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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung.
[Spaltenumbruch] nicht gutes muths oder als ein wahrer gesand-
ter bequäm dazu fand. Zu dieser zeit giengen
die bücher und brieffe des Münsters vom Ehe-
stand/ Reiche Christi und restitution oder her-
wiederbringung aller dinge aus/ da ward er vo
allen (derer ein grosser hauffe in Wasserland
um des gesandten buchs willen untereinander
versamlet waren) beruffen und nicht ohne ge-
fahr mit geführet/ denn er wuste nicht wie oder
warum. Als er nun daselbst/ wo er sein lebtag
nicht gewesen/ ankommen/ mochte er in die 12.
oder 14. männer allda antreffen/ unter welchen
er etliche kannte/ die endlich ihr wort bey ihm
anbrachten/ von denen dingen/ die sie mit ihn
zu sprechen vorhatten und untereinander ein-
trächtiglich beschliessen wolten/ was in allen
städten zu thun sey. Darauff er geantwortet;
Daß er sich vor keinen solchen lehrer
könte ausgeben oder darein schicken/ er
wolte es von Gott erwarren/
deswegen
sie viel worte/ (die hier zu lang zu erzehlen) mit-
einander gewechselt haben und meist über ihm/
seiner jugend und unerfahrenheit halben be-
kümmert und besorgt waren.

Nach dem essen nun huben sie an das buch
zu lesen/ dabey ein gesandter von Münster war
und fragten ihm über alles kürtzlich/ ob er was
dabey zu sagen hätte. Er aber sprach: Daß
er sich nicht alt und erfahren genug da-
zu erkennte/ es möchte es ein anderer
beantworten/ er könte es nicht billigen/
daß man wolte mit dem schwerdt drein
schlagen.
Auch hatten sie diß auffn tapet/ daß
so jemand seinen bruder gefangen sehe/ solte sein
leben vor ihm lassen und dergleichen treffliche
sprüche mehr. Aber Dav. Jor. antwortete:
Solches stünde ihm nicht frey/ der Herr
Christus wäre ihm auch darinn nicht so
vorgangen/ wäre es auch nicht von den
Aposteln gelehrt/ aber wol das Creutz
zu tragen/ uud alles unrecht zu leiden.

Welches er mit vielen stellen aus der schrifft
dargethan und sprach/ das ist Gottes wort
und das muß seine erfüllung haben. Hat
es nun bey euch seine erfüllung empfan-
gen/ so möget ihr vor euch selbst zusehen/
dis weiß ich/ daß es Gottes wort ist

(sprach er) und das bleibt in ewigkeit.
Darauff antwortete einer/ mit namen Dammas,
wie? Lieber bruder D. J. das ist auch Gottes
wort/ das so wol von den Propheten als Apo-
steln gesprochen ist und bleibt eben auch war-
hafftig in ewigkeit/ was sagstu dazu/ sprach er.
David sprach: Jch sage nichts darwider/
als daß ich dis erst warzunehmen ha-
be/ und vorgehen lassen wil
und derglei-
chen argumenta mehr/ die zu lang fallen möch-
ten zu erzehlen. Darauff antworten diese bald
dis bald das/ daß es ziemlich lang währte/ denn
ein jeder wolte ihm gern am meisten zuwider
seyn; Doch nach ihrem besten verstande und
göttlichen einsicht/ wie etliche hielten und auch
er von ihm selbst besser als er geachtet wurden.
Gleichwol konte David ihnen hierinn nicht bey-
stimmen/ sondern ward endlich gantz stille mit
der condition, er und sie solten GOtt bitten/
daß er ihnen gnade und verstand gebe/ sie wol-
ten dem besten ohne jemands ansehen nach-
folgen.

[Spaltenumbruch]

Hierauff reisete er wieder mit grosser mühe
und geschwindigkeit über das eyß von dannen/
daß er unterwegen bey nahe tod blieb. Wie
es ihm auch unterwegens gangen/ ist nicht al-
les zu erzehlen/ denn er war ein mann von sehr
zarten und schwachen gemüthe und wegen sei-
nes eigenen natürlichen wesens voll sorgen und
angst/ daß er nicht alleine seyn knote. Deswe-
gen man vor rathsam hielte ihn weder auff den
wege noch in der herberge allein zu lässen/ noch
auch zu herbergen wo die andern seine reise ge-
fährten blieben/ weil man sorgte/ er möchte all-
zu viel bekandt werden. Nach diesen ist die sa-
che wieder auffs tapet bracht und von etlichen
gehandhabt worden/ und wiewol er sich davon/
als vom bösen enthielt/ doch aber weder sich
noch andere darinn wegen seiner unerkäntnüß
und unerfahrenheit ohne den Geist der war-
heit verurtheilen wolte noch konte/ ist er doch
mit unter sie gerechnet worden/ ob schon sein
hertz und hand ferne davon war. Als er aber
nun sahe und hörte/ daß es so hinaus lieff/ ge-
fiel es ihm sehr übel/ daß solche hertzen so bald
darinn umbkamen und sehr viel sterben mu-
sten/ weil er wuste/ daß es um ihres eifers wil-
len entstund. Deswegen bat und flehete er ohn
unterlaß/ daß sich doch Gott wolte erbarmen und
verstand und wahre erkäntniß um seines worts
und vieler seelen willen geben/ daß es auff er-
den an allen gutwilligen hertzen frucht schaffen
und also viele seelig werden möchten.

Als diß nun geschehen und verlauffen war/
stund einer aus dem volck aus Poeldyck auff/
ein einfältiger mann (als ich habe sagen hören)
und mit ihm noch 3. oder 4/ gieng im gantzen
lande umher und sagte: Er hätte von dem
Vatter den Geist der krafft dazu empfangen/
daß er bald gegen alle gottlose und muthwilli-
ge bösewichter und insonderheit am hofe im
Haag das unschuldige blut ihrer brüder rächen
und straffe aus üben solte. Wie es aber mit
ihm gangen und sich geendiget/ auch alles was
von ihm und durch ihm gethan ist/ kan man an
dem orte desselben landes von den glaubwürgi-
gen/ die es gehöret und gesehen haben/ erfah-
ren. An diese sandte der gute mann D. J. ei-
nen brieff daß sie sich solcher dinge enthalten sol-
ten/ und remonstrirte ihnen mit worten und
schrifften/ daß sie darinn nicht bestehen wür-
den/ indem sich der eine vor so hoch auffwarff
oder vor einen König ausgab/ wie man sagte/
und wäre ihnen gern vorkommen/ wie er auch
an denen von Hasersou gethan/ und geschrie-
ben hatte/ aber der brieff kam so bald nicht/ so
waren sie schon gefangen genommen/ sie aber
wolten den brieff nicht lesen/ sondern warffen
ihn ins feuer und hatten etliche sprüche darwi-
der/ verachteten ihn und liessen ihm endlich sa-
gen: Gehet hin und saget dem manne D. J.
daß ich zu einem König erkohren und ein herr-
scher und regierer über die gantze welt an Chri-
sti statt seyn soll/ und dergleichen andere worte
mehr.

Einige auch von diesen manne eingenom-
men giengen und stiessen hefftige worte die sie
von ihm gehöret/ gegen dem Dav. Jor. aus/ so
daß auch kein gutwillig einfältig hertze davor
bestehen konte. Aber ehe der morgen kam/

waren

Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beſchreibung.
[Spaltenumbruch] nicht gutes muths oder als ein wahrer geſand-
ter bequaͤm dazu fand. Zu dieſer zeit giengen
die buͤcher und brieffe des Muͤnſters vom Ehe-
ſtand/ Reiche Chriſti und reſtitution oder her-
wiederbringung aller dinge aus/ da ward er võ
allen (derer ein groſſer hauffe in Waſſerland
um des geſandten buchs willen untereinander
verſamlet waren) beruffen und nicht ohne ge-
fahr mit gefuͤhret/ denn er wuſte nicht wie oder
warum. Als er nun daſelbſt/ wo er ſein lebtag
nicht geweſen/ ankommen/ mochte er in die 12.
oder 14. maͤnner allda antreffen/ unter welchen
er etliche kannte/ die endlich ihr wort bey ihm
anbrachten/ von denen dingen/ die ſie mit ihn
zu ſprechen vorhatten und untereinander ein-
traͤchtiglich beſchlieſſen wolten/ was in allen
ſtaͤdten zu thun ſey. Darauff er geantwortet;
Daß er ſich vor keinen ſolchen lehrer
koͤnte ausgeben oder darein ſchicken/ er
wolte es von Gott erwarren/
deswegen
ſie viel worte/ (die hier zu lang zu erzehlen) mit-
einander gewechſelt haben und meiſt uͤber ihm/
ſeiner jugend und unerfahrenheit halben be-
kuͤmmert und beſorgt waren.

Nach dem eſſen nun huben ſie an das buch
zu leſen/ dabey ein geſandter von Muͤnſter war
und fragten ihm uͤber alles kuͤrtzlich/ ob er was
dabey zu ſagen haͤtte. Er aber ſprach: Daß
er ſich nicht alt und erfahren genug da-
zu erkennte/ es moͤchte es ein anderer
beantworten/ er koͤnte es nicht billigen/
daß man wolte mit dem ſchwerdt drein
ſchlagen.
Auch hatten ſie diß auffn tapet/ daß
ſo jemand ſeinen bruder gefangen ſehe/ ſolte ſein
leben vor ihm laſſen und dergleichen treffliche
ſpruͤche mehr. Aber Dav. Jor. antwortete:
Solches ſtuͤnde ihm nicht frey/ der Herr
Chriſtus waͤre ihm auch dariñ nicht ſo
vorgangen/ waͤre es auch nicht von den
Apoſteln gelehrt/ aber wol das Creutz
zu tragen/ uud alles unrecht zu leiden.

Welches er mit vielen ſtellen aus der ſchrifft
dargethan und ſprach/ das iſt Gottes wort
und das muß ſeine erfuͤllung haben. Hat
es nun bey euch ſeine erfuͤllung empfan-
gen/ ſo moͤget ihr vor euch ſelbſt zuſehen/
dis weiß ich/ daß es Gottes wort iſt

(ſprach er) und das bleibt in ewigkeit.
Darauff antwortete einer/ mit namen Dammas,
wie? Lieber bruder D. J. das iſt auch Gottes
wort/ das ſo wol von den Propheten als Apo-
ſteln geſprochen iſt und bleibt eben auch war-
hafftig in ewigkeit/ was ſagſtu dazu/ ſprach er.
David ſprach: Jch ſage nichts darwider/
als daß ich dis erſt warzunehmen ha-
be/ und vorgehen laſſen wil
und derglei-
chen argumenta mehr/ die zu lang fallen moͤch-
ten zu erzehlen. Darauff antworten dieſe bald
dis bald das/ daß es ziemlich lang waͤhrte/ denn
ein jeder wolte ihm gern am meiſten zuwider
ſeyn; Doch nach ihrem beſten verſtande und
goͤttlichen einſicht/ wie etliche hielten und auch
er von ihm ſelbſt beſſer als er geachtet wurden.
Gleichwol konte David ihnen hieriñ nicht bey-
ſtimmen/ ſondern ward endlich gantz ſtille mit
der condition, er und ſie ſolten GOtt bitten/
daß er ihnen gnade und verſtand gebe/ ſie wol-
ten dem beſten ohne jemands anſehen nach-
folgen.

[Spaltenumbruch]

Hierauff reiſete er wieder mit groſſer muͤhe
und geſchwindigkeit uͤber das eyß von dannen/
daß er unterwegen bey nahe tod blieb. Wie
es ihm auch unterwegens gangen/ iſt nicht al-
les zu erzehlen/ denn er war ein mann von ſehr
zarten und ſchwachen gemuͤthe und wegen ſei-
nes eigenen natuͤrlichen weſens voll ſorgen und
angſt/ daß er nicht alleine ſeyn knote. Deswe-
gen man vor rathſam hielte ihn weder auff den
wege noch in der herberge allein zu laͤſſen/ noch
auch zu herbergen wo die andern ſeine reiſe ge-
faͤhrten blieben/ weil man ſorgte/ er moͤchte all-
zu viel bekandt werden. Nach dieſen iſt die ſa-
che wieder auffs tapet bracht und von etlichen
gehandhabt worden/ und wiewol er ſich davon/
als vom boͤſen enthielt/ doch aber weder ſich
noch andere darinn wegen ſeiner unerkaͤntnuͤß
und unerfahrenheit ohne den Geiſt der war-
heit verurtheilen wolte noch konte/ iſt er doch
mit unter ſie gerechnet worden/ ob ſchon ſein
hertz und hand ferne davon war. Als er aber
nun ſahe und hoͤrte/ daß es ſo hinaus lieff/ ge-
fiel es ihm ſehr uͤbel/ daß ſolche hertzen ſo bald
darinn umbkamen und ſehr viel ſterben mu-
ſten/ weil er wuſte/ daß es um ihres eifers wil-
len entſtund. Deswegen bat und flehete er ohn
unterlaß/ daß ſich doch Gott wolte erbarmen uñ
verſtand und wahre erkaͤntniß um ſeines worts
und vieler ſeelen willen geben/ daß es auff er-
den an allen gutwilligen hertzen frucht ſchaffen
und alſo viele ſeelig werden moͤchten.

Als diß nun geſchehen und verlauffen war/
ſtund einer aus dem volck aus Poeldyck auff/
ein einfaͤltiger mann (als ich habe ſagen hoͤren)
und mit ihm noch 3. oder 4/ gieng im gantzen
lande umher und ſagte: Er haͤtte von dem
Vatter den Geiſt der krafft dazu empfangen/
daß er bald gegen alle gottloſe und muthwilli-
ge boͤſewichter und inſonderheit am hofe im
Haag das unſchuldige blut ihrer bruͤder raͤchen
und ſtraffe aus uͤben ſolte. Wie es aber mit
ihm gangen und ſich geendiget/ auch alles was
von ihm und durch ihm gethan iſt/ kan man an
dem orte deſſelben landes von den glaubwuͤrgi-
gen/ die es gehoͤret und geſehen haben/ erfah-
ren. An dieſe ſandte der gute mann D. J. ei-
nen brieff daß ſie ſich ſolcher dinge enthalten ſol-
ten/ und remonſtrirte ihnen mit worten und
ſchrifften/ daß ſie darinn nicht beſtehen wuͤr-
den/ indem ſich der eine vor ſo hoch auffwarff
oder vor einen Koͤnig ausgab/ wie man ſagte/
und waͤre ihnen gern vorkommen/ wie er auch
an denen von Haſerſou gethan/ und geſchrie-
ben hatte/ aber der brieff kam ſo bald nicht/ ſo
waren ſie ſchon gefangen genommen/ ſie aber
wolten den brieff nicht leſen/ ſondern warffen
ihn ins feuer und hatten etliche ſpruͤche darwi-
der/ verachteten ihn und lieſſen ihm endlich ſa-
gen: Gehet hin und ſaget dem manne D. J.
daß ich zu einem Koͤnig erkohren und ein herr-
ſcher und regierer uͤber die gantze welt an Chri-
ſti ſtatt ſeyn ſoll/ und dergleichen andere worte
mehr.

Einige auch von dieſen manne eingenom-
men giengen und ſtieſſen hefftige worte die ſie
von ihm gehoͤret/ gegen dem Dav. Jor. aus/ ſo
daß auch kein gutwillig einfaͤltig hertze davor
beſtehen konte. Aber ehe der morgen kam/

waren
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[406/0702] Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beſchreibung. nicht gutes muths oder als ein wahrer geſand- ter bequaͤm dazu fand. Zu dieſer zeit giengen die buͤcher und brieffe des Muͤnſters vom Ehe- ſtand/ Reiche Chriſti und reſtitution oder her- wiederbringung aller dinge aus/ da ward er võ allen (derer ein groſſer hauffe in Waſſerland um des geſandten buchs willen untereinander verſamlet waren) beruffen und nicht ohne ge- fahr mit gefuͤhret/ denn er wuſte nicht wie oder warum. Als er nun daſelbſt/ wo er ſein lebtag nicht geweſen/ ankommen/ mochte er in die 12. oder 14. maͤnner allda antreffen/ unter welchen er etliche kannte/ die endlich ihr wort bey ihm anbrachten/ von denen dingen/ die ſie mit ihn zu ſprechen vorhatten und untereinander ein- traͤchtiglich beſchlieſſen wolten/ was in allen ſtaͤdten zu thun ſey. Darauff er geantwortet; Daß er ſich vor keinen ſolchen lehrer koͤnte ausgeben oder darein ſchicken/ er wolte es von Gott erwarren/ deswegen ſie viel worte/ (die hier zu lang zu erzehlen) mit- einander gewechſelt haben und meiſt uͤber ihm/ ſeiner jugend und unerfahrenheit halben be- kuͤmmert und beſorgt waren. Nach dem eſſen nun huben ſie an das buch zu leſen/ dabey ein geſandter von Muͤnſter war und fragten ihm uͤber alles kuͤrtzlich/ ob er was dabey zu ſagen haͤtte. Er aber ſprach: Daß er ſich nicht alt und erfahren genug da- zu erkennte/ es moͤchte es ein anderer beantworten/ er koͤnte es nicht billigen/ daß man wolte mit dem ſchwerdt drein ſchlagen. Auch hatten ſie diß auffn tapet/ daß ſo jemand ſeinen bruder gefangen ſehe/ ſolte ſein leben vor ihm laſſen und dergleichen treffliche ſpruͤche mehr. Aber Dav. Jor. antwortete: Solches ſtuͤnde ihm nicht frey/ der Herr Chriſtus waͤre ihm auch dariñ nicht ſo vorgangen/ waͤre es auch nicht von den Apoſteln gelehrt/ aber wol das Creutz zu tragen/ uud alles unrecht zu leiden. Welches er mit vielen ſtellen aus der ſchrifft dargethan und ſprach/ das iſt Gottes wort und das muß ſeine erfuͤllung haben. Hat es nun bey euch ſeine erfuͤllung empfan- gen/ ſo moͤget ihr vor euch ſelbſt zuſehen/ dis weiß ich/ daß es Gottes wort iſt (ſprach er) und das bleibt in ewigkeit. Darauff antwortete einer/ mit namen Dammas, wie? Lieber bruder D. J. das iſt auch Gottes wort/ das ſo wol von den Propheten als Apo- ſteln geſprochen iſt und bleibt eben auch war- hafftig in ewigkeit/ was ſagſtu dazu/ ſprach er. David ſprach: Jch ſage nichts darwider/ als daß ich dis erſt warzunehmen ha- be/ und vorgehen laſſen wil und derglei- chen argumenta mehr/ die zu lang fallen moͤch- ten zu erzehlen. Darauff antworten dieſe bald dis bald das/ daß es ziemlich lang waͤhrte/ denn ein jeder wolte ihm gern am meiſten zuwider ſeyn; Doch nach ihrem beſten verſtande und goͤttlichen einſicht/ wie etliche hielten und auch er von ihm ſelbſt beſſer als er geachtet wurden. Gleichwol konte David ihnen hieriñ nicht bey- ſtimmen/ ſondern ward endlich gantz ſtille mit der condition, er und ſie ſolten GOtt bitten/ daß er ihnen gnade und verſtand gebe/ ſie wol- ten dem beſten ohne jemands anſehen nach- folgen. Hierauff reiſete er wieder mit groſſer muͤhe und geſchwindigkeit uͤber das eyß von dannen/ daß er unterwegen bey nahe tod blieb. Wie es ihm auch unterwegens gangen/ iſt nicht al- les zu erzehlen/ denn er war ein mann von ſehr zarten und ſchwachen gemuͤthe und wegen ſei- nes eigenen natuͤrlichen weſens voll ſorgen und angſt/ daß er nicht alleine ſeyn knote. Deswe- gen man vor rathſam hielte ihn weder auff den wege noch in der herberge allein zu laͤſſen/ noch auch zu herbergen wo die andern ſeine reiſe ge- faͤhrten blieben/ weil man ſorgte/ er moͤchte all- zu viel bekandt werden. Nach dieſen iſt die ſa- che wieder auffs tapet bracht und von etlichen gehandhabt worden/ und wiewol er ſich davon/ als vom boͤſen enthielt/ doch aber weder ſich noch andere darinn wegen ſeiner unerkaͤntnuͤß und unerfahrenheit ohne den Geiſt der war- heit verurtheilen wolte noch konte/ iſt er doch mit unter ſie gerechnet worden/ ob ſchon ſein hertz und hand ferne davon war. Als er aber nun ſahe und hoͤrte/ daß es ſo hinaus lieff/ ge- fiel es ihm ſehr uͤbel/ daß ſolche hertzen ſo bald darinn umbkamen und ſehr viel ſterben mu- ſten/ weil er wuſte/ daß es um ihres eifers wil- len entſtund. Deswegen bat und flehete er ohn unterlaß/ daß ſich doch Gott wolte erbarmen uñ verſtand und wahre erkaͤntniß um ſeines worts und vieler ſeelen willen geben/ daß es auff er- den an allen gutwilligen hertzen frucht ſchaffen und alſo viele ſeelig werden moͤchten. Als diß nun geſchehen und verlauffen war/ ſtund einer aus dem volck aus Poeldyck auff/ ein einfaͤltiger mann (als ich habe ſagen hoͤren) und mit ihm noch 3. oder 4/ gieng im gantzen lande umher und ſagte: Er haͤtte von dem Vatter den Geiſt der krafft dazu empfangen/ daß er bald gegen alle gottloſe und muthwilli- ge boͤſewichter und inſonderheit am hofe im Haag das unſchuldige blut ihrer bruͤder raͤchen und ſtraffe aus uͤben ſolte. Wie es aber mit ihm gangen und ſich geendiget/ auch alles was von ihm und durch ihm gethan iſt/ kan man an dem orte deſſelben landes von den glaubwuͤrgi- gen/ die es gehoͤret und geſehen haben/ erfah- ren. An dieſe ſandte der gute mann D. J. ei- nen brieff daß ſie ſich ſolcher dinge enthalten ſol- ten/ und remonſtrirte ihnen mit worten und ſchrifften/ daß ſie darinn nicht beſtehen wuͤr- den/ indem ſich der eine vor ſo hoch auffwarff oder vor einen Koͤnig ausgab/ wie man ſagte/ und waͤre ihnen gern vorkommen/ wie er auch an denen von Haſerſou gethan/ und geſchrie- ben hatte/ aber der brieff kam ſo bald nicht/ ſo waren ſie ſchon gefangen genommen/ ſie aber wolten den brieff nicht leſen/ ſondern warffen ihn ins feuer und hatten etliche ſpruͤche darwi- der/ verachteten ihn und lieſſen ihm endlich ſa- gen: Gehet hin und ſaget dem manne D. J. daß ich zu einem Koͤnig erkohren und ein herr- ſcher und regierer uͤber die gantze welt an Chri- ſti ſtatt ſeyn ſoll/ und dergleichen andere worte mehr. Einige auch von dieſen manne eingenom- men giengen und ſtieſſen hefftige worte die ſie von ihm gehoͤret/ gegen dem Dav. Jor. aus/ ſo daß auch kein gutwillig einfaͤltig hertze davor beſtehen konte. Aber ehe der morgen kam/ waren

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/702>, abgerufen am 22.12.2024.