Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

und in CHristum einfliessen müsse.
[Spaltenumbruch] bens kommen wollet: Höret mich euren
Vater/ und die Lehrmeisterin/ eure mut-
ter/ die weißheit/ mercket genau drauff/
haltet eure ohren niederwarts/ und beu-
get euer hertze zum verstande/ damit
eure seele durch mein rechtes wahres
erkäntnis das leben empfange und dem
Tod entkommen möge/ nach dem wil-
len und wohlgefallen GOttes durch
CHristum über all gebenedeyet in ewig-
keit.

Das laß ich euch aus liebe zur seligkeit
und preiß GOTTES wissen/ daß ihr euch zu
dieser zeit von der sünden der letzten zeit nicht ge-
fangen nehmen oder überziehen lasset/ denn es
ist ihr nun (nicht wie in vorigen) viel giffti-
ger/ tödtlicher und schlimmer zu entkommen/
ursache/ weil GOTTES gerechtigkeit und
wahrheit durchgebrochen/ das licht seines er-
käntnisses an den tag kommen und der unter-
scheid des bösen und guten offenbahr worden ist.
Derohalben fallen die menschen in grösser ur-
theil und schuld/ denn die vorige/ die des lichts
des erkäntnisses in seinem unterscheid geman-
gelt oder es nit gewust haben: wie ihr das/ wenn
ihrs bey euch selbst urtheilet/ wohl verstehen
könnet/ daß die Eltern mehr über einen untreu-
en ältern sohn zürnen/ als über einen jungen/
daß ihm auch mehr straffe wegen feiner schuld
zukommt/ als dem jüngern.

Weil denn nun diese welt die vorige in allen
stücken am verstande übertrifft/ und voll er-
käntnis/ spiegel und warnungen ist/ muß
sie dahero desto mehr verweiß und schuld
tragen/ das fehlet euch nicht/ alleine nach dem
Luc. XII.
47.
worte des HERRN/ der gesagt hat/ daß der
viel streiche wird leiden/ der den willen
des HERRN gewust und nicht gethan
hat.
So sehet denn wohl zu/ meine liebe kin-
der/ daß ihr/ weil ihr in der zeit des alterthums
und erkäntnisses seyd/ allerdings nicht sündi-
get/ denn ihre verdammnis ist nun ungleich
grösser und schädlicher als zuvor/ das sag ich
euch: eben wie ein alter/ der einen schwerern fall
thut/ als der jüngere/ auch nicht so wohl zu hei-
len ist als der jüngere/ also wird die sünde zu un-
ser zeit insonderheit nicht von uns so abgenom-
men/ als wohl in den vorigen zeiten.

Die rechte sünde aber/ die da tödtet und ver-
derbt in ewigkeit/ ist/ (daß ihrs wisset) nicht so
plump oder grob/ sondern sehr scharffschneidig/
welche von keinen plumpen/ unverständigen
unwissenden leuten/ als menschlicher weise zu
reden/ von groben fischern/ bauers-volcke und
andern geringen menschen oder kindern/ son-
dern von den geistlosen leuten/ von den hoff-rä-
then/ höfflingen/ edelleuten/ kriegs-leuten und
und andern verschlagenen/ listigen/ subtilen/
schalckhafften/ studierten und behenden hertzen
gethan wird: insonderheit wird sie zu unsrer zeit
von denselben mit dem hertzen/ mit ihrem sinn
und willen mehr in lust und begierde auff einen
tag vollbracht/ als von den rohen und groben/
plumpen und albern gesellen in einem gantzen
jahr/ denn diese kennen die sünde auffs höchste
und beste oder in ihrem heßlichen wesen nit/ wie
könten sie sie denn in dem sinn erfüllen oder ihr zu
willen seyn. Sie sind zwar (es ist wahr) auch
eins mit ihr/ aber nicht so gantz mit dem gesich-
te des erkäntnisses: daher können sie selbe nicht
[Spaltenumbruch] wie ihre art und und krafft ist/ vorbringen oder
mit dem hertzen vollkömmlich thun/ und auch
mit der hand äusserlich beweisen/ wie die klüg-
sten Teuffel und heuchler/ die da schärffer am
gehör/ gesichte/ geruch/ geschmack/ tasten und
fühlen als die andere sind/ welche keine sünde er-
kennen oder vor böse halten/ wenn sie nicht mit
der hand gröblich vollbracht und mit händen
und füssen zu greiffen ist: aber die sünde ist vielNB.
schneller/ und wird eher gethan/ als gesehen.
Jener wird sie auch eher/ gleich wie mit einer na-
delspitzen eine feder zu fühlen ist/ verstehen/ als
dieser mit seinen ellenbogen tasten/ ehe er sie füh-
len oder empfinden solte. Es ist ihr nicht zu ent-
kommen/ als durch die innerliche scharffsichtig-
keit der gutwilligkeit in dem geist des allerhei-
ligsten glaubens. Daher man sich nun (ich sags
euch) vor solchem verderben (wie weit mehr vor
den spitzigen und scharffen als vor den plumpen
und thörichten) hüten muß/ in diesem letztem al-
ter der welt/ als in welchemdie alte schlange/ wel-
che hernach ein grosser Drache mit sieben häub-
tern worden ist/ ihr regiment hat/ nemlich daß
die sünde in dem menschen/ und nicht auffer ihm
versiebenfältiget ist. Der HERR lasse doch
solches erkennen/ damit niemand durch unwis-
senheit verfallen und in jammer kommen möge.
Aber das alles thut der einige Heilige Geist der
ewigen liebe CHristi/ zu dessen zeit/ das sieben-
fältige licht zu kriegen/ wirkommen sind. Alle
sünden/ die in den Vater/ ja in den Sohn
JESUM nach dem fleisch geschehen/ werden
vergeben/ warum? darum/ daß sie solchen un-
terscheid des wahrhafften erkäntnisses nicht ha-
ben/ als in dem ewigen siebenfältigen licht des
wahren Heiligen Geistes CHristi oder art der
vollkommenheit/ in welchen und durch welchen
GOTT die welt oder die menschen hat verneu-
ren/ segnen und benedeyen wollen zu seiner glo-
rie/ damit alle dinge ihre veränderung nach sei-
nem willen bekämen/ deswegen er sein wort ge-
sandt hat.

Darum wer in dem H. Geist sündiget/ dem
solls weder hier noch hernachmals (wie es denen
andern geschehen ist) nicht vergeben werden.
Denn Gott ist nicht ungerecht/ es muß also und
nicht anders seyn. Darum/ ist nun die sünde (das
ihr wisset) nicht gleich/ so müssen die sünder auch
unterschiedlich und nicht einerley oder gleich
gros seyn. Und diß zeiget der HErr klar an mitMatt. XII.
45.

der einigen parabel von dem starcken/ der über-
wunden und ausgetrieben worden/ und wenn er
weggehet/ sieben ärgere geister mit sich bringet/
und mit den pallast oder hauß (aus welchem er
getrieben worden/ so ers nicht besetzet und die
stätte wohl bewahret/ sondern leer findet) wie-
derum ein/ daher denn der letzte irrthum oder
thorheit viel grösser ist/ als der erste/ spricht der
HErr. Diese worte des letzten irrthums zeigen
uns das grösseste übel oder die meiste sünde an/
besonders durch das alter und durch die grösse
des abgründlichen erkäntnisses/ da sich die kräff-
te und tieffen der höllen auffthun/ in welchen
die allergrössesten/ tödtlichsten und dicksten
finsternissen gegründet sind/ und die grösseste
boßheit drauß auffsteiget: darinn denn einer
oder der andere gefallene lieget oder gezogen
wird/ und jeder nach seiner geburth seine ver-
dammnis oder seligkeit hat.

Denn gleichwie die hölle ihre graden oder

stuffen
A. K. H. Vierter Theil. Z z 2

und in CHriſtum einflieſſen muͤſſe.
[Spaltenumbruch] bens kommen wollet: Hoͤret mich euren
Vater/ und die Lehrmeiſterin/ eure mut-
ter/ die weißheit/ mercket genau drauff/
haltet eure ohren niederwarts/ und beu-
get euer hertze zum verſtande/ damit
eure ſeele durch mein rechtes wahres
erkaͤntnis das leben empfange und dem
Tod entkommen moͤge/ nach dem wil-
len und wohlgefallen GOttes durch
CHriſtum uͤber all gebenedeyet in ewig-
keit.

Das laß ich euch aus liebe zur ſeligkeit
und preiß GOTTES wiſſen/ daß ihr euch zu
dieſer zeit von der ſuͤnden der letzten zeit nicht ge-
fangen nehmen oder uͤberziehen laſſet/ denn es
iſt ihr nun (nicht wie in vorigen) viel giffti-
ger/ toͤdtlicher und ſchlimmer zu entkommen/
urſache/ weil GOTTES gerechtigkeit und
wahrheit durchgebrochen/ das licht ſeines er-
kaͤntniſſes an den tag kommen und der unter-
ſcheid des boͤſen und guten offenbahr worden iſt.
Derohalben fallen die menſchen in groͤſſer ur-
theil und ſchuld/ denn die vorige/ die des lichts
des erkaͤntniſſes in ſeinem unterſcheid geman-
gelt oder es nit gewuſt haben: wie ihr das/ weñ
ihrs bey euch ſelbſt urtheilet/ wohl verſtehen
koͤnnet/ daß die Eltern mehr uͤber einen untreu-
en aͤltern ſohn zuͤrnen/ als uͤber einen jungen/
daß ihm auch mehr ſtraffe wegen feiner ſchuld
zukommt/ als dem juͤngern.

Weil denn nun dieſe welt die vorige in allen
ſtuͤcken am verſtande uͤbertrifft/ und voll er-
kaͤntnis/ ſpiegel und warnungen iſt/ muß
ſie dahero deſto mehr verweiß und ſchuld
tragen/ das fehlet euch nicht/ alleine nach dem
Luc. XII.
47.
worte des HERRN/ der geſagt hat/ daß der
viel ſtreiche wird leiden/ der den willen
des HERRN gewuſt und nicht gethan
hat.
So ſehet denn wohl zu/ meine liebe kin-
der/ daß ihr/ weil ihr in der zeit des alterthums
und erkaͤntniſſes ſeyd/ allerdings nicht ſuͤndi-
get/ denn ihre verdammnis iſt nun ungleich
groͤſſer und ſchaͤdlicher als zuvor/ das ſag ich
euch: eben wie ein alter/ der einen ſchwerern fall
thut/ als der juͤngere/ auch nicht ſo wohl zu hei-
len iſt als der juͤngere/ alſo wird die ſuͤnde zu un-
ſer zeit inſonderheit nicht von uns ſo abgenom-
men/ als wohl in den vorigen zeiten.

Die rechte ſuͤnde aber/ die da toͤdtet und ver-
derbt in ewigkeit/ iſt/ (daß ihrs wiſſet) nicht ſo
plump oder grob/ ſondern ſehr ſcharffſchneidig/
welche von keinen plumpen/ unverſtaͤndigen
unwiſſenden leuten/ als menſchlicher weiſe zu
reden/ von groben fiſchern/ bauers-volcke und
andern geringen menſchen oder kindern/ ſon-
dern von den geiſtloſen leuten/ von den hoff-raͤ-
then/ hoͤfflingen/ edelleuten/ kriegs-leuten und
und andern verſchlagenen/ liſtigen/ ſubtilen/
ſchalckhafften/ ſtudierten und behenden hertzen
gethan wird: inſonderheit wird ſie zu unſrer zeit
von denſelben mit dem hertzen/ mit ihrem ſinn
und willen mehr in luſt und begierde auff einen
tag vollbracht/ als von den rohen und groben/
plumpen und albern geſellen in einem gantzen
jahr/ denn dieſe kennen die ſuͤnde auffs hoͤchſte
und beſte oder in ihrem heßlichen weſen nit/ wie
koͤnten ſie ſie deñ in dem ſinn erfuͤllen oder ihr zu
willen ſeyn. Sie ſind zwar (es iſt wahr) auch
eins mit ihr/ aber nicht ſo gantz mit dem geſich-
te des erkaͤntniſſes: daher koͤnnen ſie ſelbe nicht
[Spaltenumbruch] wie ihre art und und krafft iſt/ vorbringen oder
mit dem hertzen vollkoͤmmlich thun/ und auch
mit der hand aͤuſſerlich beweiſen/ wie die kluͤg-
ſten Teuffel und heuchler/ die da ſchaͤrffer am
gehoͤr/ geſichte/ geruch/ geſchmack/ taſten und
fuͤhlen als die andere ſind/ welche keine ſuͤnde er-
kennen oder vor boͤſe halten/ wenn ſie nicht mit
der hand groͤblich vollbracht und mit haͤnden
und fuͤſſen zu greiffen iſt: aber die ſuͤnde iſt vielNB.
ſchneller/ und wird eher gethan/ als geſehen.
Jener wird ſie auch eher/ gleich wie mit einer na-
delſpitzen eine feder zu fuͤhlen iſt/ verſtehen/ als
dieſer mit ſeinen ellenbogen taſten/ ehe er ſie fuͤh-
len oder empfinden ſolte. Es iſt ihr nicht zu ent-
kommen/ als durch die innerliche ſcharffſichtig-
keit der gutwilligkeit in dem geiſt des allerhei-
ligſten glaubens. Daher man ſich nun (ich ſags
euch) vor ſolchem verderben (wie weit mehr vor
den ſpitzigen und ſcharffen als vor den plumpen
und thoͤrichten) huͤten muß/ in dieſem letztem al-
ter der welt/ als in welchemdie alte ſchlange/ wel-
che hernach ein groſſer Drache mit ſieben haͤub-
tern worden iſt/ ihr regiment hat/ nemlich daß
die ſuͤnde in dem menſchen/ und nicht auffer ihm
verſiebenfaͤltiget iſt. Der HERR laſſe doch
ſolches erkennen/ damit niemand durch unwiſ-
ſenheit verfallen und in jammer kommen moͤge.
Aber das alles thut der einige Heilige Geiſt der
ewigen liebe CHriſti/ zu deſſen zeit/ das ſieben-
faͤltige licht zu kriegen/ wirkommen ſind. Alle
ſuͤnden/ die in den Vater/ ja in den Sohn
JESUM nach dem fleiſch geſchehen/ werden
vergeben/ warum? darum/ daß ſie ſolchen un-
terſcheid des wahrhafften erkaͤntniſſes nicht ha-
ben/ als in dem ewigen ſiebenfaͤltigen licht des
wahren Heiligen Geiſtes CHriſti oder art der
vollkommenheit/ in welchen und durch welchen
GOTT die welt oder die menſchen hat verneu-
ren/ ſegnen und benedeyen wollen zu ſeiner glo-
rie/ damit alle dinge ihre veraͤnderung nach ſei-
nem willen bekaͤmen/ deswegen er ſein wort ge-
ſandt hat.

Darum wer in dem H. Geiſt ſuͤndiget/ dem
ſolls weder hier noch hernachmals (wie es denen
andern geſchehen iſt) nicht vergeben werden.
Denn Gott iſt nicht ungerecht/ es muß alſo und
nicht anders ſeyn. Darum/ iſt nun die ſuͤnde (das
ihr wiſſet) nicht gleich/ ſo muͤſſen die ſuͤnder auch
unterſchiedlich und nicht einerley oder gleich
gros ſeyn. Und diß zeiget der HErr klar an mitMatt. XII.
45.

der einigen parabel von dem ſtarcken/ der uͤber-
wunden und ausgetrieben worden/ und wenn er
weggehet/ ſieben aͤrgere geiſter mit ſich bringet/
und mit den pallaſt oder hauß (aus welchem er
getrieben worden/ ſo ers nicht beſetzet und die
ſtaͤtte wohl bewahret/ ſondern leer findet) wie-
derum ein/ daher denn der letzte irrthum oder
thorheit viel groͤſſer iſt/ als der erſte/ ſpricht der
HErr. Dieſe worte des letzten irrthums zeigen
uns das groͤſſeſte uͤbel oder die meiſte ſuͤnde an/
beſonders durch das alter und durch die groͤſſe
des abgruͤndlichen erkaͤntniſſes/ da ſich die kraͤff-
te und tieffen der hoͤllen auffthun/ in welchen
die allergroͤſſeſten/ toͤdtlichſten und dickſten
finſterniſſen gegruͤndet ſind/ und die groͤſſeſte
boßheit drauß auffſteiget: darinn denn einer
oder der andere gefallene lieget oder gezogen
wird/ und jeder nach ſeiner geburth ſeine ver-
dammnis oder ſeligkeit hat.

Denn gleichwie die hoͤlle ihre graden oder

ſtuffen
A. K. H. Vierter Theil. Z z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p>
                <pb facs="#f0659" n="363"/>
                <fw place="top" type="header">und in CHri&#x017F;tum einflie&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</fw><lb/>
                <cb/> <hi rendition="#fr">bens kommen wollet: Ho&#x0364;ret mich euren<lb/>
Vater/ und die Lehrmei&#x017F;terin/ eure mut-<lb/>
ter/ die weißheit/ mercket genau drauff/<lb/>
haltet eure ohren niederwarts/ und beu-<lb/>
get euer hertze zum ver&#x017F;tande/ damit<lb/>
eure &#x017F;eele durch mein rechtes wahres<lb/>
erka&#x0364;ntnis das leben empfange und dem<lb/>
Tod entkommen mo&#x0364;ge/ nach dem wil-<lb/>
len und wohlgefallen GOttes durch<lb/>
CHri&#x017F;tum u&#x0364;ber all gebenedeyet in ewig-<lb/>
keit.</hi> </p><lb/>
              <p>Das laß ich euch aus liebe zur &#x017F;eligkeit<lb/>
und preiß GOTTES wi&#x017F;&#x017F;en/ daß ihr euch zu<lb/>
die&#x017F;er zeit von der &#x017F;u&#x0364;nden der letzten zeit nicht ge-<lb/>
fangen nehmen oder u&#x0364;berziehen la&#x017F;&#x017F;et/ denn es<lb/>
i&#x017F;t ihr nun (nicht wie in vorigen) viel giffti-<lb/>
ger/ to&#x0364;dtlicher und &#x017F;chlimmer zu entkommen/<lb/>
ur&#x017F;ache/ weil GOTTES gerechtigkeit und<lb/>
wahrheit durchgebrochen/ das licht &#x017F;eines er-<lb/>
ka&#x0364;ntni&#x017F;&#x017F;es an den tag kommen und der unter-<lb/>
&#x017F;cheid des bo&#x0364;&#x017F;en und guten offenbahr worden i&#x017F;t.<lb/>
Derohalben fallen die men&#x017F;chen in gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er ur-<lb/>
theil und &#x017F;chuld/ denn die vorige/ die des lichts<lb/>
des erka&#x0364;ntni&#x017F;&#x017F;es in &#x017F;einem unter&#x017F;cheid geman-<lb/>
gelt oder es nit gewu&#x017F;t haben: wie ihr das/ wen&#x0303;<lb/>
ihrs bey euch &#x017F;elb&#x017F;t urtheilet/ wohl ver&#x017F;tehen<lb/>
ko&#x0364;nnet/ daß die Eltern mehr u&#x0364;ber einen untreu-<lb/>
en a&#x0364;ltern &#x017F;ohn zu&#x0364;rnen/ als u&#x0364;ber einen jungen/<lb/>
daß ihm auch mehr &#x017F;traffe wegen feiner &#x017F;chuld<lb/>
zukommt/ als dem ju&#x0364;ngern.</p><lb/>
              <p>Weil denn nun die&#x017F;e welt die vorige in allen<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;cken am ver&#x017F;tande u&#x0364;bertrifft/ und voll er-<lb/>
ka&#x0364;ntnis/ &#x017F;piegel und warnungen i&#x017F;t/ muß<lb/>
&#x017F;ie dahero de&#x017F;to mehr verweiß und &#x017F;chuld<lb/>
tragen/ das fehlet euch nicht/ alleine nach dem<lb/><note place="left">Luc. <hi rendition="#aq">XII.</hi><lb/>
47.</note>worte des HERRN/ der ge&#x017F;agt hat/ daß <hi rendition="#fr">der<lb/>
viel &#x017F;treiche wird leiden/ der den willen<lb/>
des HERRN gewu&#x017F;t und nicht gethan<lb/>
hat.</hi> So &#x017F;ehet denn wohl zu/ meine liebe kin-<lb/>
der/ daß ihr/ weil ihr in der zeit des alterthums<lb/>
und erka&#x0364;ntni&#x017F;&#x017F;es &#x017F;eyd/ allerdings nicht &#x017F;u&#x0364;ndi-<lb/>
get/ denn ihre verdammnis i&#x017F;t nun ungleich<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und &#x017F;cha&#x0364;dlicher als zuvor/ das &#x017F;ag ich<lb/>
euch: eben wie ein alter/ der einen &#x017F;chwerern fall<lb/>
thut/ als der ju&#x0364;ngere/ auch nicht &#x017F;o wohl zu hei-<lb/>
len i&#x017F;t als der ju&#x0364;ngere/ al&#x017F;o wird die &#x017F;u&#x0364;nde zu un-<lb/>
&#x017F;er zeit in&#x017F;onderheit nicht von uns &#x017F;o abgenom-<lb/>
men/ als wohl in den vorigen zeiten.</p><lb/>
              <p>Die rechte &#x017F;u&#x0364;nde aber/ die da to&#x0364;dtet und ver-<lb/>
derbt in ewigkeit/ i&#x017F;t/ (daß ihrs wi&#x017F;&#x017F;et) nicht &#x017F;o<lb/>
plump oder grob/ &#x017F;ondern &#x017F;ehr &#x017F;charff&#x017F;chneidig/<lb/>
welche von keinen plumpen/ unver&#x017F;ta&#x0364;ndigen<lb/>
unwi&#x017F;&#x017F;enden leuten/ als men&#x017F;chlicher wei&#x017F;e zu<lb/>
reden/ von groben fi&#x017F;chern/ bauers-volcke und<lb/>
andern geringen men&#x017F;chen oder kindern/ &#x017F;on-<lb/>
dern von den gei&#x017F;tlo&#x017F;en leuten/ von den hoff-ra&#x0364;-<lb/>
then/ ho&#x0364;fflingen/ edelleuten/ kriegs-leuten und<lb/>
und andern ver&#x017F;chlagenen/ li&#x017F;tigen/ &#x017F;ubtilen/<lb/>
&#x017F;chalckhafften/ &#x017F;tudierten und behenden hertzen<lb/>
gethan wird: in&#x017F;onderheit wird &#x017F;ie zu un&#x017F;rer zeit<lb/>
von den&#x017F;elben mit dem hertzen/ mit ihrem &#x017F;inn<lb/>
und willen mehr in lu&#x017F;t und begierde auff einen<lb/>
tag vollbracht/ als von den rohen und groben/<lb/>
plumpen und albern ge&#x017F;ellen in einem gantzen<lb/>
jahr/ denn die&#x017F;e kennen die &#x017F;u&#x0364;nde auffs ho&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
und be&#x017F;te oder in ihrem heßlichen we&#x017F;en nit/ wie<lb/>
ko&#x0364;nten &#x017F;ie &#x017F;ie den&#x0303; in dem &#x017F;inn erfu&#x0364;llen oder ihr zu<lb/>
willen &#x017F;eyn. Sie &#x017F;ind zwar (es i&#x017F;t wahr) auch<lb/>
eins mit ihr/ aber nicht &#x017F;o gantz mit dem ge&#x017F;ich-<lb/>
te des erka&#x0364;ntni&#x017F;&#x017F;es: daher ko&#x0364;nnen &#x017F;ie &#x017F;elbe nicht<lb/><cb/>
wie ihre art und und krafft i&#x017F;t/ vorbringen oder<lb/>
mit dem hertzen vollko&#x0364;mmlich thun/ und auch<lb/>
mit der hand a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich bewei&#x017F;en/ wie die klu&#x0364;g-<lb/>
&#x017F;ten Teuffel und heuchler/ die da &#x017F;cha&#x0364;rffer am<lb/>
geho&#x0364;r/ ge&#x017F;ichte/ geruch/ ge&#x017F;chmack/ ta&#x017F;ten und<lb/>
fu&#x0364;hlen als die andere &#x017F;ind/ welche keine &#x017F;u&#x0364;nde er-<lb/>
kennen oder vor bo&#x0364;&#x017F;e halten/ wenn &#x017F;ie nicht mit<lb/>
der hand gro&#x0364;blich vollbracht und mit ha&#x0364;nden<lb/>
und fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zu greiffen i&#x017F;t: aber die &#x017F;u&#x0364;nde i&#x017F;t viel<note place="right"><hi rendition="#aq">NB.</hi></note><lb/>
&#x017F;chneller/ und wird eher gethan/ als ge&#x017F;ehen.<lb/>
Jener wird &#x017F;ie auch eher/ gleich wie mit einer na-<lb/>
del&#x017F;pitzen eine feder zu fu&#x0364;hlen i&#x017F;t/ ver&#x017F;tehen/ als<lb/>
die&#x017F;er mit &#x017F;einen ellenbogen ta&#x017F;ten/ ehe er &#x017F;ie fu&#x0364;h-<lb/>
len oder empfinden &#x017F;olte. Es i&#x017F;t ihr nicht zu ent-<lb/>
kommen/ als durch die innerliche &#x017F;charff&#x017F;ichtig-<lb/>
keit der gutwilligkeit in dem gei&#x017F;t des allerhei-<lb/>
lig&#x017F;ten glaubens. Daher man &#x017F;ich nun (ich &#x017F;ags<lb/>
euch) vor &#x017F;olchem verderben (wie weit mehr vor<lb/>
den &#x017F;pitzigen und &#x017F;charffen als vor den plumpen<lb/>
und tho&#x0364;richten) hu&#x0364;ten muß/ in die&#x017F;em letztem al-<lb/>
ter der welt/ als in welchemdie alte &#x017F;chlange/ wel-<lb/>
che hernach ein gro&#x017F;&#x017F;er Drache mit &#x017F;ieben ha&#x0364;ub-<lb/>
tern worden i&#x017F;t/ ihr regiment hat/ nemlich daß<lb/>
die &#x017F;u&#x0364;nde in dem men&#x017F;chen/ und nicht auffer ihm<lb/>
ver&#x017F;iebenfa&#x0364;ltiget i&#x017F;t. Der HERR la&#x017F;&#x017F;e doch<lb/>
&#x017F;olches erkennen/ damit niemand durch unwi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enheit verfallen und in jammer kommen mo&#x0364;ge.<lb/>
Aber das alles thut der einige Heilige Gei&#x017F;t der<lb/>
ewigen liebe CHri&#x017F;ti/ zu de&#x017F;&#x017F;en zeit/ das &#x017F;ieben-<lb/>
fa&#x0364;ltige licht zu kriegen/ wirkommen &#x017F;ind. Alle<lb/>
&#x017F;u&#x0364;nden/ die in den Vater/ ja in den Sohn<lb/>
JESUM nach dem flei&#x017F;ch ge&#x017F;chehen/ werden<lb/>
vergeben/ warum? darum/ daß &#x017F;ie &#x017F;olchen un-<lb/>
ter&#x017F;cheid des wahrhafften erka&#x0364;ntni&#x017F;&#x017F;es nicht ha-<lb/>
ben/ als in dem ewigen &#x017F;iebenfa&#x0364;ltigen licht des<lb/>
wahren Heiligen Gei&#x017F;tes CHri&#x017F;ti oder art der<lb/>
vollkommenheit/ in welchen und durch welchen<lb/>
GOTT die welt oder die men&#x017F;chen hat verneu-<lb/>
ren/ &#x017F;egnen und benedeyen wollen zu &#x017F;einer glo-<lb/>
rie/ damit alle dinge ihre vera&#x0364;nderung nach &#x017F;ei-<lb/>
nem willen beka&#x0364;men/ deswegen er &#x017F;ein wort ge-<lb/>
&#x017F;andt hat.</p><lb/>
              <p>Darum wer in dem H. Gei&#x017F;t &#x017F;u&#x0364;ndiget/ dem<lb/>
&#x017F;olls weder hier noch hernachmals (wie es denen<lb/>
andern ge&#x017F;chehen i&#x017F;t) nicht vergeben werden.<lb/>
Denn Gott i&#x017F;t nicht ungerecht/ es muß al&#x017F;o und<lb/>
nicht anders &#x017F;eyn. Darum/ i&#x017F;t nun die &#x017F;u&#x0364;nde (das<lb/>
ihr wi&#x017F;&#x017F;et) nicht gleich/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die &#x017F;u&#x0364;nder auch<lb/>
unter&#x017F;chiedlich und nicht einerley oder gleich<lb/>
gros &#x017F;eyn. Und diß zeiget der HErr klar an mit<note place="right">Matt. <hi rendition="#aq">XII.</hi><lb/>
45.</note><lb/>
der einigen parabel von dem &#x017F;tarcken/ der u&#x0364;ber-<lb/>
wunden und ausgetrieben worden/ und wenn er<lb/>
weggehet/ &#x017F;ieben a&#x0364;rgere gei&#x017F;ter mit &#x017F;ich bringet/<lb/>
und mit den palla&#x017F;t oder hauß (aus welchem er<lb/>
getrieben worden/ &#x017F;o ers nicht be&#x017F;etzet und die<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;tte wohl bewahret/ &#x017F;ondern leer findet) wie-<lb/>
derum ein/ daher denn der letzte irrthum oder<lb/>
thorheit viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t/ als der er&#x017F;te/ &#x017F;pricht der<lb/>
HErr. Die&#x017F;e worte des letzten irrthums zeigen<lb/>
uns das gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te u&#x0364;bel oder die mei&#x017F;te &#x017F;u&#x0364;nde an/<lb/>
be&#x017F;onders durch das alter und durch die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
des abgru&#x0364;ndlichen erka&#x0364;ntni&#x017F;&#x017F;es/ da &#x017F;ich die kra&#x0364;ff-<lb/>
te und tieffen der ho&#x0364;llen auffthun/ in welchen<lb/>
die allergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten/ to&#x0364;dtlich&#x017F;ten und dick&#x017F;ten<lb/>
fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en gegru&#x0364;ndet &#x017F;ind/ und die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te<lb/>
boßheit drauß auff&#x017F;teiget: darinn denn einer<lb/>
oder der andere gefallene lieget oder gezogen<lb/>
wird/ und jeder nach &#x017F;einer geburth &#x017F;eine ver-<lb/>
dammnis oder &#x017F;eligkeit hat.</p><lb/>
              <p>Denn gleichwie die ho&#x0364;lle ihre graden oder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Vierter Theil.</hi> Z z 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tuffen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0659] und in CHriſtum einflieſſen muͤſſe. bens kommen wollet: Hoͤret mich euren Vater/ und die Lehrmeiſterin/ eure mut- ter/ die weißheit/ mercket genau drauff/ haltet eure ohren niederwarts/ und beu- get euer hertze zum verſtande/ damit eure ſeele durch mein rechtes wahres erkaͤntnis das leben empfange und dem Tod entkommen moͤge/ nach dem wil- len und wohlgefallen GOttes durch CHriſtum uͤber all gebenedeyet in ewig- keit. Das laß ich euch aus liebe zur ſeligkeit und preiß GOTTES wiſſen/ daß ihr euch zu dieſer zeit von der ſuͤnden der letzten zeit nicht ge- fangen nehmen oder uͤberziehen laſſet/ denn es iſt ihr nun (nicht wie in vorigen) viel giffti- ger/ toͤdtlicher und ſchlimmer zu entkommen/ urſache/ weil GOTTES gerechtigkeit und wahrheit durchgebrochen/ das licht ſeines er- kaͤntniſſes an den tag kommen und der unter- ſcheid des boͤſen und guten offenbahr worden iſt. Derohalben fallen die menſchen in groͤſſer ur- theil und ſchuld/ denn die vorige/ die des lichts des erkaͤntniſſes in ſeinem unterſcheid geman- gelt oder es nit gewuſt haben: wie ihr das/ weñ ihrs bey euch ſelbſt urtheilet/ wohl verſtehen koͤnnet/ daß die Eltern mehr uͤber einen untreu- en aͤltern ſohn zuͤrnen/ als uͤber einen jungen/ daß ihm auch mehr ſtraffe wegen feiner ſchuld zukommt/ als dem juͤngern. Weil denn nun dieſe welt die vorige in allen ſtuͤcken am verſtande uͤbertrifft/ und voll er- kaͤntnis/ ſpiegel und warnungen iſt/ muß ſie dahero deſto mehr verweiß und ſchuld tragen/ das fehlet euch nicht/ alleine nach dem worte des HERRN/ der geſagt hat/ daß der viel ſtreiche wird leiden/ der den willen des HERRN gewuſt und nicht gethan hat. So ſehet denn wohl zu/ meine liebe kin- der/ daß ihr/ weil ihr in der zeit des alterthums und erkaͤntniſſes ſeyd/ allerdings nicht ſuͤndi- get/ denn ihre verdammnis iſt nun ungleich groͤſſer und ſchaͤdlicher als zuvor/ das ſag ich euch: eben wie ein alter/ der einen ſchwerern fall thut/ als der juͤngere/ auch nicht ſo wohl zu hei- len iſt als der juͤngere/ alſo wird die ſuͤnde zu un- ſer zeit inſonderheit nicht von uns ſo abgenom- men/ als wohl in den vorigen zeiten. Luc. XII. 47. Die rechte ſuͤnde aber/ die da toͤdtet und ver- derbt in ewigkeit/ iſt/ (daß ihrs wiſſet) nicht ſo plump oder grob/ ſondern ſehr ſcharffſchneidig/ welche von keinen plumpen/ unverſtaͤndigen unwiſſenden leuten/ als menſchlicher weiſe zu reden/ von groben fiſchern/ bauers-volcke und andern geringen menſchen oder kindern/ ſon- dern von den geiſtloſen leuten/ von den hoff-raͤ- then/ hoͤfflingen/ edelleuten/ kriegs-leuten und und andern verſchlagenen/ liſtigen/ ſubtilen/ ſchalckhafften/ ſtudierten und behenden hertzen gethan wird: inſonderheit wird ſie zu unſrer zeit von denſelben mit dem hertzen/ mit ihrem ſinn und willen mehr in luſt und begierde auff einen tag vollbracht/ als von den rohen und groben/ plumpen und albern geſellen in einem gantzen jahr/ denn dieſe kennen die ſuͤnde auffs hoͤchſte und beſte oder in ihrem heßlichen weſen nit/ wie koͤnten ſie ſie deñ in dem ſinn erfuͤllen oder ihr zu willen ſeyn. Sie ſind zwar (es iſt wahr) auch eins mit ihr/ aber nicht ſo gantz mit dem geſich- te des erkaͤntniſſes: daher koͤnnen ſie ſelbe nicht wie ihre art und und krafft iſt/ vorbringen oder mit dem hertzen vollkoͤmmlich thun/ und auch mit der hand aͤuſſerlich beweiſen/ wie die kluͤg- ſten Teuffel und heuchler/ die da ſchaͤrffer am gehoͤr/ geſichte/ geruch/ geſchmack/ taſten und fuͤhlen als die andere ſind/ welche keine ſuͤnde er- kennen oder vor boͤſe halten/ wenn ſie nicht mit der hand groͤblich vollbracht und mit haͤnden und fuͤſſen zu greiffen iſt: aber die ſuͤnde iſt viel ſchneller/ und wird eher gethan/ als geſehen. Jener wird ſie auch eher/ gleich wie mit einer na- delſpitzen eine feder zu fuͤhlen iſt/ verſtehen/ als dieſer mit ſeinen ellenbogen taſten/ ehe er ſie fuͤh- len oder empfinden ſolte. Es iſt ihr nicht zu ent- kommen/ als durch die innerliche ſcharffſichtig- keit der gutwilligkeit in dem geiſt des allerhei- ligſten glaubens. Daher man ſich nun (ich ſags euch) vor ſolchem verderben (wie weit mehr vor den ſpitzigen und ſcharffen als vor den plumpen und thoͤrichten) huͤten muß/ in dieſem letztem al- ter der welt/ als in welchemdie alte ſchlange/ wel- che hernach ein groſſer Drache mit ſieben haͤub- tern worden iſt/ ihr regiment hat/ nemlich daß die ſuͤnde in dem menſchen/ und nicht auffer ihm verſiebenfaͤltiget iſt. Der HERR laſſe doch ſolches erkennen/ damit niemand durch unwiſ- ſenheit verfallen und in jammer kommen moͤge. Aber das alles thut der einige Heilige Geiſt der ewigen liebe CHriſti/ zu deſſen zeit/ das ſieben- faͤltige licht zu kriegen/ wirkommen ſind. Alle ſuͤnden/ die in den Vater/ ja in den Sohn JESUM nach dem fleiſch geſchehen/ werden vergeben/ warum? darum/ daß ſie ſolchen un- terſcheid des wahrhafften erkaͤntniſſes nicht ha- ben/ als in dem ewigen ſiebenfaͤltigen licht des wahren Heiligen Geiſtes CHriſti oder art der vollkommenheit/ in welchen und durch welchen GOTT die welt oder die menſchen hat verneu- ren/ ſegnen und benedeyen wollen zu ſeiner glo- rie/ damit alle dinge ihre veraͤnderung nach ſei- nem willen bekaͤmen/ deswegen er ſein wort ge- ſandt hat. NB. Darum wer in dem H. Geiſt ſuͤndiget/ dem ſolls weder hier noch hernachmals (wie es denen andern geſchehen iſt) nicht vergeben werden. Denn Gott iſt nicht ungerecht/ es muß alſo und nicht anders ſeyn. Darum/ iſt nun die ſuͤnde (das ihr wiſſet) nicht gleich/ ſo muͤſſen die ſuͤnder auch unterſchiedlich und nicht einerley oder gleich gros ſeyn. Und diß zeiget der HErr klar an mit der einigen parabel von dem ſtarcken/ der uͤber- wunden und ausgetrieben worden/ und wenn er weggehet/ ſieben aͤrgere geiſter mit ſich bringet/ und mit den pallaſt oder hauß (aus welchem er getrieben worden/ ſo ers nicht beſetzet und die ſtaͤtte wohl bewahret/ ſondern leer findet) wie- derum ein/ daher denn der letzte irrthum oder thorheit viel groͤſſer iſt/ als der erſte/ ſpricht der HErr. Dieſe worte des letzten irrthums zeigen uns das groͤſſeſte uͤbel oder die meiſte ſuͤnde an/ beſonders durch das alter und durch die groͤſſe des abgruͤndlichen erkaͤntniſſes/ da ſich die kraͤff- te und tieffen der hoͤllen auffthun/ in welchen die allergroͤſſeſten/ toͤdtlichſten und dickſten finſterniſſen gegruͤndet ſind/ und die groͤſſeſte boßheit drauß auffſteiget: darinn denn einer oder der andere gefallene lieget oder gezogen wird/ und jeder nach ſeiner geburth ſeine ver- dammnis oder ſeligkeit hat. Matt. XII. 45. Denn gleichwie die hoͤlle ihre graden oder ſtuffen A. K. H. Vierter Theil. Z z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/659
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/659>, abgerufen am 22.12.2024.