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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XXIII. Von denen bekantgewordenen
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
seltzamen dingen geweissaget. Jm selbi-
gen jahr aber kam ein ausführlicher bericht her-
auß mit der auffschrifft: Relation und be-
richt von einem mägdlein zu Spremberg
ihres alters 12. jahr/ so zu unterschiedli-
chen zeiten in verzückung gelegen/ nach
solchem eine grosse verwandelung an ih-
remleibe sich befunden/ hernach allerley
GOttselige reden/ buß-und straff-ver-
mahnungen von sich hören lassen/ al-
les mit zugethanem munde innerlich/ je-
doch gar vernehmlich/ welches von viel
hundert menschen mit grosser verwun-
derung täglich gesehen und gehöret
worden. Jngleichen straffet/ sie die
übermachte grosse hoffart prophezeyet
wegen des jetzigen kriegs-wesens/ nen-
net viel leute und örter mit namen/ ver-
mahnet ohne unterlaß zur busse/ treibet
männiglich zum fleißigen gebet/ saget/
was sie redet/ rede sie nicht/ sondern der
Heil. Geist in ihr thue es/ ja sie redet
solche worte/ welche jedermann zur
höchsten verwunderung bringen.

27. Hierinne wird erzehlet/ daß der Pfarrer
daselbst ihre reden alle fleißig auffgeschrieben/
welche denn besagter massen auff die gegenwär-
tigen kriegs-händel und auff die bekehrung der
leute zielten. Sonderlich ist merckwürdig/ was
p. A. 3. stehet/ daß sie bißweilen ein
paar stunden lang eine schöne predigt zu
thun pflege;
und noch merckwürdiger/ daß
der Pfarrer
dazu stille geschwiegen/ und diese
predigten gar nachgeschrieben/
auch
nicht/ wie insgemein geschiehet/ dergleichen pre-
digten verworffen oder garverlästert. Daselbst
wird auch versichert/ daß das mägdlein alle die-
jenige zuvoraus gekennet/ welche aus boßheit
ihre reden vor fantaseyen halten würden/ und
daß sie ihren leiblichen vater vor verdammt ge-
halten/ wenn er nicht busse thun würde. Unter
andern ihren reden/ die sie bey der entzückung
geführet/ hat sie mit grossem weinen/ hände
winden/ und andern bewegungen gesprochen:
GOTT Vater thue es nicht! Engel
GOttes thue es nicht! denn sie sagen/
sie wollen fromm seyn. Engel GOT-
tes thue es nicht! Die stadt wird sich
wolbekehren/ laß es nur seyn/ und thue
es nicht/ du thuest grossen schaden in
der stadt/ eine starcke hand hab ich über
dich gemacht/ thue es dißmal nicht/ du
Engel Gottes! sie sagen ja/ sie wollen sich
bekehren,
Hierauff ist sie auff das angesicht
gefallen/ bald auff die knie mit auffgehabenen
händen/ und hat zuletzt gesagt: Nun ihr leu-
te/ ich kan es bey GOtt nicht erbitten/
leidet es nur mit gedult. Herr JEsu/ segne
die frommen/ Ach HErr GOtt/ behüte
die frommen/ und schlage eine wagen-
burg um die frommen/ um deines lieben
Sohnes willen.
Darauff viele andere be-
denckliche ermahnungen hinzugethan. Wie
sie denn auch mit sehr lieblicher stimme ein un-
bekanntes lied von der himmlischen freude gesun-
gen/ im thon: In dulci jubilo. Nach der zeit hat
sich fast die gantze burgerschafft und alles volck
auff dem marckt versammlet/ dahin dieses mägd-
lein sich tragen lassen/ und eine lange zeit gepre-
diget/ auch mit denen leuten unterschiedliche lie-
[Spaltenumbruch] der gesungen/ wie am ende derselben RelationJahr
MDC.
biß
MDCC.

versichert wird.

28. Von eben einem solchen zwölffiährigen
kinde stehet im gedachten Theatro T. v. p. 325.Eines
knabens
in Thü-
ringen.

folgendes: Es ging anno 1644. mit eines ar-
men mannes sohn von 12. jahren zu Brück
in Thüringen nahe bey Blumberg den

24. Martii etwas sonderliches vor. Die-
ser knabe war sehr krätzig und wie aussä-
tzig/ so daß ihm die gemeine kirch und
häuser verboten waren/ und ihn seine
eigene eltern verliessen. Er wurde aber
am selbigen tage entzückt/ sagte von
vielen wunderbaren sachen im himmel
und hölle/ sein leib lag alstodt/ die seele
aber hörte man in einer kirchen gegen
über neben andern stimmen gantz lieb-
lich singen/ doch nichts deutlicher/ als:

Sanctus, lanctus, sanctus, Deo Gloria und Hal-
lelujah.
Wenn das singen aus war/ so
regte sich der leib wieder/ und die Geist-
lichen sassen und schrieben auff/ was er
redete. Ein Lieutenant kam mit 20.
reutern eine halbe meile davon/ dassag-
te der knabe lange zuvor. Bald wurde
er auch am leibe gantz heil und schön/
blieb doch allezeit auff der banck und
stroh liegen: Die aussage wurde von
dem Beamten hinterlegt und auffgeho-
ben.
Und diese seine aussage ist auch/ wie ge-
meiniglich geschiehet/ versteckt und verschwie-
gen blieben/ so daß man nichts weiter von dieser
sache findet/ als was etwan Martinus Zeile-
rus
im andern Tomo seiner historischen
sendschreiben
p. 732. gedencket/ wiewol nur
mit solchen umständen/ die wir itzo schon aus
dem Theatro gehöret haben.

29. Jn diesem VI. Tomo wird auch p. 230. er-Eines
Studiosi
zu Dan-
tzig.

zehlet/ daß anno 1647. im monat September zu
Dantzig ein Studiosus bey der Obrigkeit/ und
dem Lutherischen Ministerio sich angegeben/
wie er visiones hätte/ und eiffrig ange-
trieben würde/ ihnen viel veränderun-
gen anzudeuten. Er habe auch seinen
befehl mit übernatürlichem fasten
bekräfftiget/ und über die stadt Dan-
tzig öffentlich wehe rufsen wollen/
sey aber dar an verhindert worden.
Die-
ses hat auch damals die Franckfurtische Re-
lation num. 27. pag.
92. bekräfftiget/ woraus
es Andreas Carolus T. I. Memorab. Eccl. L. V.
c. 74. pag.
1154. wiederholet/ der aber diesen
menschen vor einen fanaticum, und sein fasten
vor erdichtet ausgeben will/ auch rühmet/ daß
man ihn an seinem fernern vorhaben gehindert
haben. Wie er auch daselbst aus gedachterJn
Schwe-
den.

Relation eines andern menschen gedencket/
der in Schweden groß unglück prophezeyet/
und so verwegen gewesen wäre/ daß er auch die
angeschlagene Königliche Patenta abgerissen/
und einen Göttlichen befehl vorgeschützet. Man
hätte ihn deßwegen ins gefängniß gelegt/ und
dahin gebracht/ daß er seine thorheit bekant/
und abgelassen. Drauff hätte man ihn von
Stockholm nach Lübeck geschickt/ und wäre
von jedermann vor einen narren gehalten wor-
den. Das Theatr. Europ. meldet fast eben die-
se umstände von diesem menschen p. 295. und
nennet ihn M. Presweccium, setzet auch dabey/
er habe gegen die Königin und andere gar seltza-
me reden geführet/ und noch dazu beweiß aus
der schrifft angezogen.

30. Jm

Th. III. C. XXIII. Von denen bekantgewordenen
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
ſeltzamen dingen geweiſſaget. Jm ſelbi-
gen jahr aber kam ein ausfuͤhrlicher bericht her-
auß mit der auffſchrifft: Relation und be-
richt von einem maͤgdlein zu Spꝛembeꝛg
ihres alters 12. jahr/ ſo zu unterſchiedli-
chen zeiten in verzuͤckung gelegen/ nach
ſolchem eine groſſe verwandelung an ih-
remleibe ſich befunden/ hernach allerley
GOttſelige reden/ buß-und ſtraff-ver-
mahnungen von ſich hoͤren laſſen/ al-
les mit zugethanem munde innerlich/ je-
doch gar vernehmlich/ welches von viel
hundert menſchen mit groſſer verwun-
derung taͤglich geſehen und gehoͤret
worden. Jngleichen ſtraffet/ ſie die
uͤbermachte groſſe hoffart prophezeyet
wegen des jetzigen kriegs-weſens/ nen-
net viel leute und oͤrter mit namen/ ver-
mahnet ohne unterlaß zur buſſe/ treibet
maͤnniglich zum fleißigen gebet/ ſaget/
was ſie redet/ rede ſie nicht/ ſondern der
Heil. Geiſt in ihr thue es/ ja ſie redet
ſolche worte/ welche jedermann zur
hoͤchſten verwunderung bringen.

27. Hierinne wird erzehlet/ daß der Pfarrer
daſelbſt ihre reden alle fleißig auffgeſchrieben/
welche denn beſagter maſſen auff die gegenwaͤr-
tigen kriegs-haͤndel und auff die bekehrung der
leute zielten. Sonderlich iſt merckwuͤrdig/ was
p. A. 3. ſtehet/ daß ſie bißweilen ein
paar ſtunden lang eine ſchoͤne predigt zu
thun pflege;
und noch merckwuͤrdiger/ daß
der Pfarrer
dazu ſtille geſchwiegen/ und dieſe
predigten gar nachgeſchrieben/
auch
nicht/ wie insgemein geſchiehet/ dergleichen pre-
digten verworffen oder garverlaͤſtert. Daſelbſt
wird auch verſichert/ daß das maͤgdlein alle die-
jenige zuvoraus gekennet/ welche aus boßheit
ihre reden vor fantaſeyen halten wuͤrden/ und
daß ſie ihren leiblichen vater vor verdammt ge-
halten/ wenn er nicht buſſe thun wuͤrde. Unter
andern ihren reden/ die ſie bey der entzuͤckung
gefuͤhret/ hat ſie mit groſſem weinen/ haͤnde
winden/ und andern bewegungen geſprochen:
GOTT Vater thue es nicht! Engel
GOttes thue es nicht! denn ſie ſagen/
ſie wollen fromm ſeyn. Engel GOT-
tes thue es nicht! Die ſtadt wird ſich
wolbekehren/ laß es nur ſeyn/ und thue
es nicht/ du thueſt groſſen ſchaden in
der ſtadt/ eine ſtarcke hand hab ich uͤber
dich gemacht/ thue es dißmal nicht/ du
Engel Gottes! ſie ſagen ja/ ſie wollen ſich
bekehren,
Hierauff iſt ſie auff das angeſicht
gefallen/ bald auff die knie mit auffgehabenen
haͤnden/ und hat zuletzt geſagt: Nun ihr leu-
te/ ich kan es bey GOtt nicht erbitten/
leidet es nur mit gedult. Herꝛ JEſu/ ſegne
die frommen/ Ach HErꝛ GOtt/ behuͤte
die frommen/ und ſchlage eine wagen-
burg um die frommen/ um deines lieben
Sohnes willen.
Darauff viele andere be-
denckliche ermahnungen hinzugethan. Wie
ſie denn auch mit ſehr lieblicher ſtimme ein un-
bekanntes lied von der him̃liſchen freude geſun-
gen/ im thon: In dulci jubilo. Nach der zeit hat
ſich faſt die gantze burgerſchafft und alles volck
auff dem marckt verſam̃let/ dahin dieſes maͤgd-
lein ſich tragen laſſen/ und eine lange zeit gepre-
diget/ auch mit denen leuten unterſchiedliche lie-
[Spaltenumbruch] der geſungen/ wie am ende derſelben RelationJahr
MDC.
biß
MDCC.

verſichert wird.

28. Von eben einem ſolchen zwoͤlffiaͤhrigen
kinde ſtehet im gedachten Theatro T. v. p. 325.Eines
knabens
in Thuͤ-
ringen.

folgendes: Es ging anno 1644. mit eines ar-
men mañes ſohn von 12. jahren zu Bruͤck
in Thuͤringen nahe bey Blumberg den

24. Martii etwas ſonderliches vor. Die-
ſer knabe war ſehr kraͤtzig und wie auſſaͤ-
tzig/ ſo daß ihm die gemeine kirch und
haͤuſer verboten waren/ und ihn ſeine
eigene eltern verlieſſen. Er wurde aber
am ſelbigen tage entzuͤckt/ ſagte von
vielen wunderbaren ſachen im himmel
und hoͤlle/ ſein leib lag alstodt/ die ſeele
aber hoͤrte man in einer kirchen gegen
uͤber neben andern ſtimmen gantz lieb-
lich ſingen/ doch nichts deutlicher/ als:

Sanctus, lanctus, ſanctus, Deo Gloria und Hal-
lelujah.
Wenn das ſingen aus war/ ſo
regte ſich der leib wieder/ und die Geiſt-
lichen ſaſſen und ſchrieben auff/ was er
redete. Ein Lieutenant kam mit 20.
reutern eine halbe meile davon/ dasſag-
te der knabe lange zuvor. Bald wurde
er auch am leibe gantz heil und ſchoͤn/
blieb doch allezeit auff der banck und
ſtroh liegen: Die auſſage wurde von
dem Beamten hinterlegt und auffgeho-
ben.
Und dieſe ſeine auſſage iſt auch/ wie ge-
meiniglich geſchiehet/ verſteckt und verſchwie-
gen blieben/ ſo daß man nichts weiter von dieſer
ſache findet/ als was etwan Martinus Zeile-
rus
im andern Tomo ſeiner hiſtoriſchen
ſendſchreiben
p. 732. gedencket/ wiewol nur
mit ſolchen umſtaͤnden/ die wir itzo ſchon aus
dem Theatro gehoͤret haben.

29. Jn dieſem VI. Tomo wird auch p. 230. er-Eines
Studioſi
zu Dan-
tzig.

zehlet/ daß anno 1647. im monat September zu
Dantzig ein Studioſus bey der Obrigkeit/ und
dem Lutheriſchen Miniſterio ſich angegeben/
wie er viſiones haͤtte/ und eiffrig ange-
trieben wuͤrde/ ihnen viel veraͤnderun-
gen anzudeuten. Er habe auch ſeinen
befehl mit uͤbernatuͤrlichem faſten
bekraͤfftiget/ und uͤber die ſtadt Dan-
tzig oͤffentlich wehe rufſen wollen/
ſey aber dar an verhindert worden.
Die-
ſes hat auch damals die Franckfurtiſche Re-
lation num. 27. pag.
92. bekraͤfftiget/ woraus
es Andreas Carolus T. I. Memorab. Eccl. L. V.
c. 74. pag.
1154. wiederholet/ der aber dieſen
menſchen vor einen fanaticum, und ſein faſten
vor erdichtet ausgeben will/ auch ruͤhmet/ daß
man ihn an ſeinem fernern vorhaben gehindert
haben. Wie er auch daſelbſt aus gedachterJn
Schwe-
den.

Relation eines andern menſchen gedencket/
der in Schweden groß ungluͤck prophezeyet/
und ſo verwegen geweſen waͤre/ daß er auch die
angeſchlagene Koͤnigliche Patenta abgeriſſen/
und einen Goͤttlichen befehl vorgeſchuͤtzet. Man
haͤtte ihn deßwegen ins gefaͤngniß gelegt/ und
dahin gebracht/ daß er ſeine thorheit bekant/
und abgelaſſen. Drauff haͤtte man ihn von
Stockholm nach Luͤbeck geſchickt/ und waͤre
von jedermann vor einen narren gehalten wor-
den. Das Theatr. Europ. meldet faſt eben die-
ſe umſtaͤnde von dieſem menſchen p. 295. und
nennet ihn M. Preſweccium, ſetzet auch dabey/
er habe gegen die Koͤnigin und andere gar ſeltza-
me reden gefuͤhret/ und noch dazu beweiß aus
der ſchrifft angezogen.

30. Jm
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[234/0246] Th. III. C. XXIII. Von denen bekantgewordenen ſeltzamen dingen geweiſſaget. Jm ſelbi- gen jahr aber kam ein ausfuͤhrlicher bericht her- auß mit der auffſchrifft: Relation und be- richt von einem maͤgdlein zu Spꝛembeꝛg ihres alters 12. jahr/ ſo zu unterſchiedli- chen zeiten in verzuͤckung gelegen/ nach ſolchem eine groſſe verwandelung an ih- remleibe ſich befunden/ hernach allerley GOttſelige reden/ buß-und ſtraff-ver- mahnungen von ſich hoͤren laſſen/ al- les mit zugethanem munde innerlich/ je- doch gar vernehmlich/ welches von viel hundert menſchen mit groſſer verwun- derung taͤglich geſehen und gehoͤret worden. Jngleichen ſtraffet/ ſie die uͤbermachte groſſe hoffart prophezeyet wegen des jetzigen kriegs-weſens/ nen- net viel leute und oͤrter mit namen/ ver- mahnet ohne unterlaß zur buſſe/ treibet maͤnniglich zum fleißigen gebet/ ſaget/ was ſie redet/ rede ſie nicht/ ſondern der Heil. Geiſt in ihr thue es/ ja ſie redet ſolche worte/ welche jedermann zur hoͤchſten verwunderung bringen. Jahr MDC. biß MDCC. 27. Hierinne wird erzehlet/ daß der Pfarrer daſelbſt ihre reden alle fleißig auffgeſchrieben/ welche denn beſagter maſſen auff die gegenwaͤr- tigen kriegs-haͤndel und auff die bekehrung der leute zielten. Sonderlich iſt merckwuͤrdig/ was p. A. 3. ſtehet/ daß ſie bißweilen ein paar ſtunden lang eine ſchoͤne predigt zu thun pflege; und noch merckwuͤrdiger/ daß der Pfarrer dazu ſtille geſchwiegen/ und dieſe predigten gar nachgeſchrieben/ auch nicht/ wie insgemein geſchiehet/ dergleichen pre- digten verworffen oder garverlaͤſtert. Daſelbſt wird auch verſichert/ daß das maͤgdlein alle die- jenige zuvoraus gekennet/ welche aus boßheit ihre reden vor fantaſeyen halten wuͤrden/ und daß ſie ihren leiblichen vater vor verdammt ge- halten/ wenn er nicht buſſe thun wuͤrde. Unter andern ihren reden/ die ſie bey der entzuͤckung gefuͤhret/ hat ſie mit groſſem weinen/ haͤnde winden/ und andern bewegungen geſprochen: GOTT Vater thue es nicht! Engel GOttes thue es nicht! denn ſie ſagen/ ſie wollen fromm ſeyn. Engel GOT- tes thue es nicht! Die ſtadt wird ſich wolbekehren/ laß es nur ſeyn/ und thue es nicht/ du thueſt groſſen ſchaden in der ſtadt/ eine ſtarcke hand hab ich uͤber dich gemacht/ thue es dißmal nicht/ du Engel Gottes! ſie ſagen ja/ ſie wollen ſich bekehren, Hierauff iſt ſie auff das angeſicht gefallen/ bald auff die knie mit auffgehabenen haͤnden/ und hat zuletzt geſagt: Nun ihr leu- te/ ich kan es bey GOtt nicht erbitten/ leidet es nur mit gedult. Herꝛ JEſu/ ſegne die frommen/ Ach HErꝛ GOtt/ behuͤte die frommen/ und ſchlage eine wagen- burg um die frommen/ um deines lieben Sohnes willen. Darauff viele andere be- denckliche ermahnungen hinzugethan. Wie ſie denn auch mit ſehr lieblicher ſtimme ein un- bekanntes lied von der him̃liſchen freude geſun- gen/ im thon: In dulci jubilo. Nach der zeit hat ſich faſt die gantze burgerſchafft und alles volck auff dem marckt verſam̃let/ dahin dieſes maͤgd- lein ſich tragen laſſen/ und eine lange zeit gepre- diget/ auch mit denen leuten unterſchiedliche lie- der geſungen/ wie am ende derſelben Relation verſichert wird. Jahr MDC. biß MDCC. 28. Von eben einem ſolchen zwoͤlffiaͤhrigen kinde ſtehet im gedachten Theatro T. v. p. 325. folgendes: Es ging anno 1644. mit eines ar- men mañes ſohn von 12. jahren zu Bruͤck in Thuͤringen nahe bey Blumberg den 24. Martii etwas ſonderliches vor. Die- ſer knabe war ſehr kraͤtzig und wie auſſaͤ- tzig/ ſo daß ihm die gemeine kirch und haͤuſer verboten waren/ und ihn ſeine eigene eltern verlieſſen. Er wurde aber am ſelbigen tage entzuͤckt/ ſagte von vielen wunderbaren ſachen im himmel und hoͤlle/ ſein leib lag alstodt/ die ſeele aber hoͤrte man in einer kirchen gegen uͤber neben andern ſtimmen gantz lieb- lich ſingen/ doch nichts deutlicher/ als: Sanctus, lanctus, ſanctus, Deo Gloria und Hal- lelujah. Wenn das ſingen aus war/ ſo regte ſich der leib wieder/ und die Geiſt- lichen ſaſſen und ſchrieben auff/ was er redete. Ein Lieutenant kam mit 20. reutern eine halbe meile davon/ dasſag- te der knabe lange zuvor. Bald wurde er auch am leibe gantz heil und ſchoͤn/ blieb doch allezeit auff der banck und ſtroh liegen: Die auſſage wurde von dem Beamten hinterlegt und auffgeho- ben. Und dieſe ſeine auſſage iſt auch/ wie ge- meiniglich geſchiehet/ verſteckt und verſchwie- gen blieben/ ſo daß man nichts weiter von dieſer ſache findet/ als was etwan Martinus Zeile- rus im andern Tomo ſeiner hiſtoriſchen ſendſchreiben p. 732. gedencket/ wiewol nur mit ſolchen umſtaͤnden/ die wir itzo ſchon aus dem Theatro gehoͤret haben. Eines knabens in Thuͤ- ringen. 29. Jn dieſem VI. Tomo wird auch p. 230. er- zehlet/ daß anno 1647. im monat September zu Dantzig ein Studioſus bey der Obrigkeit/ und dem Lutheriſchen Miniſterio ſich angegeben/ wie er viſiones haͤtte/ und eiffrig ange- trieben wuͤrde/ ihnen viel veraͤnderun- gen anzudeuten. Er habe auch ſeinen befehl mit uͤbernatuͤrlichem faſten bekraͤfftiget/ und uͤber die ſtadt Dan- tzig oͤffentlich wehe rufſen wollen/ ſey aber dar an verhindert worden. Die- ſes hat auch damals die Franckfurtiſche Re- lation num. 27. pag. 92. bekraͤfftiget/ woraus es Andreas Carolus T. I. Memorab. Eccl. L. V. c. 74. pag. 1154. wiederholet/ der aber dieſen menſchen vor einen fanaticum, und ſein faſten vor erdichtet ausgeben will/ auch ruͤhmet/ daß man ihn an ſeinem fernern vorhaben gehindert haben. Wie er auch daſelbſt aus gedachter Relation eines andern menſchen gedencket/ der in Schweden groß ungluͤck prophezeyet/ und ſo verwegen geweſen waͤre/ daß er auch die angeſchlagene Koͤnigliche Patenta abgeriſſen/ und einen Goͤttlichen befehl vorgeſchuͤtzet. Man haͤtte ihn deßwegen ins gefaͤngniß gelegt/ und dahin gebracht/ daß er ſeine thorheit bekant/ und abgelaſſen. Drauff haͤtte man ihn von Stockholm nach Luͤbeck geſchickt/ und waͤre von jedermann vor einen narren gehalten wor- den. Das Theatr. Europ. meldet faſt eben die- ſe umſtaͤnde von dieſem menſchen p. 295. und nennet ihn M. Preſweccium, ſetzet auch dabey/ er habe gegen die Koͤnigin und andere gar ſeltza- me reden gefuͤhret/ und noch dazu beweiß aus der ſchrifft angezogen. Eines Studioſi zu Dan- tzig. Jn Schwe- den. 30. Jm

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/246>, abgerufen am 22.12.2024.