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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. II. Ulrichs von Huttten etc. Num. III. Artickel der etc.
[Spaltenumbruch]
NUM. II.
Ad librum XVI. cap. III.
§. 7.
Ulrichs von Hutten sache.

Von des Hertzogs zu Würtenberg händeln
mit Ulrich von Hutten ist dieses zu wissen/ daß
jener seinen gewesenen Hoff-Marschall Hanß
von Hutten/ Ludwigs von Hutten sohn/ anno
1515. im Beblingischen holtze ermorden lassen/
und hernach dessen ehefrau/ welcher er anders
nicht habhafft werden können/ zu sich genom-
men/ und mit ihr die ehe gebrochen. Diese
greuliche that gestehet des Hertzogs freund/ Lud-
wig von Passavant/ in seiner Defension, daß
Hutten nemlich im walde tödtlich verwundet/
und ableibig liegen blieben; läugnet auch da-
bey/ daß er gehangen worden/ wie Joh. Agri-
cola
in seinen Teutschen sprüchwörtern gesetzet
hätte. Dieses Huttens vetter Ulricus ab Hut-
t
en schrieb darauff eine Deplorationem metri-
cam super interfectione propinqui sui ad Mar-
quardum de Hatstein Canon. Mogunt. affinem
suum.
Wie auch eine Consolatoriam ad Lu-
dovicum Huttenum super interemtione filii
cum epistola ad Jacobum Fuchs Eccles. Bam-
berg. & Herbipol. Canonicum.
Jngleichen 5.
Orationes Invectivas in Ulricum Würteber-
gensem,
und endlich einen Dialogum wieder den
Hertzog/ unter dem titel Phalarismus, und eine
Apologiam pro Phalarismo ad Petrum de
Aufsas Canonicum ab illo discerpto.
Wel-
ches alles nebenst einigen Episteln an den Kö-
nig in Franckreich und etliche von Adel ge-
druckt worden auff dem schloß Steckelberg an-
no
1519. Er hat auch ferner im selben jahr
nebenst dem gantzen geschlecht derer von Hut-
ten den Hertzog auffm Reichs-tag angeklagt/
und nachmals/ als dieser auch die stadt Reut-
lingen eingenommen/ den Hertzog mit den
Schwäbischen Bundsgenossen überzogen/
und ihn von land und leuten verjagen helffen/
daß er 15. jahr im exilio herum ziehen müssen/
biß sich sonderlich Landgraff Philipp seiner an-
genommen. Dazumal aber haben die Hutten
den leichnam des ermordeten Hanß von Hut-
ten in einem dorffe/ da er unfern von dem ort
des mords begraben worden/ ausgraben und
in Francken führen lassen/ welcher denn noch
unverweset und gantz käntlich gewesen/ auch
noch geblutet haben soll/ wie Ulrich von Hutten
schreibt in gedachter oration.

Dieser Hutten aber war selbst so wol als der
Hertzog und die meisten/ so sich des Evangelii
rühmten/ ein wütender unruhiger kopff/ an
dem D. Luther gnug zu halten hatte/ daß er
nicht mit feuer und schwerd auff die Pfaffen
loßgieng. Er soll endlich anno 1523. bey Zürch
an den Frantzosen gestorben seyn/ wie Conradus
Gesnerus
ausdrücklich berichtet/ andere nen-
nens etwas erbarer morbum acrem. Siehe
Camerarium in vita Melanch. p. 99. welcher
auch sein grausames freches gemüth gern be-
kennet.

NUM. III.
Artickel der rebellischen Bauern.

Zu der historie des bauern-kriegs gehören
noch die artickel/ welche unter denen geschich-
ten Ulrichs von Hutten mit gefunden werden/
[Spaltenumbruch] und also nach einander lauten; davon etliche gar
muthmassen wollen/ als hätte er sie selber auff-
gesetzet/ weil der Stylus fast mit dem seinigen
übereinkomme.

Dreißig artickel/ so Juncker Helffe-
rich/ Reyter Heintz/ und Karst
Hans mit samt ihrem anhang hart
und fest zu halten geschworen ha-
ben.
(circa anno 1521)

1. Daß sie hinfort die Pfaffen/ wie die je-
tzund leben/ nicht geistliche väter/ sondern
fleischliche buben nennen wollen.
2. Daß sie alle Münche für gleißner halten
wollen/ und sich zu keiner kutten gutes nimmer-
mehr versehen.
3. Daß sie hinfort der obgemeldten Pfaffen
bann gleich achten wollen/ als ob sie eine ganß
anbließ.
4. Hinfort an keine stifftung/ brüderschafft/
walfahrt/ kirchen-ablaß/ oder dergleichen einen
pfenning immer zu geben.
5. Den Pabst zu Rom für einen Antichrist
zu halten/ und ihm in allen dingen entgegen zu
seyn.
6. Daß sie die Cardinäle/ Protonotarien/
Officia[l]en/ Bischoff/ Auditor und andere zu
Rom des teuffels Apostel nennen und halten
wollen.
7. Daß sie den hoff zu Rom/ und des Pabsts
gesind/ die vorhölle nennen wollen.
8. Daß sie Herr Ulrichs von Hutten helffer
seyn wollen wider die curtisanen und ihre anfän-
ger.
9. Alle curtisanen gleich den unsinnigen hun-
den zu halten/ und zu glauben/ daß ihnen die zu
schlagen/ fahen/ würgen und tödten gezieme.
10. Daß sie einen jeden Päbstlichen Lega-
t
en für einen verräther Teutscher Nation, und
gemeinen feind unsers vaterlandes halten wol-
len.
11. Daß sie einen jeden Geistlichen hinfort/
gleich wie einen andern/ nach seinen wercken hal-
ten und urtheilen wollen.
12. Verstopffte ohren zu haben/ so offt die
Pfaffen/ wie jetzund/ von ihrer freyheit und wei-
he sagen.
13. Schweren sie eine ewige feindschafft den
geistlichen rechten/ Päbstlichen bullen und brie-
fen/ und allen denen/ die sie umführen/ ausge-
ben oder über ihnen halten/ und sie beschirmen.
14. Jhnen fortan kein gewissen drüber zu
machen/ ob sie gnugsamlich verursacht einen
Pfaffen oder Clericken schlügen oder träten.
15. Daß sie hinfort auff freytagen und an-
dern fast-tagen entweder gar fasten/ oder aber
ohne unterschied fleisch/ fische/ und was ihnen
fürkömmt/ wie an andern tagen essen wollen.
16. Einem jeden Bettelmünch/ der ihnen ei-
nen käse abfodere/ einen vierpfündigen stein
nachzuwerffen.
17. Jn ihrer behausung keinen Münch las-
sen/ und ob einer unversehener sache darein kä-
me/ ihn auszujagen/ und ihm mit besen biß über
die thürschwelle nachzukehren.
18. Auff keinen sendt hinfort zu geben/ und
auch ihren nachbauren/ so viel ihnen möglich/
nicht gestatten fortan wie biß hieher zu rügen/
sondern wollen sie sich selbst brüderlich unterein-
ander straffen/ und zum besten unterweisen.
19. Ob
A. K. H. Vierter Theil. N
Th. IV. Sect. II. Num. II. Ulrichs von Huttten ꝛc. Num. III. Artickel der ꝛc.
[Spaltenumbruch]
NUM. II.
Ad librum XVI. cap. III.
§. 7.
Ulrichs von Hutten ſache.

Von des Hertzogs zu Wuͤrtenberg haͤndeln
mit Ulrich von Hutten iſt dieſes zu wiſſen/ daß
jener ſeinen geweſenen Hoff-Marſchall Hanß
von Hutten/ Ludwigs von Hutten ſohn/ anno
1515. im Beblingiſchen holtze ermorden laſſen/
und hernach deſſen ehefrau/ welcher er anders
nicht habhafft werden koͤnnen/ zu ſich genom-
men/ und mit ihr die ehe gebrochen. Dieſe
greuliche that geſtehet des Hertzogs freund/ Lud-
wig von Paſſavant/ in ſeiner Defenſion, daß
Hutten nemlich im walde toͤdtlich verwundet/
und ableibig liegen blieben; laͤugnet auch da-
bey/ daß er gehangen worden/ wie Joh. Agri-
cola
in ſeinen Teutſchen ſpruͤchwoͤrtern geſetzet
haͤtte. Dieſes Huttens vetter Ulricus ab Hut-
t
en ſchrieb darauff eine Deplorationem metri-
cam ſuper interfectione propinqui ſui ad Mar-
quardum de Hatſtein Canon. Mogunt. affinem
ſuum.
Wie auch eine Conſolatoriam ad Lu-
dovicum Huttenum ſuper interemtione filii
cum epiſtola ad Jacobum Fuchs Eccleſ. Bam-
berg. & Herbipol. Canonicum.
Jngleichen 5.
Orationes Invectivas in Ulricum Würteber-
genſem,
und endlich einen Dialogum wieder den
Hertzog/ unter dem titel Phalariſmus, und eine
Apologiam pro Phalariſmo ad Petrum de
Aufſas Canonicum ab illo diſcerpto.
Wel-
ches alles nebenſt einigen Epiſteln an den Koͤ-
nig in Franckreich und etliche von Adel ge-
druckt worden auff dem ſchloß Steckelberg an-
no
1519. Er hat auch ferner im ſelben jahr
nebenſt dem gantzen geſchlecht derer von Hut-
ten den Hertzog auffm Reichs-tag angeklagt/
und nachmals/ als dieſer auch die ſtadt Reut-
lingen eingenommen/ den Hertzog mit den
Schwaͤbiſchen Bundsgenoſſen uͤberzogen/
und ihn von land und leuten verjagen helffen/
daß er 15. jahr im exilio herum ziehen muͤſſen/
biß ſich ſonderlich Landgraff Philipp ſeiner an-
genommen. Dazumal aber haben die Hutten
den leichnam des ermordeten Hanß von Hut-
ten in einem dorffe/ da er unfern von dem ort
des mords begraben worden/ ausgraben und
in Francken fuͤhren laſſen/ welcher denn noch
unverweſet und gantz kaͤntlich geweſen/ auch
noch geblutet haben ſoll/ wie Ulrich von Hutten
ſchreibt in gedachter oration.

Dieſer Hutten aber war ſelbſt ſo wol als der
Hertzog und die meiſten/ ſo ſich des Evangelii
ruͤhmten/ ein wuͤtender unruhiger kopff/ an
dem D. Luther gnug zu halten hatte/ daß er
nicht mit feuer und ſchwerd auff die Pfaffen
loßgieng. Er ſoll endlich anno 1523. bey Zuͤrch
an den Frantzoſen geſtorben ſeyn/ wie Conradus
Geſnerus
ausdruͤcklich berichtet/ andere nen-
nens etwas erbarer morbum acrem. Siehe
Camerarium in vita Melanch. p. 99. welcher
auch ſein grauſames freches gemuͤth gern be-
kennet.

NUM. III.
Artickel der rebelliſchen Bauern.

Zu der hiſtorie des bauern-kriegs gehoͤren
noch die artickel/ welche unter denen geſchich-
ten Ulrichs von Hutten mit gefunden werden/
[Spaltenumbruch] und alſo nach einander lauten; davon etliche gar
muthmaſſen wollen/ als haͤtte er ſie ſelber auff-
geſetzet/ weil der Stylus faſt mit dem ſeinigen
uͤbereinkomme.

Dreißig artickel/ ſo Juncker Helffe-
rich/ Reyter Heintz/ und Karſt
Hans mit ſamt ihrem anhang hart
und feſt zu halten geſchworen ha-
ben.
(circa anno 1521)

1. Daß ſie hinfort die Pfaffen/ wie die je-
tzund leben/ nicht geiſtliche vaͤter/ ſondern
fleiſchliche buben nennen wollen.
2. Daß ſie alle Muͤnche fuͤr gleißner halten
wollen/ und ſich zu keiner kutten gutes nimmer-
mehr verſehen.
3. Daß ſie hinfort der obgemeldten Pfaffen
bann gleich achten wollen/ als ob ſie eine ganß
anbließ.
4. Hinfort an keine ſtifftung/ bruͤderſchafft/
walfahrt/ kirchen-ablaß/ oder dergleichen einen
pfenning immer zu geben.
5. Den Pabſt zu Rom fuͤr einen Antichriſt
zu halten/ und ihm in allen dingen entgegen zu
ſeyn.
6. Daß ſie die Cardinaͤle/ Protonotarien/
Officia[l]en/ Biſchoff/ Auditor und andere zu
Rom des teuffels Apoſtel nennen und halten
wollen.
7. Daß ſie den hoff zu Rom/ und des Pabſts
geſind/ die vorhoͤlle nennen wollen.
8. Daß ſie Herꝛ Ulrichs von Hutten helffer
ſeyn wollen wider die curtiſanen und ihre anfaͤn-
ger.
9. Alle curtiſanen gleich den unſinnigen hun-
den zu halten/ und zu glauben/ daß ihnen die zu
ſchlagen/ fahen/ wuͤrgen und toͤdten gezieme.
10. Daß ſie einen jeden Paͤbſtlichen Lega-
t
en fuͤr einen verraͤther Teutſcher Nation, und
gemeinen feind unſers vaterlandes halten wol-
len.
11. Daß ſie einen jeden Geiſtlichen hinfort/
gleich wie einen andern/ nach ſeinen weꝛcken hal-
ten und urtheilen wollen.
12. Verſtopffte ohren zu haben/ ſo offt die
Pfaffen/ wie jetzund/ von ihrer freyheit und wei-
he ſagen.
13. Schweren ſie eine ewige feindſchafft den
geiſtlichen rechten/ Paͤbſtlichen bullen und brie-
fen/ und allen denen/ die ſie umfuͤhren/ ausge-
ben oder uͤber ihnen halten/ und ſie beſchirmen.
14. Jhnen fortan kein gewiſſen druͤber zu
machen/ ob ſie gnugſamlich verurſacht einen
Pfaffen oder Clericken ſchluͤgen oder traͤten.
15. Daß ſie hinfort auff freytagen und an-
dern faſt-tagen entweder gar faſten/ oder aber
ohne unterſchied fleiſch/ fiſche/ und was ihnen
fuͤrkoͤmmt/ wie an andern tagen eſſen wollen.
16. Einem jeden Bettelmuͤnch/ der ihnen ei-
nen kaͤſe abfodere/ einen vierpfuͤndigen ſtein
nachzuwerffen.
17. Jn ihrer behauſung keinen Muͤnch laſ-
ſen/ und ob einer unverſehener ſache darein kaͤ-
me/ ihn auszujagen/ und ihm mit beſen biß uͤber
die thuͤrſchwelle nachzukehren.
18. Auff keinen ſendt hinfort zu geben/ und
auch ihren nachbauren/ ſo viel ihnen moͤglich/
nicht geſtatten fortan wie biß hieher zu ruͤgen/
ſondern wollen ſie ſich ſelbſt bruͤderlich unterein-
ander ſtraffen/ und zum beſten unterweiſen.
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[97/0393] Th. IV. Sect. II. Num. II. Ulrichs von Huttten ꝛc. Num. III. Artickel der ꝛc. NUM. II. Ad librum XVI. cap. III. §. 7. Ulrichs von Hutten ſache. Von des Hertzogs zu Wuͤrtenberg haͤndeln mit Ulrich von Hutten iſt dieſes zu wiſſen/ daß jener ſeinen geweſenen Hoff-Marſchall Hanß von Hutten/ Ludwigs von Hutten ſohn/ anno 1515. im Beblingiſchen holtze ermorden laſſen/ und hernach deſſen ehefrau/ welcher er anders nicht habhafft werden koͤnnen/ zu ſich genom- men/ und mit ihr die ehe gebrochen. Dieſe greuliche that geſtehet des Hertzogs freund/ Lud- wig von Paſſavant/ in ſeiner Defenſion, daß Hutten nemlich im walde toͤdtlich verwundet/ und ableibig liegen blieben; laͤugnet auch da- bey/ daß er gehangen worden/ wie Joh. Agri- cola in ſeinen Teutſchen ſpruͤchwoͤrtern geſetzet haͤtte. Dieſes Huttens vetter Ulricus ab Hut- ten ſchrieb darauff eine Deplorationem metri- cam ſuper interfectione propinqui ſui ad Mar- quardum de Hatſtein Canon. Mogunt. affinem ſuum. Wie auch eine Conſolatoriam ad Lu- dovicum Huttenum ſuper interemtione filii cum epiſtola ad Jacobum Fuchs Eccleſ. Bam- berg. & Herbipol. Canonicum. Jngleichen 5. Orationes Invectivas in Ulricum Würteber- genſem, und endlich einen Dialogum wieder den Hertzog/ unter dem titel Phalariſmus, und eine Apologiam pro Phalariſmo ad Petrum de Aufſas Canonicum ab illo diſcerpto. Wel- ches alles nebenſt einigen Epiſteln an den Koͤ- nig in Franckreich und etliche von Adel ge- druckt worden auff dem ſchloß Steckelberg an- no 1519. Er hat auch ferner im ſelben jahr nebenſt dem gantzen geſchlecht derer von Hut- ten den Hertzog auffm Reichs-tag angeklagt/ und nachmals/ als dieſer auch die ſtadt Reut- lingen eingenommen/ den Hertzog mit den Schwaͤbiſchen Bundsgenoſſen uͤberzogen/ und ihn von land und leuten verjagen helffen/ daß er 15. jahr im exilio herum ziehen muͤſſen/ biß ſich ſonderlich Landgraff Philipp ſeiner an- genommen. Dazumal aber haben die Hutten den leichnam des ermordeten Hanß von Hut- ten in einem dorffe/ da er unfern von dem ort des mords begraben worden/ ausgraben und in Francken fuͤhren laſſen/ welcher denn noch unverweſet und gantz kaͤntlich geweſen/ auch noch geblutet haben ſoll/ wie Ulrich von Hutten ſchreibt in gedachter oration. Dieſer Hutten aber war ſelbſt ſo wol als der Hertzog und die meiſten/ ſo ſich des Evangelii ruͤhmten/ ein wuͤtender unruhiger kopff/ an dem D. Luther gnug zu halten hatte/ daß er nicht mit feuer und ſchwerd auff die Pfaffen loßgieng. Er ſoll endlich anno 1523. bey Zuͤrch an den Frantzoſen geſtorben ſeyn/ wie Conradus Geſnerus ausdruͤcklich berichtet/ andere nen- nens etwas erbarer morbum acrem. Siehe Camerarium in vita Melanch. p. 99. welcher auch ſein grauſames freches gemuͤth gern be- kennet. NUM. III. Artickel der rebelliſchen Bauern. Zu der hiſtorie des bauern-kriegs gehoͤren noch die artickel/ welche unter denen geſchich- ten Ulrichs von Hutten mit gefunden werden/ und alſo nach einander lauten; davon etliche gar muthmaſſen wollen/ als haͤtte er ſie ſelber auff- geſetzet/ weil der Stylus faſt mit dem ſeinigen uͤbereinkomme. Dreißig artickel/ ſo Juncker Helffe- rich/ Reyter Heintz/ und Karſt Hans mit ſamt ihrem anhang hart und feſt zu halten geſchworen ha- ben. (circa anno 1521) 1. Daß ſie hinfort die Pfaffen/ wie die je- tzund leben/ nicht geiſtliche vaͤter/ ſondern fleiſchliche buben nennen wollen. 2. Daß ſie alle Muͤnche fuͤr gleißner halten wollen/ und ſich zu keiner kutten gutes nimmer- mehr verſehen. 3. Daß ſie hinfort der obgemeldten Pfaffen bann gleich achten wollen/ als ob ſie eine ganß anbließ. 4. Hinfort an keine ſtifftung/ bruͤderſchafft/ walfahrt/ kirchen-ablaß/ oder dergleichen einen pfenning immer zu geben. 5. Den Pabſt zu Rom fuͤr einen Antichriſt zu halten/ und ihm in allen dingen entgegen zu ſeyn. 6. Daß ſie die Cardinaͤle/ Protonotarien/ Officialen/ Biſchoff/ Auditor und andere zu Rom des teuffels Apoſtel nennen und halten wollen. 7. Daß ſie den hoff zu Rom/ und des Pabſts geſind/ die vorhoͤlle nennen wollen. 8. Daß ſie Herꝛ Ulrichs von Hutten helffer ſeyn wollen wider die curtiſanen und ihre anfaͤn- ger. 9. Alle curtiſanen gleich den unſinnigen hun- den zu halten/ und zu glauben/ daß ihnen die zu ſchlagen/ fahen/ wuͤrgen und toͤdten gezieme. 10. Daß ſie einen jeden Paͤbſtlichen Lega- ten fuͤr einen verraͤther Teutſcher Nation, und gemeinen feind unſers vaterlandes halten wol- len. 11. Daß ſie einen jeden Geiſtlichen hinfort/ gleich wie einen andern/ nach ſeinen weꝛcken hal- ten und urtheilen wollen. 12. Verſtopffte ohren zu haben/ ſo offt die Pfaffen/ wie jetzund/ von ihrer freyheit und wei- he ſagen. 13. Schweren ſie eine ewige feindſchafft den geiſtlichen rechten/ Paͤbſtlichen bullen und brie- fen/ und allen denen/ die ſie umfuͤhren/ ausge- ben oder uͤber ihnen halten/ und ſie beſchirmen. 14. Jhnen fortan kein gewiſſen druͤber zu machen/ ob ſie gnugſamlich verurſacht einen Pfaffen oder Clericken ſchluͤgen oder traͤten. 15. Daß ſie hinfort auff freytagen und an- dern faſt-tagen entweder gar faſten/ oder aber ohne unterſchied fleiſch/ fiſche/ und was ihnen fuͤrkoͤmmt/ wie an andern tagen eſſen wollen. 16. Einem jeden Bettelmuͤnch/ der ihnen ei- nen kaͤſe abfodere/ einen vierpfuͤndigen ſtein nachzuwerffen. 17. Jn ihrer behauſung keinen Muͤnch laſ- ſen/ und ob einer unverſehener ſache darein kaͤ- me/ ihn auszujagen/ und ihm mit beſen biß uͤber die thuͤrſchwelle nachzukehren. 18. Auff keinen ſendt hinfort zu geben/ und auch ihren nachbauren/ ſo viel ihnen moͤglich/ nicht geſtatten fortan wie biß hieher zu ruͤgen/ ſondern wollen ſie ſich ſelbſt bruͤderlich unterein- ander ſtraffen/ und zum beſten unterweiſen. 19. Ob A. K. H. Vierter Theil. N

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/393>, abgerufen am 22.12.2024.