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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. X. Von Johann Bannier/ Philipp Zieglern/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
einer um das jahr 1620. Johann Bannier ein
schneider zu Stargard bey Dantzig/ der ein
büchlein drucken lassen/ und selbiges spiegel
Banniers
leben und
schrifften.
oder abriß des greuels der verwüstung
genannt.
Dieser titul weiset alsbald von
selbsten/ daß das buch bey der Clerisey unmög-
lich beyfall oder gehör gefunden/ zumalder au-
ctor
nur ein so genannter Leye/ und also vor un-
tüchtig zu schreiben/ und die warheit zu verkün-
digen gehalten worden. Deßwegen die Prediger
auch alsbald responsa von Universitaeten/ son-
derlich von Wittenberg/ einholten/ von denen sie
gewöhnlicher massen nach wunsch secundiret
wurden/ dahero D. Johann Corvinus Pastor an
der Pfarr-kirchen in Dantzig so gleich ann. 1622.
zwey solche theologische bedencke über dieses
fanatische büchlein mit einer vorrede zu alten
Stetin herausgab. Daselbst hat sich Corvi-
nus
beklaget/ daß dieser schneider nebenst an-
dern auch einen Prediger zu Stargard/ M.
Gottschalck Bünting/ verführet/ und dahin ge-
bracht/ daß er diesen Bannier vor seinen Lehrer
gehalten/ und ihm seine sachen nach geschrieben.
Die andern aber verdrosse dieses alles so hefftig/
daß sie nicht ruheten/ bis Bannier mit samt die-
sem Prediger aus der statt getrieben wurde.

2. Der vortrag dieses Banniers ist im ge-
dachte Spiegel wie auch in einem andern büch-
lein/ Echo genannt/ und dann auch in M. Bün-
tings Defension der glaubens-wahrheit
enthalten. Weil selbige aber jetzo nicht zur
Vor-
nehmste
lehren von
CHristo in
uns.
hand sind/ will ich die vornemsten puncte aus
Colbergs Platonischem Christenthum hersetzen.
p. 1. c. V. p. 232.

1. Der neue mensch sey CHristus selbst/
CHristus werde in uns getaufft (D. 4. a.)
das neue leben nenne die schrifft CHristum den
gesalbten/ (F. 3. a.) der neugeborne mensch/
der CHristo nachfolget/ heisse CHristus. (F.
4. a.
)
2. Daß durch CHristum der weg zur selig-
keit bißher nicht sey offenbaret/ (B. 2. b. D. 1. a.)
ja CHristus habe sich biß daher der welt nicht
geoffenbaret/ auch da er auff erden gelehrt und
gepredigt/ sondern jetzo werde er sich erst durch
den letzten Eliam (Joh. Arend) offenbaren/
den weg derseligkeit immediate lehren/ und von
dem letzten Johanne oder Elia mit fingern erst
gewiesen werden/ jetzo werde er erst den himmel
in aller menschen hertzen einnehmen. (E. 3. 6.)
3. Jmgleichen sey durch die Apostel der weg
zur seligkeit nicht offenbaret.
4. Der angefangene neue gehorsam wird
für die wahre vollkommne gerechtigkeit/ die für
GOtt gelten solte/ (C. 1. b. C. 4. a.) com-
mendir
et.
5. Verwirfft fidem relativam justificantem,
und will an statt desselben glauben nennen das
neue leben.
6. An statt des geschriebenen und gepredig-
ten wortes GOttes setzet er seinen greuel der
Enthusiastischen innerlichen ohnmittelbaren er-
leuchtung der seelen und einsprechung GOttes
in derselben.
7. Den gefallenen menschen/ und seine
natur nennet er den teuffel selbst/ der alte mensch/
natürlich licht/ sund/ teuffel/ sind alles gleich
und eins. (C. 3. a.) will die verderbung allein
auff den irrdischen leib gezogen haben.
8. Darum sey CHristus kommen/ uns von
[Spaltenumbruch] dem verfluchten leimen-hauß und erden-leibJahr
MDC.
biß
MDCC.

(C. 1. b. C. 2. a.) zu erlösen und unsere seel/
welche wir von GOtt haben/ mit seinem heili-
gen unverweßlichen jungfräulichen fleisch wie-
der zu kleiden.
9. Das reich GOttes sey vorhin auch im
unwiedergebornen menschen/ (D. 2. a.) al-
lein daß sie dessen nicht ehe gewahr werden/ biß
die erleuchtung komme. Der mensch müsse
die natur durch CHristum in ihm überwinden/
so habe er alsdenn auch in ihm den teuffel über-
wunden. (C. 3. a.)
10. Kommt er auffs Aureum seculum, in-
dem lauter gerechte seyn werden/ da sie auch al-
le von GOtt immediate müssen gelehret seyn.

3. Diese und dergleichen sachen müssen frey-Urtheile
darüber.

lich Schwenckfeldisch/ Weigelianisch und En-
thusiasti
sch heissen/ zumal in gedachten schriff-
ten Paracelsus und Weigelius recommendiret
worden. Deßwegen auch die Theologi zu
Giessen und Tübingen hauptsächlich darauff
gefusset/ und diese leute unter solchem namen
verdammet haben/ die Wittenberger aber sie
vor Rosencreutzer erkläret/ wie in ihren Consi-
liis P. I. p.
876. zu sehen: Der grund aber von
solcher beschuldigung kan aus der historie der
Rosencreutzer schon ersehen werden. So mu-
ste es auch denen elenden leuten fantastisch und
schwermerisch heissen/ wenn Bannier nachSeine
lehre von
der geistli-
chen ge-
burt CHri-
sti.

den ausdrücklichen worten Pauli, von der ge-
stalt/ die CHristus in uns gewinnen muß/ in
seinem Lutherischen Spiegel den gesang/
Gelobet seystu JEsu CHrist/ also applicir-
te:

Gelobet seystu JEsu CHrist/
Der in uns mensch gebohren ist/
Durchs wort des lebens/ das ist wahr/
Deß freuet sich der Christen schaar.
Des ew gen Vatters einigs kind
Man in dem innern hertzen findt/
Mit seinem heilgen fleisch und blut/
Speist und tränckt uns das ew ge gut. etc.

Denn weil diese und alle andere geheimnisse des
Herrn nur bey denen seyn/ die ihn fürchten/ so
können freylich diejenigen das allerhöchste ge-
heimnis der offenbarung JEsu CHristi weder
erkennen noch wircklich erfahren und geniessen/
welche auch nicht einmal durch eine natürliche
und knechtische furcht vor GOtt von der läste-
rung wider CHristum abgehalten werden kön-
nen.

4. Und da nun gedachte personen durch solcheBanniers
enthaup-
tung unter
den Luthe-
ranern.

gleichsam untheologische Responsa einmal ver-
hast und zu exulanten gemacht worden/ hat man
sie fast nirgends gelitten/ so/ daß sie sich eine
zeitlang kümmerlich zu Dantzig aufhalten kön-
nen/ allwo sie nach D. Corvini klage in der an-
gezogenen Vorrede ihre Winckel-Vermah-
nungen gehalten.
Von dar ist Johann
Bannier nach Schweden gangen/ und hat
daselbst zweiffelsfrey bey einem und dem an-
dern beyfall gefunden; welches denn die Clerisey/
die darüber beschämet und in ihren greueln ent-
decket worden/ dermassen übel empfunden/ daß
sie Banniern so fort ins gefängnis geworffen/
und durch den Hencker öffentlich enthaupten
lassen. Der vorwand aber solcher Spanischen
Inquisition soll gewesen seyn: Er hätte damit
wider die fundamental-gesetze des Reichs ge-

handelt/

Th. III. C. X. Von Johann Bannier/ Philipp Zieglern/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
einer um das jahr 1620. Johann Bannier ein
ſchneider zu Stargard bey Dantzig/ der ein
buͤchlein drucken laſſen/ und ſelbiges ſpiegel
Banniers
leben und
ſchrifften.
oder abriß des greuels der verwuͤſtung
genannt.
Dieſer titul weiſet alsbald von
ſelbſten/ daß das buch bey der Cleriſey unmoͤg-
lich beyfall oder gehoͤr gefunden/ zumalder au-
ctor
nur ein ſo genannter Leye/ und alſo vor un-
tuͤchtig zu ſchreiben/ und die warheit zu verkuͤn-
digen gehalten woꝛden. Deßwegen die Predigeꝛ
auch alsbald reſponſa von Univerſitæten/ ſon-
deꝛlich von Wittenbeꝛg/ einholten/ von denen ſie
gewoͤhnlicher maſſen nach wunſch ſecundiret
wurden/ dahero D. Johann Corvinus Paſtor an
der Pfarꝛ-kirchen in Dantzig ſo gleich ann. 1622.
zwey ſolche theologiſche bedenckē uͤber dieſes
fanatiſche buͤchlein mit einer vorrede zu alten
Stetin herausgab. Daſelbſt hat ſich Corvi-
nus
beklaget/ daß dieſer ſchneider nebenſt an-
dern auch einen Prediger zu Stargard/ M.
Gottſchalck Buͤnting/ verfuͤhret/ und dahin ge-
bracht/ daß er dieſen Bannier vor ſeinen Lehrer
gehalten/ und ihm ſeine ſachen nach geſchrieben.
Die andern aber verdroſſe dieſes alles ſo hefftig/
daß ſie nicht ruheten/ bis Bannier mit ſamt die-
ſem Prediger aus der ſtatt getrieben wurde.

2. Der vortrag dieſes Banniers iſt im ge-
dachtē Spiegel wie auch in einem andern buͤch-
lein/ Echo genannt/ und dann auch in M. Buͤn-
tings Defenſion der glaubens-wahrheit
enthalten. Weil ſelbige aber jetzo nicht zur
Vor-
nehmſte
lehren von
CHriſto in
uns.
hand ſind/ will ich die vornemſten puncte aus
Colbergs Platoniſchem Chriſtenthum heꝛſetzen.
p. 1. c. V. p. 232.

1. Der neue menſch ſey CHriſtus ſelbſt/
CHriſtus werde in uns getaufft (D. 4. a.)
das neue leben nenne die ſchrifft CHriſtum den
geſalbten/ (F. 3. a.) der neugeborne menſch/
der CHriſto nachfolget/ heiſſe CHriſtus. (F.
4. a.
)
2. Daß durch CHriſtum der weg zur ſelig-
keit bißher nicht ſey offenbaret/ (B. 2. b. D. 1. a.)
ja CHriſtus habe ſich biß daher der welt nicht
geoffenbaret/ auch da er auff erden gelehrt und
gepredigt/ ſondern jetzo werde er ſich erſt durch
den letzten Eliam (Joh. Arend) offenbaren/
den weg derſeligkeit immediate lehren/ und von
dem letzten Johanne oder Elia mit fingern erſt
gewieſen werden/ jetzo werde er erſt den himmel
in aller menſchen hertzen einnehmen. (E. 3. 6.)
3. Jmgleichen ſey durch die Apoſtel der weg
zur ſeligkeit nicht offenbaret.
4. Der angefangene neue gehorſam wird
fuͤr die wahre vollkommne gerechtigkeit/ die fuͤr
GOtt gelten ſolte/ (C. 1. b. C. 4. a.) com-
mendir
et.
5. Verwirfft fidem relativam juſtificantem,
und will an ſtatt deſſelben glauben nennen das
neue leben.
6. An ſtatt des geſchriebenen und gepredig-
ten wortes GOttes ſetzet er ſeinen greuel der
Enthuſiaſtiſchen iñerlichen ohnmittelbaren er-
leuchtung der ſeelen und einſprechung GOttes
in derſelben.
7. Den gefallenen menſchen/ und ſeine
natur neñet er den teuffel ſelbſt/ der alte menſch/
natuͤrlich licht/ ſund/ teuffel/ ſind alles gleich
und eins. (C. 3. a.) will die verderbung allein
auff den irꝛdiſchen leib gezogen haben.
8. Darum ſey CHriſtus kommen/ uns von
[Spaltenumbruch] dem verfluchten leimen-hauß und erden-leibJahr
MDC.
biß
MDCC.

(C. 1. b. C. 2. a.) zu erloͤſen und unſere ſeel/
welche wir von GOtt haben/ mit ſeinem heili-
gen unverweßlichen jungfraͤulichen fleiſch wie-
der zu kleiden.
9. Das reich GOttes ſey vorhin auch im
unwiedergebornen menſchen/ (D. 2. a.) al-
lein daß ſie deſſen nicht ehe gewahr werden/ biß
die erleuchtung komme. Der menſch muͤſſe
die natur durch CHriſtum in ihm uͤberwinden/
ſo habe er alsdenn auch in ihm den teuffel uͤber-
wunden. (C. 3. a.)
10. Kommt er auffs Aureum ſeculum, in-
dem lauter gerechte ſeyn werden/ da ſie auch al-
le von GOtt immediatè muͤſſen gelehret ſeyn.

3. Dieſe und dergleichen ſachen muͤſſen frey-Urtheile
daruͤber.

lich Schwenckfeldiſch/ Weigelianiſch und En-
thuſiaſti
ſch heiſſen/ zumal in gedachten ſchriff-
ten Paracelſus und Weigelius recommendiret
worden. Deßwegen auch die Theologi zu
Gieſſen und Tuͤbingen hauptſaͤchlich darauff
gefuſſet/ und dieſe leute unter ſolchem namen
verdammet haben/ die Wittenberger aber ſie
vor Roſencreutzer erklaͤret/ wie in ihren Conſi-
liis P. I. p.
876. zu ſehen: Der grund aber von
ſolcher beſchuldigung kan aus der hiſtorie der
Roſencreutzer ſchon erſehen werden. So mu-
ſte es auch denen elenden leuten fantaſtiſch und
ſchwermeriſch heiſſen/ wenn Bannier nachSeine
lehre von
der geiſtli-
chen ge-
burt CHri-
ſti.

den ausdruͤcklichen worten Pauli, von der ge-
ſtalt/ die CHriſtus in uns gewinnen muß/ in
ſeinem Lutheriſchen Spiegel den geſang/
Gelobet ſeyſtu JEſu CHriſt/ alſo applicir-
te:

Gelobet ſeyſtu JEſu CHriſt/
Der in uns menſch gebohren iſt/
Durchs wort des lebens/ das iſt wahr/
Deß freuet ſich der Chriſten ſchaar.
Des ew gen Vatters einigs kind
Man in dem innern hertzen findt/
Mit ſeinem heilgen fleiſch und blut/
Speiſt und traͤnckt uns das ew ge gut. ꝛc.

Denn weil dieſe und alle andere geheimniſſe des
Herꝛn nur bey denen ſeyn/ die ihn fuͤrchten/ ſo
koͤnnen freylich diejenigen das allerhoͤchſte ge-
heimnis der offenbarung JEſu CHriſti weder
erkennen noch wircklich erfahren und genieſſen/
welche auch nicht einmal durch eine natuͤrliche
und knechtiſche furcht vor GOtt von der laͤſte-
rung wider CHriſtum abgehalten werden koͤn-
nen.

4. Und da nun gedachte perſonen durch ſolcheBanniers
enthaup-
tung unter
den Luthe-
ranern.

gleichſam untheologiſche Reſponſa einmal ver-
haſt uñ zu exulanten gemacht worden/ hat man
ſie faſt nirgends gelitten/ ſo/ daß ſie ſich eine
zeitlang kuͤmmerlich zu Dantzig aufhalten koͤn-
nen/ allwo ſie nach D. Corvini klage in der an-
gezogenen Vorrede ihre Winckel-Vermah-
nungen gehalten.
Von dar iſt Johann
Bannier nach Schweden gangen/ und hat
daſelbſt zweiffelsfrey bey einem und dem an-
dern beyfall gefunden; welches deñ die Cleriſey/
die daruͤber beſchaͤmet uñ in ihren greueln ent-
decket worden/ dermaſſen uͤbel empfunden/ daß
ſie Banniern ſo fort ins gefaͤngnis geworffen/
und durch den Hencker oͤffentlich enthaupten
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Inquiſition ſoll geweſen ſeyn: Er haͤtte damit
wider die fundamental-geſetze des Reichs ge-

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[96/0108] Th. III. C. X. Von Johann Bannier/ Philipp Zieglern/ einer um das jahr 1620. Johann Bannier ein ſchneider zu Stargard bey Dantzig/ der ein buͤchlein drucken laſſen/ und ſelbiges ſpiegel oder abriß des greuels der verwuͤſtung genannt. Dieſer titul weiſet alsbald von ſelbſten/ daß das buch bey der Cleriſey unmoͤg- lich beyfall oder gehoͤr gefunden/ zumalder au- ctor nur ein ſo genannter Leye/ und alſo vor un- tuͤchtig zu ſchreiben/ und die warheit zu verkuͤn- digen gehalten woꝛden. Deßwegen die Predigeꝛ auch alsbald reſponſa von Univerſitæten/ ſon- deꝛlich von Wittenbeꝛg/ einholten/ von denen ſie gewoͤhnlicher maſſen nach wunſch ſecundiret wurden/ dahero D. Johann Corvinus Paſtor an der Pfarꝛ-kirchen in Dantzig ſo gleich ann. 1622. zwey ſolche theologiſche bedenckē uͤber dieſes fanatiſche buͤchlein mit einer vorrede zu alten Stetin herausgab. Daſelbſt hat ſich Corvi- nus beklaget/ daß dieſer ſchneider nebenſt an- dern auch einen Prediger zu Stargard/ M. Gottſchalck Buͤnting/ verfuͤhret/ und dahin ge- bracht/ daß er dieſen Bannier vor ſeinen Lehrer gehalten/ und ihm ſeine ſachen nach geſchrieben. Die andern aber verdroſſe dieſes alles ſo hefftig/ daß ſie nicht ruheten/ bis Bannier mit ſamt die- ſem Prediger aus der ſtatt getrieben wurde. Jahr MDC. biß MDCC. Banniers leben und ſchrifften. 2. Der vortrag dieſes Banniers iſt im ge- dachtē Spiegel wie auch in einem andern buͤch- lein/ Echo genannt/ und dann auch in M. Buͤn- tings Defenſion der glaubens-wahrheit enthalten. Weil ſelbige aber jetzo nicht zur hand ſind/ will ich die vornemſten puncte aus Colbergs Platoniſchem Chriſtenthum heꝛſetzen. p. 1. c. V. p. 232. Vor- nehmſte lehren von CHriſto in uns. 1. Der neue menſch ſey CHriſtus ſelbſt/ CHriſtus werde in uns getaufft (D. 4. a.) das neue leben nenne die ſchrifft CHriſtum den geſalbten/ (F. 3. a.) der neugeborne menſch/ der CHriſto nachfolget/ heiſſe CHriſtus. (F. 4. a.) 2. Daß durch CHriſtum der weg zur ſelig- keit bißher nicht ſey offenbaret/ (B. 2. b. D. 1. a.) ja CHriſtus habe ſich biß daher der welt nicht geoffenbaret/ auch da er auff erden gelehrt und gepredigt/ ſondern jetzo werde er ſich erſt durch den letzten Eliam (Joh. Arend) offenbaren/ den weg derſeligkeit immediate lehren/ und von dem letzten Johanne oder Elia mit fingern erſt gewieſen werden/ jetzo werde er erſt den himmel in aller menſchen hertzen einnehmen. (E. 3. 6.) 3. Jmgleichen ſey durch die Apoſtel der weg zur ſeligkeit nicht offenbaret. 4. Der angefangene neue gehorſam wird fuͤr die wahre vollkommne gerechtigkeit/ die fuͤr GOtt gelten ſolte/ (C. 1. b. C. 4. a.) com- mendiret. 5. Verwirfft fidem relativam juſtificantem, und will an ſtatt deſſelben glauben nennen das neue leben. 6. An ſtatt des geſchriebenen und gepredig- ten wortes GOttes ſetzet er ſeinen greuel der Enthuſiaſtiſchen iñerlichen ohnmittelbaren er- leuchtung der ſeelen und einſprechung GOttes in derſelben. 7. Den gefallenen menſchen/ und ſeine natur neñet er den teuffel ſelbſt/ der alte menſch/ natuͤrlich licht/ ſund/ teuffel/ ſind alles gleich und eins. (C. 3. a.) will die verderbung allein auff den irꝛdiſchen leib gezogen haben. 8. Darum ſey CHriſtus kommen/ uns von dem verfluchten leimen-hauß und erden-leib (C. 1. b. C. 2. a.) zu erloͤſen und unſere ſeel/ welche wir von GOtt haben/ mit ſeinem heili- gen unverweßlichen jungfraͤulichen fleiſch wie- der zu kleiden. 9. Das reich GOttes ſey vorhin auch im unwiedergebornen menſchen/ (D. 2. a.) al- lein daß ſie deſſen nicht ehe gewahr werden/ biß die erleuchtung komme. Der menſch muͤſſe die natur durch CHriſtum in ihm uͤberwinden/ ſo habe er alsdenn auch in ihm den teuffel uͤber- wunden. (C. 3. a.) 10. Kommt er auffs Aureum ſeculum, in- dem lauter gerechte ſeyn werden/ da ſie auch al- le von GOtt immediatè muͤſſen gelehret ſeyn. 3. Dieſe und dergleichen ſachen muͤſſen frey- lich Schwenckfeldiſch/ Weigelianiſch und En- thuſiaſtiſch heiſſen/ zumal in gedachten ſchriff- ten Paracelſus und Weigelius recommendiret worden. Deßwegen auch die Theologi zu Gieſſen und Tuͤbingen hauptſaͤchlich darauff gefuſſet/ und dieſe leute unter ſolchem namen verdammet haben/ die Wittenberger aber ſie vor Roſencreutzer erklaͤret/ wie in ihren Conſi- liis P. I. p. 876. zu ſehen: Der grund aber von ſolcher beſchuldigung kan aus der hiſtorie der Roſencreutzer ſchon erſehen werden. So mu- ſte es auch denen elenden leuten fantaſtiſch und ſchwermeriſch heiſſen/ wenn Bannier nach den ausdruͤcklichen worten Pauli, von der ge- ſtalt/ die CHriſtus in uns gewinnen muß/ in ſeinem Lutheriſchen Spiegel den geſang/ Gelobet ſeyſtu JEſu CHriſt/ alſo applicir- te: Urtheile daruͤber. Seine lehre von der geiſtli- chen ge- burt CHri- ſti. Gelobet ſeyſtu JEſu CHriſt/ Der in uns menſch gebohren iſt/ Durchs wort des lebens/ das iſt wahr/ Deß freuet ſich der Chriſten ſchaar. Des ew gen Vatters einigs kind Man in dem innern hertzen findt/ Mit ſeinem heilgen fleiſch und blut/ Speiſt und traͤnckt uns das ew ge gut. ꝛc. Denn weil dieſe und alle andere geheimniſſe des Herꝛn nur bey denen ſeyn/ die ihn fuͤrchten/ ſo koͤnnen freylich diejenigen das allerhoͤchſte ge- heimnis der offenbarung JEſu CHriſti weder erkennen noch wircklich erfahren und genieſſen/ welche auch nicht einmal durch eine natuͤrliche und knechtiſche furcht vor GOtt von der laͤſte- rung wider CHriſtum abgehalten werden koͤn- nen. 4. Und da nun gedachte perſonen durch ſolche gleichſam untheologiſche Reſponſa einmal ver- haſt uñ zu exulanten gemacht worden/ hat man ſie faſt nirgends gelitten/ ſo/ daß ſie ſich eine zeitlang kuͤmmerlich zu Dantzig aufhalten koͤn- nen/ allwo ſie nach D. Corvini klage in der an- gezogenen Vorrede ihre Winckel-Vermah- nungen gehalten. Von dar iſt Johann Bannier nach Schweden gangen/ und hat daſelbſt zweiffelsfrey bey einem und dem an- dern beyfall gefunden; welches deñ die Cleriſey/ die daruͤber beſchaͤmet uñ in ihren greueln ent- decket worden/ dermaſſen uͤbel empfunden/ daß ſie Banniern ſo fort ins gefaͤngnis geworffen/ und durch den Hencker oͤffentlich enthaupten laſſen. Der vorwand aber ſolcher Spaniſchen Inquiſition ſoll geweſen ſeyn: Er haͤtte damit wider die fundamental-geſetze des Reichs ge- handelt/ Banniers enthaup- tung unter den Luthe- ranern.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/108>, abgerufen am 15.05.2024.