Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.Christophoro Andrea Raselio, Friedrich Brecklingen/ [Spaltenumbruch]
JahrMDC. biß MDCC."Baron Justinian. Ernestum von Weltz in brie- "fen angemahnet/ bey dem Röm. Reich prote- "stirenden theils um rechtschaffene reformation "und besserung anzuhalten/ denen denn auch die "Politici beygestimmet gehabt. Der Gothische "Abgesandte hätte aber alsbald ominiret, daß "wenn es zur sache selbst kommen würde/ man "die hand zurück ziehen möchte/ welches auch durchgehends geschehen. Bey selbigen vor- schlägen aber hat der gedachte Baron unter dem namen Justiniani diejenigen schrifften publicirt/ welche bereits im II. theil der kirchen- historie in dem capitel von bekehrung der Hei- den benennet sind. Er selbst hat zu letzt seinen zweck zur bekehrung der Heiden beständig ver- folgt/ und sich nach West-Jndien begeben/ Versuch wegen ei- ner Ge- sellschafft.da er endlich verstorben. Jnsonderheit hat er eben anfangs eine vermahnung publicirt we- gen einer sonderbaren gesellschafft durch wel- che die Evangelische religion möchte ausgebrei- tet werden/ wie er aber von der Clerisey/ und son- derlich von dem Superintendenten zu Regen- spurg empfangen worden/ ist eben daselbst schon gezeiget. Henricus Amersbach hat bald darauff anno 1666. eine fernere fortpflan- tzung der JEsus liebenden gesellschafft ans licht gestellet/ darinne er §. 7. u. f. von die- sem Ungarischen Baron und dessen vorhaben weitleufftige erwehnung gethan/ von seinem ge- "gener aber geurtheilet/ daß er ein schlechter The- "ologus in Theoria & Praxi gewesen/ und den "frommen Justinianum sehr lästerlich angegrif- "fen/ die person auch nur einen Träumer und "Fantasten genennet/ die sache aber schlecht tractiret &c. Die ursache aber/ warum man auch diesem vorhaben so hefftig zuwider gewe- sen/ ist theils der neid/ theils die furcht vor ei- ner reformation, theils auch das gewöhnliche ketzer-machen und verdammen gewesen. Un- Andere schrifften.terdessen hat dieser Freyherr anno 1663. zu Ulm ein büchlein drucken lassen von dem Einsied- ler-leben/ wie es nach GOttes wort und der heiligen Einsiedler leben an zustel- len sey: worinnen er ebenfals über das äusserste verderben der so genanten Christenheit gekla- get. vorschläge deswegen. 19. Dergleichen Gesellschafft ist mit eben 20. Aber wiederum auf die jenigen perso-Blocks 21. Noch A. K. H. Dritter Theil. T 2
Chriſtophoro Andrea Raſelio, Friedrich Brecklingen/ [Spaltenumbruch]
JahrMDC. biß MDCC.„Baron Juſtinian. Erneſtum von Weltz in brie- „fen angemahnet/ bey dem Roͤm. Reich prote- „ſtirenden theils um rechtſchaffene reformation „und beſſerung anzuhalten/ denen denn auch die „Politici beygeſtimmet gehabt. Der Gothiſche „Abgeſandte haͤtte aber alsbald ominiret, daß „wenn es zur ſache ſelbſt kommen wuͤrde/ man „die hand zuruͤck ziehen moͤchte/ welches auch durchgehends geſchehen. Bey ſelbigen vor- ſchlaͤgen aber hat der gedachte Baron unter dem namen Juſtiniani diejenigen ſchrifften publicirt/ welche bereits im II. theil der kirchen- hiſtorie in dem capitel von bekehrung der Hei- den benennet ſind. Er ſelbſt hat zu letzt ſeinen zweck zur bekehrung der Heiden beſtaͤndig ver- folgt/ und ſich nach Weſt-Jndien begeben/ Verſuch wegen ei- ner Ge- ſellſchafft.da er endlich verſtorben. Jnſonderheit hat er eben anfangs eine vermahnung publicirt we- gen einer ſonderbaren geſellſchafft durch wel- che die Evangeliſche religion moͤchte ausgebrei- tet werden/ wie er abeꝛ von der Cleriſey/ und ſon- derlich von dem Superintendenten zu Regen- ſpurg empfangen worden/ iſt eben daſelbſt ſchon gezeiget. Henricus Amersbach hat bald darauff anno 1666. eine fernere fortpflan- tzung der JEſus liebenden geſellſchafft ans licht geſtellet/ darinne er §. 7. u. f. von die- ſem Ungariſchen Baron und deſſen vorhaben weitleufftige erwehnung gethan/ von ſeinem ge- „gener abeꝛ geurtheilet/ daß er ein ſchlechteꝛ The- „ologus in Theoria & Praxi geweſen/ und den „frommen Juſtinianum ſehr laͤſterlich angegrif- „fen/ die perſon auch nur einen Traͤumer und „Fantaſten genennet/ die ſache aber ſchlecht tractiret &c. Die urſache aber/ warum man auch dieſem vorhaben ſo hefftig zuwider gewe- ſen/ iſt theils der neid/ theils die furcht vor ei- ner reformation, theils auch das gewoͤhnliche ketzer-machen und verdammen geweſen. Un- Andere ſchrifften.terdeſſen hat dieſer Freyherꝛ anno 1663. zu Ulm ein buͤchlein drucken laſſen von dem Einſied- ler-leben/ wie es nach GOttes wort und der heiligen Einſiedler leben an zuſtel- len ſey: worinnen er ebenfals uͤber das aͤuſſerſte verderben der ſo genanten Chriſtenheit gekla- get. vorſchlaͤge deswegen. 19. Dergleichen Geſellſchafft iſt mit eben 20. Aber wiederum auf die jenigen perſo-Blocks 21. Noch A. K. H. Dritter Theil. T 2
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Chriſtophoro Andrea Raſelio, Friedrich Brecklingen/
„Baron Juſtinian. Erneſtum von Weltz in brie-
„fen angemahnet/ bey dem Roͤm. Reich prote-
„ſtirenden theils um rechtſchaffene reformation
„und beſſerung anzuhalten/ denen denn auch die
„Politici beygeſtimmet gehabt. Der Gothiſche
„Abgeſandte haͤtte aber alsbald ominiret, daß
„wenn es zur ſache ſelbſt kommen wuͤrde/ man
„die hand zuruͤck ziehen moͤchte/ welches auch
durchgehends geſchehen. Bey ſelbigen vor-
ſchlaͤgen aber hat der gedachte Baron unter
dem namen Juſtiniani diejenigen ſchrifften
publicirt/ welche bereits im II. theil der kirchen-
hiſtorie in dem capitel von bekehrung der Hei-
den benennet ſind. Er ſelbſt hat zu letzt ſeinen
zweck zur bekehrung der Heiden beſtaͤndig ver-
folgt/ und ſich nach Weſt-Jndien begeben/
da er endlich verſtorben. Jnſonderheit hat er
eben anfangs eine vermahnung publicirt we-
gen einer ſonderbaren geſellſchafft durch wel-
che die Evangeliſche religion moͤchte ausgebrei-
tet werden/ wie er abeꝛ von der Cleriſey/ und ſon-
derlich von dem Superintendenten zu Regen-
ſpurg empfangen worden/ iſt eben daſelbſt
ſchon gezeiget. Henricus Amersbach hat bald
darauff anno 1666. eine fernere fortpflan-
tzung der JEſus liebenden geſellſchafft
ans licht geſtellet/ darinne er §. 7. u. f. von die-
ſem Ungariſchen Baron und deſſen vorhaben
weitleufftige erwehnung gethan/ von ſeinem ge-
„gener abeꝛ geurtheilet/ daß er ein ſchlechteꝛ The-
„ologus in Theoria & Praxi geweſen/ und den
„frommen Juſtinianum ſehr laͤſterlich angegrif-
„fen/ die perſon auch nur einen Traͤumer und
„Fantaſten genennet/ die ſache aber ſchlecht
tractiret &c. Die urſache aber/ warum man
auch dieſem vorhaben ſo hefftig zuwider gewe-
ſen/ iſt theils der neid/ theils die furcht vor ei-
ner reformation, theils auch das gewoͤhnliche
ketzer-machen und verdammen geweſen. Un-
terdeſſen hat dieſer Freyherꝛ anno 1663. zu Ulm
ein buͤchlein drucken laſſen von dem Einſied-
ler-leben/ wie es nach GOttes wort und
der heiligen Einſiedler leben an zuſtel-
len ſey: worinnen er ebenfals uͤber das aͤuſſerſte
verderben der ſo genanten Chriſtenheit gekla-
get.
Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Verſuch
wegen ei-
ner Ge-
ſellſchafft.
Andere
ſchrifften.
19. Dergleichen Geſellſchafft iſt mit eben
ſolcher abſicht auf die verbeſſerung des Chri-
ſtenthums nachgehends um das Jahr 1676.
von etlichen andern verſuchet worden/ darun-
ter der bekante Schwartzburgiſche Cantzler A-
hasverus Fritſch der vornehmſte Urheber gewe-
ſen/ wie Georg Conrad Dielefeld in ſeiner
Zehn-zahl pag. 21. anmercket. Jn ſelbigem
Jahr ſind auch zwoͤlff Regeln von dieſer
Societaͤt publicirt worden unter dem namen
der Fruchtbringenden Jeſus-Geſellſchafft.
Es iſt aber auch/ wie es mit ſolchen menſch-
lichen anſtalten gehet/ bald wiederum mit
dieſem vorhaben ins ſtecken gerathen/ nachdem
die verkehrten Eifferer daruͤber zu murren und
alles verdaͤchtig zu machen angefangen/ ſo daß
viele/ auch von vornehmen Perſonen/ ſich vor
dem gewoͤhnlichen verketzern gefuͤrchtet/ und
nicht weiter davon hoͤren wollen. Eben wie
lange zuvor um das Jahr 1631. in Nieder-
Sachſen eine ſolche Geſellſchafft aufs Tapet
kam/ darinnen allerhand gutgemeinte anſtal-
ten und vorſchlaͤge gemachet/ und die abſich-
ten ſonderlich auf die beſſerung der Kirchen
gerichtet wurden/ wie es alles in den Witten-
bergiſchen Conſiliis Part. III. pag. 117. u. f.
weitlaͤufftig zu leſen iſt. Allwo man auch aus
allen umſtaͤnden leichtlich abnehmen mag/
weſſen ſich die Theologi daſelbſt bey dieſer ſa-
che beſorget/ und ſelbige dahero durch aller-
hand unmoͤgliche conditiones ſchwuͤrig und
nicht practicabel zumachen geſuchet.
Jahr
MDC.
biß
MDCC.
20. Aber wiederum auf die jenigen perſo-
nen zu kommen/ die ſich mitten unter der Cle-
riſey wider dieſelbige und ihr verderbnis her-
vor gethan/ ſo gehoͤren noch hieher unterſchied-
liche neuere Scribenten. Dergleichen iſt einer
M. Johann Block/ ein Hildesheimer und ge-
weſener Archi-Diaconus zu Coͤßlin in Pom-
mern/ welcher um das Jahr 1681. abgeſetzet
worden/ und zwar/ wie er ſchreibet/ um der eh-
re GOttes willen/ und weil er mit denen an-
dern Predigern in ihr liederliches weſen nicht
einſtimmen/ noch dem Sup rintendenten D.
Schwartzen folgen wollen. Wie er denn im
fuͤnfften theil ſeines untergehenden Luther-
thums pag. 65. klaget/ daß er von Anno 1665.
mit ihnen zu thun gehabt/ und daß ſein Su-
perintendens von ihm geſaget: Er will al-
les in der Kirchen gar zu accurat haben/
gleich als waͤre in noſtra imperfectisſima
imperfectione etwas perfectes oder accurates
zu finden. Er hat ſich aber/ wie er eben daſelbſt
erzehlet/ nach ſeiner abſetzung theils in Holl-
ſtein/ theils in der Moſcau aufgehalten/ und
Anno 1686. zu Hamburg dieſe Schrifft in 4to
publicirt: M. Johannis Block von Hildes-
heim/ achtzehenjaͤhrigen Archi-Diaconi
an der Pfarr-Kirchen S. Marien zu
Coͤßlin in Hinter-Pommern/ und fuͤnff-
jaͤhrigen Exulis propter gloriam Chriſti Un-
tergehendes Lutherthum in ihren mei-
ſten Predigern/ wegen der durch Lauf-
fen und Freundſchafft/ durch Kauffen
und Patronſchafft/ durch Einfreyen und
Schwaͤgerſchafft aͤrgerlich angenom-
menen Prediger; in vier Stuͤcken/ 1. mit
der heutigen Prediger beruffung/ 2. des
beruffs gruͤndlichen widerlegung/ 3. dem
eingriff Goͤttlicher ordnung/ 4 der un-
chriſtlichen Amts-verwaltung behau-
ptet. Allen Lutheriſchen Kirchen in
Teutſchland/ und derſelben Predigern
mit zierlich durchdringender krafft fuͤr
augen geſtellet. Hernach Anno 87. hat er
den andern theil publiciret mit der Uberſchrifft:
Cleri Cenſura communis, der ungeſchliffe-
nen Prediger geſchliffener Spiegel; und
ferner den dritten theil/ den er der Lutheri-
ſchen Prieſter Zeit und Ewigkeit nennet;
wie auch endlich den vierten das wuͤrtende
Raub-Schiff der Lutheriſchen Predi-
ger. Dieſes gantze Buch iſt voller gravami-
num und hauffen aufflagen wider die Lutheri-
ſchen Miniſteria, nach allen ihren actionen/
laſtern und mißbraͤuchen: Daraus aber/ weil
das Buch noch neue iſt/ hier nichts wiederho-
let werden wird. Er ſelbſt iſt/ nach dem er zu
Schleßwig auch verfolget und mit Solda-
ten uͤberfallen worden/ zu Copenhagen von D.
Laſſenio geſchuͤtzet und aufgenommen wor-
den/ von dar er mit den Daͤniſchen Huͤlffs-
voͤlckern in Ungarn gangen/ und daſelbſt ver-
ſtorben.
Blocks
ſchrifften
wider die
Lutheri-
ſchen Pre-
diger.
21. Noch
A. K. H. Dritter Theil. T 2
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Zitationshilfe: | Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/159>, abgerufen am 21.07.2024. |