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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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che bestraffung und beschämung angesehen/ daß sie dadurch zur erkäntniß
kommen mögen; Bey den andern säuen aber/ die schon in verstockten sinn
dahin gegeben sind/ und die da meinen/ daß sie noch vor den kindern GOt-
tes recht überley an GOttes tische haben/ ist alles umsonst und verlohren/
und was zu ihrer besserung geschiehet/ das ist zum zeugniß über sie. Wol-
te man ferner einwenden/ das gebot Pauli, daß man mit denen bösen und
falschen Christen auch nicht essen sollte/ wäre nur vom leiblichen essen und
von anderer freundlichen gemeinschafft in bürgerlicher Conversation zu-
verstehen: So antworte ich/ daß dieser verstand so schlecht hin in den
worten Pauli schwerlich zu erweisen sey; ich lasse zu/ daß Paulus das leib-
liche gemeine essen zugleich gemeinet habe/ allem er hat es nicht allein ge-
meinet/ sondern es ist ohne zweiffel das heilige Sacramentliche essen auch
mit includiret; weil vors erste die absonderung der bösen von Christlicher
gemeinschafft an des HErrn tische dem zweck Pauli zu der anbefohlenen be-
straffung und beschämung der falsch-genannten bruder näher kömmt/ und
ich nicht glauben kan/ daß Paulus dieselbigen/ die er als offenbahre grobe
sünder/ hurer/ geitzige/ abgöttische/ lästerer/ trunckenbolde und räuber
nennet/ nur von der bürgerlichen/ nicht aber von der Christlichen gemein-
schafft (dero symbolum insonderheit die Communio cucharistica seyn
soll) habe wollen abgesondert wissen; Vors andere/ weil bey den ersten
Christen das Sacramentliche essen an des HErrn tische mit den gewöhn-
lichen Agapis oder liebes-mahlzeiten/ als mit einem gemeinen essen/ verbun-
den waren/ und also derjenige/ der von den Agapis nach Pauli befehl hätte
sollen excludiret werden/ solcher gestalt auch von dem Abendmahl des
HErrn ohne zweiffel wäre excludiret worden/ weil es ja sonst absurd wäre/
mit denen das brodt des HErrn zu essen/ welche man nicht würdig halten
solte/ mit ihnen das gemeine brod zu essen. Ausser denen Agapis aber wür-
de es nicht eben wieder Pauli befehl gewesen seyn/ nach erheischender noth-
durfft der äusserlichen umstände mit einem bösen Christen in bürgerlicher
gemeinschafft zu essen. Und wenn wir die worte Pauli auff unsere zeiten
appliciren/ so würden die wahren Christen heute zu tage den entzweck der-
selben noch vielweniger erreichen/ wenn sie die blosse bürgerliche conversa-
tion
der bösen Christen fliehen wollten/ als welche vielmehr nach den um-
ständen dieser zeit offt zur gelegenheit dienen kan/ dergleichen noch in ihren
sünden st[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ckende leute auff guten weg zu bringen. Ja nachdem nunmehr
so ein grosses theil der welt mit bösen Christen erfüllet ist/ so müsten die
rechtschaffene Christen beynahe die welt räumen/ wenn sie der bürgerlichen
gemeinschafft mit selbigen wolten entübriget seyn. Hingegen ist es jetzt

noch

che beſtraffung und beſchaͤmung angeſehen/ daß ſie dadurch zur erkaͤntniß
kommen moͤgen; Bey den andern ſaͤuen aber/ die ſchon in verſtockten ſinn
dahin gegeben ſind/ und die da meinen/ daß ſie noch vor den kindern GOt-
tes recht uͤberley an GOttes tiſche haben/ iſt alles umſonſt und verlohren/
und was zu ihrer beſſerung geſchiehet/ das iſt zum zeugniß uͤber ſie. Wol-
te man ferner einwenden/ das gebot Pauli, daß man mit denen boͤſen und
falſchen Chriſten auch nicht eſſen ſollte/ waͤre nur vom leiblichen eſſen und
von anderer freundlichen gemeinſchafft in buͤrgerlicher Converſation zu-
verſtehen: So antworte ich/ daß dieſer verſtand ſo ſchlecht hin in den
worten Pauli ſchwerlich zu erweiſen ſey; ich laſſe zu/ daß Paulus das leib-
liche gemeine eſſen zugleich gemeinet habe/ allem er hat es nicht allein ge-
meinet/ ſondern es iſt ohne zweiffel das heilige Sacramentliche eſſen auch
mit includiret; weil vors erſte die abſonderung der boͤſen von Chriſtlicher
gemeinſchafft an des HErrn tiſche dem zweck Pauli zu der anbefohlenen be-
ſtraffung und beſchaͤmung der falſch-genannten bruder naͤher koͤmmt/ und
ich nicht glauben kan/ daß Paulus dieſelbigen/ die er als offenbahre grobe
ſuͤnder/ hurer/ geitzige/ abgoͤttiſche/ laͤſterer/ trunckenbolde und raͤuber
nennet/ nur von der buͤrgerlichen/ nicht aber von der Chriſtlichen gemein-
ſchafft (dero ſymbolum inſonderheit die Communio cuchariſtica ſeyn
ſoll) habe wollen abgeſondert wiſſen; Vors andere/ weil bey den erſten
Chriſten das Sacramentliche eſſen an des HErrn tiſche mit den gewoͤhn-
lichen Agapis oder liebes-mahlzeiten/ als mit einem gemeinen eſſen/ verbun-
den waren/ und alſo derjenige/ der von den Agapis nach Pauli befehl haͤtte
ſollen excludiret werden/ ſolcher geſtalt auch von dem Abendmahl des
HErrn ohne zweiffel waͤre excludiret worden/ weil es ja ſonſt abſurd waͤre/
mit denen das brodt des HErrn zu eſſen/ welche man nicht wuͤrdig halten
ſolte/ mit ihnen das gemeine brod zu eſſen. Auſſer denen Agapis aber wuͤr-
de es nicht eben wieder Pauli befehl geweſen ſeyn/ nach erheiſchender noth-
durfft der aͤuſſerlichen umſtaͤnde mit einem boͤſen Chriſten in buͤrgerlicher
gemeinſchafft zu eſſen. Und wenn wir die worte Pauli auff unſere zeiten
appliciren/ ſo wuͤrden die wahren Chriſten heute zu tage den entzweck der-
ſelben noch vielweniger erreichen/ wenn ſie die bloſſe buͤrgerliche converſa-
tion
der boͤſen Chriſten fliehen wollten/ als welche vielmehr nach den um-
ſtaͤnden dieſer zeit offt zur gelegenheit dienen kan/ dergleichen noch in ihren
ſuͤnden ſt[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ckende leute auff guten weg zu bringen. Ja nachdem nunmehr
ſo ein groſſes theil der welt mit boͤſen Chriſten erfuͤllet iſt/ ſo muͤſten die
rechtſchaffene Chriſten beynahe die welt raͤumen/ wenn ſie der buͤrgerlichen
gemeinſchafft mit ſelbigen wolten entuͤbriget ſeyn. Hingegen iſt es jetzt

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[72/0073] che beſtraffung und beſchaͤmung angeſehen/ daß ſie dadurch zur erkaͤntniß kommen moͤgen; Bey den andern ſaͤuen aber/ die ſchon in verſtockten ſinn dahin gegeben ſind/ und die da meinen/ daß ſie noch vor den kindern GOt- tes recht uͤberley an GOttes tiſche haben/ iſt alles umſonſt und verlohren/ und was zu ihrer beſſerung geſchiehet/ das iſt zum zeugniß uͤber ſie. Wol- te man ferner einwenden/ das gebot Pauli, daß man mit denen boͤſen und falſchen Chriſten auch nicht eſſen ſollte/ waͤre nur vom leiblichen eſſen und von anderer freundlichen gemeinſchafft in buͤrgerlicher Converſation zu- verſtehen: So antworte ich/ daß dieſer verſtand ſo ſchlecht hin in den worten Pauli ſchwerlich zu erweiſen ſey; ich laſſe zu/ daß Paulus das leib- liche gemeine eſſen zugleich gemeinet habe/ allem er hat es nicht allein ge- meinet/ ſondern es iſt ohne zweiffel das heilige Sacramentliche eſſen auch mit includiret; weil vors erſte die abſonderung der boͤſen von Chriſtlicher gemeinſchafft an des HErrn tiſche dem zweck Pauli zu der anbefohlenen be- ſtraffung und beſchaͤmung der falſch-genannten bruder naͤher koͤmmt/ und ich nicht glauben kan/ daß Paulus dieſelbigen/ die er als offenbahre grobe ſuͤnder/ hurer/ geitzige/ abgoͤttiſche/ laͤſterer/ trunckenbolde und raͤuber nennet/ nur von der buͤrgerlichen/ nicht aber von der Chriſtlichen gemein- ſchafft (dero ſymbolum inſonderheit die Communio cuchariſtica ſeyn ſoll) habe wollen abgeſondert wiſſen; Vors andere/ weil bey den erſten Chriſten das Sacramentliche eſſen an des HErrn tiſche mit den gewoͤhn- lichen Agapis oder liebes-mahlzeiten/ als mit einem gemeinen eſſen/ verbun- den waren/ und alſo derjenige/ der von den Agapis nach Pauli befehl haͤtte ſollen excludiret werden/ ſolcher geſtalt auch von dem Abendmahl des HErrn ohne zweiffel waͤre excludiret worden/ weil es ja ſonſt abſurd waͤre/ mit denen das brodt des HErrn zu eſſen/ welche man nicht wuͤrdig halten ſolte/ mit ihnen das gemeine brod zu eſſen. Auſſer denen Agapis aber wuͤr- de es nicht eben wieder Pauli befehl geweſen ſeyn/ nach erheiſchender noth- durfft der aͤuſſerlichen umſtaͤnde mit einem boͤſen Chriſten in buͤrgerlicher gemeinſchafft zu eſſen. Und wenn wir die worte Pauli auff unſere zeiten appliciren/ ſo wuͤrden die wahren Chriſten heute zu tage den entzweck der- ſelben noch vielweniger erreichen/ wenn ſie die bloſſe buͤrgerliche converſa- tion der boͤſen Chriſten fliehen wollten/ als welche vielmehr nach den um- ſtaͤnden dieſer zeit offt zur gelegenheit dienen kan/ dergleichen noch in ihren ſuͤnden ſt_ckende leute auff guten weg zu bringen. Ja nachdem nunmehr ſo ein groſſes theil der welt mit boͤſen Chriſten erfuͤllet iſt/ ſo muͤſten die rechtſchaffene Chriſten beynahe die welt raͤumen/ wenn ſie der buͤrgerlichen gemeinſchafft mit ſelbigen wolten entuͤbriget ſeyn. Hingegen iſt es jetzt noch

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/73>, abgerufen am 24.11.2024.