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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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Eh wir abreisten hatte ich noch manchen Kampf
mit den andern, man war nicht einig ob ich dem Sa¬
vigny nicht lästig sein würde, weil man glaubt und ge¬
wiß weiß daß er nichts auf mich hält. Ich halte nun
auch eben nichts besondres von mir; ich hab ihn im¬
mer noch wie sonst lieb, und so scheu ich mich gar
nicht mit ihm zu leben, obschon er einen Widerwillen ge¬
gen meine Natur zu haben scheint, um so glanzvoller
erscheint mir Deine Nachsicht mit mir; und er behauptet
ich sei hochmüthig, -- manchmal glaub ichs gar, weil
er doch gescheuter ist als wir alle, -- und kann also
einen Charakter besser beurtheilen. -- Und dann kann
ich Dir sagen freu ich mich ordentlichermaßen über die¬
sen Hochmuth und denke es muß doch wohl auch was
hinter mir sein, denn ohne Ursache dazu würd er nicht drauf
kommen; was glaubt er wohl daß mich so hochmüthig
macht? -- Ha ha ha! -- das heist: ich lach! -- über was? --
daß der Savigny nichts weiß von meiner zärtlichen Nei¬
gung für den Jud, -- und wie ich alle vornehme Leut nicht
den kann weil sie mir zu gemein sind, und weil kein
Mensch im Haus weiß warum ich als übermüthig bin
und das ist heut einmal wieder weil ich ein besonders
angenehm Abentheuer hatte; ich war im Garten der

am

Eh wir abreiſten hatte ich noch manchen Kampf
mit den andern, man war nicht einig ob ich dem Sa¬
vigny nicht läſtig ſein würde, weil man glaubt und ge¬
wiß weiß daß er nichts auf mich hält. Ich halte nun
auch eben nichts beſondres von mir; ich hab ihn im¬
mer noch wie ſonſt lieb, und ſo ſcheu ich mich gar
nicht mit ihm zu leben, obſchon er einen Widerwillen ge¬
gen meine Natur zu haben ſcheint, um ſo glanzvoller
erſcheint mir Deine Nachſicht mit mir; und er behauptet
ich ſei hochmüthig, — manchmal glaub ichs gar, weil
er doch geſcheuter iſt als wir alle, — und kann alſo
einen Charakter beſſer beurtheilen. — Und dann kann
ich Dir ſagen freu ich mich ordentlichermaßen über die¬
ſen Hochmuth und denke es muß doch wohl auch was
hinter mir ſein, denn ohne Urſache dazu würd er nicht drauf
kommen; was glaubt er wohl daß mich ſo hochmüthig
macht? — Ha ha ha! — das heiſt: ich lach! — über was? —
daß der Savigny nichts weiß von meiner zärtlichen Nei¬
gung für den Jud, — und wie ich alle vornehme Leut nicht
den kann weil ſie mir zu gemein ſind, und weil kein
Menſch im Haus weiß warum ich als übermüthig bin
und das iſt heut einmal wieder weil ich ein beſonders
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[72/0086] Eh wir abreiſten hatte ich noch manchen Kampf mit den andern, man war nicht einig ob ich dem Sa¬ vigny nicht läſtig ſein würde, weil man glaubt und ge¬ wiß weiß daß er nichts auf mich hält. Ich halte nun auch eben nichts beſondres von mir; ich hab ihn im¬ mer noch wie ſonſt lieb, und ſo ſcheu ich mich gar nicht mit ihm zu leben, obſchon er einen Widerwillen ge¬ gen meine Natur zu haben ſcheint, um ſo glanzvoller erſcheint mir Deine Nachſicht mit mir; und er behauptet ich ſei hochmüthig, — manchmal glaub ichs gar, weil er doch geſcheuter iſt als wir alle, — und kann alſo einen Charakter beſſer beurtheilen. — Und dann kann ich Dir ſagen freu ich mich ordentlichermaßen über die¬ ſen Hochmuth und denke es muß doch wohl auch was hinter mir ſein, denn ohne Urſache dazu würd er nicht drauf kommen; was glaubt er wohl daß mich ſo hochmüthig macht? — Ha ha ha! — das heiſt: ich lach! — über was? — daß der Savigny nichts weiß von meiner zärtlichen Nei¬ gung für den Jud, — und wie ich alle vornehme Leut nicht den kann weil ſie mir zu gemein ſind, und weil kein Menſch im Haus weiß warum ich als übermüthig bin und das iſt heut einmal wieder weil ich ein beſonders angenehm Abentheuer hatte; ich war im Garten der am

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/86>, abgerufen am 25.11.2024.