Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Münst. Wiedertäuffer.
[Spaltenumbruch]

Also daß Christus spricht/ ich bin der weg/
das reimet sich recht auf den vorhof/ welcher erst
muß durchwandert werden/ ehe dann man zu den
heiligen/ das ist/ zu der rechten warheit kommen
mag/ und das seynd auch die buchstaben oder
ersten elementa der Christlichen lehre/ nemlich
das fundament der gebotte von den todten
wercken/ und hieher gehöret alles/ was von
dem weg der gerechtigkeit in der schrifft geschrie-
ben stehet/ und es mag niemand in das heilige
eingehen/ ehe dann er den weg vollendet hat/
daß auch seine füsse rein gewaschen seyn/ dann
das fuß-bad stehet vor dem heiligen/ wer da-
durch ist/ den läst GOtt in das heilige/ zu der
rechten warheit kommen/ daß er lust und
schmack findet in der warheit/ kommt bey den
tisch der schaubrod/ gehet auß und ein/ findet
weyde vor seine seele/ und hat allezeit gegen sei-
ne feinde einen frölichen tisch bereit etc. Diß
ist nun von dem ersten theil/ daß Christus
spricht: Jch bin der weg mit dem ersten theil
der hütten/ als mit dem vorhofe vergleichet;
gnug gesagt/ folget das andere.

Das andere theil der hütten ist das heilige/
davon spricht Christus: Jch bin die warheit/
in dem heiligen ist gewisser schmack/ warhaffti-
ge erfindung der dinge/ darnach man in dem
vorhofe gearbeitet/ da ist der leuchter mit den
sieben lichtern/ und ist da kein zweiffel mehr/
dann man ist sicher von hertzen der warheit
GOttes/ die in Christo ist.

Der vorhof/ welcher auch durch die wü-
steney und weg verstanden wird/ davon spricht
der Prophet Jeremias/ daß es ein dürrer
ort/ ein sehr düster land ist/ ein bild des to-
des/ ja ein land/ dadurch niemand wandert/
und kein mensch daselbst wohnet/ und das ist
gewiß der weg des vorhofes/ in welchem man
so manchen tödtlichen streich/ versuchung/ fin-
sternis und tod durchkämpffen muß/ und das
ist auch die enge pforte und schmahle weg/ da
an beyden seiten der tod vor augen ist/ so man
abtritt/ und setzet sich zur ruhe/ und folget
dem pfad nicht gleich/ so ist man auch des
HERRN und der warheit nicht werth/ ist
es auch/ daß man nicht fort will/ und blei-
bet nicht beständig biß zum ende/ so ist man
auch der seligkeit beraubet/ diesen weg aber
haben alle glaubigen gewandert/ und durch
den vorhof durchgestritten/ biß daß sie die
rechte warheit Christi erlanget haben/ als
Paulus sagte/ ich habe einen guten streit ge-
kämpffet/ etc. Und streite einen guten streit des
glaubens/ und/ lässet uns alle schwerheit
und umstehende sünde ablegen/ und durch
leiden lauffen im streit/ der uns vorgelegt ist/
und wiederum spricht Paulus/ die Christo
zugehören/ die haben ihr fleisch mit seinen lüsten
schon gecreutziget/ dann so lange das nicht ge-
schehe ist/ ist man noch in der wüsteney des vor-
hofes/ und im bilde des todes/ und noch nicht
recht ins heilige zu der rechten warheit gelanget.

So wüste als es nun in dem vorhofe und
wüsteney ist/ also gemächlich/ sicher und frö-
lich ist es in dem heiligem; dann da ist die war-
heit/ die man erlanget/ so man den weg
durchkommen ist; derhalben spricht Christus:
Jch bin der weg und die warheit/ der weg
muß erst gewandert seyn/ ehe dann man zur
versicherung oder ungezweiffelten warheit kom-
[Spaltenumbruch] men mag/ daß man darinnen geheiliget wer-
de/ wie die Apostel/ die mit Christo auff
dem wege der trübsal beständig biß zum ende
waren verblieben/ dafür betet er zum Vater
und spricht: Heilige sie doch Vater in dei-
ner warheit/ daß man also auch mit unge-
zweiffeltem hertzen mit Paulo sprechen möge:
Jch weiß/ an wen ich geglaubet habe/ und ich
bins sicher etc.

Manche mensch/ sonderlich die Lutheri-
schen/ lassen sich düncken/ aber sie betrügen sich
selber/ nemlich sie haben die warheit schon alle
erlanget/ und so sie die schrifft wissen außzule-
gen/ und halten/ die schrifft seye wahr/ sagen des
Antichrists greuel/ bekennen auch/ daß allein
Christus der einige Mittler und Seligmacher
ist/ und fragen nach der Papisten greuel nicht/
sondern verachten sie/ und dabey lassen sie es
bleiben/ was dann vor lust und trost in der
schrifft der warheit ist/ nehmen sie sich an/ ob-
wol ihr eigen hertz dagegen spricht/ und sie auch
nicht einmal von hertzen dencken den weg der ge-
rechtigkeit zu wandeln/ bedencken auch nicht/
daß geschrieben stehet; das reich GOttes ist
nicht in der rede/ sondern in der tugend gelegen;
doch sie machen ihnen selber weiß/ und andere
leute mit ihnen/ daß sie in der warheit seyen/ sie
sollen der seligkeit nicht fehlen/ und ob ihnen
schon ihr eigen hertz widerspricht; darinnen sie
nicht schmäcken noch fühlen/ weil sie nach Got-
tes willen nicht thun/ sondern fahren schlecht
daher/ und trösten sich selber mit eitelen träu-
men des glaubens und der tröstlichen zusage/
die doch allein den auffrichtigen gottsfürchti-
gen zugehöret; und hierzu pflegen sie die schrifft
zu verdrehen. 1. Joh. 3. Jst es/ daß uns unser
hertz/ verdammet/ GOtt ist grösser dann unser
hertz; diß legen sie also aus/ ob uns schon unser
hertz verdammet/ GOtt ist grösser dann unser
hertz/ so wird uns doch GOtt nicht verdam-
men/ so wir ihm glauben; dann hievon ist das
wiederspiel wahr/ nemlich verdammt uns un-
ser hertz/ daß wir nicht auffrichtig in unsern
hertzen zu aller gerechtigkeit stehen; vielmehr
soll uns Gott verdammen/ der alle dinge weiß/
darum wie nichts schädlichers ist dann friede
verkündigen/ wo kein friede ist/ so sehe sich auch
ein jeder vor/ daß er nicht auff solchem wahn
baue/ sondern den rechten weg wandere; dann
wir wissen/ daß mehrentheils die gantze welt/
auch die sich der warheit Christi annehmen/ in
finsternis und blindheit falscher träume und
wahn daher wandern. Derhalben wirdiß auch
zur vermahnung allen guthertzigen entde[ck]en;
dann es ist hohe zeit/ daß wir auß dem schlaff
auffwachen/ und unsere eigene seligkeit mit zit-
tern und beben wircken/ und mit ernst auff Got-
tes wege treten/ anders werden wir als die träu-
menden/ wann wir auffwachen/ nichts in unsern
händen und lampen finden.

Also sagen die menschen gemeiniglich/ die die
schrifft gerne hören/ die sie kröstet/ wann der enge
wird angewiesen/ als die tauffe/ und alle dinge
zu verlassen etc. sie stehe der warheit wol zu/ dann/
ey sagen sie/ wer kan das thun/ ich will mich auff
Gottes barmhertzigkeit verlassen. Wir aber sa-
gen noch einmal ein jeder sehe zu/ Gott sihet kei-
ne person an/ dann er hat allein lust an den gerech-
ten/ und seine barmhertzigkeit ist von geschlech-
ten zu geschlechten über die/ die ihn fürchten.

Wir
A. K. H. Vierter Theil. D d
Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnſt. Wiedertaͤuffer.
[Spaltenumbruch]

Alſo daß Chriſtus ſpricht/ ich bin der weg/
das reimet ſich recht auf den vorhof/ welcheꝛ erſt
muß durchwandert werden/ ehe dañ man zu den
heiligen/ das iſt/ zu der rechten warheit kommen
mag/ und das ſeynd auch die buchſtaben oder
erſten elementa der Chriſtlichen lehre/ nemlich
das fundament der gebotte von den todten
wercken/ und hieher gehoͤret alles/ was von
dem weg der gerechtigkeit in deꝛ ſchrifft geſchrie-
ben ſtehet/ und es mag niemand in das heilige
eingehen/ ehe dann er den weg vollendet hat/
daß auch ſeine fuͤſſe rein gewaſchen ſeyn/ dann
das fuß-bad ſtehet vor dem heiligen/ wer da-
durch iſt/ den laͤſt GOtt in das heilige/ zu der
rechten warheit kommen/ daß er luſt und
ſchmack findet in der warheit/ kommt bey den
tiſch der ſchaubrod/ gehet auß und ein/ findet
weyde vor ſeine ſeele/ und hat allezeit gegen ſei-
ne feinde einen froͤlichen tiſch bereit ꝛc. Diß
iſt nun von dem erſten theil/ daß Chriſtus
ſpricht: Jch bin der weg mit dem erſten theil
der huͤtten/ als mit dem vorhofe vergleichet;
gnug geſagt/ folget das andere.

Das andere theil der huͤtten iſt das heilige/
davon ſpricht Chriſtus: Jch bin die warheit/
in dem heiligen iſt gewiſſer ſchmack/ warhaffti-
ge erfindung der dinge/ darnach man in dem
vorhofe gearbeitet/ da iſt der leuchter mit den
ſieben lichtern/ und iſt da kein zweiffel mehr/
dann man iſt ſicher von hertzen der warheit
GOttes/ die in Chriſto iſt.

Der vorhof/ welcher auch durch die wuͤ-
ſteney und weg verſtanden wird/ davon ſpricht
der Prophet Jeremias/ daß es ein duͤrrer
ort/ ein ſehr duͤſter land iſt/ ein bild des to-
des/ ja ein land/ dadurch niemand wandert/
und kein menſch daſelbſt wohnet/ und das iſt
gewiß der weg des vorhofes/ in welchem man
ſo manchen toͤdtlichen ſtreich/ verſuchung/ fin-
ſternis und tod durchkaͤmpffen muß/ und das
iſt auch die enge pforte und ſchmahle weg/ da
an beyden ſeiten der tod vor augen iſt/ ſo man
abtritt/ und ſetzet ſich zur ruhe/ und folget
dem pfad nicht gleich/ ſo iſt man auch des
HERRN und der warheit nicht werth/ iſt
es auch/ daß man nicht fort will/ und blei-
bet nicht beſtaͤndig biß zum ende/ ſo iſt man
auch der ſeligkeit beraubet/ dieſen weg aber
haben alle glaubigen gewandert/ und durch
den vorhof durchgeſtritten/ biß daß ſie die
rechte warheit Chriſti erlanget haben/ als
Paulus ſagte/ ich habe einen guten ſtreit ge-
kaͤmpffet/ ꝛc. Und ſtreite einen guten ſtreit des
glaubens/ und/ laͤſſet uns alle ſchwerheit
und umſtehende ſuͤnde ablegen/ und durch
leiden lauffen im ſtreit/ der uns vorgelegt iſt/
und wiederum ſpricht Paulus/ die Chriſto
zugehoͤren/ die haben ihr fleiſch mit ſeinen luͤſten
ſchon gecreutziget/ dann ſo lange das nicht ge-
ſchehē iſt/ iſt man noch in der wuͤſteney des vor-
hofes/ und im bilde des todes/ und noch nicht
recht ins heilige zu der rechten warheit gelanget.

So wuͤſte als es nun in dem vorhofe und
wuͤſteney iſt/ alſo gemaͤchlich/ ſicher und froͤ-
lich iſt es in dem heiligem; dann da iſt die war-
heit/ die man erlanget/ ſo man den weg
durchkommen iſt; derhalben ſpricht Chriſtus:
Jch bin der weg und die warheit/ der weg
muß erſt gewandert ſeyn/ ehe dann man zur
verſicherung oder ungezweiffelten warheit kom-
[Spaltenumbruch] men mag/ daß man darinnen geheiliget wer-
de/ wie die Apoſtel/ die mit Chriſto auff
dem wege der truͤbſal beſtaͤndig biß zum ende
waren verblieben/ dafuͤr betet er zum Vater
und ſpricht: Heilige ſie doch Vater in dei-
ner warheit/ daß man alſo auch mit unge-
zweiffeltem hertzen mit Paulo ſprechen moͤge:
Jch weiß/ an wen ich geglaubet habe/ und ich
bins ſicher ꝛc.

Manche menſch/ ſonderlich die Lutheri-
ſchen/ laſſen ſich duͤncken/ aber ſie betruͤgen ſich
ſelber/ nemlich ſie haben die warheit ſchon alle
erlanget/ und ſo ſie die ſchrifft wiſſen außzule-
gen/ und halten/ die ſchrifft ſeye wahr/ ſagen des
Antichriſts greuel/ bekennen auch/ daß allein
Chriſtus der einige Mittler und Seligmacher
iſt/ und fragen nach der Papiſten greuel nicht/
ſondern verachten ſie/ und dabey laſſen ſie es
bleiben/ was dann vor luſt und troſt in der
ſchrifft der warheit iſt/ nehmen ſie ſich an/ ob-
wol ihr eigen hertz dagegen ſpricht/ und ſie auch
nicht einmal von hertzen dencken den weg der ge-
rechtigkeit zu wandeln/ bedencken auch nicht/
daß geſchrieben ſtehet; das reich GOttes iſt
nicht in der rede/ ſondern in der tugend gelegen;
doch ſie machen ihnen ſelber weiß/ und andere
leute mit ihnen/ daß ſie in der warheit ſeyen/ ſie
ſollen der ſeligkeit nicht fehlen/ und ob ihnen
ſchon ihr eigen hertz widerſpricht; darinnen ſie
nicht ſchmaͤcken noch fuͤhlen/ weil ſie nach Got-
tes willen nicht thun/ ſondern fahren ſchlecht
daher/ und troͤſten ſich ſelber mit eitelen traͤu-
men des glaubens und der troͤſtlichen zuſage/
die doch allein den auffrichtigen gottsfuͤrchti-
gen zugehoͤret; und hierzu pflegen ſie die ſchrifft
zu verdrehen. 1. Joh. 3. Jſt es/ daß uns unſer
hertz/ verdammet/ GOtt iſt groͤſſer dann unſer
hertz; diß legen ſie alſo aus/ ob uns ſchon unſer
hertz verdammet/ GOtt iſt groͤſſer dann unſer
hertz/ ſo wird uns doch GOtt nicht verdam-
men/ ſo wir ihm glauben; dann hievon iſt das
wiederſpiel wahr/ nemlich verdammt uns un-
ſer hertz/ daß wir nicht auffrichtig in unſern
hertzen zu aller gerechtigkeit ſtehen; vielmehr
ſoll uns Gott verdammen/ der alle dinge weiß/
darum wie nichts ſchaͤdlichers iſt dann friede
verkuͤndigen/ wo kein friede iſt/ ſo ſehe ſich auch
ein jeder vor/ daß er nicht auff ſolchem wahn
baue/ ſondern den rechten weg wandere; dann
wir wiſſen/ daß mehrentheils die gantze welt/
auch die ſich der warheit Chriſti annehmen/ in
finſternis und blindheit falſcher traͤume und
wahn daher wandern. Derhalben wirdiß auch
zur vermahnung allen guthertzigen entde[ck]en;
dann es iſt hohe zeit/ daß wir auß dem ſchlaff
auffwachen/ und unſere eigene ſeligkeit mit zit-
tern und beben wircken/ und mit ernſt auff Got-
tes wege treten/ anders werden wir als die traͤu-
menden/ wann wir auffwachen/ nichts in unſern
haͤnden und lampen finden.

Alſo ſagen die menſchen gemeiniglich/ die die
ſchrifft gerne hoͤren/ die ſie kroͤſtet/ wann der enge
wird angewieſen/ als die tauffe/ und alle dinge
zu verlaſſen ꝛc. ſie ſtehē deꝛ warheit wol zu/ dann/
ey ſagen ſie/ wer kan das thun/ ich will mich auff
Gottes barmhertzigkeit verlaſſen. Wir aber ſa-
gen noch einmal ein jeder ſehe zu/ Gott ſihet kei-
ne perſon an/ dañ er hat allein luſt an den gerech-
ten/ und ſeine barmhertzigkeit iſt von geſchlech-
ten zu geſchlechten uͤber die/ die ihn fuͤrchten.

Wir
A. K. H. Vierter Theil. D d
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0505" n="209"/>
              <fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XXVII.</hi> Schrifft der Mu&#x0364;n&#x017F;t. Wiederta&#x0364;uffer.</fw><lb/>
              <cb/>
              <p>Al&#x017F;o daß Chri&#x017F;tus &#x017F;pricht/ ich bin der weg/<lb/>
das reimet &#x017F;ich recht auf den vorhof/ welche&#xA75B; er&#x017F;t<lb/>
muß durchwandert werden/ ehe dan&#x0303; man zu den<lb/>
heiligen/ das i&#x017F;t/ zu der rechten warheit kommen<lb/>
mag/ und das &#x017F;eynd auch die buch&#x017F;taben oder<lb/>
er&#x017F;ten elementa der Chri&#x017F;tlichen lehre/ nemlich<lb/>
das fundament der gebotte von den todten<lb/>
wercken/ und hieher geho&#x0364;ret alles/ was von<lb/>
dem weg der gerechtigkeit in de&#xA75B; &#x017F;chrifft ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben &#x017F;tehet/ und es mag niemand in das heilige<lb/>
eingehen/ ehe dann er den weg vollendet hat/<lb/>
daß auch &#x017F;eine fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e rein gewa&#x017F;chen &#x017F;eyn/ dann<lb/>
das fuß-bad &#x017F;tehet vor dem heiligen/ wer da-<lb/>
durch i&#x017F;t/ den la&#x0364;&#x017F;t GOtt in das heilige/ zu der<lb/>
rechten warheit kommen/ daß er lu&#x017F;t und<lb/>
&#x017F;chmack findet in der warheit/ kommt bey den<lb/>
ti&#x017F;ch der &#x017F;chaubrod/ gehet auß und ein/ findet<lb/>
weyde vor &#x017F;eine &#x017F;eele/ und hat allezeit gegen &#x017F;ei-<lb/>
ne feinde einen fro&#x0364;lichen ti&#x017F;ch bereit &#xA75B;c. Diß<lb/>
i&#x017F;t nun von dem er&#x017F;ten theil/ daß Chri&#x017F;tus<lb/>
&#x017F;pricht: Jch bin der weg mit dem er&#x017F;ten theil<lb/>
der hu&#x0364;tten/ als mit dem vorhofe vergleichet;<lb/>
gnug ge&#x017F;agt/ folget das andere.</p><lb/>
              <p>Das andere theil der hu&#x0364;tten i&#x017F;t das heilige/<lb/>
davon &#x017F;pricht Chri&#x017F;tus: Jch bin die warheit/<lb/>
in dem heiligen i&#x017F;t gewi&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chmack/ warhaffti-<lb/>
ge erfindung der dinge/ darnach man in dem<lb/>
vorhofe gearbeitet/ da i&#x017F;t der leuchter mit den<lb/>
&#x017F;ieben lichtern/ und i&#x017F;t da kein zweiffel mehr/<lb/>
dann man i&#x017F;t &#x017F;icher von hertzen der warheit<lb/>
GOttes/ die in Chri&#x017F;to i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Der vorhof/ welcher auch durch die wu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;teney und weg ver&#x017F;tanden wird/ davon &#x017F;pricht<lb/>
der Prophet Jeremias/ daß es ein du&#x0364;rrer<lb/>
ort/ ein &#x017F;ehr du&#x0364;&#x017F;ter land i&#x017F;t/ ein bild des to-<lb/>
des/ ja ein land/ dadurch niemand wandert/<lb/>
und kein men&#x017F;ch da&#x017F;elb&#x017F;t wohnet/ und das i&#x017F;t<lb/>
gewiß der weg des vorhofes/ in welchem man<lb/>
&#x017F;o manchen to&#x0364;dtlichen &#x017F;treich/ ver&#x017F;uchung/ fin-<lb/>
&#x017F;ternis und tod durchka&#x0364;mpffen muß/ und das<lb/>
i&#x017F;t auch die enge pforte und &#x017F;chmahle weg/ da<lb/>
an beyden &#x017F;eiten der tod vor augen i&#x017F;t/ &#x017F;o man<lb/>
abtritt/ und &#x017F;etzet &#x017F;ich zur ruhe/ und folget<lb/>
dem pfad nicht gleich/ &#x017F;o i&#x017F;t man auch des<lb/>
HERRN und der warheit nicht werth/ i&#x017F;t<lb/>
es auch/ daß man nicht fort will/ und blei-<lb/>
bet nicht be&#x017F;ta&#x0364;ndig biß zum ende/ &#x017F;o i&#x017F;t man<lb/>
auch der &#x017F;eligkeit beraubet/ die&#x017F;en weg aber<lb/>
haben alle glaubigen gewandert/ und durch<lb/>
den vorhof durchge&#x017F;tritten/ biß daß &#x017F;ie die<lb/>
rechte warheit Chri&#x017F;ti erlanget haben/ als<lb/>
Paulus &#x017F;agte/ ich habe einen guten &#x017F;treit ge-<lb/>
ka&#x0364;mpffet/ &#xA75B;c. Und &#x017F;treite einen guten &#x017F;treit des<lb/>
glaubens/ und/ la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et uns alle &#x017F;chwerheit<lb/>
und um&#x017F;tehende &#x017F;u&#x0364;nde ablegen/ und durch<lb/>
leiden lauffen im &#x017F;treit/ der uns vorgelegt i&#x017F;t/<lb/>
und wiederum &#x017F;pricht Paulus/ die Chri&#x017F;to<lb/>
zugeho&#x0364;ren/ die haben ihr flei&#x017F;ch mit &#x017F;einen lu&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;chon gecreutziget/ dann &#x017F;o lange das nicht ge-<lb/>
&#x017F;cheh&#x0113; i&#x017F;t/ i&#x017F;t man noch in der wu&#x0364;&#x017F;teney des vor-<lb/>
hofes/ und im bilde des todes/ und noch nicht<lb/>
recht ins heilige zu der rechten warheit gelanget.</p><lb/>
              <p>So wu&#x0364;&#x017F;te als es nun in dem vorhofe und<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;teney i&#x017F;t/ al&#x017F;o gema&#x0364;chlich/ &#x017F;icher und fro&#x0364;-<lb/>
lich i&#x017F;t es in dem heiligem; dann da i&#x017F;t die war-<lb/>
heit/ die man erlanget/ &#x017F;o man den weg<lb/>
durchkommen i&#x017F;t; derhalben &#x017F;pricht Chri&#x017F;tus:<lb/>
Jch bin der weg und die warheit/ der weg<lb/>
muß er&#x017F;t gewandert &#x017F;eyn/ ehe dann man zur<lb/>
ver&#x017F;icherung oder ungezweiffelten warheit kom-<lb/><cb/>
men mag/ daß man darinnen geheiliget wer-<lb/>
de/ wie die Apo&#x017F;tel/ die mit Chri&#x017F;to auff<lb/>
dem wege der tru&#x0364;b&#x017F;al be&#x017F;ta&#x0364;ndig biß zum ende<lb/>
waren verblieben/ dafu&#x0364;r betet er zum Vater<lb/>
und &#x017F;pricht: Heilige &#x017F;ie doch Vater in dei-<lb/>
ner warheit/ daß man al&#x017F;o auch mit unge-<lb/>
zweiffeltem hertzen mit Paulo &#x017F;prechen mo&#x0364;ge:<lb/>
Jch weiß/ an wen ich geglaubet habe/ und ich<lb/>
bins &#x017F;icher &#xA75B;c.</p><lb/>
              <p>Manche men&#x017F;ch/ &#x017F;onderlich die Lutheri-<lb/>
&#x017F;chen/ la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich du&#x0364;ncken/ aber &#x017F;ie betru&#x0364;gen &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elber/ nemlich &#x017F;ie haben die warheit &#x017F;chon alle<lb/>
erlanget/ und &#x017F;o &#x017F;ie die &#x017F;chrifft wi&#x017F;&#x017F;en außzule-<lb/>
gen/ und halten/ die &#x017F;chrifft &#x017F;eye wahr/ &#x017F;agen des<lb/>
Antichri&#x017F;ts greuel/ bekennen auch/ daß allein<lb/>
Chri&#x017F;tus der einige Mittler und Seligmacher<lb/>
i&#x017F;t/ und fragen nach der Papi&#x017F;ten greuel nicht/<lb/>
&#x017F;ondern verachten &#x017F;ie/ und dabey la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie es<lb/>
bleiben/ was dann vor lu&#x017F;t und tro&#x017F;t in der<lb/>
&#x017F;chrifft der warheit i&#x017F;t/ nehmen &#x017F;ie &#x017F;ich an/ ob-<lb/>
wol ihr eigen hertz dagegen &#x017F;pricht/ und &#x017F;ie auch<lb/>
nicht einmal von hertzen dencken den weg der ge-<lb/>
rechtigkeit zu wandeln/ bedencken auch nicht/<lb/>
daß ge&#x017F;chrieben &#x017F;tehet; das reich GOttes i&#x017F;t<lb/>
nicht in der rede/ &#x017F;ondern in der tugend gelegen;<lb/>
doch &#x017F;ie machen ihnen &#x017F;elber weiß/ und andere<lb/>
leute mit ihnen/ daß &#x017F;ie in der warheit &#x017F;eyen/ &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ollen der &#x017F;eligkeit nicht fehlen/ und ob ihnen<lb/>
&#x017F;chon ihr eigen hertz wider&#x017F;pricht; darinnen &#x017F;ie<lb/>
nicht &#x017F;chma&#x0364;cken noch fu&#x0364;hlen/ weil &#x017F;ie nach Got-<lb/>
tes willen nicht thun/ &#x017F;ondern fahren &#x017F;chlecht<lb/>
daher/ und tro&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;ich &#x017F;elber mit eitelen tra&#x0364;u-<lb/>
men des glaubens und der tro&#x0364;&#x017F;tlichen zu&#x017F;age/<lb/>
die doch allein den auffrichtigen gottsfu&#x0364;rchti-<lb/>
gen zugeho&#x0364;ret; und hierzu pflegen &#x017F;ie die &#x017F;chrifft<lb/>
zu verdrehen. 1. Joh. 3. J&#x017F;t es/ daß uns un&#x017F;er<lb/>
hertz/ verdammet/ GOtt i&#x017F;t gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er dann un&#x017F;er<lb/>
hertz; diß legen &#x017F;ie al&#x017F;o aus/ ob uns &#x017F;chon un&#x017F;er<lb/>
hertz verdammet/ GOtt i&#x017F;t gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er dann un&#x017F;er<lb/>
hertz/ &#x017F;o wird uns doch GOtt nicht verdam-<lb/>
men/ &#x017F;o wir ihm glauben; dann hievon i&#x017F;t das<lb/>
wieder&#x017F;piel wahr/ nemlich verdammt uns un-<lb/>
&#x017F;er hertz/ daß wir nicht auffrichtig in un&#x017F;ern<lb/>
hertzen zu aller gerechtigkeit &#x017F;tehen; vielmehr<lb/>
&#x017F;oll uns Gott verdammen/ der alle dinge weiß/<lb/>
darum wie nichts &#x017F;cha&#x0364;dlichers i&#x017F;t dann friede<lb/>
verku&#x0364;ndigen/ wo kein friede i&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;ehe &#x017F;ich auch<lb/>
ein jeder vor/ daß er nicht auff &#x017F;olchem wahn<lb/>
baue/ &#x017F;ondern den rechten weg wandere; dann<lb/>
wir wi&#x017F;&#x017F;en/ daß mehrentheils die gantze welt/<lb/>
auch die &#x017F;ich der warheit Chri&#x017F;ti annehmen/ in<lb/>
fin&#x017F;ternis und blindheit fal&#x017F;cher tra&#x0364;ume und<lb/>
wahn daher wandern. Derhalben wirdiß auch<lb/>
zur vermahnung allen guthertzigen entde<supplied>ck</supplied>en;<lb/>
dann es i&#x017F;t hohe zeit/ daß wir auß dem &#x017F;chlaff<lb/>
auffwachen/ und un&#x017F;ere eigene &#x017F;eligkeit mit zit-<lb/>
tern und beben wircken/ und mit ern&#x017F;t auff Got-<lb/>
tes wege treten/ anders werden wir als die tra&#x0364;u-<lb/>
menden/ wann wir auffwachen/ nichts in un&#x017F;ern<lb/>
ha&#x0364;nden und lampen finden.</p><lb/>
              <p>Al&#x017F;o &#x017F;agen die men&#x017F;chen gemeiniglich/ die die<lb/>
&#x017F;chrifft gerne ho&#x0364;ren/ die &#x017F;ie kro&#x0364;&#x017F;tet/ wann der enge<lb/>
wird angewie&#x017F;en/ als die tauffe/ und alle dinge<lb/>
zu verla&#x017F;&#x017F;en &#xA75B;c. &#x017F;ie &#x017F;teh&#x0113; de&#xA75B; warheit wol zu/ dann/<lb/>
ey &#x017F;agen &#x017F;ie/ wer kan das thun/ ich will mich auff<lb/>
Gottes barmhertzigkeit verla&#x017F;&#x017F;en. Wir aber &#x017F;a-<lb/>
gen noch einmal ein jeder &#x017F;ehe zu/ Gott &#x017F;ihet kei-<lb/>
ne per&#x017F;on an/ dan&#x0303; er hat allein lu&#x017F;t an den gerech-<lb/>
ten/ und &#x017F;eine barmhertzigkeit i&#x017F;t von ge&#x017F;chlech-<lb/>
ten zu ge&#x017F;chlechten u&#x0364;ber die/ die ihn fu&#x0364;rchten.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Vierter Theil.</hi> D d</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Wir</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0505] Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnſt. Wiedertaͤuffer. Alſo daß Chriſtus ſpricht/ ich bin der weg/ das reimet ſich recht auf den vorhof/ welcheꝛ erſt muß durchwandert werden/ ehe dañ man zu den heiligen/ das iſt/ zu der rechten warheit kommen mag/ und das ſeynd auch die buchſtaben oder erſten elementa der Chriſtlichen lehre/ nemlich das fundament der gebotte von den todten wercken/ und hieher gehoͤret alles/ was von dem weg der gerechtigkeit in deꝛ ſchrifft geſchrie- ben ſtehet/ und es mag niemand in das heilige eingehen/ ehe dann er den weg vollendet hat/ daß auch ſeine fuͤſſe rein gewaſchen ſeyn/ dann das fuß-bad ſtehet vor dem heiligen/ wer da- durch iſt/ den laͤſt GOtt in das heilige/ zu der rechten warheit kommen/ daß er luſt und ſchmack findet in der warheit/ kommt bey den tiſch der ſchaubrod/ gehet auß und ein/ findet weyde vor ſeine ſeele/ und hat allezeit gegen ſei- ne feinde einen froͤlichen tiſch bereit ꝛc. Diß iſt nun von dem erſten theil/ daß Chriſtus ſpricht: Jch bin der weg mit dem erſten theil der huͤtten/ als mit dem vorhofe vergleichet; gnug geſagt/ folget das andere. Das andere theil der huͤtten iſt das heilige/ davon ſpricht Chriſtus: Jch bin die warheit/ in dem heiligen iſt gewiſſer ſchmack/ warhaffti- ge erfindung der dinge/ darnach man in dem vorhofe gearbeitet/ da iſt der leuchter mit den ſieben lichtern/ und iſt da kein zweiffel mehr/ dann man iſt ſicher von hertzen der warheit GOttes/ die in Chriſto iſt. Der vorhof/ welcher auch durch die wuͤ- ſteney und weg verſtanden wird/ davon ſpricht der Prophet Jeremias/ daß es ein duͤrrer ort/ ein ſehr duͤſter land iſt/ ein bild des to- des/ ja ein land/ dadurch niemand wandert/ und kein menſch daſelbſt wohnet/ und das iſt gewiß der weg des vorhofes/ in welchem man ſo manchen toͤdtlichen ſtreich/ verſuchung/ fin- ſternis und tod durchkaͤmpffen muß/ und das iſt auch die enge pforte und ſchmahle weg/ da an beyden ſeiten der tod vor augen iſt/ ſo man abtritt/ und ſetzet ſich zur ruhe/ und folget dem pfad nicht gleich/ ſo iſt man auch des HERRN und der warheit nicht werth/ iſt es auch/ daß man nicht fort will/ und blei- bet nicht beſtaͤndig biß zum ende/ ſo iſt man auch der ſeligkeit beraubet/ dieſen weg aber haben alle glaubigen gewandert/ und durch den vorhof durchgeſtritten/ biß daß ſie die rechte warheit Chriſti erlanget haben/ als Paulus ſagte/ ich habe einen guten ſtreit ge- kaͤmpffet/ ꝛc. Und ſtreite einen guten ſtreit des glaubens/ und/ laͤſſet uns alle ſchwerheit und umſtehende ſuͤnde ablegen/ und durch leiden lauffen im ſtreit/ der uns vorgelegt iſt/ und wiederum ſpricht Paulus/ die Chriſto zugehoͤren/ die haben ihr fleiſch mit ſeinen luͤſten ſchon gecreutziget/ dann ſo lange das nicht ge- ſchehē iſt/ iſt man noch in der wuͤſteney des vor- hofes/ und im bilde des todes/ und noch nicht recht ins heilige zu der rechten warheit gelanget. So wuͤſte als es nun in dem vorhofe und wuͤſteney iſt/ alſo gemaͤchlich/ ſicher und froͤ- lich iſt es in dem heiligem; dann da iſt die war- heit/ die man erlanget/ ſo man den weg durchkommen iſt; derhalben ſpricht Chriſtus: Jch bin der weg und die warheit/ der weg muß erſt gewandert ſeyn/ ehe dann man zur verſicherung oder ungezweiffelten warheit kom- men mag/ daß man darinnen geheiliget wer- de/ wie die Apoſtel/ die mit Chriſto auff dem wege der truͤbſal beſtaͤndig biß zum ende waren verblieben/ dafuͤr betet er zum Vater und ſpricht: Heilige ſie doch Vater in dei- ner warheit/ daß man alſo auch mit unge- zweiffeltem hertzen mit Paulo ſprechen moͤge: Jch weiß/ an wen ich geglaubet habe/ und ich bins ſicher ꝛc. Manche menſch/ ſonderlich die Lutheri- ſchen/ laſſen ſich duͤncken/ aber ſie betruͤgen ſich ſelber/ nemlich ſie haben die warheit ſchon alle erlanget/ und ſo ſie die ſchrifft wiſſen außzule- gen/ und halten/ die ſchrifft ſeye wahr/ ſagen des Antichriſts greuel/ bekennen auch/ daß allein Chriſtus der einige Mittler und Seligmacher iſt/ und fragen nach der Papiſten greuel nicht/ ſondern verachten ſie/ und dabey laſſen ſie es bleiben/ was dann vor luſt und troſt in der ſchrifft der warheit iſt/ nehmen ſie ſich an/ ob- wol ihr eigen hertz dagegen ſpricht/ und ſie auch nicht einmal von hertzen dencken den weg der ge- rechtigkeit zu wandeln/ bedencken auch nicht/ daß geſchrieben ſtehet; das reich GOttes iſt nicht in der rede/ ſondern in der tugend gelegen; doch ſie machen ihnen ſelber weiß/ und andere leute mit ihnen/ daß ſie in der warheit ſeyen/ ſie ſollen der ſeligkeit nicht fehlen/ und ob ihnen ſchon ihr eigen hertz widerſpricht; darinnen ſie nicht ſchmaͤcken noch fuͤhlen/ weil ſie nach Got- tes willen nicht thun/ ſondern fahren ſchlecht daher/ und troͤſten ſich ſelber mit eitelen traͤu- men des glaubens und der troͤſtlichen zuſage/ die doch allein den auffrichtigen gottsfuͤrchti- gen zugehoͤret; und hierzu pflegen ſie die ſchrifft zu verdrehen. 1. Joh. 3. Jſt es/ daß uns unſer hertz/ verdammet/ GOtt iſt groͤſſer dann unſer hertz; diß legen ſie alſo aus/ ob uns ſchon unſer hertz verdammet/ GOtt iſt groͤſſer dann unſer hertz/ ſo wird uns doch GOtt nicht verdam- men/ ſo wir ihm glauben; dann hievon iſt das wiederſpiel wahr/ nemlich verdammt uns un- ſer hertz/ daß wir nicht auffrichtig in unſern hertzen zu aller gerechtigkeit ſtehen; vielmehr ſoll uns Gott verdammen/ der alle dinge weiß/ darum wie nichts ſchaͤdlichers iſt dann friede verkuͤndigen/ wo kein friede iſt/ ſo ſehe ſich auch ein jeder vor/ daß er nicht auff ſolchem wahn baue/ ſondern den rechten weg wandere; dann wir wiſſen/ daß mehrentheils die gantze welt/ auch die ſich der warheit Chriſti annehmen/ in finſternis und blindheit falſcher traͤume und wahn daher wandern. Derhalben wirdiß auch zur vermahnung allen guthertzigen entdecken; dann es iſt hohe zeit/ daß wir auß dem ſchlaff auffwachen/ und unſere eigene ſeligkeit mit zit- tern und beben wircken/ und mit ernſt auff Got- tes wege treten/ anders werden wir als die traͤu- menden/ wann wir auffwachen/ nichts in unſern haͤnden und lampen finden. Alſo ſagen die menſchen gemeiniglich/ die die ſchrifft gerne hoͤren/ die ſie kroͤſtet/ wann der enge wird angewieſen/ als die tauffe/ und alle dinge zu verlaſſen ꝛc. ſie ſtehē deꝛ warheit wol zu/ dann/ ey ſagen ſie/ wer kan das thun/ ich will mich auff Gottes barmhertzigkeit verlaſſen. Wir aber ſa- gen noch einmal ein jeder ſehe zu/ Gott ſihet kei- ne perſon an/ dañ er hat allein luſt an den gerech- ten/ und ſeine barmhertzigkeit iſt von geſchlech- ten zu geſchlechten uͤber die/ die ihn fuͤrchten. Wir A. K. H. Vierter Theil. D d

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/505
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/505>, abgerufen am 22.12.2024.