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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annä Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
zwey schwangere weibes-personen heraus ge-
gangen; solche und andere stücklein treiben sie/
absonderlich/ wie sie die Lutherischen verschlin-
gen mögen. Jch sahe die Pfaffen um einen
tisch stehen/ und hatten einen hut mitten auf
dem tisch/ und spielten mit würffeln immer
unter den hut hinunter; sie haben einen heim-
lichen bund seither 62. uns zu vertilgen; hal-
ten es immer mit einander/ stellen sich/ als
wenn es ihnen wegen des krieges (so sie selbst
unter einander haben) leid wäre; wenn man
einen festtag unter den Lutherischen anstellte/
und thäte/ was ich von GOTT ansage/ man
könte alle ihre tücke zu schanden machen; so
aber mag man fried und bund machen/
wie man will/ wenn man sich nicht bekehrt/ so
ists aus mit dem Luther. Jch war einsmahl
im gesicht in einem Catholischen städtlein/
Hehren genant/ da kehrte ich in einem Luthe-
rischen wirthshaus ein/ da kam ein weib aus
dem Catholischen städtlein/ und sagte zu mir:
Es ist ein mann bey mir/ der sagte/ wir Ca-
tholischen hätten unrecht; freylich/ sagte ich/
habt ihr unrecht/ und gieng mit ihr hin; da
sahe ich/ daß es ein alter Prophet war/ der
schrye über ihre Abgötterey. Nachdem ich nun
von GOTT um gegenwärtiger nacht willen/
in welcher das Lutherische volck lebet/ zu einer
wächterin von GOtt beruffen und bestättiget
war/ als hatte ich viele gesichte und streit mit
denen andern/ so sich für wächter der heer-
de ausgaben zu Onoldsbach; da war nun erst-
lich ein Stadt-pfarrer/ der hieß Meelführer/
der sagte anfangs öffentlich auf der Cantzel
von mir/ er gebe es hohen und niedrigen zu be-
dencken/ ob es nicht ein gutes zeichen/ daß der
Heilige Geist meine feder führe/ indem man
wüste/ daß ich vorher nicht schreiben können/
aber in einer nacht eine leßliche schrifft schrei-
ben gelernt. Er bezeugete auch wegen meiner
bande gegen das volck einig mitleiden/ bey
dem Fürsten aber hat er doch die wahrheit
nicht von mir gesagt; daher erschien er mir zu
nachts/ als tantzte er mit mir/ und küßte mich
unter den mund/ aber hinten zwickte er mich.
Jch sahe ihn auch ein andermal als einen gemä-
sten haasen unter dem tisch; er nähme sich des
weinbergs des HERRN so wenig an als
ein haase/ sondern fürchte sich für einem rau-
schenden blat/ sey vergnügt/ wenn er nur seinen
bauch mästen könne. Endlich erschlen er mir/
als ob er auf dem Predigstuhl predigte/ und
gieng mit einem grossen fall zu grunde; da
gieng ich hin und zeigete ihm diß alles an/
und sagte/ daß GOTT sein leben und sein
amt von ihm nehmen werde/ und sein amt
mir geben/ worauf er bald gestorben. Nach
diesem Meelführer kam einer an seine statt/
der hieß Hammerschmidt/ von dem hatte ich/
ehe ich ihn sahe/ in abwesenheit diß gesicht: Es
erschien mir der Meelführer in den sarg gelegt/
als ob man seine leichbegängnis hielte in der
kirche; ich sahe ihn aber wieder aus dem sarg
aufstehen/ und die schüler/ so dabey stunden/
fielen mich an/ und kratzten mich ins gesicht.
Da wuste ich/ daß Meelführer todt/ und der/
so nach ihm kommen würde/ eben diesen ver-
solgungs-geist wider mich hätte; ich muste
auch bald zu ihm gehen und sagen/ daß er in
des HEern haus eine unnütze haushalterin
sey/ und das haus so voll spinnweben worden;
daher sey das amt auch von ihm genommen/
[Spaltenumbruch] und mir gegeben; worauf er bald gestorben.Jahr
MDC.
biß
MDCC.

Darauf wurde einer Stadt-pfarrer/ der hieß
Litt/ der stellte sich anfangs sehr freundlich ge-
gen mich/ daß ich grosse hoffnung zu ihm hat-
te; hernach erschien er mir doch auch im ge-
sicht/ als ob er mir den rücken kehrte; derwe-
gen ich ihm eben das ankünden muste/ was
ich denen andern zweyen vor ihm gethan; er
starb auch bald darauf/ wie die andern. Nun
bin ich auch bey dem jetzigen/ namens Häu-
ber/ gewesen/ er soll mir behülfflich seyn/ daß
das wort GOTTes ausfliessen könne; sie sol-
len mir eine kirche oder hauß eingeben/ darin-
nen ich predigen kan; denn die erndte ist schon
gantz weiß/ ach wie steht der schönste weitzen
da/ und sind doch keine arbeiter vorhanden;
auch bey dem hiesigen General-Superinten-
den
ten war ich deswegen offte; ich war eins-
mahl im gesicht vor seiner stube/ da stund ein
fremder botte für der stuben/ und sagte/ ich sol-
te an die thür gehen/ und hören; da hörte ich
den D. Händel grausam fluchen in der stube;
der botte war da/ anzuzeigen/ daß sie von mir
in alle länder schreiben solten; aber diß fluchen
zeigete an/ daß sie selber ärgerlich/ und es nicht
thun wollen. Da auch dieses Superin-
tenden
ten Töchter vor andern grosse hoffart
trieben/ sagte ichs ihm/ daß er seinem
eigenem Hause nicht wohl vorstünde/ er
solle es abschaffen/ und im leben und lehre
der gemeine mit denen seinigen ein exempel
und vorbild seyn/ predigte auch sonsten öffent-
lich starck wider die Frantzösischen fontangen;
da sahe ich einsmal zu nacht/ als wenn ich in
des Superintendenten hauß wäre/ und sähe
die töchteretwas heimliches hausen und mausen;
als ich zu früh ausgehen wolte; fand ich die be-
deutung/ es hatte mir diese töchter eine foutange
von stroh und gefärbtem papier an die haußthür
gehängt; Also werde ich von niemand mehr ge-
hindert/ als von diesen Pfarrern die mit mir wa-
chen solten/ da machen sie vielmehr auch durch
öffentliches predigen wieder die offenbarungen
und entzückungen das volck von mir abwen-
dig. Da einsmals einer/ namens Faber/ von
entzückungen redete und sie verwarff/ gieng ich
hin und betete; da erschienen viel küchlein/ so sich
zu mir samleten/ aber dieser Faber als ein fuchs
sprang unter sie und zerstreuete sie mir; da fing
ich ihn/ und ob er mich gleich bisse/ bracht ich
ihn doch unter die füsse/ daß er das maul in den
staub steckete/ und schweigen muste. Zu dem tru-
cken sie alles von mir unter/ verhetzen die Fürsten
gegen mich/ die mir meinen unterhalt geben sol-
len/ und auch halffen/ daß mein wort ausge-
breitet würde; daher hab ich aus der Fürstlichen
küche brennende fackeln sehen ausfahren/ an-
zudeuten/ daß ich aus selbigen soll gespeist/ und
in aller welt soll bekant werden; daher nimmt
geistlich und weltlich mir dieliebe/ so ich zu dem
volck trage. Jch habe befehl von GOtt zu pre-
digen/ und nichts leibliches und weltliches
mehr zu thun/ weil sie mir unterhalt geben sol-
ten; aber da muß ich hartes brod essen und waf-
fer trincken/ und leide es noch/ daß ich verfolget
werde; wie mich denn einsmals einer erschreck-
lich etliche mal ins gesicht geschlagen/ daß ich zu
nachts sahe/ als wenn ich meinen völligen
zähn-kieffer in den händen trüge/ zu zeigen/ wenn
ich ein mensch als wie ein anderer mensch gewe-
sen/ und nicht meine gewisse zeit hätte/ es mir
damals mein leben gegolte hätte; daich anfangs

sagte

Th. III. C. XXVII. Von denen geſichten Annaͤ Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
zwey ſchwangere weibes-perſonen heraus ge-
gangen; ſolche und andere ſtuͤcklein treiben ſie/
abſonderlich/ wie ſie die Lutheriſchen verſchlin-
gen moͤgen. Jch ſahe die Pfaffen um einen
tiſch ſtehen/ und hatten einen hut mitten auf
dem tiſch/ und ſpielten mit wuͤrffeln immer
unter den hut hinunter; ſie haben einen heim-
lichen bund ſeither 62. uns zu vertilgen; hal-
ten es immer mit einander/ ſtellen ſich/ als
wenn es ihnen wegen des krieges (ſo ſie ſelbſt
unter einander haben) leid waͤre; wenn man
einen feſttag unter den Lutheriſchen anſtellte/
und thaͤte/ was ich von GOTT anſage/ man
koͤnte alle ihre tuͤcke zu ſchanden machen; ſo
aber mag man fried und bund machen/
wie man will/ wenn man ſich nicht bekehrt/ ſo
iſts aus mit dem Luther. Jch war einsmahl
im geſicht in einem Catholiſchen ſtaͤdtlein/
Hehren genant/ da kehrte ich in einem Luthe-
riſchen wirthshaus ein/ da kam ein weib aus
dem Catholiſchen ſtaͤdtlein/ und ſagte zu mir:
Es iſt ein mann bey mir/ der ſagte/ wir Ca-
tholiſchen haͤtten unrecht; freylich/ ſagte ich/
habt ihr unrecht/ und gieng mit ihr hin; da
ſahe ich/ daß es ein alter Prophet war/ der
ſchrye uͤber ihre Abgoͤtterey. Nachdem ich nun
von GOTT um gegenwaͤrtiger nacht willen/
in welcher das Lutheriſche volck lebet/ zu einer
waͤchterin von GOtt beruffen und beſtaͤttiget
war/ als hatte ich viele geſichte und ſtreit mit
denen andern/ ſo ſich fuͤr waͤchter der heer-
de ausgaben zu Onoldsbach; da war nun erſt-
lich ein Stadt-pfarrer/ der hieß Meelfuͤhrer/
der ſagte anfangs oͤffentlich auf der Cantzel
von mir/ er gebe es hohen und niedrigen zu be-
dencken/ ob es nicht ein gutes zeichen/ daß der
Heilige Geiſt meine feder fuͤhre/ indem man
wuͤſte/ daß ich vorher nicht ſchreiben koͤnnen/
aber in einer nacht eine leßliche ſchrifft ſchrei-
ben gelernt. Er bezeugete auch wegen meiner
bande gegen das volck einig mitleiden/ bey
dem Fuͤrſten aber hat er doch die wahrheit
nicht von mir geſagt; daher erſchien er mir zu
nachts/ als tantzte er mit mir/ und kuͤßte mich
unter den mund/ aber hinten zwickte er mich.
Jch ſahe ihn auch ein andermal als einen gemaͤ-
ſten haaſen unter dem tiſch; er naͤhme ſich des
weinbergs des HERRN ſo wenig an als
ein haaſe/ ſondern fuͤrchte ſich fuͤr einem rau-
ſchenden blat/ ſey vergnuͤgt/ weñ er nur ſeinen
bauch maͤſten koͤnne. Endlich erſchlen er mir/
als ob er auf dem Predigſtuhl predigte/ und
gieng mit einem groſſen fall zu grunde; da
gieng ich hin und zeigete ihm diß alles an/
und ſagte/ daß GOTT ſein leben und ſein
amt von ihm nehmen werde/ und ſein amt
mir geben/ worauf er bald geſtorben. Nach
dieſem Meelfuͤhrer kam einer an ſeine ſtatt/
der hieß Hammerſchmidt/ von dem hatte ich/
ehe ich ihn ſahe/ in abweſenheit diß geſicht: Es
erſchien mir der Meelfuͤhrer in den ſarg gelegt/
als ob man ſeine leichbegaͤngnis hielte in der
kirche; ich ſahe ihn aber wieder aus dem ſarg
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fielen mich an/ und kratzten mich ins geſicht.
Da wuſte ich/ daß Meelfuͤhrer todt/ und der/
ſo nach ihm kommen wuͤrde/ eben dieſen ver-
ſolgungs-geiſt wider mich haͤtte; ich muſte
auch bald zu ihm gehen und ſagen/ daß er in
des HEern haus eine unnuͤtze haushalterin
ſey/ und das haus ſo voll ſpinnweben worden;
daher ſey das amt auch von ihm genommen/
[Spaltenumbruch] und mir gegeben; worauf er bald geſtorben.Jahr
MDC.
biß
MDCC.

Darauf wurde einer Stadt-pfarrer/ der hieß
Litt/ der ſtellte ſich anfangs ſehr freundlich ge-
gen mich/ daß ich groſſe hoffnung zu ihm hat-
te; hernach erſchien er mir doch auch im ge-
ſicht/ als ob er mir den ruͤcken kehrte; derwe-
gen ich ihm eben das ankuͤnden muſte/ was
ich denen andern zweyen vor ihm gethan; er
ſtarb auch bald darauf/ wie die andern. Nun
bin ich auch bey dem jetzigen/ namens Haͤu-
ber/ geweſen/ er ſoll mir behuͤlfflich ſeyn/ daß
das wort GOTTes ausflieſſen koͤnne; ſie ſol-
len mir eine kirche oder hauß eingeben/ darin-
nen ich predigen kan; denn die erndte iſt ſchon
gantz weiß/ ach wie ſteht der ſchoͤnſte weitzen
da/ und ſind doch keine arbeiter vorhanden;
auch bey dem hieſigen General-Superinten-
den
ten war ich deswegen offte; ich war eins-
mahl im geſicht vor ſeiner ſtube/ da ſtund ein
fremder botte fuͤr der ſtuben/ und ſagte/ ich ſol-
te an die thuͤr gehen/ und hoͤren; da hoͤrte ich
den D. Haͤndel grauſam fluchen in der ſtube;
der botte war da/ anzuzeigen/ daß ſie von mir
in alle laͤnder ſchreiben ſolten; aber diß fluchen
zeigete an/ daß ſie ſelber aͤrgerlich/ und es nicht
thun wollen. Da auch dieſes Superin-
tenden
ten Toͤchter vor andern groſſe hoffart
trieben/ ſagte ichs ihm/ daß er ſeinem
eigenem Hauſe nicht wohl vorſtuͤnde/ er
ſolle es abſchaffen/ und im leben und lehre
der gemeine mit denen ſeinigen ein exempel
und vorbild ſeyn/ predigte auch ſonſten oͤffent-
lich ſtarck wider die Frantzoͤſiſchen fontangen;
da ſahe ich einsmal zu nacht/ als wenn ich in
des Superintendenten hauß waͤre/ und ſaͤhe
die toͤchteretwas heimliches hauſen und mauſen;
als ich zu fruͤh ausgehen wolte; fand ich die be-
deutung/ es hattē mir dieſe toͤchter eine foutange
von ſtroh und gefaͤrbtem papier an die haußthuͤr
gehaͤngt; Alſo werde ich von niemand mehr ge-
hindert/ als von dieſen Pfaꝛrern die mit mir wa-
chen ſolten/ da machen ſie vielmehr auch durch
oͤffentliches predigen wieder die offenbarungen
und entzuͤckungen das volck von mir abwen-
dig. Da einsmals einer/ namens Faber/ von
entzuͤckungen redete und ſie verwarff/ gieng ich
hin und betete; da erſchienen viel kuͤchlein/ ſo ſich
zu mir ſamleten/ aber dieſer Faber als ein fuchs
ſprang unter ſie und zerſtreuete ſie mir; da fing
ich ihn/ und ob er mich gleich biſſe/ bracht ich
ihn doch unter die fuͤſſe/ daß er das maul in den
ſtaub ſteckete/ und ſchweigen muſte. Zu dem tru-
cken ſie alles von mir unter/ verhetzen die Fuͤrſten
gegen mich/ die mir meinen unterhalt geben ſol-
len/ und auch halffen/ daß mein wort ausge-
breitet wuͤrde; daher hab ich aus der Fuͤrſtlichen
kuͤche brennende fackeln ſehen ausfahren/ an-
zudeuten/ daß ich aus ſelbigen ſoll geſpeiſt/ und
in aller welt ſoll bekant werden; daher nimmt
geiſtlich und weltlich mir dieliebe/ ſo ich zu dem
volck trage. Jch habe befehl von GOtt zu pre-
digen/ und nichts leibliches und weltliches
mehr zu thun/ weil ſie mir unterhalt geben ſol-
ten; aber da muß ich hartes brod eſſen und waf-
fer trincken/ und leide es noch/ daß ich verfolget
werde; wie mich denn einsmals einer erſchreck-
lich etliche mal ins geſicht geſchlagen/ daß ich zu
nachts ſahe/ als wenn ich meinen voͤlligen
zaͤhn-kieffer in den haͤnden truͤge/ zu zeigen/ wenn
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damals mein leben gegoltē haͤtte; daich anfangs

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[280/0292] Th. III. C. XXVII. Von denen geſichten Annaͤ Vetterin. zwey ſchwangere weibes-perſonen heraus ge- gangen; ſolche und andere ſtuͤcklein treiben ſie/ abſonderlich/ wie ſie die Lutheriſchen verſchlin- gen moͤgen. Jch ſahe die Pfaffen um einen tiſch ſtehen/ und hatten einen hut mitten auf dem tiſch/ und ſpielten mit wuͤrffeln immer unter den hut hinunter; ſie haben einen heim- lichen bund ſeither 62. uns zu vertilgen; hal- ten es immer mit einander/ ſtellen ſich/ als wenn es ihnen wegen des krieges (ſo ſie ſelbſt unter einander haben) leid waͤre; wenn man einen feſttag unter den Lutheriſchen anſtellte/ und thaͤte/ was ich von GOTT anſage/ man koͤnte alle ihre tuͤcke zu ſchanden machen; ſo aber mag man fried und bund machen/ wie man will/ wenn man ſich nicht bekehrt/ ſo iſts aus mit dem Luther. Jch war einsmahl im geſicht in einem Catholiſchen ſtaͤdtlein/ Hehren genant/ da kehrte ich in einem Luthe- riſchen wirthshaus ein/ da kam ein weib aus dem Catholiſchen ſtaͤdtlein/ und ſagte zu mir: Es iſt ein mann bey mir/ der ſagte/ wir Ca- tholiſchen haͤtten unrecht; freylich/ ſagte ich/ habt ihr unrecht/ und gieng mit ihr hin; da ſahe ich/ daß es ein alter Prophet war/ der ſchrye uͤber ihre Abgoͤtterey. Nachdem ich nun von GOTT um gegenwaͤrtiger nacht willen/ in welcher das Lutheriſche volck lebet/ zu einer waͤchterin von GOtt beruffen und beſtaͤttiget war/ als hatte ich viele geſichte und ſtreit mit denen andern/ ſo ſich fuͤr waͤchter der heer- de ausgaben zu Onoldsbach; da war nun erſt- lich ein Stadt-pfarrer/ der hieß Meelfuͤhrer/ der ſagte anfangs oͤffentlich auf der Cantzel von mir/ er gebe es hohen und niedrigen zu be- dencken/ ob es nicht ein gutes zeichen/ daß der Heilige Geiſt meine feder fuͤhre/ indem man wuͤſte/ daß ich vorher nicht ſchreiben koͤnnen/ aber in einer nacht eine leßliche ſchrifft ſchrei- ben gelernt. Er bezeugete auch wegen meiner bande gegen das volck einig mitleiden/ bey dem Fuͤrſten aber hat er doch die wahrheit nicht von mir geſagt; daher erſchien er mir zu nachts/ als tantzte er mit mir/ und kuͤßte mich unter den mund/ aber hinten zwickte er mich. Jch ſahe ihn auch ein andermal als einen gemaͤ- ſten haaſen unter dem tiſch; er naͤhme ſich des weinbergs des HERRN ſo wenig an als ein haaſe/ ſondern fuͤrchte ſich fuͤr einem rau- ſchenden blat/ ſey vergnuͤgt/ weñ er nur ſeinen bauch maͤſten koͤnne. Endlich erſchlen er mir/ als ob er auf dem Predigſtuhl predigte/ und gieng mit einem groſſen fall zu grunde; da gieng ich hin und zeigete ihm diß alles an/ und ſagte/ daß GOTT ſein leben und ſein amt von ihm nehmen werde/ und ſein amt mir geben/ worauf er bald geſtorben. Nach dieſem Meelfuͤhrer kam einer an ſeine ſtatt/ der hieß Hammerſchmidt/ von dem hatte ich/ ehe ich ihn ſahe/ in abweſenheit diß geſicht: Es erſchien mir der Meelfuͤhrer in den ſarg gelegt/ als ob man ſeine leichbegaͤngnis hielte in der kirche; ich ſahe ihn aber wieder aus dem ſarg aufſtehen/ und die ſchuͤler/ ſo dabey ſtunden/ fielen mich an/ und kratzten mich ins geſicht. Da wuſte ich/ daß Meelfuͤhrer todt/ und der/ ſo nach ihm kommen wuͤrde/ eben dieſen ver- ſolgungs-geiſt wider mich haͤtte; ich muſte auch bald zu ihm gehen und ſagen/ daß er in des HEern haus eine unnuͤtze haushalterin ſey/ und das haus ſo voll ſpinnweben worden; daher ſey das amt auch von ihm genommen/ und mir gegeben; worauf er bald geſtorben. Darauf wurde einer Stadt-pfarrer/ der hieß Litt/ der ſtellte ſich anfangs ſehr freundlich ge- gen mich/ daß ich groſſe hoffnung zu ihm hat- te; hernach erſchien er mir doch auch im ge- ſicht/ als ob er mir den ruͤcken kehrte; derwe- gen ich ihm eben das ankuͤnden muſte/ was ich denen andern zweyen vor ihm gethan; er ſtarb auch bald darauf/ wie die andern. Nun bin ich auch bey dem jetzigen/ namens Haͤu- ber/ geweſen/ er ſoll mir behuͤlfflich ſeyn/ daß das wort GOTTes ausflieſſen koͤnne; ſie ſol- len mir eine kirche oder hauß eingeben/ darin- nen ich predigen kan; denn die erndte iſt ſchon gantz weiß/ ach wie ſteht der ſchoͤnſte weitzen da/ und ſind doch keine arbeiter vorhanden; auch bey dem hieſigen General-Superinten- denten war ich deswegen offte; ich war eins- mahl im geſicht vor ſeiner ſtube/ da ſtund ein fremder botte fuͤr der ſtuben/ und ſagte/ ich ſol- te an die thuͤr gehen/ und hoͤren; da hoͤrte ich den D. Haͤndel grauſam fluchen in der ſtube; der botte war da/ anzuzeigen/ daß ſie von mir in alle laͤnder ſchreiben ſolten; aber diß fluchen zeigete an/ daß ſie ſelber aͤrgerlich/ und es nicht thun wollen. Da auch dieſes Superin- tendenten Toͤchter vor andern groſſe hoffart trieben/ ſagte ichs ihm/ daß er ſeinem eigenem Hauſe nicht wohl vorſtuͤnde/ er ſolle es abſchaffen/ und im leben und lehre der gemeine mit denen ſeinigen ein exempel und vorbild ſeyn/ predigte auch ſonſten oͤffent- lich ſtarck wider die Frantzoͤſiſchen fontangen; da ſahe ich einsmal zu nacht/ als wenn ich in des Superintendenten hauß waͤre/ und ſaͤhe die toͤchteretwas heimliches hauſen und mauſen; als ich zu fruͤh ausgehen wolte; fand ich die be- deutung/ es hattē mir dieſe toͤchter eine foutange von ſtroh und gefaͤrbtem papier an die haußthuͤr gehaͤngt; Alſo werde ich von niemand mehr ge- hindert/ als von dieſen Pfaꝛrern die mit mir wa- chen ſolten/ da machen ſie vielmehr auch durch oͤffentliches predigen wieder die offenbarungen und entzuͤckungen das volck von mir abwen- dig. Da einsmals einer/ namens Faber/ von entzuͤckungen redete und ſie verwarff/ gieng ich hin und betete; da erſchienen viel kuͤchlein/ ſo ſich zu mir ſamleten/ aber dieſer Faber als ein fuchs ſprang unter ſie und zerſtreuete ſie mir; da fing ich ihn/ und ob er mich gleich biſſe/ bracht ich ihn doch unter die fuͤſſe/ daß er das maul in den ſtaub ſteckete/ und ſchweigen muſte. Zu dem tru- cken ſie alles von mir unter/ verhetzen die Fuͤrſten gegen mich/ die mir meinen unterhalt geben ſol- len/ und auch halffen/ daß mein wort ausge- breitet wuͤrde; daher hab ich aus der Fuͤrſtlichen kuͤche brennende fackeln ſehen ausfahren/ an- zudeuten/ daß ich aus ſelbigen ſoll geſpeiſt/ und in aller welt ſoll bekant werden; daher nimmt geiſtlich und weltlich mir dieliebe/ ſo ich zu dem volck trage. Jch habe befehl von GOtt zu pre- digen/ und nichts leibliches und weltliches mehr zu thun/ weil ſie mir unterhalt geben ſol- ten; aber da muß ich hartes brod eſſen und waf- fer trincken/ und leide es noch/ daß ich verfolget werde; wie mich denn einsmals einer erſchreck- lich etliche mal ins geſicht geſchlagen/ daß ich zu nachts ſahe/ als wenn ich meinen voͤlligen zaͤhn-kieffer in den haͤnden truͤge/ zu zeigen/ wenn ich ein menſch als wie ein anderer menſch gewe- ſen/ und nicht meine gewiſſe zeit haͤtte/ es mir damals mein leben gegoltē haͤtte; daich anfangs ſagte Jahr MDC. biß MDCC. Jahr MDC. biß MDCC.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/292>, abgerufen am 22.12.2024.