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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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15. Wie denn auch Lutherus selbst das Abendmahl nicht eben vor nöthig
zur seligkeit geachtet hat/ wenn er bekennet: CHristus hat nicht geboten
das Sacrament zu geniessen/ er hats aber frey gesetzt zu niessen/
wer da will:
To. II. Jen. Germ. p. 107. a. und wiederum: du bist nicht
verdammt/ ob du ohne Sacrament bleibest
(nemlich wenn du daran
zweiffelst oder sonst über andern umständen scrupel hast) Tom. III. Jen.
Germ. p.
68. Welches er im I. Tom. p. 521. noch einmahl gesetzt hat/
und dieses kennzeichen hinzufüget/ dabey man solche leute erkennen/ und als
unschuldig zu frieden lassen solle: Wenn du dich im glauben/ GOttes
wort und liebe übest:
Item im ersten Altenb. Theil p. 792. sagt er: Es
sollen alle Sacramenta frey seyn jedermann/ wer nicht getaufft
will seyn/ der lasse es anstehen: Wer nicht will das Sacrament
empfangen/ hat sein wol macht für GOtt.
Auff den einwurff aber
vom zwang/ welchen er hernach anderswo zu billigen schiene/ ist in der ge-
dachten bekäntniß (edit. ult.) geantwortet worden.

16. Vornemlich hat er die äusserlichen umstände und ceremonien da-
bey verworffen/ wenn im geringsten darauff als et was nöthiges gesehen
werde. Und deswegen hat ers vor frey geachtet/ wie/ wo/ und wenn
mans halten wolle/ und keines weges ein Sacrament des Altars so daraus
gemacht/ wie Hr. Cyprian. von mir als einen klage-punckt/ und als ein
groß crimen angibt/ daß ichs nicht auff dem Altar unter dem rohen
wüsten hauffen mitmachte/ worauff ihm denn gut Lutherisch geantwortet
werden könte/ aus Tom. II. Jen. Germ. p. 30. b. Mich wundert/ daß
diese kluge leute nicht bedencken/ daß Christus in einem gasthauß/
und nicht im tempel/ auff einem tisch/ nicht auff einem Altar/ diß
Sacrament eingesetzt und verbracht hat.
Man dürffte aber über
solchen geringen sachen und umständen/ item, über den hostien und derglei-
chen eben nicht streiten/ wenn nur sonsten die sache selbst richtig wäre.

17. Alleine es ist dennoch auch gut Lutherisch/ wenn man mit ihm
bekennet und practiciret; Daß man diefreyheit behalten müsse/ das
Sacrament mit und in geweiheten/ oder ungeweiheten kleidern/
gefässen/ und häusern zu handeln/ und wer diese freyheit läugne/
oder einerley part
NB. ketzerey schelte/ der lüge abermal/ und
NB. lästere CHristum und sein wort/ es sey Pabst/ Kayser/ Fürst
oder Teuffel.
l. c. p 97. b. Daß er aber hierunter auch den nothfall verstehe/
wenn bey gemeinem verderbniß und mißbrauch/ ein oder mehr Christen
des HErrn gedächtniß (nach der freyheit wahrer kinder GOttes/ die ih-
nen keine creatur nehmen kan/ und nach einfältiger weise und vorschrifft der

ersten

15. Wie denn auch Lutherus ſelbſt das Abendmahl nicht eben vor noͤthig
zur ſeligkeit geachtet hat/ wenn er bekennet: CHriſtus hat nicht geboten
das Sacrament zu genieſſen/ er hats aber frey geſetzt zu nieſſen/
wer da will:
To. II. Jen. Germ. p. 107. a. und wiederum: du biſt nicht
verdammt/ ob du ohne Sacrament bleibeſt
(nemlich wenn du daran
zweiffelſt oder ſonſt uͤber andern umſtaͤnden ſcrupel haſt) Tom. III. Jen.
Germ. p.
68. Welches er im I. Tom. p. 521. noch einmahl geſetzt hat/
und dieſes kennzeichen hinzufuͤget/ dabey man ſolche leute erkennen/ und als
unſchuldig zu frieden laſſen ſolle: Wenn du dich im glauben/ GOttes
wort und liebe uͤbeſt:
Item im erſten Altenb. Theil p. 792. ſagt er: Es
ſollen alle Sacramenta frey ſeyn jedermann/ wer nicht getaufft
will ſeyn/ der laſſe es anſtehen: Wer nicht will das Sacrament
empfangen/ hat ſein wol macht fuͤr GOtt.
Auff den einwurff aber
vom zwang/ welchen er hernach anderswo zu billigen ſchiene/ iſt in der ge-
dachten bekaͤntniß (edit. ult.) geantwortet worden.

16. Vornemlich hat er die aͤuſſerlichen umſtaͤnde und ceremonien da-
bey verworffen/ wenn im geringſten darauff als et was noͤthiges geſehen
werde. Und deswegen hat ers vor frey geachtet/ wie/ wo/ und wenn
mans halten wolle/ und keines weges ein Sacrament des Altars ſo daraus
gemacht/ wie Hr. Cyprian. von mir als einen klage-punckt/ und als ein
groß crimen angibt/ daß ichs nicht auff dem Altar unter dem rohen
wuͤſten hauffen mitmachte/ worauff ihm denn gut Lutheriſch geantwortet
werden koͤnte/ aus Tom. II. Jen. Germ. p. 30. b. Mich wundert/ daß
dieſe kluge leute nicht bedencken/ daß Chriſtus in einem gaſthauß/
und nicht im tempel/ auff einem tiſch/ nicht auff einem Altar/ diß
Sacrament eingeſetzt und verbracht hat.
Man duͤrffte aber uͤber
ſolchen geringen ſachen und umſtaͤnden/ item, uͤber den hoſtien und derglei-
chen eben nicht ſtreiten/ wenn nur ſonſten die ſache ſelbſt richtig waͤre.

17. Alleine es iſt dennoch auch gut Lutheriſch/ wenn man mit ihm
bekennet und practiciret; Daß man diefreyheit behalten muͤſſe/ das
Sacrament mit und in geweiheten/ oder ungeweiheten kleidern/
gefaͤſſen/ und haͤuſern zu handeln/ und wer dieſe freyheit laͤugne/
oder einerley part
NB. ketzerey ſchelte/ der luͤge abermal/ und
NB. laͤſtere CHriſtum und ſein wort/ es ſey Pabſt/ Kayſer/ Fuͤrſt
oder Teuffel.
l. c. p 97. b. Daß er aber hierunter auch den nothfall verſtehe/
wenn bey gemeinem verderbniß und mißbrauch/ ein oder mehr Chriſten
des HErꝛn gedaͤchtniß (nach der freyheit wahrer kinder GOttes/ die ih-
nen keine creatur nehmen kan/ und nach einfaͤltiger weiſe und vorſchrifft der

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[39/0040] 15. Wie denn auch Lutherus ſelbſt das Abendmahl nicht eben vor noͤthig zur ſeligkeit geachtet hat/ wenn er bekennet: CHriſtus hat nicht geboten das Sacrament zu genieſſen/ er hats aber frey geſetzt zu nieſſen/ wer da will: To. II. Jen. Germ. p. 107. a. und wiederum: du biſt nicht verdammt/ ob du ohne Sacrament bleibeſt (nemlich wenn du daran zweiffelſt oder ſonſt uͤber andern umſtaͤnden ſcrupel haſt) Tom. III. Jen. Germ. p. 68. Welches er im I. Tom. p. 521. noch einmahl geſetzt hat/ und dieſes kennzeichen hinzufuͤget/ dabey man ſolche leute erkennen/ und als unſchuldig zu frieden laſſen ſolle: Wenn du dich im glauben/ GOttes wort und liebe uͤbeſt: Item im erſten Altenb. Theil p. 792. ſagt er: Es ſollen alle Sacramenta frey ſeyn jedermann/ wer nicht getaufft will ſeyn/ der laſſe es anſtehen: Wer nicht will das Sacrament empfangen/ hat ſein wol macht fuͤr GOtt. Auff den einwurff aber vom zwang/ welchen er hernach anderswo zu billigen ſchiene/ iſt in der ge- dachten bekaͤntniß (edit. ult.) geantwortet worden. 16. Vornemlich hat er die aͤuſſerlichen umſtaͤnde und ceremonien da- bey verworffen/ wenn im geringſten darauff als et was noͤthiges geſehen werde. Und deswegen hat ers vor frey geachtet/ wie/ wo/ und wenn mans halten wolle/ und keines weges ein Sacrament des Altars ſo daraus gemacht/ wie Hr. Cyprian. von mir als einen klage-punckt/ und als ein groß crimen angibt/ daß ichs nicht auff dem Altar unter dem rohen wuͤſten hauffen mitmachte/ worauff ihm denn gut Lutheriſch geantwortet werden koͤnte/ aus Tom. II. Jen. Germ. p. 30. b. Mich wundert/ daß dieſe kluge leute nicht bedencken/ daß Chriſtus in einem gaſthauß/ und nicht im tempel/ auff einem tiſch/ nicht auff einem Altar/ diß Sacrament eingeſetzt und verbracht hat. Man duͤrffte aber uͤber ſolchen geringen ſachen und umſtaͤnden/ item, uͤber den hoſtien und derglei- chen eben nicht ſtreiten/ wenn nur ſonſten die ſache ſelbſt richtig waͤre. 17. Alleine es iſt dennoch auch gut Lutheriſch/ wenn man mit ihm bekennet und practiciret; Daß man diefreyheit behalten muͤſſe/ das Sacrament mit und in geweiheten/ oder ungeweiheten kleidern/ gefaͤſſen/ und haͤuſern zu handeln/ und wer dieſe freyheit laͤugne/ oder einerley part NB. ketzerey ſchelte/ der luͤge abermal/ und NB. laͤſtere CHriſtum und ſein wort/ es ſey Pabſt/ Kayſer/ Fuͤrſt oder Teuffel. l. c. p 97. b. Daß er aber hierunter auch den nothfall verſtehe/ wenn bey gemeinem verderbniß und mißbrauch/ ein oder mehr Chriſten des HErꝛn gedaͤchtniß (nach der freyheit wahrer kinder GOttes/ die ih- nen keine creatur nehmen kan/ und nach einfaͤltiger weiſe und vorſchrifft der erſten

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/40>, abgerufen am 26.04.2024.