Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Fortpflanzen der Orangenbäume mit einem Blatt, von
Nelken, -- und dann will ich ihm auch meine Granat¬
bäume schicken, und den Orangenbaum und den großen
Mirthenbaum, er giebt sich gewiß Müh daß er den zum
Blühen bringt, ich hab so immer fürchten müssen daß
sie verdarben im Winter. -- Das eine thut mir auch
leid daß ich von der Großmama weg muß, weil sie sichs
in den Kopf gesetzt hat sie werde nicht mehr lang le¬
ben wegen den Bäumen, sie sagt sie wolle nicht
erleben, diese Bäume die sie so lange Jahre gepflegt
habe, im nächsten Jahr im Ofen knattern zu hören. --
Jetzt möcht ich gern noch so viel von ihr wissen, ich
schäm mich daß ich die ganze Zeit so leichtsinnig war,
was hätte sie mir alles von der Mama erzählen kön¬
nen, von der ich so wenig weiß, als bloß daß sie ange¬
betet war. -- Die Großmama sagte: "Sei versichert
hätte die Venus-Urania noch ein Kind gehabt außer dem
Amor, so mußte es das Ebenbild Deiner Mutter sein."
-- Manchmal zweifle ich ob ich noch nach Marburg
mitgehen soll, meinst Du nicht auch es wär besser ich
blieb hier, -- es ist doch auch schön wenn ich noch das
letzte Lebensjahr der Großmama recht freundlich mit
ihr zubrächt, mich durstet nach dem Segen alter Leute,

3**

Fortpflanzen der Orangenbäume mit einem Blatt, von
Nelken, — und dann will ich ihm auch meine Granat¬
bäume ſchicken, und den Orangenbaum und den großen
Mirthenbaum, er giebt ſich gewiß Müh daß er den zum
Blühen bringt, ich hab ſo immer fürchten müſſen daß
ſie verdarben im Winter. — Das eine thut mir auch
leid daß ich von der Großmama weg muß, weil ſie ſichs
in den Kopf geſetzt hat ſie werde nicht mehr lang le¬
ben wegen den Bäumen, ſie ſagt ſie wolle nicht
erleben, dieſe Bäume die ſie ſo lange Jahre gepflegt
habe, im nächſten Jahr im Ofen knattern zu hören. —
Jetzt möcht ich gern noch ſo viel von ihr wiſſen, ich
ſchäm mich daß ich die ganze Zeit ſo leichtſinnig war,
was hätte ſie mir alles von der Mama erzählen kön¬
nen, von der ich ſo wenig weiß, als bloß daß ſie ange¬
betet war. — Die Großmama ſagte: „Sei verſichert
hätte die Venus-Urania noch ein Kind gehabt außer dem
Amor, ſo mußte es das Ebenbild Deiner Mutter ſein.“
— Manchmal zweifle ich ob ich noch nach Marburg
mitgehen ſoll, meinſt Du nicht auch es wär beſſer ich
blieb hier, — es iſt doch auch ſchön wenn ich noch das
letzte Lebensjahr der Großmama recht freundlich mit
ihr zubrächt, mich durſtet nach dem Segen alter Leute,

3**
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0071" n="57"/>
Fortpflanzen der Orangenbäume mit einem Blatt, von<lb/>
Nelken, &#x2014; und dann will ich ihm auch meine Granat¬<lb/>
bäume &#x017F;chicken, und den Orangenbaum und den großen<lb/>
Mirthenbaum, er giebt &#x017F;ich gewiß Müh daß er den zum<lb/>
Blühen bringt, ich hab &#x017F;o immer fürchten mü&#x017F;&#x017F;en daß<lb/>
&#x017F;ie verdarben im Winter. &#x2014; Das eine thut mir auch<lb/>
leid daß ich von der Großmama weg muß, weil &#x017F;ie &#x017F;ichs<lb/>
in den Kopf ge&#x017F;etzt hat &#x017F;ie werde nicht mehr lang le¬<lb/>
ben wegen den Bäumen, &#x017F;ie &#x017F;agt &#x017F;ie wolle nicht<lb/>
erleben, die&#x017F;e Bäume die &#x017F;ie &#x017F;o lange Jahre gepflegt<lb/>
habe, im näch&#x017F;ten Jahr im Ofen knattern zu hören. &#x2014;<lb/>
Jetzt möcht ich gern noch &#x017F;o viel von ihr wi&#x017F;&#x017F;en, ich<lb/>
&#x017F;chäm mich daß ich die ganze Zeit &#x017F;o leicht&#x017F;innig war,<lb/>
was hätte &#x017F;ie mir alles von der Mama erzählen kön¬<lb/>
nen, von der ich &#x017F;o wenig weiß, als bloß daß &#x017F;ie ange¬<lb/>
betet war. &#x2014; Die Großmama &#x017F;agte: &#x201E;Sei ver&#x017F;ichert<lb/>
hätte die Venus-Urania noch ein Kind gehabt außer dem<lb/>
Amor, &#x017F;o mußte es das Ebenbild Deiner Mutter &#x017F;ein.&#x201C;<lb/>
&#x2014; Manchmal zweifle ich ob ich noch nach Marburg<lb/>
mitgehen &#x017F;oll, mein&#x017F;t Du nicht auch es wär be&#x017F;&#x017F;er ich<lb/>
blieb hier, &#x2014; es i&#x017F;t doch auch &#x017F;chön wenn ich noch das<lb/>
letzte Lebensjahr der Großmama recht freundlich mit<lb/>
ihr zubrächt, mich dur&#x017F;tet nach dem Segen alter Leute,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">3**<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0071] Fortpflanzen der Orangenbäume mit einem Blatt, von Nelken, — und dann will ich ihm auch meine Granat¬ bäume ſchicken, und den Orangenbaum und den großen Mirthenbaum, er giebt ſich gewiß Müh daß er den zum Blühen bringt, ich hab ſo immer fürchten müſſen daß ſie verdarben im Winter. — Das eine thut mir auch leid daß ich von der Großmama weg muß, weil ſie ſichs in den Kopf geſetzt hat ſie werde nicht mehr lang le¬ ben wegen den Bäumen, ſie ſagt ſie wolle nicht erleben, dieſe Bäume die ſie ſo lange Jahre gepflegt habe, im nächſten Jahr im Ofen knattern zu hören. — Jetzt möcht ich gern noch ſo viel von ihr wiſſen, ich ſchäm mich daß ich die ganze Zeit ſo leichtſinnig war, was hätte ſie mir alles von der Mama erzählen kön¬ nen, von der ich ſo wenig weiß, als bloß daß ſie ange¬ betet war. — Die Großmama ſagte: „Sei verſichert hätte die Venus-Urania noch ein Kind gehabt außer dem Amor, ſo mußte es das Ebenbild Deiner Mutter ſein.“ — Manchmal zweifle ich ob ich noch nach Marburg mitgehen ſoll, meinſt Du nicht auch es wär beſſer ich blieb hier, — es iſt doch auch ſchön wenn ich noch das letzte Lebensjahr der Großmama recht freundlich mit ihr zubrächt, mich durſtet nach dem Segen alter Leute, 3**

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/71
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/71>, abgerufen am 26.11.2024.