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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XXIII. Allgemeine betrachtungen
[Spaltenumbruch] aber solche widerlegung von GOtt und sich
selbst/ nicht erkennet/ wird sie niemals von mir
oder einigen menschen annehmen/ sondern
nur trachten/ sein unruhiges gewissen da-
durch zu befriedigen/ daß er seinen vor GOtt
und ihm selbst offenbahren und empfindlichen
verfall noch vor menschen zweiffelhafftig ma-
che oder verkleistere/ und also wieder das ge-
richte von eben wände übertünche. Die Sar-
dischen kirchen bleiben bey hören und empfan-
gen: Die wahre Philadelphische aber fängt
an/ und endet mit halten des siegenden
creutz-und aufferstehungs-worts. Doch de-
nen todten in Sarden müsse es auch gepredi-
get heissen. Apoc. 3. 1. Petr. 4. 6. Aber nur
in einer wiederkehrenten Bothschafft.

NB. Von nun an aber soll halten die
grosse predigt und versammlung heissen.

XXXIV. Diesem nach bin ich überzeuget/
alles was Antichristisch und abergläubisch ist
zu meiden/ wie ich denn in dem zustande/ da ich
solches schreibe/ es allbereit meide) zu über-
winden/ zu entdecken und zu widerlegen.
Denn zur niederreissung der gewalt des sa-
tans/ des welt- und sünden-fürsten/ des An-
tichristischen oder thierischen falschen kirchen-
reichs und des todt- oder zorn-reichs/ hat ein
jeglicher/ der die obbemeldten 7. eigenschaff-
ten hat/ ewige ordre/ autorität und krafft
von GOtt.

XXXV. Sagte aber jemand: Solcher leu-
te möchte man wenig finden; so wiederhole ich
den anfang dieser schrifft: Die hineinsen-
ckung in die ewige liebe Gottes in JE-
su vermag solches alles.
Und darzu ge-
höret nicht etwa nur einer/ nicht hundert/
nicht tausend/ sondern am wenigsten hun-
dert und vier und viertzig tausend

der grossen Sionitischen versammlung dro-
ben. Apoc. 7. & 14. Mit Hebr. 12. sagte
aber jemand: Die sehe ich nicht/ antwort:
Alsdenn siehe erst/ wenn du den thierischen
secten-und welt- lärmen abgestorben und wie-
dergebohren und getaufft biß zu dem leben
und lande der lebendigen: Wer aber noch in
oder unter dem wasser/ oder noch im bauche
der natürlichen conversation oder deß seligten
Jsraels ist/ kan nicht sehen.

XXXVI. Mancher wird sagen: Jch bin
ja getaufft: Mancher/ ich bin leiblich und
geistlich getaufft/ oder nur geistlich/ als ge-
nung zur sache; was wilt du dann mehr? Ant-
wort: Von dem berg Sinai wird man auch
leiblich und geistlich getaufft/ zur knechtschafft
und ohmacht des fleisches/ zur irrdischen be-
sitzung und bleibenden stadt (wie der seligte
Jsrael das falsche als bleibend annimmt) zur
zertrennung und mißgunst zwischen Manasse/
Ephraim/ Juda und den Heyden. Viele wur-
den getaufft geistlich/ das ist/ mit dem weissa-
gungs-geist in der wüsten und zu Sauls zei-
ten/ wie auch Saul; und demnach schloß sie
der eyd-schwur des zorns von der ruhe aus.
Ey lieber/ sage mir/ was vor eine geist-und
leibliche tauffe war das/ welche Mosen/ Da-
vid/ Eliam/ alle Propheten/ Johannem/ JE-
sum/ Paulum etc. alle Apostel und aposto-
stolische treue mit-kämpffer zu pilgrims/ fremb-
den/ verhasseten/ märtyrern/ Antipas, wider-
[Spaltenumbruch] sprechern und widersprochenen machte unter
ihren so wol neuen als alten testament-stäm-
men: Die gröste und letzte von allen verfol-
gungen Pauli meldet er selbst/ nach vielen/ wie-
wol auch sehr wichtigen/ die er vorher gemel-
det hatte/ das war seine tägliche unruhe/ die
sorge aller kirchen/ 2. Cor. XI. 28. Siehe den
schluß mit den Corinthern/ Galatern und an-
dern.

XXXVII. Soll dir das/ du armer mensch/
eine erquickungs-zeit/ wiederbringung oder
vollendete darstellung und scalam oder Sa-
lomonische friedreiche glückselige einrichtung
aller prophetischen und evangelischen verheis-
sungen heissen? ja meynest du/ du habest es
besser getroffen/ du ruchloser Atheist und ge-
setz-loser/ der du gar keine religion hast: Sie-
he/ dich eben sollen die vorgedachte eiserne
Jsmaeliten wie büttel zermalmen.

XXXIIX. Hast du denn was bessers? Mag ein
jeglicher fragen. Ja/ antworte ich/ freudig und
unwidersprechlich/ vorher gegründet und gerü-
stet in dem worte Gottes/ das dem/ der
ohren hat und augen bekömmt nach un-
verdrossener erforschung/ übung und
bitte/ geöffnet ist und wird/
habe ich ein
über alle massen edeles loß und erdtheil/ licht/
recht/ stärcke und sieg gefunden; und das soll
mir keine macht nechst GOtt aus dem hertzen
und verstande und munde reissen. Doch er-
warte ich alle gegen-sätze unter dem freyen
himmel in Gottes grossem hausse/ wogegen
andere versammlungen und häuser nur win-
ckel sind. Jn dem grossen hause predige ich
öffentlich.

XXXIX. Was ist es denn/ fraget mich je-
mand aus dem volck und ihren stämmen und
lehrern? Antwort: Höret und verstehets
nicht; sehet und sehets nicht/ lasset es euch er-
zehlen/ und glaubets nicht/ lasset die hand zu
euch ausstrecken den gantzen tag/ und nehmet
es doch nicht an/ lasset euch weisen/ und gehet
doch eurem rath und triebe nach. Matth. 13.
14. 15. Act. c. 13. 41. Es. 65. 2. Aber die ein
nicht-volck scheinen/ und ausser der gemein-
schafft der teppiche Sions/ und ohne GOtt
waren/ denen soll es erscheinen. Es. 65. 1.
Hos. 1. & 2. Siehe! ich predige zu allen frey
in dem grossen Hause Gottes unter freyem
himmel: Da erwarte ich die zungen/ so stoltz
sind auff ihres eigenen volcks mist-hauffen.

XL. Es ist eine verborgene glückseligkeit/
eine triumphirende stärcke/ eine unvergängli-
che und unsterblichmachende speise | und trän-
ckung/ den willen Gottes vollführen
können/ und die gestalt/ proportion, harmo-
nie,
länge/ weite/ höhe und tieffe der tugen-
den/ wunderthaten/ regierungen und gemein-
schafften Gottes zu erkennen/ zu geniessen und
darinn verwandelt/ und deßwegen von GOtt
geadelt und gekrönet zu werden in der zur er-
füllung eilenden hoffnung und verheissung/
wer überwindet/ soll alles ererben/ und ich wil
ihm der GOtt seyn/ und er soll mir ein sohn
seyn. Hierzu bringet das verständnuß
und die haltung der worte der weissa-
gung des buchs/
wovon der engel zu Jo-
hanne redet/ und saget: Jch bin dein mit-
knecht/ und deiner brüder der propheten und

fest-

Th. IV. Sect. III. Num. XXIII. Allgemeine betrachtungen
[Spaltenumbruch] aber ſolche widerlegung von GOtt und ſich
ſelbſt/ nicht erkennet/ wird ſie niemals von mir
oder einigen menſchen annehmen/ ſondern
nur trachten/ ſein unruhiges gewiſſen da-
durch zu befriedigen/ daß er ſeinen vor GOtt
und ihm ſelbſt offenbahren und empfindlichen
verfall noch vor menſchen zweiffelhafftig ma-
che oder verkleiſtere/ und alſo wieder das ge-
richte von eben waͤnde uͤbertuͤnche. Die Sar-
diſchen kirchen bleiben bey hoͤren und empfan-
gen: Die wahre Philadelphiſche aber faͤngt
an/ und endet mit halten des ſiegenden
creutz-und aufferſtehungs-worts. Doch de-
nen todten in Sarden muͤſſe es auch gepredi-
get heiſſen. Apoc. 3. 1. Petr. 4. 6. Aber nur
in einer wiederkehrenten Bothſchafft.

NB. Von nun an aber ſoll halten die
groſſe predigt und verſam̃lung heiſſen.

XXXIV. Dieſem nach bin ich uͤberzeuget/
alles was Antichriſtiſch und aberglaͤubiſch iſt
zu meiden/ wie ich deñ in dem zuſtande/ da ich
ſolches ſchreibe/ es allbereit meide) zu uͤber-
winden/ zu entdecken und zu widerlegen.
Denn zur niederreiſſung der gewalt des ſa-
tans/ des welt- und ſuͤnden-fuͤrſten/ des An-
tichriſtiſchen oder thieriſchen falſchen kirchen-
reichs und des todt- oder zorn-reichs/ hat ein
jeglicher/ der die obbemeldten 7. eigenſchaff-
ten hat/ ewige ordre/ autoritaͤt und krafft
von GOtt.

XXXV. Sagte aber jemand: Solcher leu-
te moͤchte man wenig finden; ſo wiederhole ich
den anfang dieſer ſchrifft: Die hineinſen-
ckung in die ewige liebe Gottes in JE-
ſu vermag ſolches alles.
Und darzu ge-
hoͤret nicht etwa nur einer/ nicht hundert/
nicht tauſend/ ſondern am wenigſten hun-
dert und vier und viertzig tauſend

der groſſen Sionitiſchen verſammlung dro-
ben. Apoc. 7. & 14. Mit Hebr. 12. ſagte
aber jemand: Die ſehe ich nicht/ antwort:
Alsdenn ſiehe erſt/ wenn du den thieriſchen
ſecten-und welt- laͤrmen abgeſtorben und wie-
dergebohren und getaufft biß zu dem leben
und lande der lebendigen: Wer aber noch in
oder unter dem waſſer/ oder noch im bauche
der natuͤrlichen converſation oder deß ſeligten
Jſraels iſt/ kan nicht ſehen.

XXXVI. Mancher wird ſagen: Jch bin
ja getaufft: Mancher/ ich bin leiblich und
geiſtlich getaufft/ oder nur geiſtlich/ als ge-
nung zur ſache; was wilt du dann mehr? Ant-
wort: Von dem berg Sinai wird man auch
leiblich und geiſtlich getaufft/ zur knechtſchafft
und ohmacht des fleiſches/ zur irrdiſchen be-
ſitzung und bleibenden ſtadt (wie der ſeligte
Jſrael das falſche als bleibend annimmt) zur
zertrennung und mißgunſt zwiſchen Manaſſe/
Ephraim/ Juda und den Heyden. Viele wur-
den getaufft geiſtlich/ das iſt/ mit dem weiſſa-
gungs-geiſt in der wuͤſten und zu Sauls zei-
ten/ wie auch Saul; und demnach ſchloß ſie
der eyd-ſchwur des zorns von der ruhe aus.
Ey lieber/ ſage mir/ was vor eine geiſt-und
leibliche tauffe war das/ welche Moſen/ Da-
vid/ Eliam/ alle Propheten/ Johannem/ JE-
ſum/ Paulum ꝛc. alle Apoſtel und apoſto-
ſtoliſche treue mit-kaͤmpffer zu pilgrims/ fremb-
den/ verhaſſeten/ maͤrtyrern/ Antipas, wider-
[Spaltenumbruch] ſprechern und widerſprochenen machte unter
ihren ſo wol neuen als alten teſtament-ſtaͤm-
men: Die groͤſte und letzte von allen verfol-
gungen Pauli meldet er ſelbſt/ nach vielen/ wie-
wol auch ſehr wichtigen/ die er vorher gemel-
det hatte/ das war ſeine taͤgliche unruhe/ die
ſorge aller kirchen/ 2. Cor. XI. 28. Siehe den
ſchluß mit den Corinthern/ Galatern und an-
dern.

XXXVII. Soll dir das/ du armer menſch/
eine erquickungs-zeit/ wiederbringung oder
vollendete darſtellung und ſcalam oder Sa-
lomoniſche friedreiche gluͤckſelige einrichtung
aller prophetiſchen und evangeliſchen verheiſ-
ſungen heiſſen? ja meyneſt du/ du habeſt es
beſſer getroffen/ du ruchloſer Atheiſt und ge-
ſetz-loſer/ der du gar keine religion haſt: Sie-
he/ dich eben ſollen die vorgedachte eiſerne
Jſmaeliten wie buͤttel zermalmen.

XXXIIX. Haſt du deñ was beſſers? Mag ein
jeglicher fragen. Ja/ antworte ich/ freudig und
unwideꝛſprechlich/ vorheꝛ gegruͤndet und geruͤ-
ſtet in dem worte Gottes/ das dem/ der
ohren hat und augen bekoͤm̃t nach un-
verdroſſener erforſchung/ uͤbung und
bitte/ geoͤffnet iſt und wird/
habe ich ein
uͤber alle maſſen edeles loß und erdtheil/ licht/
recht/ ſtaͤrcke und ſieg gefunden; und das ſoll
mir keine macht nechſt GOtt aus dem hertzen
und verſtande und munde reiſſen. Doch er-
warte ich alle gegen-ſaͤtze unter dem freyen
himmel in Gottes groſſem hauſſe/ wogegen
andere verſammlungen und haͤuſer nur win-
ckel ſind. Jn dem groſſen hauſe predige ich
oͤffentlich.

XXXIX. Was iſt es denn/ fraget mich je-
mand aus dem volck und ihren ſtaͤmmen und
lehrern? Antwort: Hoͤret und verſtehets
nicht; ſehet und ſehets nicht/ laſſet es euch er-
zehlen/ und glaubets nicht/ laſſet die hand zu
euch ausſtrecken den gantzen tag/ und nehmet
es doch nicht an/ laſſet euch weiſen/ und gehet
doch eurem rath und triebe nach. Matth. 13.
14. 15. Act. c. 13. 41. Eſ. 65. 2. Aber die ein
nicht-volck ſcheinen/ und auſſer der gemein-
ſchafft der teppiche Sions/ und ohne GOtt
waren/ denen ſoll es erſcheinen. Eſ. 65. 1.
Hoſ. 1. & 2. Siehe! ich predige zu allen frey
in dem groſſen Hauſe Gottes unter freyem
himmel: Da erwarte ich die zungen/ ſo ſtoltz
ſind auff ihres eigenen volcks miſt-hauffen.

XL. Es iſt eine verborgene gluͤckſeligkeit/
eine triumphirende ſtaͤrcke/ eine unvergaͤngli-
che und unſterblichmachende ſpeiſe | und traͤn-
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koͤnnen/ und die geſtalt/ proportion, harmo-
nie,
laͤnge/ weite/ hoͤhe und tieffe der tugen-
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ſchafften Gottes zu erkennen/ zu genieſſen und
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geadelt und gekroͤnet zu werden in der zur er-
fuͤllung eilenden hoffnung und verheiſſung/
wer uͤberwindet/ ſoll alles ererben/ und ich wil
ihm der GOtt ſeyn/ und er ſoll mir ein ſohn
ſeyn. Hierzu bringet das verſtaͤndnuß
und die haltung der worte der weiſſa-
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wovon der engel zu Jo-
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knecht/ und deiner bruͤder der propheten und

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[816/1124] Th. IV. Sect. III. Num. XXIII. Allgemeine betrachtungen aber ſolche widerlegung von GOtt und ſich ſelbſt/ nicht erkennet/ wird ſie niemals von mir oder einigen menſchen annehmen/ ſondern nur trachten/ ſein unruhiges gewiſſen da- durch zu befriedigen/ daß er ſeinen vor GOtt und ihm ſelbſt offenbahren und empfindlichen verfall noch vor menſchen zweiffelhafftig ma- che oder verkleiſtere/ und alſo wieder das ge- richte von eben waͤnde uͤbertuͤnche. Die Sar- diſchen kirchen bleiben bey hoͤren und empfan- gen: Die wahre Philadelphiſche aber faͤngt an/ und endet mit halten des ſiegenden creutz-und aufferſtehungs-worts. Doch de- nen todten in Sarden muͤſſe es auch gepredi- get heiſſen. Apoc. 3. 1. Petr. 4. 6. Aber nur in einer wiederkehrenten Bothſchafft. NB. Von nun an aber ſoll halten die groſſe predigt und verſam̃lung heiſſen. XXXIV. Dieſem nach bin ich uͤberzeuget/ alles was Antichriſtiſch und aberglaͤubiſch iſt zu meiden/ wie ich deñ in dem zuſtande/ da ich ſolches ſchreibe/ es allbereit meide) zu uͤber- winden/ zu entdecken und zu widerlegen. Denn zur niederreiſſung der gewalt des ſa- tans/ des welt- und ſuͤnden-fuͤrſten/ des An- tichriſtiſchen oder thieriſchen falſchen kirchen- reichs und des todt- oder zorn-reichs/ hat ein jeglicher/ der die obbemeldten 7. eigenſchaff- ten hat/ ewige ordre/ autoritaͤt und krafft von GOtt. XXXV. Sagte aber jemand: Solcher leu- te moͤchte man wenig finden; ſo wiederhole ich den anfang dieſer ſchrifft: Die hineinſen- ckung in die ewige liebe Gottes in JE- ſu vermag ſolches alles. Und darzu ge- hoͤret nicht etwa nur einer/ nicht hundert/ nicht tauſend/ ſondern am wenigſten hun- dert und vier und viertzig tauſend der groſſen Sionitiſchen verſammlung dro- ben. Apoc. 7. & 14. Mit Hebr. 12. ſagte aber jemand: Die ſehe ich nicht/ antwort: Alsdenn ſiehe erſt/ wenn du den thieriſchen ſecten-und welt- laͤrmen abgeſtorben und wie- dergebohren und getaufft biß zu dem leben und lande der lebendigen: Wer aber noch in oder unter dem waſſer/ oder noch im bauche der natuͤrlichen converſation oder deß ſeligten Jſraels iſt/ kan nicht ſehen. XXXVI. Mancher wird ſagen: Jch bin ja getaufft: Mancher/ ich bin leiblich und geiſtlich getaufft/ oder nur geiſtlich/ als ge- nung zur ſache; was wilt du dann mehr? Ant- wort: Von dem berg Sinai wird man auch leiblich und geiſtlich getaufft/ zur knechtſchafft und ohmacht des fleiſches/ zur irrdiſchen be- ſitzung und bleibenden ſtadt (wie der ſeligte Jſrael das falſche als bleibend annimmt) zur zertrennung und mißgunſt zwiſchen Manaſſe/ Ephraim/ Juda und den Heyden. Viele wur- den getaufft geiſtlich/ das iſt/ mit dem weiſſa- gungs-geiſt in der wuͤſten und zu Sauls zei- ten/ wie auch Saul; und demnach ſchloß ſie der eyd-ſchwur des zorns von der ruhe aus. Ey lieber/ ſage mir/ was vor eine geiſt-und leibliche tauffe war das/ welche Moſen/ Da- vid/ Eliam/ alle Propheten/ Johannem/ JE- ſum/ Paulum ꝛc. alle Apoſtel und apoſto- ſtoliſche treue mit-kaͤmpffer zu pilgrims/ fremb- den/ verhaſſeten/ maͤrtyrern/ Antipas, wider- ſprechern und widerſprochenen machte unter ihren ſo wol neuen als alten teſtament-ſtaͤm- men: Die groͤſte und letzte von allen verfol- gungen Pauli meldet er ſelbſt/ nach vielen/ wie- wol auch ſehr wichtigen/ die er vorher gemel- det hatte/ das war ſeine taͤgliche unruhe/ die ſorge aller kirchen/ 2. Cor. XI. 28. Siehe den ſchluß mit den Corinthern/ Galatern und an- dern. XXXVII. Soll dir das/ du armer menſch/ eine erquickungs-zeit/ wiederbringung oder vollendete darſtellung und ſcalam oder Sa- lomoniſche friedreiche gluͤckſelige einrichtung aller prophetiſchen und evangeliſchen verheiſ- ſungen heiſſen? ja meyneſt du/ du habeſt es beſſer getroffen/ du ruchloſer Atheiſt und ge- ſetz-loſer/ der du gar keine religion haſt: Sie- he/ dich eben ſollen die vorgedachte eiſerne Jſmaeliten wie buͤttel zermalmen. XXXIIX. Haſt du deñ was beſſers? Mag ein jeglicher fragen. Ja/ antworte ich/ freudig und unwideꝛſprechlich/ vorheꝛ gegruͤndet und geruͤ- ſtet in dem worte Gottes/ das dem/ der ohren hat und augen bekoͤm̃t nach un- verdroſſener erforſchung/ uͤbung und bitte/ geoͤffnet iſt und wird/ habe ich ein uͤber alle maſſen edeles loß und erdtheil/ licht/ recht/ ſtaͤrcke und ſieg gefunden; und das ſoll mir keine macht nechſt GOtt aus dem hertzen und verſtande und munde reiſſen. Doch er- warte ich alle gegen-ſaͤtze unter dem freyen himmel in Gottes groſſem hauſſe/ wogegen andere verſammlungen und haͤuſer nur win- ckel ſind. Jn dem groſſen hauſe predige ich oͤffentlich. XXXIX. Was iſt es denn/ fraget mich je- mand aus dem volck und ihren ſtaͤmmen und lehrern? Antwort: Hoͤret und verſtehets nicht; ſehet und ſehets nicht/ laſſet es euch er- zehlen/ und glaubets nicht/ laſſet die hand zu euch ausſtrecken den gantzen tag/ und nehmet es doch nicht an/ laſſet euch weiſen/ und gehet doch eurem rath und triebe nach. Matth. 13. 14. 15. Act. c. 13. 41. Eſ. 65. 2. Aber die ein nicht-volck ſcheinen/ und auſſer der gemein- ſchafft der teppiche Sions/ und ohne GOtt waren/ denen ſoll es erſcheinen. Eſ. 65. 1. Hoſ. 1. & 2. Siehe! ich predige zu allen frey in dem groſſen Hauſe Gottes unter freyem himmel: Da erwarte ich die zungen/ ſo ſtoltz ſind auff ihres eigenen volcks miſt-hauffen. XL. Es iſt eine verborgene gluͤckſeligkeit/ eine triumphirende ſtaͤrcke/ eine unvergaͤngli- che und unſterblichmachende ſpeiſe | und traͤn- ckung/ den willen Gottes vollfuͤhren koͤnnen/ und die geſtalt/ proportion, harmo- nie, laͤnge/ weite/ hoͤhe und tieffe der tugen- den/ wunderthaten/ regierungen und gemein- ſchafften Gottes zu erkennen/ zu genieſſen und darinn verwandelt/ und deßwegen von GOtt geadelt und gekroͤnet zu werden in der zur er- fuͤllung eilenden hoffnung und verheiſſung/ wer uͤberwindet/ ſoll alles ererben/ und ich wil ihm der GOtt ſeyn/ und er ſoll mir ein ſohn ſeyn. Hierzu bringet das verſtaͤndnuß und die haltung der worte der weiſſa- gung des buchs/ wovon der engel zu Jo- hanne redet/ und ſaget: Jch bin dein mit- knecht/ und deiner bruͤder der propheten und feſt-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1124>, abgerufen am 22.12.2024.