Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Th. IV. Sect. II. Num. XLII. Dav. Jor. traur. klage über deß men chen verderb.
[Spaltenumbruch]

Dann wer des HERRN furcht/ seines
mannes treue/ liebe/ ehre und krone verlässet/
seiner stimme ungehorsam/ und nicht gleich ge-
sinnet/ sondern mit der fremden (der huren)
einstimmig ist/ der gehet in ein fremdes wort/
geist und erkäntnis ein/ und von seines HErrn
oder mannes wort/ geist und erkäntnis aus/
womit desselben liebe/ einigkeit und friede er-
stirbet/ und diß angenommene viel lebendiger
und fester eingepflantzet und mit ihr verei-
niget wird. Jch rede von Christo und denen
die von ihm abfallen/ und wozu es endlich mit
ihnen kommt/ weil sie sich nicht an ihm allein
wollen vergnügen lassen/ sondern lieber ein
huren-hertz haben. Solche verlanget der
HERR (ihr mann) nicht/ wie auch sie
seiner nicht verlangen/ als geschrieben ste-
het.

Vor denselben wiedrigen geist und verkehr-
ten art habt ihr euch alle sicherlich in euch zu hü-
ten/ ihr/ die ihr menschlicher weise vom wei-
be gebohren und darinnen auffgewachsen befin-
det/ nemlich am allermeisten/ wann euere
augen durch das gütige wort erleuchtet und eu-
re gesichte unterscheid/ erkäntnis und ver-
stand deß fleisches oder deß übels bekommen.
Dann ich will euch das sagen: strecket ihr eu-
re hand muthwillig umb der gegenwärtigen
lust und lebens willen am meisten darnach aus/
so werdet ihr deß todes sterben/ ja ich sage es
euch/ als ein wort deß HERRN/ ihr müs-
set deß todes sterben. Worinn aber oder wor-
aus meynet ihr wol? nemlich im erkäntnis
und verständnis euerer selbst/ die euch von
GOTTES gnaden durch die anweisung deß
erkäntnis und willens GOTTES zu der
höchsten gerechtigkeit deß lebens in gehorsam
der warheit bringen/ oder so ihr selbe verwegert
und in euch schändet/ umb der schwersten sünde
willen biß auff den tod leiden sollet.

Dann so man die sünde nicht erkennet/ so
tödtet sie wegen deß liebhabenden barmhertzi-
gen GOTTES nicht in ewigkeit; inglei-
chen hilfft die gerechtigkeit nicht zum leben der e-
wigkeit deme/ der sie unwissend mit unver-
stand ohne gehorsam thun wolte. Aber wer
sie auß wahrer erkäntnis in anreitzung der sün-
den mit unterscheid willig und verständlich ü-
ber die ungerechtigkeit (das böse oder falsche
wort) erwehlet und lieber thut/ und dannoch
wissendlich darum leiden muß/ der gehet zur
rechten thür in das leben ein. Hieher gehören
Sap. XV. 3.die worte im wahren verstande: Dich/ o
GOTT/ kennen/ ist eine vollkomme-
ne gerechtigkeit/ und dein wort der ge-
rechtigkeit und krafft wissen/ ist die
wurtzel der unsterblichkeit. Daraus
dann gewißlich folget/ so es die geschriebene
Schrifft wäre/ so hätten alle/ die sie wissen
und lesen mögen/ die wurtzel der unsterblichkeit
in ihrer erkäntnis empfangen/ und die gerech-
tigkeit vollkömmlich erobert.

Darum ist das in dem sinn und krafft deß
Geistes und der warheit verborgen/ daß der
jenige/ der sich dieser angebotenen wahren/
rechten erkäntnis wegert/ und im gegentheil
des teuffels erkäntnis und lust beliebet/ in
die vollkommene sünde zum tode eingehet/ und
[Spaltenumbruch] weil er sein böses wort/ art und geist der krafft
mit beliebung kennet/ das ewige sterben/ lei-
den und verderben über ihn kommt/ allwo
nimmermehr ruhe und friede/ sondern allzeit
und ewiglich weinen der augen und zähn-knir-
schen und klappern seyn wird. Seyd gutwil-
lig. GOTT wird uns alle bewahren. Wer
ohren hat zu hören/ der höre und mercke dar-
auff. Christus der weg/ die warheit
und das leben wird euch erschei-
nen. Amen.

ENDE.

Außgegangen im Julio 1547.

Einigeschöne nachdrückliche
sprüche.

Alle die/ welche ihr hertz an einen menschen
hängen/ die gehen von GOtt ab.

Wer ein weib heyrathet ausser der liebe der
weißheit/ der mißtrauet GOtt.

Welche weibs-person einen mann im fleisch
ausser Christo suchet und begehret/ die gehet
verlohren.

Die sich verbinden mit fleisch und blut/ die
verleugnen den Geist/ und handeln wider den
Vater.

Alle die/ so mit den menschenkindern sich ver-
einigen/ die werden mit den kindern Gottes un-
eins.

Wer zweyen Herren/ die einander zuwider/
zugleich dienen will/ dem wird endlich von bey-
den übel gelohnet.

Darum/ wer sich in den ehestand Christi be-
geben will/ muß sein hertze vor manns-und
weibsbildern verwahren.

Wer sich an den Sohn der ewigkeit halten
und ihm vertrauen will/ der muß von dem
sohn deß teuffels außgehen und ihm miß-
trauen.

Wer sich willzum neuen menschen begeben/
der kan dem alten nicht mehr leben.

Wer nicht sterben/ sondern leben will/ derDer
schlangen
ange sicht
ist die
sünde.
muß vorm tode fliehen und sich hüten/ und sich
von der schlangen angesichte wenden.

Die warheit überwindet und gehet über al-
les. Wer darzu kommen oder darmit vereini-
get ist/ der wird frey. Und darnach kan er frey
machen/ annehmen/ behalten/ heyl geben und
beschirmen/ wen er will/ ehe aber hat er keine
macht an sich selbst/ wie viel weniger an einem
andern.

Wer sich mit dem geschöpff oder erden ein-
verleibet/ der schneidet sich selbst von dem
Schöpffer deß himmels ab.

Darum sind das keine menschen/ die ausser
Christo stehen/ und nicht nach dem Geiste in al-
len worten GOttes leben/ sintemal sie wie die
bestien nur ihrer natur folgen/ und den himmli-
schen segen mit Esau davor hingeben. Hat
nun jemand die gerechtigkeit und ein frommle-
ben lieb/ der arbeite nach der weißheit/ sie hat
grosse tugenden; dann sie lehret reinigkeit/ vor-
sichtigkeit/ gerechtigkeit und alle tugend/ so daß
der mensch in seinem leben nichts nützlichers
haben mag dann die weißheit; sie wird aber

nicht
Th. IV. Sect. II. Num. XLII. Dav. Jor. traur. klage uͤber deß men chen verderb.
[Spaltenumbruch]

Dann wer des HERRN furcht/ ſeines
mannes treue/ liebe/ ehre und krone verlaͤſſet/
ſeiner ſtimme ungehorſam/ und nicht gleich ge-
ſinnet/ ſondern mit der fremden (der huren)
einſtimmig iſt/ der gehet in ein fremdes wort/
geiſt und erkaͤntnis ein/ und von ſeines HErrn
oder mannes wort/ geiſt und erkaͤntnis aus/
womit deſſelben liebe/ einigkeit und friede er-
ſtirbet/ und diß angenommene viel lebendiger
und feſter eingepflantzet und mit ihr verei-
niget wird. Jch rede von Chriſto und denen
die von ihm abfallen/ und wozu es endlich mit
ihnen kommt/ weil ſie ſich nicht an ihm allein
wollen vergnuͤgen laſſen/ ſondern lieber ein
huren-hertz haben. Solche verlanget der
HERR (ihr mann) nicht/ wie auch ſie
ſeiner nicht verlangen/ als geſchrieben ſte-
het.

Vor denſelben wiedrigen geiſt und verkehr-
ten art habt ihr euch alle ſicherlich in euch zu huͤ-
ten/ ihr/ die ihr menſchlicher weiſe vom wei-
be gebohren und darinnen auffgewachſen befin-
det/ nemlich am allermeiſten/ wann euere
augen durch das guͤtige wort erleuchtet und eu-
re geſichte unterſcheid/ erkaͤntnis und ver-
ſtand deß fleiſches oder deß uͤbels bekommen.
Dann ich will euch das ſagen: ſtrecket ihr eu-
re hand muthwillig umb der gegenwaͤrtigen
luſt und lebens willen am meiſten darnach aus/
ſo werdet ihr deß todes ſterben/ ja ich ſage es
euch/ als ein wort deß HERRN/ ihr muͤſ-
ſet deß todes ſterben. Worinn aber oder wor-
aus meynet ihr wol? nemlich im erkaͤntnis
und verſtaͤndnis euerer ſelbſt/ die euch von
GOTTES gnaden durch die anweiſung deß
erkaͤntnis und willens GOTTES zu der
hoͤchſten gerechtigkeit deß lebens in gehorſam
der warheit bringen/ oder ſo ihr ſelbe verwegert
und in euch ſchaͤndet/ umb der ſchwerſten ſuͤnde
willen biß auff den tod leiden ſollet.

Dann ſo man die ſuͤnde nicht erkennet/ ſo
toͤdtet ſie wegen deß liebhabenden barmhertzi-
gen GOTTES nicht in ewigkeit; inglei-
chen hilfft die gerechtigkeit nicht zum leben der e-
wigkeit deme/ der ſie unwiſſend mit unver-
ſtand ohne gehorſam thun wolte. Aber wer
ſie auß wahrer erkaͤntnis in anreitzung der ſuͤn-
den mit unterſcheid willig und verſtaͤndlich uͤ-
ber die ungerechtigkeit (das boͤſe oder falſche
wort) erwehlet und lieber thut/ und dannoch
wiſſendlich darum leiden muß/ der gehet zur
rechten thuͤr in das leben ein. Hieher gehoͤren
Sap. XV. 3.die worte im wahren verſtande: Dich/ o
GOTT/ kennen/ iſt eine vollkomme-
ne gerechtigkeit/ und dein wort der ge-
rechtigkeit und krafft wiſſen/ iſt die
wurtzel der unſterblichkeit. Daraus
dann gewißlich folget/ ſo es die geſchriebene
Schrifft waͤre/ ſo haͤtten alle/ die ſie wiſſen
und leſen moͤgen/ die wurtzel der unſterblichkeit
in ihrer erkaͤntnis empfangen/ und die gerech-
tigkeit vollkoͤmmlich erobert.

Darum iſt das in dem ſinn und krafft deß
Geiſtes und der warheit verborgen/ daß der
jenige/ der ſich dieſer angebotenen wahren/
rechten erkaͤntnis wegert/ und im gegentheil
des teuffels erkaͤntnis und luſt beliebet/ in
die vollkommene ſuͤnde zum tode eingehet/ und
[Spaltenumbruch] weil er ſein boͤſes wort/ art und geiſt der krafft
mit beliebung kennet/ das ewige ſterben/ lei-
den und verderben uͤber ihn kommt/ allwo
nimmermehr ruhe und friede/ ſondern allzeit
und ewiglich weinen der augen und zaͤhn-knir-
ſchen und klappern ſeyn wird. Seyd gutwil-
lig. GOTT wird uns alle bewahren. Wer
ohren hat zu hoͤren/ der hoͤre und mercke dar-
auff. Chriſtus der weg/ die warheit
und das leben wird euch erſchei-
nen. Amen.

ENDE.

Außgegangen im Julio 1547.

Einigeſchoͤne nachdruͤckliche
ſpruͤche.

Alle die/ welche ihr hertz an einen menſchen
haͤngen/ die gehen von GOtt ab.

Wer ein weib heyrathet auſſer der liebe der
weißheit/ der mißtrauet GOtt.

Welche weibs-perſon einen mann im fleiſch
auſſer Chriſto ſuchet und begehret/ die gehet
verlohren.

Die ſich verbinden mit fleiſch und blut/ die
verleugnen den Geiſt/ und handeln wider den
Vater.

Alle die/ ſo mit den menſchenkindern ſich ver-
einigen/ die werden mit den kindern Gottes un-
eins.

Wer zweyen Herren/ die einander zuwider/
zugleich dienen will/ dem wird endlich von bey-
den uͤbel gelohnet.

Darum/ wer ſich in den eheſtand Chriſti be-
geben will/ muß ſein hertze vor manns-und
weibsbildern verwahren.

Wer ſich an den Sohn der ewigkeit halten
und ihm vertrauen will/ der muß von dem
ſohn deß teuffels außgehen und ihm miß-
trauen.

Wer ſich willzum neuen menſchen begeben/
der kan dem alten nicht mehr leben.

Wer nicht ſterben/ ſondern leben will/ derDer
ſchlangen
ange ſicht
iſt die
ſuͤnde.
muß vorm tode fliehen und ſich huͤten/ und ſich
von der ſchlangen angeſichte wenden.

Die warheit uͤberwindet und gehet uͤber al-
les. Wer darzu kommen oder darmit vereini-
get iſt/ der wird frey. Und darnach kan er frey
machen/ annehmen/ behalten/ heyl geben und
beſchirmen/ wen er will/ ehe aber hat er keine
macht an ſich ſelbſt/ wie viel weniger an einem
andern.

Wer ſich mit dem geſchoͤpff oder erden ein-
verleibet/ der ſchneidet ſich ſelbſt von dem
Schoͤpffer deß himmels ab.

Darum ſind das keine menſchen/ die auſſer
Chriſto ſtehen/ und nicht nach dem Geiſte in al-
len worten GOttes leben/ ſintemal ſie wie die
beſtien nur ihrer natur folgen/ und den himmli-
ſchen ſegen mit Eſau davor hingeben. Hat
nun jemand die gerechtigkeit und ein frommle-
ben lieb/ der arbeite nach der weißheit/ ſie hat
groſſe tugenden; dann ſie lehret reinigkeit/ vor-
ſichtigkeit/ gerechtigkeit und alle tugend/ ſo daß
der menſch in ſeinem leben nichts nuͤtzlichers
haben mag dann die weißheit; ſie wird aber

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0624" n="328"/>
            <fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XLII.</hi> Dav. Jor. traur. klage u&#x0364;ber deß men chen verderb.</fw><lb/>
            <cb/>
            <p>Dann wer des HERRN furcht/ &#x017F;eines<lb/>
mannes treue/ liebe/ ehre und krone verla&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/<lb/>
&#x017F;einer &#x017F;timme ungehor&#x017F;am/ und nicht gleich ge-<lb/>
&#x017F;innet/ &#x017F;ondern mit der fremden (der huren)<lb/>
ein&#x017F;timmig i&#x017F;t/ der gehet in ein fremdes wort/<lb/>
gei&#x017F;t und erka&#x0364;ntnis ein/ und von &#x017F;eines HErrn<lb/>
oder mannes wort/ gei&#x017F;t und erka&#x0364;ntnis aus/<lb/>
womit de&#x017F;&#x017F;elben liebe/ einigkeit und friede er-<lb/>
&#x017F;tirbet/ und diß angenommene viel lebendiger<lb/>
und fe&#x017F;ter eingepflantzet und mit ihr verei-<lb/>
niget wird. Jch rede von Chri&#x017F;to und denen<lb/>
die von ihm abfallen/ und wozu es endlich mit<lb/>
ihnen kommt/ weil &#x017F;ie &#x017F;ich nicht an ihm allein<lb/>
wollen vergnu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern lieber ein<lb/>
huren-hertz haben. Solche verlanget der<lb/><hi rendition="#g">HERR</hi> (ihr mann) nicht/ wie auch &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;einer nicht verlangen/ als ge&#x017F;chrieben &#x017F;te-<lb/>
het.</p><lb/>
            <p>Vor den&#x017F;elben wiedrigen gei&#x017F;t und verkehr-<lb/>
ten art habt ihr euch alle &#x017F;icherlich in euch zu hu&#x0364;-<lb/>
ten/ ihr/ die ihr men&#x017F;chlicher wei&#x017F;e vom wei-<lb/>
be gebohren und darinnen auffgewach&#x017F;en befin-<lb/>
det/ nemlich am allermei&#x017F;ten/ wann euere<lb/>
augen durch das gu&#x0364;tige wort erleuchtet und eu-<lb/>
re ge&#x017F;ichte unter&#x017F;cheid/ erka&#x0364;ntnis und ver-<lb/>
&#x017F;tand deß flei&#x017F;ches oder deß u&#x0364;bels bekommen.<lb/>
Dann ich will euch das &#x017F;agen: &#x017F;trecket ihr eu-<lb/>
re hand muthwillig umb der gegenwa&#x0364;rtigen<lb/>
lu&#x017F;t und lebens willen am mei&#x017F;ten darnach aus/<lb/>
&#x017F;o werdet ihr deß todes &#x017F;terben/ ja ich &#x017F;age es<lb/>
euch/ als ein wort deß HERRN/ ihr mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et deß todes &#x017F;terben. Worinn aber oder wor-<lb/>
aus meynet ihr wol? nemlich im erka&#x0364;ntnis<lb/>
und ver&#x017F;ta&#x0364;ndnis euerer &#x017F;elb&#x017F;t/ die euch von<lb/>
GOTTES gnaden durch die anwei&#x017F;ung deß<lb/>
erka&#x0364;ntnis und willens GOTTES zu der<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ten gerechtigkeit deß lebens in gehor&#x017F;am<lb/>
der warheit bringen/ oder &#x017F;o ihr &#x017F;elbe verwegert<lb/>
und in euch &#x017F;cha&#x0364;ndet/ umb der &#x017F;chwer&#x017F;ten &#x017F;u&#x0364;nde<lb/>
willen biß auff den tod leiden &#x017F;ollet.</p><lb/>
            <p>Dann &#x017F;o man die &#x017F;u&#x0364;nde nicht erkennet/ &#x017F;o<lb/>
to&#x0364;dtet &#x017F;ie wegen deß liebhabenden barmhertzi-<lb/>
gen GOTTES nicht in ewigkeit; inglei-<lb/>
chen hilfft die gerechtigkeit nicht zum leben der e-<lb/>
wigkeit deme/ der &#x017F;ie unwi&#x017F;&#x017F;end mit unver-<lb/>
&#x017F;tand ohne gehor&#x017F;am thun wolte. Aber wer<lb/>
&#x017F;ie auß wahrer erka&#x0364;ntnis in anreitzung der &#x017F;u&#x0364;n-<lb/>
den mit unter&#x017F;cheid willig und ver&#x017F;ta&#x0364;ndlich u&#x0364;-<lb/>
ber die ungerechtigkeit (das bo&#x0364;&#x017F;e oder fal&#x017F;che<lb/>
wort) erwehlet und lieber thut/ und dannoch<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;endlich darum leiden muß/ der gehet zur<lb/>
rechten thu&#x0364;r in das leben ein. Hieher geho&#x0364;ren<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Sap. XV.</hi> 3.</note>die worte im wahren ver&#x017F;tande: <hi rendition="#fr">Dich/ o<lb/>
GOTT/ kennen/ i&#x017F;t eine vollkomme-<lb/>
ne gerechtigkeit/ und dein wort der ge-<lb/>
rechtigkeit und krafft wi&#x017F;&#x017F;en/ i&#x017F;t die<lb/>
wurtzel der un&#x017F;terblichkeit.</hi> Daraus<lb/>
dann gewißlich folget/ &#x017F;o es die ge&#x017F;chriebene<lb/>
Schrifft wa&#x0364;re/ &#x017F;o ha&#x0364;tten alle/ die &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und le&#x017F;en mo&#x0364;gen/ die wurtzel der un&#x017F;terblichkeit<lb/>
in ihrer erka&#x0364;ntnis empfangen/ und die gerech-<lb/>
tigkeit vollko&#x0364;mmlich erobert.</p><lb/>
            <p>Darum i&#x017F;t das in dem &#x017F;inn und krafft deß<lb/>
Gei&#x017F;tes und der warheit verborgen/ daß der<lb/>
jenige/ der &#x017F;ich die&#x017F;er angebotenen wahren/<lb/>
rechten erka&#x0364;ntnis wegert/ und im gegentheil<lb/>
des teuffels erka&#x0364;ntnis und lu&#x017F;t beliebet/ in<lb/>
die vollkommene &#x017F;u&#x0364;nde zum tode eingehet/ und<lb/><cb/>
weil er &#x017F;ein bo&#x0364;&#x017F;es wort/ art und gei&#x017F;t der krafft<lb/>
mit beliebung kennet/ das ewige &#x017F;terben/ lei-<lb/>
den und verderben u&#x0364;ber ihn kommt/ allwo<lb/>
nimmermehr ruhe und friede/ &#x017F;ondern allzeit<lb/>
und ewiglich weinen der augen und za&#x0364;hn-knir-<lb/>
&#x017F;chen und klappern &#x017F;eyn wird. Seyd gutwil-<lb/>
lig. GOTT wird uns alle bewahren. Wer<lb/>
ohren hat zu ho&#x0364;ren/ der ho&#x0364;re und mercke dar-<lb/><hi rendition="#c">auff. Chri&#x017F;tus der weg/ die warheit<lb/>
und das leben wird euch er&#x017F;chei-<lb/>
nen. Amen.</hi></p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">ENDE</hi>.</hi> </p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c">Außgegangen im <hi rendition="#aq">Julio</hi> 1547.</hi> </p><lb/>
            <div n="4">
              <head>Einige&#x017F;cho&#x0364;ne nachdru&#x0364;ckliche<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;che.</head><lb/>
              <p>Alle die/ welche ihr hertz an einen men&#x017F;chen<lb/>
ha&#x0364;ngen/ die gehen von GOtt ab.</p><lb/>
              <p>Wer ein weib heyrathet au&#x017F;&#x017F;er der liebe der<lb/>
weißheit/ der mißtrauet GOtt.</p><lb/>
              <p>Welche weibs-per&#x017F;on einen mann im flei&#x017F;ch<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er Chri&#x017F;to &#x017F;uchet und begehret/ die gehet<lb/>
verlohren.</p><lb/>
              <p>Die &#x017F;ich verbinden mit flei&#x017F;ch und blut/ die<lb/>
verleugnen den Gei&#x017F;t/ und handeln wider den<lb/>
Vater.</p><lb/>
              <p>Alle die/ &#x017F;o mit den men&#x017F;chenkindern &#x017F;ich ver-<lb/>
einigen/ die werden mit den kindern Gottes un-<lb/>
eins.</p><lb/>
              <p>Wer zweyen Herren/ die einander zuwider/<lb/>
zugleich dienen will/ dem wird endlich von bey-<lb/>
den u&#x0364;bel gelohnet.</p><lb/>
              <p>Darum/ wer &#x017F;ich in den ehe&#x017F;tand Chri&#x017F;ti be-<lb/>
geben will/ muß &#x017F;ein hertze vor manns-und<lb/>
weibsbildern verwahren.</p><lb/>
              <p>Wer &#x017F;ich an den Sohn der ewigkeit halten<lb/>
und ihm vertrauen will/ der muß von dem<lb/>
&#x017F;ohn deß teuffels außgehen und ihm miß-<lb/>
trauen.</p><lb/>
              <p>Wer &#x017F;ich willzum neuen men&#x017F;chen begeben/<lb/>
der kan dem alten nicht mehr leben.</p><lb/>
              <p>Wer nicht &#x017F;terben/ &#x017F;ondern leben will/ der<note place="right">Der<lb/>
&#x017F;chlangen<lb/>
ange &#x017F;icht<lb/>
i&#x017F;t die<lb/>
&#x017F;u&#x0364;nde.</note><lb/>
muß vorm tode fliehen und &#x017F;ich hu&#x0364;ten/ und &#x017F;ich<lb/>
von der &#x017F;chlangen ange&#x017F;ichte wenden.</p><lb/>
              <p>Die warheit u&#x0364;berwindet und gehet u&#x0364;ber al-<lb/>
les. Wer darzu kommen oder darmit vereini-<lb/>
get i&#x017F;t/ der wird frey. Und darnach kan er frey<lb/>
machen/ annehmen/ behalten/ heyl geben und<lb/>
be&#x017F;chirmen/ wen er will/ ehe aber hat er keine<lb/>
macht an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ wie viel weniger an einem<lb/>
andern.</p><lb/>
              <p>Wer &#x017F;ich mit dem ge&#x017F;cho&#x0364;pff oder erden ein-<lb/>
verleibet/ der &#x017F;chneidet &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t von dem<lb/>
Scho&#x0364;pffer deß himmels ab.</p><lb/>
              <p>Darum &#x017F;ind das keine men&#x017F;chen/ die au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Chri&#x017F;to &#x017F;tehen/ und nicht nach dem Gei&#x017F;te in al-<lb/>
len worten GOttes leben/ &#x017F;intemal &#x017F;ie wie die<lb/>
be&#x017F;tien nur ihrer natur folgen/ und den himmli-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;egen mit E&#x017F;au davor hingeben. Hat<lb/>
nun jemand die gerechtigkeit und ein frommle-<lb/>
ben lieb/ der arbeite nach der weißheit/ &#x017F;ie hat<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e tugenden; dann &#x017F;ie lehret reinigkeit/ vor-<lb/>
&#x017F;ichtigkeit/ gerechtigkeit und alle tugend/ &#x017F;o daß<lb/>
der men&#x017F;ch in &#x017F;einem leben nichts nu&#x0364;tzlichers<lb/>
haben mag dann die weißheit; &#x017F;ie wird aber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0624] Th. IV. Sect. II. Num. XLII. Dav. Jor. traur. klage uͤber deß men chen verderb. Dann wer des HERRN furcht/ ſeines mannes treue/ liebe/ ehre und krone verlaͤſſet/ ſeiner ſtimme ungehorſam/ und nicht gleich ge- ſinnet/ ſondern mit der fremden (der huren) einſtimmig iſt/ der gehet in ein fremdes wort/ geiſt und erkaͤntnis ein/ und von ſeines HErrn oder mannes wort/ geiſt und erkaͤntnis aus/ womit deſſelben liebe/ einigkeit und friede er- ſtirbet/ und diß angenommene viel lebendiger und feſter eingepflantzet und mit ihr verei- niget wird. Jch rede von Chriſto und denen die von ihm abfallen/ und wozu es endlich mit ihnen kommt/ weil ſie ſich nicht an ihm allein wollen vergnuͤgen laſſen/ ſondern lieber ein huren-hertz haben. Solche verlanget der HERR (ihr mann) nicht/ wie auch ſie ſeiner nicht verlangen/ als geſchrieben ſte- het. Vor denſelben wiedrigen geiſt und verkehr- ten art habt ihr euch alle ſicherlich in euch zu huͤ- ten/ ihr/ die ihr menſchlicher weiſe vom wei- be gebohren und darinnen auffgewachſen befin- det/ nemlich am allermeiſten/ wann euere augen durch das guͤtige wort erleuchtet und eu- re geſichte unterſcheid/ erkaͤntnis und ver- ſtand deß fleiſches oder deß uͤbels bekommen. Dann ich will euch das ſagen: ſtrecket ihr eu- re hand muthwillig umb der gegenwaͤrtigen luſt und lebens willen am meiſten darnach aus/ ſo werdet ihr deß todes ſterben/ ja ich ſage es euch/ als ein wort deß HERRN/ ihr muͤſ- ſet deß todes ſterben. Worinn aber oder wor- aus meynet ihr wol? nemlich im erkaͤntnis und verſtaͤndnis euerer ſelbſt/ die euch von GOTTES gnaden durch die anweiſung deß erkaͤntnis und willens GOTTES zu der hoͤchſten gerechtigkeit deß lebens in gehorſam der warheit bringen/ oder ſo ihr ſelbe verwegert und in euch ſchaͤndet/ umb der ſchwerſten ſuͤnde willen biß auff den tod leiden ſollet. Dann ſo man die ſuͤnde nicht erkennet/ ſo toͤdtet ſie wegen deß liebhabenden barmhertzi- gen GOTTES nicht in ewigkeit; inglei- chen hilfft die gerechtigkeit nicht zum leben der e- wigkeit deme/ der ſie unwiſſend mit unver- ſtand ohne gehorſam thun wolte. Aber wer ſie auß wahrer erkaͤntnis in anreitzung der ſuͤn- den mit unterſcheid willig und verſtaͤndlich uͤ- ber die ungerechtigkeit (das boͤſe oder falſche wort) erwehlet und lieber thut/ und dannoch wiſſendlich darum leiden muß/ der gehet zur rechten thuͤr in das leben ein. Hieher gehoͤren die worte im wahren verſtande: Dich/ o GOTT/ kennen/ iſt eine vollkomme- ne gerechtigkeit/ und dein wort der ge- rechtigkeit und krafft wiſſen/ iſt die wurtzel der unſterblichkeit. Daraus dann gewißlich folget/ ſo es die geſchriebene Schrifft waͤre/ ſo haͤtten alle/ die ſie wiſſen und leſen moͤgen/ die wurtzel der unſterblichkeit in ihrer erkaͤntnis empfangen/ und die gerech- tigkeit vollkoͤmmlich erobert. Sap. XV. 3. Darum iſt das in dem ſinn und krafft deß Geiſtes und der warheit verborgen/ daß der jenige/ der ſich dieſer angebotenen wahren/ rechten erkaͤntnis wegert/ und im gegentheil des teuffels erkaͤntnis und luſt beliebet/ in die vollkommene ſuͤnde zum tode eingehet/ und weil er ſein boͤſes wort/ art und geiſt der krafft mit beliebung kennet/ das ewige ſterben/ lei- den und verderben uͤber ihn kommt/ allwo nimmermehr ruhe und friede/ ſondern allzeit und ewiglich weinen der augen und zaͤhn-knir- ſchen und klappern ſeyn wird. Seyd gutwil- lig. GOTT wird uns alle bewahren. Wer ohren hat zu hoͤren/ der hoͤre und mercke dar- auff. Chriſtus der weg/ die warheit und das leben wird euch erſchei- nen. Amen. ENDE. Außgegangen im Julio 1547. Einigeſchoͤne nachdruͤckliche ſpruͤche. Alle die/ welche ihr hertz an einen menſchen haͤngen/ die gehen von GOtt ab. Wer ein weib heyrathet auſſer der liebe der weißheit/ der mißtrauet GOtt. Welche weibs-perſon einen mann im fleiſch auſſer Chriſto ſuchet und begehret/ die gehet verlohren. Die ſich verbinden mit fleiſch und blut/ die verleugnen den Geiſt/ und handeln wider den Vater. Alle die/ ſo mit den menſchenkindern ſich ver- einigen/ die werden mit den kindern Gottes un- eins. Wer zweyen Herren/ die einander zuwider/ zugleich dienen will/ dem wird endlich von bey- den uͤbel gelohnet. Darum/ wer ſich in den eheſtand Chriſti be- geben will/ muß ſein hertze vor manns-und weibsbildern verwahren. Wer ſich an den Sohn der ewigkeit halten und ihm vertrauen will/ der muß von dem ſohn deß teuffels außgehen und ihm miß- trauen. Wer ſich willzum neuen menſchen begeben/ der kan dem alten nicht mehr leben. Wer nicht ſterben/ ſondern leben will/ der muß vorm tode fliehen und ſich huͤten/ und ſich von der ſchlangen angeſichte wenden. Der ſchlangen ange ſicht iſt die ſuͤnde. Die warheit uͤberwindet und gehet uͤber al- les. Wer darzu kommen oder darmit vereini- get iſt/ der wird frey. Und darnach kan er frey machen/ annehmen/ behalten/ heyl geben und beſchirmen/ wen er will/ ehe aber hat er keine macht an ſich ſelbſt/ wie viel weniger an einem andern. Wer ſich mit dem geſchoͤpff oder erden ein- verleibet/ der ſchneidet ſich ſelbſt von dem Schoͤpffer deß himmels ab. Darum ſind das keine menſchen/ die auſſer Chriſto ſtehen/ und nicht nach dem Geiſte in al- len worten GOttes leben/ ſintemal ſie wie die beſtien nur ihrer natur folgen/ und den himmli- ſchen ſegen mit Eſau davor hingeben. Hat nun jemand die gerechtigkeit und ein frommle- ben lieb/ der arbeite nach der weißheit/ ſie hat groſſe tugenden; dann ſie lehret reinigkeit/ vor- ſichtigkeit/ gerechtigkeit und alle tugend/ ſo daß der menſch in ſeinem leben nichts nuͤtzlichers haben mag dann die weißheit; ſie wird aber nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/624
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/624>, abgerufen am 22.12.2024.