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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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von anno 1640. biß auff die letzten jahre dieses seculi.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.

Anno 1660. wurde aus Halle folgendes ge-
schrieben: Allhier thut sich ein junger mensch/
eines nadlers sohn/ der sonsten gantz einfältig an-
Zu Halle.zusehen war/ hervor/ fänget an die H. Schrifft
zu erklären/ und prognosticiret eines und das an-
dere. Unter andern saget er: Der König in
Schweden werde das vorgenommene schwere
werck nicht heben noch hinausführen/ derjenige
aber/ welcher ihm in der regierung folgete/ wür-
de grössere dinge thun.

15. Jm 62. jahr hat sich viel seltsames mit ei-
[n]er frauen zu Anspach/ namens Anna Vette-
rin/ zugetragen/ welches/ weil ich es ebenfals in
manuscripto überkommen/ am ende dieser histo-
rie mit angefüget werden soll/ nachdem es hier
durch die weitläufftigkeit die ordnung unserer
historie unterbrechen möchte. Denckwürdig
ist auch/ was bey dem elenden tod des berühm-
Von Hot-
tingeri

tod.
ten Johannis Heinrici Hottingeri anno 1667.
vorgegangen. Denn ehe dieser mann auff sei-
ner reise zur Profession nach Leyden in Holland
mit seiner familie unversehens ertruncken/ hat
er auff dem catheder zu Zürch 8. tage vor seinem
tod/ als er profitiren wollen/ diesen verß an die
taffel geschrieben befunden.

Carmina jam moriens canit exequialia cygnus.

Vid. Joh. Henr. Heideggerus in histor. vitae
& obitus Hottingeri pag. F. 5. Freherus in The-
atro Viror. Illustr. pag.
670. Weiter hin kam
anno 1672. diese schrifft in Teutscher sprache
Ruhhol-
tzens.
heraus: Michael Ruhholtzens/ eines land-
manns in Westphalen/ nahe bey der stadt
Buchholtz/ Prophetische weissagung/ die
derselbe zu Bonn dem Ertzbischoff zu
Cölln/ und dem Bischoff zu Straßburg
allerdings vorgesagt/ betreffende grö-
sten theils den krieg des Königs in
Franckreich. Dieser mann hat vor etli-
chen jahren dem Bischoff zu Münster
auch vorher gesagt/ den krieg mit Hol-
land/ und was dem anhängig.
Item, die
differentz wegen Hoechst mit Lüneburg/ die
eroberung Braunschweig und andere ge-
schehene dinge. Amsterdam
1672. in 4.
Von diesem jahr 1672. setzet auch ein berühm-
ter Engeländer Thomas Gale in seinen notis
über Jamblichum de Mysteriis p. 221. folgen-
de geschichte: Es wohnete in einem dorff bey
Londen an der Temse/ namens Lambeth, ein
frommer und unsträfflicher mann/ Franciscus
Culhams.Culham/ welcher anno 1672. auff eine wunder-
bare art seines verstandes beraubet wurde/ und
4. jahr und 5. monat also blieb. Er blieb dabey
in die 10. tage ohne speise/ offt aber in die 5. biß
7. tage/ wenn er aber aß/ so schluckte er roh
fleisch so begierig ein/ als gekochtes. Jn dem
ersten jahr schlieff er gar nicht/ oder hatte doch
die augen allezeit offen/ die stäts nach der decke
des gemachs gerichtet waren. Gantzer 4. jah-
re lang redete er kein eintziges wort/ nur daß er
ein viehisches gelaut von sich gab/ kennete auch
weder weib nochkinder. Die Medici und Chi-
rurgi
versuchten ihr heil an ihm/ offt mit gros-
ser peinigung/ die er doch nicht fühlete. End-
lich geschah es anno 1675. am Pfingstfest/ daß
er/ wie er hernach erzehlet/ meinete/ er erwachte
aus einem tieffen schlaff/ der leib und die einge-
weide wurden allmählich rege und warm/ das
hertz von der last erleichtert/ er fing endlich an
[Spaltenumbruch] eine stimme zu hören/ die ihn zum gebet er mah-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

nete/ so würde er gesund werden. Man brachte
ihm eine taffel/ darauff schrieb er: Jch bitte/
man bete vor mich.
Er betete hierauff mit
2. Priestern/ und als sie an die worte kamen:
Ehre sey dem Vatter etc. brach der krancke
selbst mit vielen thränen und geschrey aus in die-
se worte: Ehre sey GOtt in der höhe und
in andere solche denck-und lob-sprüche. Zwey
tage darauff konnte er gehen/ stehen und seinen
leib gebrauchen/ wie zuvor/ wuste aber nicht
das geringste von dem/ was ihm in diesen 4.
jahren begegnet war/ wolte auch schwerlich da-
von reden/ besorgende/ er möchte/ wie ers aus-
druckte/ den schlaffenden löwen wieder auffwe-
cken. Dieses bezeuget der Autor hoch und theu-
er/ daß es also geschehen sey.

16. Jm Jahr 1681. zur zeit der grassirendenGesicht
eines kna-
bens zu
Magde-
burg.

grossen Pest hatte unter andern ein Knäblein
von 9. Jahren zu Magdeburg wachend ein Ge-
sichte/ wie nemlich alles um ihn mit klarheit
erfüllet war/ und ihm ein Mann erschienen/
der ihn beym namen geruffen und gesagt:
Schicke dich/ bete/ ich will wieder kom-
men/ und dich in den garten führen/ da
diese schöne blumen wachsen.
Dabey hat
er einen gläntzenden korb voll lieblicher blu-
men gehabt/ und denselben gezeiget. Der Kna-
be hat auch die zeit seines todes genau gewust/
und gesaget/ die zeit wäre nun da/ daß er in
den schönen garten gehen solte. Auch dabey ei-
nem andern jungen Menschen sagen lassen: Er
meinte zwar/ er wolte dem tod mit einem gu-"
ten trunck entgehen/ es würde ihn aber nichts"
helffen/ er müste mit fort drum möchte er sich"
gefast machen/ nach sieben tagen würde er fol-
gen müssen/ welches denn auch geschehen."
Hierauf habe das Kind mit frölichem Gesich-
te geruffen: Ach sehet/ der gläntzende Mann
mit seinen schönen blumen ist da!
Und
sey darauf frölich verschieden/ wie Christianus
Scriver
im fünfften theil des Seelen-schatzes
in der andern Predigt pag. 129. versichert. Wel-
cher denn auch im vierten theil selbigen BuchsEines
mannes
in der
Marck.

pag. 871. von einem Bürger in der Marck er-
zehlet/ der nach seinem Gottlosen leben aus
verzweifflung sich selbst ermorden wollen/ aber
alsbald von ferne ein Knäblein in einem hellen
weissen habit gesehen/ welches ihn kläglich an-
geschauet/ und mit einem wischtüchlein in sei-
ner hand gethan/ als weinte es. Hierüber sey je-
ner gerühret/ und zu beten bewogen/ auch so
fort seiner verzweiffelten gedancken loß wor-
den.

17. Man könte allhier fast ohne zahl exem-
pel beybringen von solchen personen/ welche
sonderlich bey schweren anfechtungen oder
auch in Todes-nöthen wunderbare Erschei-
nungen/ Gesichte/ Göttliche träume und der-
gleichen gehabt/ deren eine grosse anzahl auch
gedachter Scriver so wol in seinem Sieg-und
Siechs-Bette als im Seelen-Schatz bey-
bringet. Siehe den ersten theil pag. 1004. den
vierten pag. 1132. 1400, 1401. den fünfften
pag. 126. 132. 135. 136. 137. Und viel an-
dere dergleichen Scribenten/ als Berckmann
im bösen Stündlein/ Mejerus de Praesa-
giis Mortis &c.
aus welchen allhier alles zu
wiederholen unnöthig ist. Wie ich denn auch
von denen folgenden jahren nur etliche weni-

ge noch
A. K. H. Dritter Theil. H h
von anno 1640. biß auff die letzten jahre dieſes ſeculi.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.

Anno 1660. wurde aus Halle folgendes ge-
ſchrieben: Allhier thut ſich ein junger menſch/
eines nadleꝛs ſohn/ der ſonſten gantz einfaͤltig an-
Zu Halle.zuſehen war/ hervor/ faͤnget an die H. Schrifft
zu erklaͤꝛen/ und prognoſticiret eines und das an-
dere. Unter andern ſaget er: Der Koͤnig in
Schweden werde das vorgenommene ſchwere
werck nicht heben noch hinausfuͤhren/ derjenige
aber/ welcher ihm in der regierung folgete/ wuͤr-
de groͤſſere dinge thun.

15. Jm 62. jahr hat ſich viel ſeltſames mit ei-
[n]er frauen zu Anſpach/ namens Anna Vette-
rin/ zugetragen/ welches/ weil ich es ebenfals in
manuſcripto uͤberkommen/ am ende dieſer hiſto-
rie mit angefuͤget werden ſoll/ nachdem es hier
durch die weitlaͤufftigkeit die ordnung unſerer
hiſtorie unterbrechen moͤchte. Denckwuͤrdig
iſt auch/ was bey dem elenden tod des beruͤhm-
Von Hot-
tingeri

tod.
ten Johannis Heinrici Hottingeri anno 1667.
vorgegangen. Denn ehe dieſer mann auff ſei-
ner reiſe zur Profeſſion nach Leyden in Holland
mit ſeiner familie unverſehens ertruncken/ hat
er auff dem catheder zu Zuͤrch 8. tage vor ſeinem
tod/ als er profitiren wollen/ dieſen verß an die
taffel geſchrieben befunden.

Carmina jam moriens canit exequialia cygnus.

Vid. Joh. Henr. Heideggerus in hiſtor. vitæ
& obitus Hottingeri pag. F. 5. Freherus in The-
atro Viror. Illuſtr. pag.
670. Weiter hin kam
anno 1672. dieſe ſchrifft in Teutſcher ſprache
Ruhhol-
tzens.
heraus: Michaël Ruhholtzens/ eines land-
manns in Weſtphalen/ nahe bey der ſtadt
Buchholtz/ Prophetiſche weiſſagung/ die
derſelbe zu Bonn dem Ertzbiſchoff zu
Coͤlln/ und dem Biſchoff zu Straßburg
allerdings vorgeſagt/ betreffende groͤ-
ſten theils den krieg des Koͤnigs in
Franckreich. Dieſer mann hat vor etli-
chen jahren dem Biſchoff zu Muͤnſter
auch vorher geſagt/ den krieg mit Hol-
land/ und was dem anhaͤngig.
Item, die
differentz wegen Hœchſt mit Luͤneburg/ die
eroberung Braunſchweig und andere ge-
ſchehene dinge. Amſterdam
1672. in 4.
Von dieſem jahr 1672. ſetzet auch ein beruͤhm-
ter Engelaͤnder Thomas Gale in ſeinen notis
uͤber Jamblichum de Myſteriis p. 221. folgen-
de geſchichte: Es wohnete in einem dorff bey
Londen an der Temſe/ namens Lambeth, ein
frommer und unſtraͤfflicher mann/ Franciſcus
Culhams.Culham/ welcher anno 1672. auff eine wunder-
bare art ſeines verſtandes beraubet wurde/ und
4. jahr und 5. monat alſo blieb. Er blieb dabey
in die 10. tage ohne ſpeiſe/ offt aber in die 5. biß
7. tage/ wenn er aber aß/ ſo ſchluckte er roh
fleiſch ſo begierig ein/ als gekochtes. Jn dem
erſten jahr ſchlieff er gar nicht/ oder hatte doch
die augen allezeit offen/ die ſtaͤts nach der decke
des gemachs gerichtet waren. Gantzer 4. jah-
re lang redete er kein eintziges wort/ nur daß er
ein viehiſches gelaut von ſich gab/ kennete auch
weder weib nochkinder. Die Medici und Chi-
rurgi
verſuchten ihr heil an ihm/ offt mit groſ-
ſer peinigung/ die er doch nicht fuͤhlete. End-
lich geſchah es anno 1675. am Pfingſtfeſt/ daß
er/ wie er hernach erzehlet/ meinete/ er erwachte
aus einem tieffen ſchlaff/ der leib und die einge-
weide wurden allmaͤhlich rege und warm/ das
hertz von der laſt erleichtert/ er fing endlich an
[Spaltenumbruch] eine ſtimme zu hoͤren/ die ihn zum gebet er mah-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

nete/ ſo wuͤrde er geſund werden. Man brachte
ihm eine taffel/ darauff ſchrieb er: Jch bitte/
man bete vor mich.
Er betete hierauff mit
2. Prieſtern/ und als ſie an die worte kamen:
Ehre ſey dem Vatter ꝛc. brach der krancke
ſelbſt mit vielen thꝛaͤnen und geſchrey aus in die-
ſe worte: Ehre ſey GOtt in der hoͤhe und
in andere ſolche denck-und lob-ſpruͤche. Zwey
tage darauff konnte er gehen/ ſtehen und ſeinen
leib gebrauchen/ wie zuvor/ wuſte aber nicht
das geringſte von dem/ was ihm in dieſen 4.
jahren begegnet war/ wolte auch ſchwerlich da-
von reden/ beſorgende/ er moͤchte/ wie ers aus-
druckte/ den ſchlaffenden loͤwen wieder auffwe-
cken. Dieſes bezeuget der Autor hoch und theu-
er/ daß es alſo geſchehen ſey.

16. Jm Jahr 1681. zur zeit der grasſirendenGeſicht
eines kna-
bens zu
Magde-
burg.

groſſen Peſt hatte unter andern ein Knaͤblein
von 9. Jahren zu Magdeburg wachend ein Ge-
ſichte/ wie nemlich alles um ihn mit klarheit
erfuͤllet war/ und ihm ein Mann erſchienen/
der ihn beym namen geruffen und geſagt:
Schicke dich/ bete/ ich will wieder kom-
men/ und dich in den garten fuͤhren/ da
dieſe ſchoͤne blumen wachſen.
Dabey hat
er einen glaͤntzenden korb voll lieblicher blu-
men gehabt/ und denſelben gezeiget. Der Kna-
be hat auch die zeit ſeines todes genau gewuſt/
und geſaget/ die zeit waͤre nun da/ daß er in
den ſchoͤnen garten gehen ſolte. Auch dabey ei-
nem andern jungen Menſchen ſagen laſſen: Er
meinte zwar/ er wolte dem tod mit einem gu-“
ten trunck entgehen/ es wuͤrde ihn aber nichts“
helffen/ er muͤſte mit fort drum moͤchte er ſich“
gefaſt machen/ nach ſieben tagen wuͤrde er fol-
gen muͤſſen/ welches denn auch geſchehen.“
Hierauf habe das Kind mit froͤlichem Geſich-
te geruffen: Ach ſehet/ der glaͤntzende Mann
mit ſeinen ſchoͤnen blumen iſt da!
Und
ſey darauf froͤlich verſchieden/ wie Chriſtianus
Scriver
im fuͤnfften theil des Seelen-ſchatzes
in der andern Predigt pag. 129. verſichert. Wel-
cher denn auch im vierten theil ſelbigen BuchsEines
mannes
in der
Marck.

pag. 871. von einem Buͤrger in der Marck er-
zehlet/ der nach ſeinem Gottloſen leben aus
verzweifflung ſich ſelbſt ermorden wollen/ aber
alsbald von ferne ein Knaͤblein in einem hellen
weiſſen habit geſehen/ welches ihn klaͤglich an-
geſchauet/ und mit einem wiſchtuͤchlein in ſei-
ner hand gethan/ als weinte es. Hieruͤber ſey je-
ner geruͤhret/ und zu beten bewogen/ auch ſo
fort ſeiner verzweiffelten gedancken loß wor-
den.

17. Man koͤnte allhier faſt ohne zahl exem-
pel beybringen von ſolchen perſonen/ welche
ſonderlich bey ſchweren anfechtungen oder
auch in Todes-noͤthen wunderbare Erſchei-
nungen/ Geſichte/ Goͤttliche traͤume und der-
gleichen gehabt/ deren eine groſſe anzahl auch
gedachter Scriver ſo wol in ſeinem Sieg-und
Siechs-Bette als im Seelen-Schatz bey-
bringet. Siehe den erſten theil pag. 1004. den
vierten pag. 1132. 1400, 1401. den fuͤnfften
pag. 126. 132. 135. 136. 137. Und viel an-
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im boͤſen Stuͤndlein/ Mejerus de Præſa-
giis Mortis &c.
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ge noch
A. K. H. Dritter Theil. H h
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[241/0253] von anno 1640. biß auff die letzten jahre dieſes ſeculi. Anno 1660. wurde aus Halle folgendes ge- ſchrieben: Allhier thut ſich ein junger menſch/ eines nadleꝛs ſohn/ der ſonſten gantz einfaͤltig an- zuſehen war/ hervor/ faͤnget an die H. Schrifft zu erklaͤꝛen/ und prognoſticiret eines und das an- dere. Unter andern ſaget er: Der Koͤnig in Schweden werde das vorgenommene ſchwere werck nicht heben noch hinausfuͤhren/ derjenige aber/ welcher ihm in der regierung folgete/ wuͤr- de groͤſſere dinge thun. Zu Halle. 15. Jm 62. jahr hat ſich viel ſeltſames mit ei- ner frauen zu Anſpach/ namens Anna Vette- rin/ zugetragen/ welches/ weil ich es ebenfals in manuſcripto uͤberkommen/ am ende dieſer hiſto- rie mit angefuͤget werden ſoll/ nachdem es hier durch die weitlaͤufftigkeit die ordnung unſerer hiſtorie unterbrechen moͤchte. Denckwuͤrdig iſt auch/ was bey dem elenden tod des beruͤhm- ten Johannis Heinrici Hottingeri anno 1667. vorgegangen. Denn ehe dieſer mann auff ſei- ner reiſe zur Profeſſion nach Leyden in Holland mit ſeiner familie unverſehens ertruncken/ hat er auff dem catheder zu Zuͤrch 8. tage vor ſeinem tod/ als er profitiren wollen/ dieſen verß an die taffel geſchrieben befunden. Von Hot- tingeri tod. Carmina jam moriens canit exequialia cygnus. Vid. Joh. Henr. Heideggerus in hiſtor. vitæ & obitus Hottingeri pag. F. 5. Freherus in The- atro Viror. Illuſtr. pag. 670. Weiter hin kam anno 1672. dieſe ſchrifft in Teutſcher ſprache heraus: Michaël Ruhholtzens/ eines land- manns in Weſtphalen/ nahe bey der ſtadt Buchholtz/ Prophetiſche weiſſagung/ die derſelbe zu Bonn dem Ertzbiſchoff zu Coͤlln/ und dem Biſchoff zu Straßburg allerdings vorgeſagt/ betreffende groͤ- ſten theils den krieg des Koͤnigs in Franckreich. Dieſer mann hat vor etli- chen jahren dem Biſchoff zu Muͤnſter auch vorher geſagt/ den krieg mit Hol- land/ und was dem anhaͤngig. Item, die differentz wegen Hœchſt mit Luͤneburg/ die eroberung Braunſchweig und andere ge- ſchehene dinge. Amſterdam 1672. in 4. Von dieſem jahr 1672. ſetzet auch ein beruͤhm- ter Engelaͤnder Thomas Gale in ſeinen notis uͤber Jamblichum de Myſteriis p. 221. folgen- de geſchichte: Es wohnete in einem dorff bey Londen an der Temſe/ namens Lambeth, ein frommer und unſtraͤfflicher mann/ Franciſcus Culham/ welcher anno 1672. auff eine wunder- bare art ſeines verſtandes beraubet wurde/ und 4. jahr und 5. monat alſo blieb. Er blieb dabey in die 10. tage ohne ſpeiſe/ offt aber in die 5. biß 7. tage/ wenn er aber aß/ ſo ſchluckte er roh fleiſch ſo begierig ein/ als gekochtes. Jn dem erſten jahr ſchlieff er gar nicht/ oder hatte doch die augen allezeit offen/ die ſtaͤts nach der decke des gemachs gerichtet waren. Gantzer 4. jah- re lang redete er kein eintziges wort/ nur daß er ein viehiſches gelaut von ſich gab/ kennete auch weder weib nochkinder. Die Medici und Chi- rurgi verſuchten ihr heil an ihm/ offt mit groſ- ſer peinigung/ die er doch nicht fuͤhlete. End- lich geſchah es anno 1675. am Pfingſtfeſt/ daß er/ wie er hernach erzehlet/ meinete/ er erwachte aus einem tieffen ſchlaff/ der leib und die einge- weide wurden allmaͤhlich rege und warm/ das hertz von der laſt erleichtert/ er fing endlich an eine ſtimme zu hoͤren/ die ihn zum gebet er mah- nete/ ſo wuͤrde er geſund werden. Man brachte ihm eine taffel/ darauff ſchrieb er: Jch bitte/ man bete vor mich. Er betete hierauff mit 2. Prieſtern/ und als ſie an die worte kamen: Ehre ſey dem Vatter ꝛc. brach der krancke ſelbſt mit vielen thꝛaͤnen und geſchrey aus in die- ſe worte: Ehre ſey GOtt in der hoͤhe und in andere ſolche denck-und lob-ſpruͤche. Zwey tage darauff konnte er gehen/ ſtehen und ſeinen leib gebrauchen/ wie zuvor/ wuſte aber nicht das geringſte von dem/ was ihm in dieſen 4. jahren begegnet war/ wolte auch ſchwerlich da- von reden/ beſorgende/ er moͤchte/ wie ers aus- druckte/ den ſchlaffenden loͤwen wieder auffwe- cken. Dieſes bezeuget der Autor hoch und theu- er/ daß es alſo geſchehen ſey. Ruhhol- tzens. Culhams. Jahr MDC. biß MDCC. 16. Jm Jahr 1681. zur zeit der grasſirenden groſſen Peſt hatte unter andern ein Knaͤblein von 9. Jahren zu Magdeburg wachend ein Ge- ſichte/ wie nemlich alles um ihn mit klarheit erfuͤllet war/ und ihm ein Mann erſchienen/ der ihn beym namen geruffen und geſagt: Schicke dich/ bete/ ich will wieder kom- men/ und dich in den garten fuͤhren/ da dieſe ſchoͤne blumen wachſen. Dabey hat er einen glaͤntzenden korb voll lieblicher blu- men gehabt/ und denſelben gezeiget. Der Kna- be hat auch die zeit ſeines todes genau gewuſt/ und geſaget/ die zeit waͤre nun da/ daß er in den ſchoͤnen garten gehen ſolte. Auch dabey ei- nem andern jungen Menſchen ſagen laſſen: Er meinte zwar/ er wolte dem tod mit einem gu-“ ten trunck entgehen/ es wuͤrde ihn aber nichts“ helffen/ er muͤſte mit fort drum moͤchte er ſich“ gefaſt machen/ nach ſieben tagen wuͤrde er fol- gen muͤſſen/ welches denn auch geſchehen.“ Hierauf habe das Kind mit froͤlichem Geſich- te geruffen: Ach ſehet/ der glaͤntzende Mann mit ſeinen ſchoͤnen blumen iſt da! Und ſey darauf froͤlich verſchieden/ wie Chriſtianus Scriver im fuͤnfften theil des Seelen-ſchatzes in der andern Predigt pag. 129. verſichert. Wel- cher denn auch im vierten theil ſelbigen Buchs pag. 871. von einem Buͤrger in der Marck er- zehlet/ der nach ſeinem Gottloſen leben aus verzweifflung ſich ſelbſt ermorden wollen/ aber alsbald von ferne ein Knaͤblein in einem hellen weiſſen habit geſehen/ welches ihn klaͤglich an- geſchauet/ und mit einem wiſchtuͤchlein in ſei- ner hand gethan/ als weinte es. Hieruͤber ſey je- ner geruͤhret/ und zu beten bewogen/ auch ſo fort ſeiner verzweiffelten gedancken loß wor- den. Geſicht eines kna- bens zu Magde- burg. Eines mannes in der Marck. 17. Man koͤnte allhier faſt ohne zahl exem- pel beybringen von ſolchen perſonen/ welche ſonderlich bey ſchweren anfechtungen oder auch in Todes-noͤthen wunderbare Erſchei- nungen/ Geſichte/ Goͤttliche traͤume und der- gleichen gehabt/ deren eine groſſe anzahl auch gedachter Scriver ſo wol in ſeinem Sieg-und Siechs-Bette als im Seelen-Schatz bey- bringet. Siehe den erſten theil pag. 1004. den vierten pag. 1132. 1400, 1401. den fuͤnfften pag. 126. 132. 135. 136. 137. Und viel an- dere dergleichen Scribenten/ als Berckmann im boͤſen Stuͤndlein/ Mejerus de Præſa- giis Mortis &c. aus welchen allhier alles zu wiederholen unnoͤthig iſt. Wie ich denn auch von denen folgenden jahren nur etliche weni- ge noch A. K. H. Dritter Theil. H h

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/253>, abgerufen am 22.12.2024.