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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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wahren erleuchteten oder auch starcken Christen unterscheidet/ und diese von
denen gemeinen äusserlichen kirchen-übungen gäntzlich freyspricht/ alles aus
sehr tiessen und unläugbahren gründen.

20. So schreibet ein ansehnlicher und berühmter Patriarch zu Anti-
ochia
(welchen die Lutheraner sehr hoch halten/ und als Gottseiig und er-
leuchtet rühmen [vid. ex Evagrio Kortholtus Hist. Eccl. p. 228.]) nemlich
Anastasius in seinem odego oder wegweiser in dem anhang/ oder 1. numero
der andern frage/ welche er also vorlegt: Welches sind die wahren anbe-
ter/ welche GOTT anbeten/ daß sie den vater im geist und
wahrheit verehren?
Darauff antwortet er mit wiederholung und ap-
probation
der bekäntnüß eines einsamen: Dieser habe einem/ der ihn ge-
fragt/ warum er so lange in keine kirche und nicht zum Abendmahl
komme?
folgen der massen rede und antwort gegeben.

21. Alle zusammenkünffte/ (sunaxeis, oder auch Abendmahle)
öffentliche dienste (leitourgiai,) und feyern werden deßwegen ge-
halten/ damit der mensch von seinen sünden rein werde/ und
GOtt in ihm wohne/ wie geschrieben stehet: Jch will in ihnen
wohnen und in ihnen wandeln/
2. Cor. VI. und: Jch und der va-
ter werden zu ihm kommen/ und wohnung bey ihm machen.
Joh.
XIV.
Nachdem nun der mensch ein lebendiger (empsukhos) tem-
pel GOttes worden ist/ so gehet eine seele/ die
GOtt in sich trägt
(theophoros) von allem verlangen nach kirchen/ versammlungen (oder
auch Abendmahl/ sunaxeon) und menschlichem feyer ab: Denn sie hat
inwendig in sich den Vater und Sohn/ als den Hohenpriester/ und den
geist als das wahre feuer. Sie hat in wendig das wahrhafftige
opffer vor GOtt/ einen zerknirschten geist: inwendig ist der
wahre Altar und der gnaden-stuhl der sünder/ geistlichethrä-
nen/ inwendig ist das reich der himmel.
Denn das reich GOttes
ist inwendig in euch: und hinfüro bringet sie als mit geistlichen au-
gengeistliche opffer:
Denn GOtt ist ein geist/ und die ihn anbeten/ die
müssen ihn im geist und in der wahrheit anbeten/ Joh. IV. Denn alles/
was sichtbahr ist/ das ist zeitlich/ wie Paulus sagt/ es seye nun
opffer oder gaben: Was aber unsichtbahr ist/ das ist ewig:
Was
kein auge gesehen/ kein ohr gehöret hat/ und auff keines menschen hertz ge-
stiegen ist/ nemlich dessen/ der ihm nicht gehorchet.

22. Hievon fährt der Autor daselbst also fort: Solches sind din-
ge/ welche uns GOtt bereitet/ und durch seinen geist offenbahret
hat/ der da in uns wohnet. Denn wir haben nicht den geist der

welt

wahren erleuchteten oder auch ſtarcken Chriſten unterſcheidet/ und dieſe von
denen gemeinen aͤuſſerlichen kiꝛchen-uͤbungen gaͤntzlich freyſpricht/ alles aus
ſehr tieſſen und unlaͤugbahren gruͤnden.

20. So ſchreibet ein anſehnlicher und beruͤhmter Patriarch zu Anti-
ochia
(welchen die Lutheraner ſehr hoch halten/ und als Gottſeiig und er-
leuchtet ruͤhmen [vid. ex Evagrio Kortholtus Hiſt. Eccl. p. 228.]) nemlich
Anaſtaſius in ſeinem ὁδηγῷ oder wegweiſer in dem anhang/ oder 1. numero
der andern frage/ welche er alſo vorlegt: Welches ſind die wahren anbe-
ter/ welche GOTT anbeten/ daß ſie den vater im geiſt und
wahrheit verehren?
Darauff antwortet er mit wiederholung und ap-
probation
der bekaͤntnuͤß eines einſamen: Dieſer habe einem/ der ihn ge-
fragt/ warum er ſo lange in keine kirche und nicht zum Abendmahl
komme?
folgen der maſſen rede und antwort gegeben.

21. Alle zuſammenkuͤnffte/ (συνάξεις, oder auch Abendmahle)
oͤffentliche dienſte (λειτουργίαι,) und feyern werden deßwegen ge-
halten/ damit der menſch von ſeinen ſuͤnden rein werde/ und
GOtt in ihm wohne/ wie geſchrieben ſtehet: Jch will in ihnen
wohnen und in ihnen wandeln/
2. Cor. VI. und: Jch und der va-
ter werden zu ihm kommen/ und wohnung bey ihm machen.
Joh.
XIV.
Nachdem nun der menſch ein lebendiger (ἔμψυχος) tem-
pel GOttes worden iſt/ ſo gehet eine ſeele/ die
GOtt in ſich traͤgt
(ϑεοφόρος) von allem verlangen nach kirchen/ verſammlungen (oder
auch Abendmahl/ συνάξεων) und menſchlichem feyer ab: Denn ſie hat
inwendig in ſich den Vater und Sohn/ als den Hohenprieſter/ und den
geiſt als das wahre feuer. Sie hat in wendig das wahrhafftige
opffer vor GOtt/ einen zerknirſchten geiſt: inwendig iſt der
wahre Altar und der gnaden-ſtuhl der ſuͤnder/ geiſtlichethraͤ-
nen/ inwendig iſt das reich der himmel.
Denn das reich GOttes
iſt inwendig in euch: und hinfuͤro bringet ſie als mit geiſtlichen au-
gengeiſtliche opffer:
Denn GOtt iſt ein geiſt/ und die ihn anbeten/ die
muͤſſen ihn im geiſt und in der wahrheit anbeten/ Joh. IV. Denn alles/
was ſichtbahr iſt/ das iſt zeitlich/ wie Paulus ſagt/ es ſeye nun
opffer oder gaben: Was aber unſichtbahr iſt/ das iſt ewig:
Was
kein auge geſehen/ kein ohr gehoͤret hat/ und auff keines menſchen hertz ge-
ſtiegen iſt/ nemlich deſſen/ der ihm nicht gehorchet.

22. Hievon faͤhrt der Autor daſelbſt alſo fort: Solches ſind din-
ge/ welche uns GOtt bereitet/ und durch ſeinen geiſt offenbahret
hat/ der da in uns wohnet. Denn wir haben nicht den geiſt der

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[31/0032] wahren erleuchteten oder auch ſtarcken Chriſten unterſcheidet/ und dieſe von denen gemeinen aͤuſſerlichen kiꝛchen-uͤbungen gaͤntzlich freyſpricht/ alles aus ſehr tieſſen und unlaͤugbahren gruͤnden. 20. So ſchreibet ein anſehnlicher und beruͤhmter Patriarch zu Anti- ochia (welchen die Lutheraner ſehr hoch halten/ und als Gottſeiig und er- leuchtet ruͤhmen [vid. ex Evagrio Kortholtus Hiſt. Eccl. p. 228.]) nemlich Anaſtaſius in ſeinem ὁδηγῷ oder wegweiſer in dem anhang/ oder 1. numero der andern frage/ welche er alſo vorlegt: Welches ſind die wahren anbe- ter/ welche GOTT anbeten/ daß ſie den vater im geiſt und wahrheit verehren? Darauff antwortet er mit wiederholung und ap- probation der bekaͤntnuͤß eines einſamen: Dieſer habe einem/ der ihn ge- fragt/ warum er ſo lange in keine kirche und nicht zum Abendmahl komme? folgen der maſſen rede und antwort gegeben. 21. Alle zuſammenkuͤnffte/ (συνάξεις, oder auch Abendmahle) oͤffentliche dienſte (λειτουργίαι,) und feyern werden deßwegen ge- halten/ damit der menſch von ſeinen ſuͤnden rein werde/ und GOtt in ihm wohne/ wie geſchrieben ſtehet: Jch will in ihnen wohnen und in ihnen wandeln/ 2. Cor. VI. und: Jch und der va- ter werden zu ihm kommen/ und wohnung bey ihm machen. Joh. XIV. Nachdem nun der menſch ein lebendiger (ἔμψυχος) tem- pel GOttes worden iſt/ ſo gehet eine ſeele/ die GOtt in ſich traͤgt (ϑεοφόρος) von allem verlangen nach kirchen/ verſammlungen (oder auch Abendmahl/ συνάξεων) und menſchlichem feyer ab: Denn ſie hat inwendig in ſich den Vater und Sohn/ als den Hohenprieſter/ und den geiſt als das wahre feuer. Sie hat in wendig das wahrhafftige opffer vor GOtt/ einen zerknirſchten geiſt: inwendig iſt der wahre Altar und der gnaden-ſtuhl der ſuͤnder/ geiſtlichethraͤ- nen/ inwendig iſt das reich der himmel. Denn das reich GOttes iſt inwendig in euch: und hinfuͤro bringet ſie als mit geiſtlichen au- gengeiſtliche opffer: Denn GOtt iſt ein geiſt/ und die ihn anbeten/ die muͤſſen ihn im geiſt und in der wahrheit anbeten/ Joh. IV. Denn alles/ was ſichtbahr iſt/ das iſt zeitlich/ wie Paulus ſagt/ es ſeye nun opffer oder gaben: Was aber unſichtbahr iſt/ das iſt ewig: Was kein auge geſehen/ kein ohr gehoͤret hat/ und auff keines menſchen hertz ge- ſtiegen iſt/ nemlich deſſen/ der ihm nicht gehorchet. 22. Hievon faͤhrt der Autor daſelbſt alſo fort: Solches ſind din- ge/ welche uns GOtt bereitet/ und durch ſeinen geiſt offenbahret hat/ der da in uns wohnet. Denn wir haben nicht den geiſt der welt

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/32>, abgerufen am 29.03.2024.