, ihr Bezeigen war mir auffallend, da ich vor vier Ta¬ gen sie so tief verletzt, beinah erbittert fand, über die Schmach die ihrem gütigen Herzen wiederfahren war. -- Sie zeigte mir ein Wappen in Glas gemalt in einem prächtigen silbernen Rahmen mit goldnem Eichelkranz, worum in griechischer Sprache geschrieben steht: Alles aus Liebe, sonst geht die Welt unter, es ist dem Großpapa von der Stadt Trier geschenkt worden weil er als Kanzler in trierischen Diensten, sich gegen den Kurfürsten weigerte eine Abgabe die er zu drückend fand,
erhaltung zu belohnen, durch den Jud Hirſch der morgen nach Offenbach geht; wenn mirs nur nicht bis morgen aus den Gedanken kommt wie der Parapluie, ein Fehler den ich mit allen hohen Häuptern gemein hab. — Die Großmama war mir ſehr freundlich, wir ſprachen von Dir, ſie will daß Du ſie beſuchſt wenn Du zurückkehrſt. Ich ſagte ihr daß ich, wenn ſie es erlaube, nach Marburg gehen werde mit der Meline, dieſe kleine Ehrfurchtsbezeu¬ gung um ihre Einwilligung zu bitten ſchmeichelte ihr ſehr, ſie gab mir ihren beſten Segen dazu, nannte mich „Tochter ihrer Max, Kindele, Mädele,“ ringelte mein Haar während ſie ſprach, erzählte im ſchwäbiſchen Dia¬ lect, was ſie nur in heiterer Weichherzigkeit thut, und einem Ehrfurcht mit ihrer Liebenswürdigkeit einflößt, ihr Bezeigen war mir auffallend, da ich vor vier Ta¬ gen ſie ſo tief verletzt, beinah erbittert fand, über die Schmach die ihrem gütigen Herzen wiederfahren war. — Sie zeigte mir ein Wappen in Glas gemalt in einem prächtigen ſilbernen Rahmen mit goldnem Eichelkranz, worum in griechiſcher Sprache geſchrieben ſteht: Alles aus Liebe, ſonſt geht die Welt unter, es iſt dem Großpapa von der Stadt Trier geſchenkt worden weil er als Kanzler in trieriſchen Dienſten, ſich gegen den Kurfürſten weigerte eine Abgabe die er zu drückend fand,
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erhaltung zu belohnen, durch den Jud Hirſch der morgen
nach Offenbach geht; wenn mirs nur nicht bis morgen
aus den Gedanken kommt wie der Parapluie, ein Fehler
den ich mit allen hohen Häuptern gemein hab. — Die
Großmama war mir ſehr freundlich, wir ſprachen von
Dir, ſie will daß Du ſie beſuchſt wenn Du zurückkehrſt.
Ich ſagte ihr daß ich, wenn ſie es erlaube, nach Marburg
gehen werde mit der Meline, dieſe kleine Ehrfurchtsbezeu¬
gung um ihre Einwilligung zu bitten ſchmeichelte ihr
ſehr, ſie gab mir ihren beſten Segen dazu, nannte mich
„Tochter ihrer Max, Kindele, Mädele,“ ringelte mein
Haar während ſie ſprach, erzählte im ſchwäbiſchen Dia¬
lect, was ſie nur in heiterer Weichherzigkeit thut, und
einem Ehrfurcht mit ihrer Liebenswürdigkeit einflößt, ihr
Bezeigen war mir auffallend, da ich vor vier Ta¬
gen ſie ſo tief verletzt, beinah erbittert fand, über die
Schmach die ihrem gütigen Herzen wiederfahren war. —
Sie zeigte mir ein Wappen in Glas gemalt in einem
prächtigen ſilbernen Rahmen mit goldnem Eichelkranz,
worum in griechiſcher Sprache geſchrieben ſteht: Alles
aus Liebe, ſonſt geht die Welt unter, es iſt dem
Großpapa von der Stadt Trier geſchenkt worden weil
er als Kanzler in trieriſchen Dienſten, ſich gegen den
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/56>, abgerufen am 23.11.2024.
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