Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

denen Pajonisten/ Gewissenern/ neuen Manichaeern/ u. s. f.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
"ten/ den andern sey es die hölle. Zwischen dem
"ehstand und der hurerey sey auch kein unter-
"schied/ und so weiter/ wie es in gedachter schrift
zu finden ist/ dieser und dergleichen sätze wegen
hat man nun den Auctorem gemeiniglich unter
die Atheisten gezehlet/ und mag er vermuthlich
eine und die andere mißbräuche und gemeine
mängel in kirchen/ schulen und gerichten
attendirt haben/ daran er sich geärgert/
und auff die elenden gedancken gerathen/ als
sey es mit dem wesen der Christlichen religion
eben auch so elend bewandt/ von welchem ur-
sprung der meisten Atheisten in der historie selbst
zur gnüge geredet worden; vid. interim Sagitta-
riusintrod. in hist. Eccles. p. 879. Joh. Musae-
us l. c. Scherzerus systemat. Theol. p. 621. &c.

Der Pajo-
nist
en ur-
sprung/

8. Unter denen Reformirten gab es um das
jahr 1680. und weiter hin auch viel auffsehens
über gewissen personen/ die man hernach die
Pajonisten nennete. Von einem Frantzösischen
Lehrer Claude Pajon, welcher unter den Hugo-
nott
en erstlich ein Professor zu Saumur, nach-
mals ein Prediger zu Orleans gewesen. Die-
ser hatte bey seinen lebzeiten unterschiedliche
schrifften publicirt/ welche wegen ihrer scharff-
sinnigkeit und zierligkeit gar sehr beliebet
worden/ wie ihn auch sein vornehmster wider-
sacher D. Petrus Jurieu im anfang seines Tra-
ctats de la nature & de la grace
deswegen ge-
rühmet. Jn selbigen büchern hatte Pajon
von der unmittelbaren gnade in der bekeh-
rung des menschen eines und das andere
gesetzet/ daß man schlosse/ er leugnete wol
dieselbe gantz/ und wäre mit den Pelagianern
Fortgang/dißfalseinig. Es sollen hierüber von den Hu-
gonott
en in Franckreich/ weil sie noch etwas
frey handthieren dürffen/ unterschiedene Synodi
hiewieder gehalten worden seyn. Nach dem aber
die troublen daselbst immer mehr überhand ge-
nommen/ hat er/ wie Jurieu darüber klaget/ seine
meinungen ungehindert fortpflantzen können/
ist auch darinnen verstorben. Nach derzeit ha-
ben seine discipul die sache immer weiter getrie-
ben/ so daß der gedachte Jurieu anno 1688.
seinen Tractat wieder sie geschrieben/ und sie öf-
fentlich des Pelagianismi und Socinianismi be-
schuldiget/ zu förderst hält er davor/ Pajon sey
durch die schrifften Episcopii und Curcellaei
verführet worden/ wie auch durch ein buch/
welches einer namens Rohdo de Supposito ge-
schrieben/ der deßwegen zu Tolose von den Pa-
pisten verbrant worden. Die summam aber
der Pajonistischen meinungen stellet er im an-
fang des Tractats also vor:

Lehren.

9. GOtt hat nach seinem willen die
erschaffung der welt bestimmet und in
der zeit vollbracht/ indem er eine solche

machine hervorgebracht/ darinnentheils
unvernünfftige theils vernünfftige
und freye creaturen seyn solten. Dieser

machine hat er eine allgemeine bewe-
gung eingedrucket/ welche biß ans en-
de der welt tauren solte/ und durch ihre
werckzeuge alle
particular bewegungen
und zufällige ausgänge wircken. Bey
so gestalten sachen ist nicht nöthig ge-
wesen/ daß GOtt nach der schöpffung
weiter hand anlegte/ oder durch neue
wirckung/ und einen so genanten
con-
[Spaltenumbruch] cursum
den creaturen beystünde. DennJahr
MDC.
biß
MDCC.

aus jener ersten impression hat alles her-
nach von sich selbsten also erfolgen müs-
sen/ wie es GOtt zu vor versehen hatte.
Nach der nothwendigen und unauff-
lößlichen
connexion deren ursachen: aus-
genommen wenn es GOtt nach seiner
unumschränckten freyheit gefallen
möchte/ bißweilen andersund ausseror-
dentlich durch wunderwercke zu wir-
Wiederle-
gung und
unterdru-
ckung.

cken. Und hieraus ziehet Jurieu viel andere
meinungen/ welche eben auff diesen zweck hin-
auslauffen/ ob er sie wol aus der Pajonisten
schrifften von wort zu wort nicht beweisen
kan. Wider diese meinungen aber haben sich/
wie gemeldet/ alsbald unterschiedliche gesetzet/
wiewol ohne sonderlichen effect, biß nach gesche-
hener verbannung derer Hugenotten aus
Franckreich auf einem synodo zu Roterdaman-
no
1686. die Wallonische Prediger alle aus
Franckreich geflüchtete Lehrer zusammen beruffen/
und selbige theils über den meinungen des be-
kanten Mosis Amyraldi, welche dem Dord-
rechtischen synodo entgegen stünden/ theils des
gedachten Pajons solenniter befragten. Da
denn keiner von diesen sich heraus ließ/ daß er es
mit dem Pajon hielte: Vielmehr unterschriebe sie
alle ein gewisses edict, worinne sie sich dem Dord-
rechtischen synodo verbindlich machen/ und hin-
gege allen Pelagianischen lehren absagen musten.
Nachdem dieses also nach wunsch geschehen/
wurden sie nicht allein tolerirt/ sondern auch
hin und wieder befördert/ wiewol unterschiedli-
che nachmals Leydeckerus und andere aller-
hand ketzereyen und sonderlich des Socinianismi
beschuldiget haben. Seit dem ist es gleich-
wol auch von dieser sache wiederum stille wor-
den vid. Acta Erudit. anno 1686. pag 597. seq.
Friedr. Spanhemius & ex eo Auctor libri de
Boekzaal van Europe ad ann. 1692. pag. 335.
Valent. Ernest. Loescherus Exercitat. de Claudii
Pajoni Doctrina & fatis, Lips. 1691. 12. Ben-
them.
Holländ. kirchen-Staat. P. II. C. II. p.
91. u. f.

10. Gleich wie im ersten theil der Kirchen-Manichae-
er/ ob sie
im 17. se-
culo
gewe-
sen.

und Ketzer-historie durch unterschiedliche Se-
cula
gewiesen ist/ daß die jenigen/ welche man
absonderlich verhasset machen wollen sehr off-
te mit dem namen der Manichäer beleget
worden; also finden sich auch bey den letzten
Seculis dergleichen exempel. Wie ich im sechs-
zehenden buch bey der Flacianischen historie
gedacht habe. Jn dem siebenzehenden Seculo
finden sich zwar auch hin und wieder solche
namen/ damit man einem und dem andern zu
schaden und wehe zu thun gemeinet: aber von
einer eigenen Manichäischen Secte ist eben
nichts gewisses oder gründliches zu finden.
Gleichwol hat ein Prediger in der Lausnitz/
Martinus Francisci, Diaconus zu Muscau/ An-
no 1678. eine weitläufftige Schrifft publi-
ci
rt unter dem titul: Der verkehrte nun
bekehrte Manichäer/
worinnen er bloß auf
relation eines jungen Menschen/ der mit dem
Teuffel einen bund gemacht gehabt/ versichern
will/ daß in Holland über 13000. familien
von Manichäern lebten/ wiewol ohne freyheit
ihrer Religions-übungen. Hierinne werden
solchen Leuten pag. 162. und anderswo fast
eben solche dinge beygelegt/ die wir im ersten

theil

denen Pajoniſten/ Gewiſſenern/ neuen Manichæern/ u. ſ. f.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
„ten/ den andern ſey es die hoͤlle. Zwiſchen dem
„ehſtand und der hurerey ſey auch kein unter-
„ſchied/ und ſo weiter/ wie es in gedachter ſchrift
zu finden iſt/ dieſer und dergleichen ſaͤtze wegen
hat man nun den Auctorem gemeiniglich unter
die Atheiſten gezehlet/ und mag er vermuthlich
eine und die andere mißbraͤuche und gemeine
maͤngel in kirchen/ ſchulen und gerichten
attendirt haben/ daran er ſich geaͤrgert/
und auff die elenden gedancken gerathen/ als
ſey es mit dem weſen der Chriſtlichen religion
eben auch ſo elend bewandt/ von welchem ur-
ſprung der meiſten Atheiſten in der hiſtorie ſelbſt
zur gnuͤge geredet worden; vid. interim Sagitta-
riusintrod. in hiſt. Eccleſ. p. 879. Joh. Muſæ-
us l. c. Scherzerus ſyſtemat. Theol. p. 621. &c.

Der Pajo-
niſt
en ur-
ſprung/

8. Unter denen Reformirten gab es um das
jahr 1680. und weiter hin auch viel auffſehens
uͤber gewiſſen perſonen/ die man hernach die
Pajoniſten nennete. Von einem Frantzoͤſiſchen
Lehrer Claude Pajon, welcher unter den Hugo-
nott
en erſtlich ein Profeſſor zu Saumur, nach-
mals ein Prediger zu Orleans geweſen. Die-
ſer hatte bey ſeinen lebzeiten unterſchiedliche
ſchrifften publicirt/ welche wegen ihrer ſcharff-
ſinnigkeit und zierligkeit gar ſehr beliebet
worden/ wie ihn auch ſein vornehmſter wider-
ſacher D. Petrus Jurieu im anfang ſeines Tra-
ctats de la nature & de la grace
deswegen ge-
ruͤhmet. Jn ſelbigen buͤchern hatte Pajon
von der unmittelbaren gnade in der bekeh-
rung des menſchen eines und das andere
geſetzet/ daß man ſchloſſe/ er leugnete wol
dieſelbe gantz/ und waͤre mit den Pelagianern
Fortgang/dißfalseinig. Es ſollen hieruͤber von den Hu-
gonott
en in Franckreich/ weil ſie noch etwas
frey handthieren duͤrffen/ unterſchiedene Synodi
hiewieder gehalten worden ſeyn. Nach dem aber
die troublen daſelbſt immer mehr uͤberhand ge-
nom̃en/ hat er/ wie Jurieu daruͤber klaget/ ſeine
meinungen ungehindert fortpflantzen koͤnnen/
iſt auch darinnen verſtorben. Nach derzeit ha-
ben ſeine diſcipul die ſache immer weiter getrie-
ben/ ſo daß der gedachte Jurieu anno 1688.
ſeinen Tractat wieder ſie geſchrieben/ und ſie oͤf-
fentlich des Pelagianiſmi und Socinianiſmi be-
ſchuldiget/ zu foͤrderſt haͤlt er davor/ Pajon ſey
durch die ſchrifften Epiſcopii und Curcellæi
verfuͤhret worden/ wie auch durch ein buch/
welches einer namens Rohdo de Suppoſito ge-
ſchrieben/ der deßwegen zu Toloſe von den Pa-
piſten verbrant worden. Die ſummam aber
der Pajoniſtiſchen meinungen ſtellet er im an-
fang des Tractats alſo vor:

Lehren.

9. GOtt hat nach ſeinem willen die
erſchaffung der welt beſtimmet und in
der zeit vollbracht/ indem er eine ſolche

machine hervorgebracht/ darinnentheils
unvernuͤnfftige theils vernuͤnfftige
und freye creaturen ſeyn ſolten. Dieſer

machine hat er eine allgemeine bewe-
gung eingedrucket/ welche biß ans en-
de der welt tauren ſolte/ und durch ihre
werckzeuge alle
particular bewegungen
und zufaͤllige ausgaͤnge wircken. Bey
ſo geſtalten ſachen iſt nicht noͤthig ge-
weſen/ daß GOtt nach der ſchoͤpffung
weiter hand anlegte/ oder durch neue
wirckung/ und einen ſo genanten
con-
[Spaltenumbruch] curſum
den creaturen beyſtuͤnde. DennJahr
MDC.
biß
MDCC.

aus jener erſten impreſſion hat alles her-
nach von ſich ſelbſten alſo erfolgen muͤſ-
ſen/ wie es GOtt zu vor verſehen hatte.
Nach der nothwendigen und unauff-
loͤßlichen
connexion deren urſachen: aus-
genommen wenn es GOtt nach ſeiner
unumſchraͤnckten freyheit gefallen
moͤchte/ bißweilen andersund auſſeror-
dentlich durch wunderwercke zu wir-
Wiederle-
gung und
unterdru-
ckung.

cken. Und hieraus ziehet Jurieu viel andere
meinungen/ welche eben auff dieſen zweck hin-
auslauffen/ ob er ſie wol aus der Pajoniſten
ſchrifften von wort zu wort nicht beweiſen
kan. Wider dieſe meinungen aber haben ſich/
wie gemeldet/ alsbald unterſchiedliche geſetzet/
wiewol ohne ſonderlichẽ effect, biß nach geſche-
hener verbannung derer Hugenotten aus
Franckreich auf einem ſynodo zu Roterdaman-
no
1686. die Walloniſche Prediger alle aus
Franckreich gefluͤchtete Lehrer zuſam̃en beruffen/
und ſelbige theils uͤber den meinungen des be-
kanten Moſis Amyraldi, welche dem Dord-
rechtiſchen ſynodo entgegen ſtuͤnden/ theils des
gedachten Pajons ſolenniter befragten. Da
denn keiner von dieſen ſich heraus ließ/ daß er es
mit dem Pajon hielte: Vielmehꝛ unterſchriebē ſie
alle ein gewiſſes edict, woriñe ſie ſich dem Dord-
rechtiſchen ſynodo verbindlich machen/ und hin-
gegē allen Pelagianiſchen lehren abſagen muſten.
Nachdem dieſes alſo nach wunſch geſchehen/
wurden ſie nicht allein tolerirt/ ſondern auch
hin und wieder befoͤrdert/ wiewol unterſchiedli-
che nachmals Leydeckerus und andere aller-
hand ketzereyen und ſonderlich des Socinianiſmi
beſchuldiget haben. Seit dem iſt es gleich-
wol auch von dieſer ſache wiederum ſtille wor-
den vid. Acta Erudit. anno 1686. pag 597. ſeq.
Friedr. Spanhemius & ex eo Auctor libri de
Bœkzaal van Europe ad ann. 1692. pag. 335.
Valent. Erneſt. Lœſcherus Exercitat. de Claudii
Pajoni Doctrina & fatis, Lipſ. 1691. 12. Ben-
them.
Hollaͤnd. kirchen-Staat. P. II. C. II. p.
91. u. f.

10. Gleich wie im erſten theil der Kirchen-Manichæ-
er/ ob ſie
im 17. ſe-
culo
gewe-
ſen.

und Ketzer-hiſtorie durch unterſchiedliche Se-
cula
gewieſen iſt/ daß die jenigen/ welche man
abſonderlich verhaſſet machen wollen ſehr off-
te mit dem namen der Manichaͤer beleget
worden; alſo finden ſich auch bey den letzten
Seculis dergleichen exempel. Wie ich im ſechs-
zehenden buch bey der Flacianiſchen hiſtorie
gedacht habe. Jn dem ſiebenzehenden Seculo
finden ſich zwar auch hin und wieder ſolche
namen/ damit man einem und dem andern zu
ſchaden und wehe zu thun gemeinet: aber von
einer eigenen Manichaͤiſchen Secte iſt eben
nichts gewiſſes oder gruͤndliches zu finden.
Gleichwol hat ein Prediger in der Lauſnitz/
Martinus Franciſci, Diaconus zu Muſcau/ An-
no 1678. eine weitlaͤufftige Schrifft publi-
ci
rt unter dem titul: Der verkehrte nun
bekehrte Manichaͤer/
worinnen er bloß auf
relation eines jungen Menſchen/ der mit dem
Teuffel einen bund gemacht gehabt/ verſichern
will/ daß in Holland uͤber 13000. familien
von Manichaͤern lebten/ wiewol ohne freyheit
ihrer Religions-uͤbungen. Hierinne werden
ſolchen Leuten pag. 162. und anderswo faſt
eben ſolche dinge beygelegt/ die wir im erſten

theil
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0203" n="191"/><fw place="top" type="header">denen <hi rendition="#aq">Pajoni&#x017F;t</hi>en/ Gewi&#x017F;&#x017F;enern/ neuen <hi rendition="#aq">Manichæ</hi>ern/ u. &#x017F;. f.</fw><lb/><cb/><note place="left">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note>&#x201E;ten/ den andern &#x017F;ey es die ho&#x0364;lle. Zwi&#x017F;chen dem<lb/>
&#x201E;eh&#x017F;tand und der hurerey &#x017F;ey auch kein unter-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chied/ und &#x017F;o weiter/ wie es in gedachter &#x017F;chrift<lb/>
zu finden i&#x017F;t/ die&#x017F;er und dergleichen &#x017F;a&#x0364;tze wegen<lb/>
hat man nun den <hi rendition="#aq">Auctorem</hi> gemeiniglich unter<lb/>
die <hi rendition="#aq">Athei&#x017F;t</hi>en gezehlet/ und mag er vermuthlich<lb/>
eine und die andere mißbra&#x0364;uche und gemeine<lb/>
ma&#x0364;ngel in kirchen/ &#x017F;chulen und gerichten<lb/><hi rendition="#aq">attendi</hi>rt haben/ daran er &#x017F;ich gea&#x0364;rgert/<lb/>
und auff die elenden gedancken gerathen/ als<lb/>
&#x017F;ey es mit dem we&#x017F;en der Chri&#x017F;tlichen religion<lb/>
eben auch &#x017F;o elend bewandt/ von welchem ur-<lb/>
&#x017F;prung der mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Athei&#x017F;t</hi>en in der hi&#x017F;torie &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zur gnu&#x0364;ge geredet worden; <hi rendition="#aq">vid. interim Sagitta-<lb/>
riusintrod. in hi&#x017F;t. Eccle&#x017F;. p. 879. Joh. Mu&#x017F;æ-<lb/>
us l. c. Scherzerus &#x017F;y&#x017F;temat. Theol. p. 621. &amp;c.</hi></p><lb/>
          <note place="left">Der <hi rendition="#aq">Pajo-<lb/>
ni&#x017F;t</hi>en ur-<lb/>
&#x017F;prung/</note>
          <p>8. Unter denen Reformirten gab es um das<lb/>
jahr 1680. und weiter hin auch viel auff&#x017F;ehens<lb/>
u&#x0364;ber gewi&#x017F;&#x017F;en per&#x017F;onen/ die man hernach die<lb/><hi rendition="#aq">Pajoni&#x017F;t</hi>en nennete. Von einem Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Lehrer <hi rendition="#aq">Claude Pajon,</hi> welcher unter den <hi rendition="#aq">Hugo-<lb/>
nott</hi>en er&#x017F;tlich ein <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;or</hi> zu <hi rendition="#aq">Saumur,</hi> nach-<lb/>
mals ein Prediger zu <hi rendition="#aq">Orlean</hi>s gewe&#x017F;en. Die-<lb/>
&#x017F;er hatte bey &#x017F;einen lebzeiten unter&#x017F;chiedliche<lb/>
&#x017F;chrifften <hi rendition="#aq">publici</hi>rt/ welche wegen ihrer &#x017F;charff-<lb/>
&#x017F;innigkeit und zierligkeit gar &#x017F;ehr beliebet<lb/>
worden/ wie ihn auch &#x017F;ein vornehm&#x017F;ter wider-<lb/>
&#x017F;acher <hi rendition="#aq">D. Petrus Jurieu</hi> im anfang &#x017F;eines <hi rendition="#aq">Tra-<lb/>
ctats de la nature &amp; de la grace</hi> deswegen ge-<lb/>
ru&#x0364;hmet. Jn &#x017F;elbigen bu&#x0364;chern hatte <hi rendition="#aq">Pajon</hi><lb/>
von der unmittelbaren gnade in der bekeh-<lb/>
rung des men&#x017F;chen eines und das andere<lb/>
ge&#x017F;etzet/ daß man &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e/ er leugnete wol<lb/>
die&#x017F;elbe gantz/ und wa&#x0364;re mit den <hi rendition="#aq">Pelagiane</hi>rn<lb/><note place="left">Fortgang/</note>dißfalseinig. Es &#x017F;ollen hieru&#x0364;ber von den <hi rendition="#aq">Hu-<lb/>
gonott</hi>en in Franckreich/ weil &#x017F;ie noch etwas<lb/>
frey handthieren du&#x0364;rffen/ unter&#x017F;chiedene <hi rendition="#aq">Synodi</hi><lb/>
hiewieder gehalten worden &#x017F;eyn. Nach dem aber<lb/>
die <hi rendition="#aq">troub</hi>len da&#x017F;elb&#x017F;t immer mehr u&#x0364;berhand ge-<lb/>
nom&#x0303;en/ hat er/ wie <hi rendition="#aq">Jurieu</hi> daru&#x0364;ber klaget/ &#x017F;eine<lb/>
meinungen ungehindert fortpflantzen ko&#x0364;nnen/<lb/>
i&#x017F;t auch darinnen ver&#x017F;torben. Nach derzeit ha-<lb/>
ben &#x017F;eine <hi rendition="#aq">di&#x017F;cipul</hi> die &#x017F;ache immer weiter getrie-<lb/>
ben/ &#x017F;o daß der gedachte <hi rendition="#aq">Jurieu anno</hi> 1688.<lb/>
&#x017F;einen <hi rendition="#aq">Tractat</hi> wieder &#x017F;ie ge&#x017F;chrieben/ und &#x017F;ie o&#x0364;f-<lb/>
fentlich des <hi rendition="#aq">Pelagiani&#x017F;mi</hi> und <hi rendition="#aq">Sociniani&#x017F;mi</hi> be-<lb/>
&#x017F;chuldiget/ zu fo&#x0364;rder&#x017F;t ha&#x0364;lt er davor/ <hi rendition="#aq">Pajon</hi> &#x017F;ey<lb/>
durch die &#x017F;chrifften <hi rendition="#aq">Epi&#x017F;copii</hi> und <hi rendition="#aq">Curcellæi</hi><lb/>
verfu&#x0364;hret worden/ wie auch durch ein buch/<lb/>
welches einer namens <hi rendition="#aq">Rohdo de Suppo&#x017F;ito</hi> ge-<lb/>
&#x017F;chrieben/ der deßwegen zu <hi rendition="#aq">Tolo&#x017F;e</hi> von den Pa-<lb/>
pi&#x017F;ten verbrant worden. Die <hi rendition="#aq">&#x017F;ummam</hi> aber<lb/>
der <hi rendition="#aq">Pajoni&#x017F;t</hi>i&#x017F;chen meinungen &#x017F;tellet er im an-<lb/>
fang des <hi rendition="#aq">Tractat</hi>s al&#x017F;o vor:</p><lb/>
          <note place="left">Lehren.</note>
          <p>9. <hi rendition="#fr">GOtt hat nach &#x017F;einem willen die<lb/>
er&#x017F;chaffung der welt be&#x017F;timmet und in<lb/>
der zeit vollbracht/ indem er eine &#x017F;olche</hi><lb/><hi rendition="#aq">machine</hi> <hi rendition="#fr">hervorgebracht/ darinnentheils<lb/>
unvernu&#x0364;nfftige theils vernu&#x0364;nfftige<lb/>
und freye creaturen &#x017F;eyn &#x017F;olten. Die&#x017F;er</hi><lb/><hi rendition="#aq">machine</hi> <hi rendition="#fr">hat er eine allgemeine bewe-<lb/>
gung eingedrucket/ welche biß ans en-<lb/>
de der welt tauren &#x017F;olte/ und durch ihre<lb/>
werckzeuge alle</hi> <hi rendition="#aq">particular</hi> <hi rendition="#fr">bewegungen<lb/>
und zufa&#x0364;llige ausga&#x0364;nge wircken. Bey<lb/>
&#x017F;o ge&#x017F;talten &#x017F;achen i&#x017F;t nicht no&#x0364;thig ge-<lb/>
we&#x017F;en/ daß GOtt nach der &#x017F;cho&#x0364;pffung<lb/>
weiter hand anlegte/ oder durch neue<lb/>
wirckung/ und einen &#x017F;o genanten</hi> <hi rendition="#aq">con-<lb/><cb/>
cur&#x017F;um</hi> <hi rendition="#fr">den creaturen bey&#x017F;tu&#x0364;nde. Denn</hi><note place="right">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">aus jener er&#x017F;ten</hi> <hi rendition="#aq">impre&#x017F;&#x017F;ion</hi> <hi rendition="#fr">hat alles her-<lb/>
nach von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten al&#x017F;o erfolgen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ wie es GOtt zu vor ver&#x017F;ehen hatte.<lb/>
Nach der nothwendigen und unauff-<lb/>
lo&#x0364;ßlichen</hi> <hi rendition="#aq">connexion</hi> <hi rendition="#fr">deren ur&#x017F;achen: aus-<lb/>
genommen wenn es GOtt nach &#x017F;einer<lb/>
unum&#x017F;chra&#x0364;nckten freyheit gefallen<lb/>
mo&#x0364;chte/ bißweilen andersund au&#x017F;&#x017F;eror-<lb/>
dentlich durch wunderwercke zu wir-</hi><note place="right">Wiederle-<lb/>
gung und<lb/>
unterdru-<lb/>
ckung.</note><lb/><hi rendition="#fr">cken.</hi> Und hieraus ziehet <hi rendition="#aq">Jurieu</hi> viel andere<lb/>
meinungen/ welche eben auff die&#x017F;en zweck hin-<lb/>
auslauffen/ ob er &#x017F;ie wol aus der <hi rendition="#aq">Pajoni&#x017F;t</hi>en<lb/>
&#x017F;chrifften von wort zu wort nicht bewei&#x017F;en<lb/>
kan. Wider die&#x017F;e meinungen aber haben &#x017F;ich/<lb/>
wie gemeldet/ alsbald unter&#x017F;chiedliche ge&#x017F;etzet/<lb/>
wiewol ohne &#x017F;onderlich&#x1EBD; <hi rendition="#aq">effect,</hi> biß nach ge&#x017F;che-<lb/>
hener verbannung derer <hi rendition="#aq">Hugenott</hi>en aus<lb/>
Franckreich auf einem <hi rendition="#aq">&#x017F;ynodo</hi> zu <hi rendition="#aq">Roterdaman-<lb/>
no</hi> 1686. die <hi rendition="#aq">Walloni</hi>&#x017F;che Prediger alle aus<lb/>
Franckreich geflu&#x0364;chtete Lehrer zu&#x017F;am&#x0303;en beruffen/<lb/>
und &#x017F;elbige theils u&#x0364;ber den meinungen des be-<lb/>
kanten <hi rendition="#aq">Mo&#x017F;is Amyraldi,</hi> welche dem Dord-<lb/>
rechti&#x017F;chen <hi rendition="#aq">&#x017F;ynodo</hi> entgegen &#x017F;tu&#x0364;nden/ theils des<lb/>
gedachten <hi rendition="#aq">Pajons &#x017F;olenni</hi>ter befragten. Da<lb/>
denn keiner von die&#x017F;en &#x017F;ich heraus ließ/ daß er es<lb/>
mit dem <hi rendition="#aq">Pajon</hi> hielte: Vielmeh&#xA75B; unter&#x017F;chrieb&#x0113; &#x017F;ie<lb/>
alle ein gewi&#x017F;&#x017F;es <hi rendition="#aq">edict,</hi> worin&#x0303;e &#x017F;ie &#x017F;ich dem Dord-<lb/>
rechti&#x017F;chen <hi rendition="#aq">&#x017F;ynodo</hi> verbindlich machen/ und hin-<lb/>
geg&#x0113; allen <hi rendition="#aq">Pelagiani</hi>&#x017F;chen lehren ab&#x017F;agen mu&#x017F;ten.<lb/>
Nachdem die&#x017F;es al&#x017F;o nach wun&#x017F;ch ge&#x017F;chehen/<lb/>
wurden &#x017F;ie nicht allein <hi rendition="#aq">toleri</hi>rt/ &#x017F;ondern auch<lb/>
hin und wieder befo&#x0364;rdert/ wiewol unter&#x017F;chiedli-<lb/>
che nachmals <hi rendition="#aq">Leydeckerus</hi> und andere aller-<lb/>
hand ketzereyen und &#x017F;onderlich des <hi rendition="#aq">Sociniani&#x017F;mi</hi><lb/>
be&#x017F;chuldiget haben. Seit dem i&#x017F;t es gleich-<lb/>
wol auch von die&#x017F;er &#x017F;ache wiederum &#x017F;tille wor-<lb/>
den <hi rendition="#aq">vid. Acta Erudit. anno 1686. pag 597. &#x017F;eq.<lb/>
Friedr. Spanhemius &amp; ex eo Auctor libri de<lb/>
B&#x0153;kzaal van Europe ad ann. 1692. pag. 335.<lb/>
Valent. Erne&#x017F;t. L&#x0153;&#x017F;cherus Exercitat. de Claudii<lb/>
Pajoni Doctrina &amp; fatis, Lip&#x017F;. 1691. 12. Ben-<lb/>
them.</hi> Holla&#x0364;nd. kirchen-Staat. <hi rendition="#aq">P. II. C. II. p.</hi><lb/>
91. u. f.</p><lb/>
          <p>10. Gleich wie im er&#x017F;ten theil der Kirchen-<note place="right"><hi rendition="#aq">Manichæ-</hi><lb/>
er/ ob &#x017F;ie<lb/>
im 17. <hi rendition="#aq">&#x017F;e-<lb/>
culo</hi> gewe-<lb/>
&#x017F;en.</note><lb/>
und Ketzer-hi&#x017F;torie durch unter&#x017F;chiedliche <hi rendition="#aq">Se-<lb/>
cula</hi> gewie&#x017F;en i&#x017F;t/ daß die jenigen/ welche man<lb/>
ab&#x017F;onderlich verha&#x017F;&#x017F;et machen wollen &#x017F;ehr off-<lb/>
te mit dem namen der Manicha&#x0364;er beleget<lb/>
worden; al&#x017F;o finden &#x017F;ich auch bey den letzten<lb/><hi rendition="#aq">Seculis</hi> dergleichen exempel. Wie ich im &#x017F;echs-<lb/>
zehenden buch bey der <hi rendition="#aq">Flaciani</hi>&#x017F;chen hi&#x017F;torie<lb/>
gedacht habe. Jn dem &#x017F;iebenzehenden <hi rendition="#aq">Seculo</hi><lb/>
finden &#x017F;ich zwar auch hin und wieder &#x017F;olche<lb/>
namen/ damit man einem und dem andern zu<lb/>
&#x017F;chaden und wehe zu thun gemeinet: aber von<lb/>
einer eigenen Manicha&#x0364;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Secte</hi> i&#x017F;t eben<lb/>
nichts gewi&#x017F;&#x017F;es oder gru&#x0364;ndliches zu finden.<lb/>
Gleichwol hat ein Prediger in der Lau&#x017F;nitz/<lb/><hi rendition="#aq">Martinus Franci&#x017F;ci, Diaconus</hi> zu Mu&#x017F;cau/ An-<lb/>
no 1678. eine weitla&#x0364;ufftige Schrifft <hi rendition="#aq">publi-<lb/>
ci</hi>rt unter dem titul: <hi rendition="#fr">Der verkehrte nun<lb/>
bekehrte Manicha&#x0364;er/</hi> worinnen er bloß auf<lb/><hi rendition="#aq">relation</hi> eines jungen Men&#x017F;chen/ der mit dem<lb/>
Teuffel einen bund gemacht gehabt/ ver&#x017F;ichern<lb/>
will/ daß in Holland u&#x0364;ber 13000. <hi rendition="#aq">famili</hi>en<lb/>
von Manicha&#x0364;ern lebten/ wiewol ohne freyheit<lb/>
ihrer <hi rendition="#aq">Religion</hi>s-u&#x0364;bungen. Hierinne werden<lb/>
&#x017F;olchen Leuten <hi rendition="#aq">pag.</hi> 162. und anderswo fa&#x017F;t<lb/>
eben &#x017F;olche dinge beygelegt/ die wir im er&#x017F;ten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">theil</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0203] denen Pajoniſten/ Gewiſſenern/ neuen Manichæern/ u. ſ. f. „ten/ den andern ſey es die hoͤlle. Zwiſchen dem „ehſtand und der hurerey ſey auch kein unter- „ſchied/ und ſo weiter/ wie es in gedachter ſchrift zu finden iſt/ dieſer und dergleichen ſaͤtze wegen hat man nun den Auctorem gemeiniglich unter die Atheiſten gezehlet/ und mag er vermuthlich eine und die andere mißbraͤuche und gemeine maͤngel in kirchen/ ſchulen und gerichten attendirt haben/ daran er ſich geaͤrgert/ und auff die elenden gedancken gerathen/ als ſey es mit dem weſen der Chriſtlichen religion eben auch ſo elend bewandt/ von welchem ur- ſprung der meiſten Atheiſten in der hiſtorie ſelbſt zur gnuͤge geredet worden; vid. interim Sagitta- riusintrod. in hiſt. Eccleſ. p. 879. Joh. Muſæ- us l. c. Scherzerus ſyſtemat. Theol. p. 621. &c. Jahr MDC. biß MDCC. 8. Unter denen Reformirten gab es um das jahr 1680. und weiter hin auch viel auffſehens uͤber gewiſſen perſonen/ die man hernach die Pajoniſten nennete. Von einem Frantzoͤſiſchen Lehrer Claude Pajon, welcher unter den Hugo- notten erſtlich ein Profeſſor zu Saumur, nach- mals ein Prediger zu Orleans geweſen. Die- ſer hatte bey ſeinen lebzeiten unterſchiedliche ſchrifften publicirt/ welche wegen ihrer ſcharff- ſinnigkeit und zierligkeit gar ſehr beliebet worden/ wie ihn auch ſein vornehmſter wider- ſacher D. Petrus Jurieu im anfang ſeines Tra- ctats de la nature & de la grace deswegen ge- ruͤhmet. Jn ſelbigen buͤchern hatte Pajon von der unmittelbaren gnade in der bekeh- rung des menſchen eines und das andere geſetzet/ daß man ſchloſſe/ er leugnete wol dieſelbe gantz/ und waͤre mit den Pelagianern dißfalseinig. Es ſollen hieruͤber von den Hu- gonotten in Franckreich/ weil ſie noch etwas frey handthieren duͤrffen/ unterſchiedene Synodi hiewieder gehalten worden ſeyn. Nach dem aber die troublen daſelbſt immer mehr uͤberhand ge- nom̃en/ hat er/ wie Jurieu daruͤber klaget/ ſeine meinungen ungehindert fortpflantzen koͤnnen/ iſt auch darinnen verſtorben. Nach derzeit ha- ben ſeine diſcipul die ſache immer weiter getrie- ben/ ſo daß der gedachte Jurieu anno 1688. ſeinen Tractat wieder ſie geſchrieben/ und ſie oͤf- fentlich des Pelagianiſmi und Socinianiſmi be- ſchuldiget/ zu foͤrderſt haͤlt er davor/ Pajon ſey durch die ſchrifften Epiſcopii und Curcellæi verfuͤhret worden/ wie auch durch ein buch/ welches einer namens Rohdo de Suppoſito ge- ſchrieben/ der deßwegen zu Toloſe von den Pa- piſten verbrant worden. Die ſummam aber der Pajoniſtiſchen meinungen ſtellet er im an- fang des Tractats alſo vor: Fortgang/ 9. GOtt hat nach ſeinem willen die erſchaffung der welt beſtimmet und in der zeit vollbracht/ indem er eine ſolche machine hervorgebracht/ darinnentheils unvernuͤnfftige theils vernuͤnfftige und freye creaturen ſeyn ſolten. Dieſer machine hat er eine allgemeine bewe- gung eingedrucket/ welche biß ans en- de der welt tauren ſolte/ und durch ihre werckzeuge alle particular bewegungen und zufaͤllige ausgaͤnge wircken. Bey ſo geſtalten ſachen iſt nicht noͤthig ge- weſen/ daß GOtt nach der ſchoͤpffung weiter hand anlegte/ oder durch neue wirckung/ und einen ſo genanten con- curſum den creaturen beyſtuͤnde. Denn aus jener erſten impreſſion hat alles her- nach von ſich ſelbſten alſo erfolgen muͤſ- ſen/ wie es GOtt zu vor verſehen hatte. Nach der nothwendigen und unauff- loͤßlichen connexion deren urſachen: aus- genommen wenn es GOtt nach ſeiner unumſchraͤnckten freyheit gefallen moͤchte/ bißweilen andersund auſſeror- dentlich durch wunderwercke zu wir- cken. Und hieraus ziehet Jurieu viel andere meinungen/ welche eben auff dieſen zweck hin- auslauffen/ ob er ſie wol aus der Pajoniſten ſchrifften von wort zu wort nicht beweiſen kan. Wider dieſe meinungen aber haben ſich/ wie gemeldet/ alsbald unterſchiedliche geſetzet/ wiewol ohne ſonderlichẽ effect, biß nach geſche- hener verbannung derer Hugenotten aus Franckreich auf einem ſynodo zu Roterdaman- no 1686. die Walloniſche Prediger alle aus Franckreich gefluͤchtete Lehrer zuſam̃en beruffen/ und ſelbige theils uͤber den meinungen des be- kanten Moſis Amyraldi, welche dem Dord- rechtiſchen ſynodo entgegen ſtuͤnden/ theils des gedachten Pajons ſolenniter befragten. Da denn keiner von dieſen ſich heraus ließ/ daß er es mit dem Pajon hielte: Vielmehꝛ unterſchriebē ſie alle ein gewiſſes edict, woriñe ſie ſich dem Dord- rechtiſchen ſynodo verbindlich machen/ und hin- gegē allen Pelagianiſchen lehren abſagen muſten. Nachdem dieſes alſo nach wunſch geſchehen/ wurden ſie nicht allein tolerirt/ ſondern auch hin und wieder befoͤrdert/ wiewol unterſchiedli- che nachmals Leydeckerus und andere aller- hand ketzereyen und ſonderlich des Socinianiſmi beſchuldiget haben. Seit dem iſt es gleich- wol auch von dieſer ſache wiederum ſtille wor- den vid. Acta Erudit. anno 1686. pag 597. ſeq. Friedr. Spanhemius & ex eo Auctor libri de Bœkzaal van Europe ad ann. 1692. pag. 335. Valent. Erneſt. Lœſcherus Exercitat. de Claudii Pajoni Doctrina & fatis, Lipſ. 1691. 12. Ben- them. Hollaͤnd. kirchen-Staat. P. II. C. II. p. 91. u. f. Jahr MDC. biß MDCC. Wiederle- gung und unterdru- ckung. 10. Gleich wie im erſten theil der Kirchen- und Ketzer-hiſtorie durch unterſchiedliche Se- cula gewieſen iſt/ daß die jenigen/ welche man abſonderlich verhaſſet machen wollen ſehr off- te mit dem namen der Manichaͤer beleget worden; alſo finden ſich auch bey den letzten Seculis dergleichen exempel. Wie ich im ſechs- zehenden buch bey der Flacianiſchen hiſtorie gedacht habe. Jn dem ſiebenzehenden Seculo finden ſich zwar auch hin und wieder ſolche namen/ damit man einem und dem andern zu ſchaden und wehe zu thun gemeinet: aber von einer eigenen Manichaͤiſchen Secte iſt eben nichts gewiſſes oder gruͤndliches zu finden. Gleichwol hat ein Prediger in der Lauſnitz/ Martinus Franciſci, Diaconus zu Muſcau/ An- no 1678. eine weitlaͤufftige Schrifft publi- cirt unter dem titul: Der verkehrte nun bekehrte Manichaͤer/ worinnen er bloß auf relation eines jungen Menſchen/ der mit dem Teuffel einen bund gemacht gehabt/ verſichern will/ daß in Holland uͤber 13000. familien von Manichaͤern lebten/ wiewol ohne freyheit ihrer Religions-uͤbungen. Hierinne werden ſolchen Leuten pag. 162. und anderswo faſt eben ſolche dinge beygelegt/ die wir im erſten theil Manichæ- er/ ob ſie im 17. ſe- culo gewe- ſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/203
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/203>, abgerufen am 22.12.2024.