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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. IV. Von Esaia Stieffeln
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
gläubigen ausdrucken wolle/ gerathe er
in eine
akurologian.
3. Er habe keinen vorsatz GOtt zu
lästern.
Webers
replica.

45. Bey dieser klaren antwort beruhete D.
Weber noch nicht/ sondern replicirte wiederum/
aber eben auff solche elende art. D. Meißner
aber hat ihm noch einmal geantwortet/ und
sonderlich auff das argument von Phariseern
die instantz gegeben. Wären doch die Pha-
riseer selbst Gotteslästere gewesen/ und
gleichwol nicht am leben gestrafft worden. Zu-
letzt/ da Weber in seiner antwort nicht weiter
kommen können/ schreibet er an Meisnerum:
Mitto hominem vadere sicut vadit, jam sextam
simulat revocationem & sunt qui colloquium
cum ipso ineundum meditentur velirrito co-
natu, vel cum opprobrio Pauli, qui scribit 2.
Tim. II. 11. hinc argumentor: Qui cum
au[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]oka[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]ak[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]ito colloquuntur, illi Paulo in os
contradicunt &c.
Dieses alles finde ich in D.
Webers eigenhändigen schrifften/ welche de-
nen/ so daran zweiffeln/ zu mehrerer gewißheit
vorgeleget werden können. Wiewol keiner/
dem der sinn solcher leut nur ein wenig bekannt
ist/ zweiffeln wird/ daß dergleichen tieffes elend
bey ihnen zu finden sey.

46. Was aber D. Weber von der fernern
handlung mit Stiefeln erwehnet/ das ist anno
Stiefels
gefangen-
schafft.
1624. zu Erffurt mit ihm vorgegangen/ allwo
er besage der obigen umstände gefangen gesetzet/
und von dem Ministerio auff anregen des Lan-
gensaltzischen/ Gleichischen und anderer Mini-
steriorum
sehr hart gehalten worden/ wie wir
gleich jetzo vernehmen wollen. Man hat ihn
zuförderst in einem langwierigen und beschwer-
lichen verhafft gehalten und damit zum wieder-
ruff zwingen wollen. Weil er aber bereits et-
lichmal zuvor/ und zwar nach der Prediger vor-
schrifft wiederruffen gehabt/ davon oben ge-
meldet worden/ hat man ihm zuletzt destoweni-
ger getrauet/ und auff seine vielfältige erklärun-
gen ihn nicht loß gelassen. Dazu kam noch/
daß ihm hin und wieder einige andere beyfielen/
welches die Prediger furchtsam und ihn ver-
Und an-
hänger
schlossen zu halten resolvirt machte. Unter sei-
nen anhängern werden in den acten/ und zwar
im bericht des Erffurtischen Raths 18. perso-
nen mit namen benennet/ und darunter ein Stu-
diosus, Nicolaus
Schlegel/ die man auff ein-
von Edel-
leuten/
Stud osis
und an-
dern.
mal in seinem hause angetroffen. Unter denen
briefen/ die man gefunden/ sind unterschiedli-
che sehr vertraulich an ihn geschrieben/ auch von
Edelleuten/ als einem von Rüxleben/ einem von
Marenholtz/ item, von einem bürger aus Eiß-
leben Michael Stempelin und andern mehr.
Stiefel selbst machet ihrer noch mehr namhaff-
tig in seinem brieff an den Rath im gründlichen
verlauff p. 371. Ein Prediger zu Erffurt M.
Wallenberg/ klagte damals in einem eigenhän-
digen schreiben an D. Meisnern: Die leute
glauben diesen
fanaticis vielmehr/ als
meinen predigten und vermahnungen/
und so gar auch die allergelehrtesten.

Diese und dergleichen ursachen mochten Stie-
fels gegener bewegen/ ihn in der enge zu halten.
Wiewol ihn endlich doch der Rath wiederum
loßgelassen/ nachdem er sich mündlich und
schrifftlich erklären/ und verreversiren müssen/
besage des jetztfolgenden berichts. Er hat nach
[Spaltenumbruch] der zeit fast noch in die 10. jahr gelebet/ wiewol/Jahr
MDC.
biß
MDCC.

weil er doch noch immer auff seinem sinn geblie-
ben/ fast in stätigem arrest, darinnen er auch
anno 1638. verstorben/ wie Henricus Oraeus im
dritten Tomo des Theatri Europ. p 720. be-
richtet.

47. Jn denen Actis originalibus, so AnnoSein tra-
ctam
ent
im ge-
fängniß.

1624. und 25. bey Stiefels verhafft in Erfurt
mit ihm ergangen/ sind unter andern sehr viel
bewegliche [s]upplicationes von seinem weib und
kindern an den Rath daselbst zu finden/ wor-
aus erhellet/ daß der mann auf der Prediger
gutachten sehr hart tractiret worden, Jn ei-
nem bittschreiben seines eheweibes Magdale-
nä Sriefelin de dato d. 30. Junii 1624. wird
gedacht/ daß er bereits 13. wochen im gefäng-
nis sitzen müssen/ und zwar/ daß niemand von
den seinigen weder zu ihm gehen/ noch ihm
handreichung thun dürffen: Dahero sie bit-
tet/ daß zum wenigsten sie/ oder eines von des-
sen kindern/ oder auch sein schwager ihn besu-
chen dürffte. Daß aber dieses nicht allein
hierauf nicht vergönnet/ sondern er auch hier-
auf noch fast über jahr und tag also (ungeacht
er wiederruffen gehabt) gefangen gehalten
worden/ ist so wol aus den andern acten und
geschichten/ als aus dergleichen bittschreibenUnd
kranckheit.

zu ersehen. Jn einem de dato 3. Januarii 1625.
klagen sein weib und kinder/ daß Stiefel an
einem fieber in die 14. wochen darnieder gele-
gen/ und ungeacht eines geschehenen wieder-
ruffs noch nicht zu den seinigen seine nahrung
fortzutreiben loßgelassen worden. Eben dieses
wiederholen sie in andern/ als de dato 23. Fe-
bruarii, 17. Januarii, 13. April,
und so fort/ mit
beygefügter wichtiger ursache/ weil sonst der
mann bey seinem
quartan-fieber im ge-
fängnis wegen ermangelnder nöthiger
wartung/ in dem niemand zu ihm gelas-
sen würde/ wie auch der artzney-mittel
und nöthiger leibes-
motion jämmerlich
verderben und umkommen müste.
Von
ihm selbst sind gleichfalls viel eigenhändige
schreiben an den Rath vorhanden/ worinnen
er sehr bescheidentlich über das harte tracta-
ment
klaget/ sich auf seine gethane revocation
beruffet/ und die Prediger um resolution bit-
tet/ ob und wie sie mit seiner erklärung zu frie-
den wären. Dergleichen suppliquen von ihm
de datis 2. Maji, 12. Maji, 10. Augusti, 28. Au-
gust.
1625. von seiner eigenen hand und siegel
zugegen sind. Es weiset aber noch eine sup-
plique
seines weibes vom 9. Nov. selbigen jah-
res/ daß er noch ferner also gefänglich gehal-
ten worden/ bis zu dem jenigen ausgang/ wel-
chen wir zu letzt beschreiben wollen.

48. Allhier ist nur aus gedachten original-
acten
dieses noch anzumercken/ und zwar ausSein letz-
ter wie-
derruff/

seiner eigenhändigen schrifft an Valentinum
Lämmerhirten/ einen bürger in Erfurt/ vom 16.
April. 1625. daß er nicht allein seine vorige
meinungen alle wiederruffen/ und seine ausge-
gangene schrifften zu unterdrucken begehret;
Sondern auch sich zur Augspurgischen Con-
fession
und den übrigen Symbolischen Bü-
chern derer Lutheraner öffentlich bekant. Wie
denn dieses von seiner gehegten haupt-mei-
nung seine erklärung in selbiger schrifft ist.
Wie denn nicht allein der alte menschund erklä-
rung.

und in sünde gefallene alte Adam/ son-

dern
Th. III. C. IV. Von Eſaia Stieffeln
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
glaͤubigen ausdrucken wolle/ gerathe er
in eine
ἀϰυϱολογίαν.
3. Er habe keinen vorſatz GOtt zu
laͤſtern.
Webers
replica.

45. Bey dieſer klaren antwort beruhete D.
Webeꝛ noch nicht/ ſondeꝛn replicirte wiedeꝛum/
aber eben auff ſolche elende art. D. Meißner
aber hat ihm noch einmal geantwortet/ und
ſonderlich auff das argument von Phariſeern
die inſtantz gegeben. Waͤren doch die Pha-
riſeer ſelbſt Gotteslaͤſtere geweſen/ und
gleichwol nicht am leben geſtrafft worden. Zu-
letzt/ da Weber in ſeiner antwort nicht weiter
kommen koͤnnen/ ſchreibet er an Meiſnerum:
Mitto hominem vadere ſicut vadit, jam ſextam
ſimulat revocationem & ſunt qui colloquium
cum ipſo ineundum meditentur velirrito co-
natu, vel cum opprobrio Pauli, qui ſcribit 2.
Tim. II. 11. hinc argumentor: Qui cum
ἀυ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]οκα[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ακ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ίτῳ colloquuntur, illi Paulo in os
contradicunt &c.
Dieſes alles finde ich in D.
Webers eigenhaͤndigen ſchrifften/ welche de-
nen/ ſo daran zweiffeln/ zu mehrerer gewißheit
vorgeleget werden koͤnnen. Wiewol keiner/
dem der ſinn ſolcher leut nur ein wenig bekannt
iſt/ zweiffeln wird/ daß dergleichen tieffes elend
bey ihnen zu finden ſey.

46. Was aber D. Weber von der fernern
handlung mit Stiefeln erwehnet/ das iſt anno
Stiefels
gefangen-
ſchafft.
1624. zu Erffurt mit ihm vorgegangen/ allwo
er beſage der obigen umſtaͤnde gefangen geſetzet/
und von dem Miniſterio auff anregen des Lan-
genſaltziſchen/ Gleichiſchen und anderer Mini-
ſteriorum
ſehr hart gehalten worden/ wie wir
gleich jetzo vernehmen wollen. Man hat ihn
zufoͤrderſt in einem langwierigen und beſchwer-
lichen verhafft gehalten und damit zum wieder-
ruff zwingen wollen. Weil er aber bereits et-
lichmal zuvor/ und zwar nach der Prediger vor-
ſchrifft wiederruffen gehabt/ davon oben ge-
meldet worden/ hat man ihm zuletzt deſtoweni-
ger getrauet/ und auff ſeine vielfaͤltige erklaͤrun-
gen ihn nicht loß gelaſſen. Dazu kam noch/
daß ihm hin und wieder einige andere beyfielen/
welches die Prediger furchtſam und ihn ver-
Und an-
haͤnger
ſchloſſen zu halten reſolvirt machte. Unter ſei-
nen anhaͤngern werden in den acten/ und zwar
im bericht des Erffurtiſchen Raths 18. perſo-
nen mit namen benennet/ und darunter ein Stu-
dioſus, Nicolaus
Schlegel/ die man auff ein-
von Edel-
leuten/
Stud oſis
und an-
dern.
mal in ſeinem hauſe angetroffen. Unter denen
briefen/ die man gefunden/ ſind unterſchiedli-
che ſehr vertraulich an ihn geſchrieben/ auch von
Edelleuten/ als einem von Ruͤxleben/ einem von
Marenholtz/ item, von einem buͤrger aus Eiß-
leben Michael Stempelin und andern mehr.
Stiefel ſelbſt machet ihrer noch mehr namhaff-
tig in ſeinem brieff an den Rath im gruͤndlichen
verlauff p. 371. Ein Prediger zu Erffurt M.
Wallenberg/ klagte damals in einem eigenhaͤn-
digen ſchreiben an D. Meiſnern: Die leute
glauben dieſen
fanaticis vielmehr/ als
meinen predigten und vermahnungen/
und ſo gar auch die allergelehrteſten.

Dieſe und dergleichen urſachen mochten Stie-
fels gegener bewegen/ ihn in der enge zu halten.
Wiewol ihn endlich doch der Rath wiederum
loßgelaſſen/ nachdem er ſich muͤndlich und
ſchrifftlich erklaͤren/ und verreverſiren muͤſſen/
beſage des jetztfolgenden berichts. Er hat nach
[Spaltenumbruch] der zeit faſt noch in die 10. jahr gelebet/ wiewol/Jahr
MDC.
biß
MDCC.

weil er doch noch immer auff ſeinem ſinn geblie-
ben/ faſt in ſtaͤtigem arreſt, darinnen er auch
anno 1638. verſtorben/ wie Henricus Oræus im
dritten Tomo des Theatri Europ. p 720. be-
richtet.

47. Jn denen Actis originalibus, ſo AnnoSein tra-
ctam
ent
im ge-
faͤngniß.

1624. und 25. bey Stiefels verhafft in Erfurt
mit ihm ergangen/ ſind unter andern ſehr viel
bewegliche [ſ]upplicationes von ſeinem weib und
kindern an den Rath daſelbſt zu finden/ wor-
aus erhellet/ daß der mann auf der Prediger
gutachten ſehr hart tractiret worden, Jn ei-
nem bittſchreiben ſeines eheweibes Magdale-
naͤ Sriefelin de dato d. 30. Junii 1624. wird
gedacht/ daß er bereits 13. wochen im gefaͤng-
nis ſitzen muͤſſen/ und zwar/ daß niemand von
den ſeinigen weder zu ihm gehen/ noch ihm
handreichung thun duͤrffen: Dahero ſie bit-
tet/ daß zum wenigſten ſie/ oder eines von deſ-
ſen kindern/ oder auch ſein ſchwager ihn beſu-
chen duͤrffte. Daß aber dieſes nicht allein
hierauf nicht vergoͤnnet/ ſondern er auch hier-
auf noch faſt uͤber jahr und tag alſo (ungeacht
er wiederruffen gehabt) gefangen gehalten
worden/ iſt ſo wol aus den andern acten und
geſchichten/ als aus dergleichen bittſchreibenUnd
kranckheit.

zu erſehen. Jn einem de dato 3. Januarii 1625.
klagen ſein weib und kinder/ daß Stiefel an
einem fieber in die 14. wochen darnieder gele-
gen/ und ungeacht eines geſchehenen wieder-
ruffs noch nicht zu den ſeinigen ſeine nahrung
fortzutreiben loßgelaſſen worden. Eben dieſes
wiederholen ſie in andern/ als de dato 23. Fe-
bruarii, 17. Januarii, 13. April,
und ſo fort/ mit
beygefuͤgter wichtiger urſache/ weil ſonſt der
mann bey ſeinem
quartan-fieber im ge-
faͤngnis wegen ermangelnder noͤthiger
wartung/ in dem niemand zu ihm gelaſ-
ſen wuͤrde/ wie auch der artzney-mittel
und noͤthiger leibes-
motion jaͤmmerlich
verderben und umkommen muͤſte.
Von
ihm ſelbſt ſind gleichfalls viel eigenhaͤndige
ſchreiben an den Rath vorhanden/ worinnen
er ſehr beſcheidentlich uͤber das harte tracta-
ment
klaget/ ſich auf ſeine gethane revocation
beruffet/ und die Prediger um reſolution bit-
tet/ ob und wie ſie mit ſeiner erklaͤrung zu frie-
den waͤren. Dergleichen ſuppliquen von ihm
de datis 2. Maji, 12. Maji, 10. Auguſti, 28. Au-
guſt.
1625. von ſeiner eigenen hand und ſiegel
zugegen ſind. Es weiſet aber noch eine ſup-
plique
ſeines weibes vom 9. Nov. ſelbigen jah-
res/ daß er noch ferner alſo gefaͤnglich gehal-
ten worden/ bis zu dem jenigen ausgang/ wel-
chen wir zu letzt beſchreiben wollen.

48. Allhier iſt nur aus gedachten original-
acten
dieſes noch anzumercken/ und zwar ausSein letz-
ter wie-
derruff/

ſeiner eigenhaͤndigen ſchrifft an Valentinum
Laͤmmerhirten/ einen buͤrger in Erfurt/ vom 16.
April. 1625. daß er nicht allein ſeine vorige
meinungen alle wiederruffen/ und ſeine ausge-
gangene ſchrifften zu unterdrucken begehret;
Sondern auch ſich zur Augſpurgiſchen Con-
fesſion
und den uͤbrigen Symboliſchen Buͤ-
chern derer Lutheraner oͤffentlich bekant. Wie
denn dieſes von ſeiner gehegten haupt-mei-
nung ſeine erklaͤrung in ſelbiger ſchrifft iſt.
Wie denn nicht allein der alte menſchund erklaͤ-
rung.

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[46/0058] Th. III. C. IV. Von Eſaia Stieffeln glaͤubigen ausdrucken wolle/ gerathe er in eineἀϰυϱολογίαν. 3. Er habe keinen vorſatz GOtt zu laͤſtern. 45. Bey dieſer klaren antwort beruhete D. Webeꝛ noch nicht/ ſondeꝛn replicirte wiedeꝛum/ aber eben auff ſolche elende art. D. Meißner aber hat ihm noch einmal geantwortet/ und ſonderlich auff das argument von Phariſeern die inſtantz gegeben. Waͤren doch die Pha- riſeer ſelbſt Gotteslaͤſtere geweſen/ und gleichwol nicht am leben geſtrafft worden. Zu- letzt/ da Weber in ſeiner antwort nicht weiter kommen koͤnnen/ ſchreibet er an Meiſnerum: Mitto hominem vadere ſicut vadit, jam ſextam ſimulat revocationem & ſunt qui colloquium cum ipſo ineundum meditentur velirrito co- natu, vel cum opprobrio Pauli, qui ſcribit 2. Tim. II. 11. hinc argumentor: Qui cum ἀυ_ οκα_ ακ_ ίτῳ colloquuntur, illi Paulo in os contradicunt &c. Dieſes alles finde ich in D. Webers eigenhaͤndigen ſchrifften/ welche de- nen/ ſo daran zweiffeln/ zu mehrerer gewißheit vorgeleget werden koͤnnen. Wiewol keiner/ dem der ſinn ſolcher leut nur ein wenig bekannt iſt/ zweiffeln wird/ daß dergleichen tieffes elend bey ihnen zu finden ſey. 46. Was aber D. Weber von der fernern handlung mit Stiefeln erwehnet/ das iſt anno 1624. zu Erffurt mit ihm vorgegangen/ allwo er beſage der obigen umſtaͤnde gefangen geſetzet/ und von dem Miniſterio auff anregen des Lan- genſaltziſchen/ Gleichiſchen und anderer Mini- ſteriorum ſehr hart gehalten worden/ wie wir gleich jetzo vernehmen wollen. Man hat ihn zufoͤrderſt in einem langwierigen und beſchwer- lichen verhafft gehalten und damit zum wieder- ruff zwingen wollen. Weil er aber bereits et- lichmal zuvor/ und zwar nach der Prediger vor- ſchrifft wiederruffen gehabt/ davon oben ge- meldet worden/ hat man ihm zuletzt deſtoweni- ger getrauet/ und auff ſeine vielfaͤltige erklaͤrun- gen ihn nicht loß gelaſſen. Dazu kam noch/ daß ihm hin und wieder einige andere beyfielen/ welches die Prediger furchtſam und ihn ver- ſchloſſen zu halten reſolvirt machte. Unter ſei- nen anhaͤngern werden in den acten/ und zwar im bericht des Erffurtiſchen Raths 18. perſo- nen mit namen benennet/ und darunter ein Stu- dioſus, Nicolaus Schlegel/ die man auff ein- mal in ſeinem hauſe angetroffen. Unter denen briefen/ die man gefunden/ ſind unterſchiedli- che ſehr vertraulich an ihn geſchrieben/ auch von Edelleuten/ als einem von Ruͤxleben/ einem von Marenholtz/ item, von einem buͤrger aus Eiß- leben Michael Stempelin und andern mehr. Stiefel ſelbſt machet ihrer noch mehr namhaff- tig in ſeinem brieff an den Rath im gruͤndlichen verlauff p. 371. Ein Prediger zu Erffurt M. Wallenberg/ klagte damals in einem eigenhaͤn- digen ſchreiben an D. Meiſnern: Die leute glauben dieſen fanaticis vielmehr/ als meinen predigten und vermahnungen/ und ſo gar auch die allergelehrteſten. Dieſe und dergleichen urſachen mochten Stie- fels gegener bewegen/ ihn in der enge zu halten. Wiewol ihn endlich doch der Rath wiederum loßgelaſſen/ nachdem er ſich muͤndlich und ſchrifftlich erklaͤren/ und verreverſiren muͤſſen/ beſage des jetztfolgenden berichts. Er hat nach der zeit faſt noch in die 10. jahr gelebet/ wiewol/ weil er doch noch immer auff ſeinem ſinn geblie- ben/ faſt in ſtaͤtigem arreſt, darinnen er auch anno 1638. verſtorben/ wie Henricus Oræus im dritten Tomo des Theatri Europ. p 720. be- richtet. Stiefels gefangen- ſchafft. Und an- haͤnger von Edel- leuten/ Stud oſis und an- dern. Jahr MDC. biß MDCC. 47. Jn denen Actis originalibus, ſo Anno 1624. und 25. bey Stiefels verhafft in Erfurt mit ihm ergangen/ ſind unter andern ſehr viel bewegliche ſupplicationes von ſeinem weib und kindern an den Rath daſelbſt zu finden/ wor- aus erhellet/ daß der mann auf der Prediger gutachten ſehr hart tractiret worden, Jn ei- nem bittſchreiben ſeines eheweibes Magdale- naͤ Sriefelin de dato d. 30. Junii 1624. wird gedacht/ daß er bereits 13. wochen im gefaͤng- nis ſitzen muͤſſen/ und zwar/ daß niemand von den ſeinigen weder zu ihm gehen/ noch ihm handreichung thun duͤrffen: Dahero ſie bit- tet/ daß zum wenigſten ſie/ oder eines von deſ- ſen kindern/ oder auch ſein ſchwager ihn beſu- chen duͤrffte. Daß aber dieſes nicht allein hierauf nicht vergoͤnnet/ ſondern er auch hier- auf noch faſt uͤber jahr und tag alſo (ungeacht er wiederruffen gehabt) gefangen gehalten worden/ iſt ſo wol aus den andern acten und geſchichten/ als aus dergleichen bittſchreiben zu erſehen. Jn einem de dato 3. Januarii 1625. klagen ſein weib und kinder/ daß Stiefel an einem fieber in die 14. wochen darnieder gele- gen/ und ungeacht eines geſchehenen wieder- ruffs noch nicht zu den ſeinigen ſeine nahrung fortzutreiben loßgelaſſen worden. Eben dieſes wiederholen ſie in andern/ als de dato 23. Fe- bruarii, 17. Januarii, 13. April, und ſo fort/ mit beygefuͤgter wichtiger urſache/ weil ſonſt der mann bey ſeinem quartan-fieber im ge- faͤngnis wegen ermangelnder noͤthiger wartung/ in dem niemand zu ihm gelaſ- ſen wuͤrde/ wie auch der artzney-mittel und noͤthiger leibes-motion jaͤmmerlich verderben und umkommen muͤſte. Von ihm ſelbſt ſind gleichfalls viel eigenhaͤndige ſchreiben an den Rath vorhanden/ worinnen er ſehr beſcheidentlich uͤber das harte tracta- ment klaget/ ſich auf ſeine gethane revocation beruffet/ und die Prediger um reſolution bit- tet/ ob und wie ſie mit ſeiner erklaͤrung zu frie- den waͤren. Dergleichen ſuppliquen von ihm de datis 2. Maji, 12. Maji, 10. Auguſti, 28. Au- guſt. 1625. von ſeiner eigenen hand und ſiegel zugegen ſind. Es weiſet aber noch eine ſup- plique ſeines weibes vom 9. Nov. ſelbigen jah- res/ daß er noch ferner alſo gefaͤnglich gehal- ten worden/ bis zu dem jenigen ausgang/ wel- chen wir zu letzt beſchreiben wollen. Sein tra- ctament im ge- faͤngniß. Und kranckheit. 48. Allhier iſt nur aus gedachten original- acten dieſes noch anzumercken/ und zwar aus ſeiner eigenhaͤndigen ſchrifft an Valentinum Laͤmmerhirten/ einen buͤrger in Erfurt/ vom 16. April. 1625. daß er nicht allein ſeine vorige meinungen alle wiederruffen/ und ſeine ausge- gangene ſchrifften zu unterdrucken begehret; Sondern auch ſich zur Augſpurgiſchen Con- fesſion und den uͤbrigen Symboliſchen Buͤ- chern derer Lutheraner oͤffentlich bekant. Wie denn dieſes von ſeiner gehegten haupt-mei- nung ſeine erklaͤrung in ſelbiger ſchrifft iſt. Wie denn nicht allein der alte menſch und in ſuͤnde gefallene alte Adam/ ſon- dern Sein letz- ter wie- derruff/ und erklaͤ- rung.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/58>, abgerufen am 22.12.2024.